Flügelprobe Norwegen: Pexa-CBeeWing-Vergleich

  • Hallo allerseits,


    heute durfte ich eine Flügelprobe der Norwegischen Dunklen Biene aus unserer Sammelbestellung untersuchen.


    Die Probe der Flügelaufnahmen erhielt ich per Email zugesandt, zusammen mit einigen Screenshots der Vermessung mit dem Pexa Programm, so dass wir nun leicht einen Vergleich mit dem Programm CBeeWing, welches ich verwende, herstellen können. Eine interessante Geschichte.


    Kurz zur Technik und zum Ergebnis:


    Die 50 Flügel wurden mit einer Kompaktkamera von Olympus aufgenommen; die nötige Schärfe zur richtigen Vermessung der Punkte war daher gerade eben noch so gegeben. Einige Flügel waren aber aufgrund von Unschärfe und von Glanzlichtern durch den Fotoblitz dennoch nicht messbar, so dass ich letztendlich von 50 Flügeln nur 39 sicher vermessen konnte.


    Das Ergebnis bei CBeeWing: alle Flügel lagen in jeder Beziehung zu 100% im vollen Mellifera-Bereich!


    Herzlichen Glückwunsch! Wir können tratsächlich davon ausgehen, dass die Norwegische Biene zu hundert Prozent eine unvermischte Dunkle Biene darstellt.


    Dem Einsender danke ich an dieser Stelle ganz herzlich für die Dateien und für die Pexa-Messwerte. Die Messung hat mir wieder sehr viel Freude bereitet!


    [hr]50[/hr]
    In der Ergebnisgrafik von CBeeWing sieht man sehr schön alle 39 "Kreuzchen" in den rot umrandeten Standardbereichen für die Mellifera. Bei CBeeWing sind dies folgende Grenzwerte, die im Programm korrekt eingegeben sind:


    Cubitalindex: 1,0 bis 1,9
    Hantelindex: 0,600 bis 0,923
    Discoidalverschiebung: -12 bis null


    Bild: Ergebnisgrafik CBeeWing



    [attachment=5]ergebnis-norwegen-07-01-2014.jpg[/attachment]


    Im folgenden nun die Pexa-Grafiken zu denselben Flügeln:



    [attachment=4]pexa-1.jpg[/attachment]



    [attachment=3]pexa-2.jpg[/attachment]



    [attachment=2]pexa-3.jpg[/attachment]



    [attachment=1]pexa-4.jpg[/attachment]


    Hier fällt doch schon ein anderes Erscheinungsbild mit wichtigen Abweichungen auf:


    1. Zunächst fällt ins Auge, dass sowohl Hantel- wie auch Cubitalindex jeweils bestimmten "Klassen" zugeordneten werden. Dies ist ein Relikt aus der Carnica-Zucht, als die Ergebnisse einer Probe in "Kurven" dargestellt wurden. Auf der Y-Achse wurde die Anzahl dargestellt, auf der x-Kurve die jeweilige Klasse.


    2. Demnach werden folgerichtig bei Pexa die Cubital- und Hantelindizes in den grafischen Darstellungen mit logarithmischen Abständen angezeigt, denn: von einem Zehntel zum nächsten Zehntel des Indexes verläuft der Abstand ja nicht linear, sondern logarithmisch. Ein mathematisches Problem. Beispiel: der Abstand von 1,3 zu 1,4 ist deutlich größer als der von 1,9 zu 2,0. Dies berücksichtigt Pexa. Notwendig ist dies für unsere Zwecke nicht, sondern eher verwirrend.


    3. Pexa errechnet einen "Mittelwert", den es bei CBeeWing auch gibt, aber etwas versteckter. Er ist für unsere Belange nicht relevant.


    4. Offensichtlich scheint Pexa andere Grenzwerte für Mellifera zu setzen: wenn ich die Grafiken recht deute, zählt Pexa alles, was den Cubitalindex 2.1 beispielsweise hat, noch zur Mellifera, CBeeWing dagegen nicht.


    5. Auffallend sind in Grafik 4 die vielen "roten" Flügel, die "links" aus dem zulässigen Hantelindex "herausgefallen" sind. Da es schon spät ist, kann ich mir dies derzeit nicht erklären; vielleicht hat jemand von den Fachleuten eine Idee?


    6. Und obwohl Pexa 54% aller Flügel als "nicht im Vertrauensbereich" bezeichnet (lt. Grafik 1), steht im Ergebnis: "Entspricht den Merkmalen der Rasse Mellifera". Kann ich mir im Moment nicht erklären.


    Über weitere Hinweis von jemandem von Euch mit Pexa-Erfahrung würde ich mich sehr freuen.


    LG
    Kai


    Foto: Stark verkleinerte Teilansicht der zugesandten Dateien



    [attachment=0]norwegen-einzelfluegel-olympus-sp550uz.jpg[/attachment]

  • Hallo!


    Die Auffälligkeit bei der Korrelation Hantelindex - Discoidalverschiebung zwischen beiden Programmen liegt in der Definition des Vertrauenbereiches für die Mellifera-Arbeiterinnen begründet, den das Pexa-Programm von Walter Gruber übernommen hat (näheres zu Walter Kruber und seiner Veröffentlichungen in 'Die Biene' bei Roland Wörsching, siehe Link: http://www.apis-mellifera-mell…alverschiebung/index.html)


    Die untersuchte norwegische Königin und womöglich alle nordeuropäischen Linien unterscheiden sich von dem Material, welches KRUBER zur Festlegung seines 'Vertrauensbereiches' veranlasste.
    Dies aufzuklären, übersteigt die Möglichkeiten von uns einfachen 'Bienenhaltern'.


    Für Nordeuropäerinnen scheint das schwedische Flügelmessprogramm das angemessenere zu sein.


    Herzliche Grüße


    Andreas

  • Hallo Andreas,


    danke für Deine wertvollen Hinweise und für den Link. Ein weiteres "Nachforschen" lohnt sich da bestimmt.
    LG
    Kai


    PS: Das Ergebnis "Norwegen" habe ich natürlich auf unserer Hauptseite eingestellt: http://www.nordbiene.de/dunkle…dunkle-biene-probe-1.html