Hallo Forengemeinde,
ich hatte dieses Jahr gedacht, die Einträge sind durch. Zwischen Mitte und Ende Juli bis Anfang August waren die Völker am verhungern. Man musste Füttern. Die Jahresentwicklung lies vermuten, dass es in den Waldtrachtgebieten auch keine ergibige Tracht mehr geben wird. Imkerpate war gleicher Meinung. Daher gab es eine Portion Futter von ca. 5 Kilo und dann die erste AS-Behandlung. Dummerweise trat dann massiver Eintrag ein. Ich war schon skeptisch, wo das auf einmal herkam und mich überkamen komische Gedanken. Es bestätigte sich bei Beobachtung am Flugloch. Starker Flugbetrieb am frühen Morgen bis in den Abend hinnein. Teils schwarze, abgearbeitete Bienen mit erhöhtern Totenfall vor den Fluglöchern (Waldtrachtkrankheit der nicht ansteckenden Schwarzsucht), weiße Zuckerkristalle (nicht klebend) am Flugloch und davor. Das Gewicht verdächtig hoch. Ein Blick auf die Waben bestätigte den Verdacht. Melizitose, und das in rauen Mengen. Der Schrecken hat einen Namen. Neben der Varroa ist Melizitose-Eintrag um diese Jahreszeit ein Problem, dass einem den Völkerbestand kosten kann. Wer auf diesem Honig Völker überwintern lässt, wir mit ziemlicher Wahrscheinlich im Frühjahr ein Bild des Krauens in den Beuten vorfinden. Die Ruhr wird die Völker dahin raffen. Habe das beim Paten 2016 gesehen, der Anblick ist niederschmetternd. Daher muss gehandelt werden.
Als Info: Auch die Imker der Umgebung haben mit diesem Problem zu kämpfen. Es sucht in unserer Ecke aktuell Jeden heim aktuell.
Prinzipiell kann man sagen, der Honig ist geschmacklich eine Bombe. Wenn man ihn aus den Waben bekommt. Für mich ist es das erste Mal, das ich damit konfrontiert werde.
Ich habe viel darüber gelesen und gesehen. Anfänglich lässt sich der Honig noch schleudern, aber da ist er meist noch nicht reif. Teilweise beginnt er innerhalb weniger Tage in den Waben zu kristalisieren. Er wird sandig bis zementartig fest. Man bekommt ihn am Ende nicht mehr heraus.
Ein Umtragen ist jedoch möglich. Dazu werden die Waben entnommen, gewässert, und dann wie beim Ausschlecken lassen über eine Leerzarge aufgesetzt. Die Bienen tragen den Inhalt um, dabei wird er erneut mit Enzymen versetzt und erneut eingelagert. Danach ist er schleuderbar, ggf. muss man es mehrmals umtragen lassen. Voraussetzung sind jedoch starke Völker und Trachtende, und natürlich ausreichend leere Waben. Diese habe ich leider nicht in rauen Mengen, da erst seit 2017 aktiv.
Ich bin nun am Überlegen, wie ich damit umgehe. Ich wollte zweiräumig überwintern. Nun sind die obenren Räume weitgehend schon mit Melizitosehonig vollgetragen. Viele Waben haben einen dicken Honigkranz aus flüssigem Blütenhonig und diversen Honigtau. Darunter jedoch alles Melizitose, ungefähr hälfte bis zwei drittel der Wabenflächen. Die Waben selbst sind sehr schwer. Der Honig ist durch die AS nicht mehr für den Verzehr geeignet. Ein weiteres Problem ist, dass gerade bei den starken Völkern das Brutnest schon stark eingeschränkt wird. Jede freie Zelle wird vollgetragen. Um diese Zeit tötlich für das Volk. Wie sollen da die Winterbienen in ausreichender Anzahl erbrütet werden?
Plan 1:
Waben weiterhin volltragen lassen (ggf. Mittelwände einsetzen, diese werden höchstwahrscheinlich noch gut ausgebaut), bis die Tracht beendet ist und dann auf einem Raum einengen, Honigwaben entnehmen und einlagern für das nächste Frühjahr zur Fütterung von Jungvölkern. Aus der verbleibenden Zarge ebenfalls ggf. noch vorhandene Honigwaben entfernen. Ein paar leere Waben noch in die verbleibende Zarge geben (nur begrenzt verfügbar). Dann in 3-4 Portionen mit Bedacht auffüttern, ca. 12-max. 15kg. Dies wird sich, auch wegen hoffentlich noch angelegter Brut bis Ende September hinziehen. Dann eben Einwinterung auf einem Raum. Funktioniert auch.
Plan 2:
Regelmäßig Waben entnehmen, was zu schleudern geht, abschleudern, dann wieder dem Volk geben. Der Freigewordene Platz wird wieder vollgetragen.
Dann weiter mit Plan 1 nach Ende der Tracht.
Plan 3:
Nach Trachtende umtragen lassen und dann abschleudern. Problem: Die begrenzte Anzahl an leeren Waben und die vorausgegangen AS-Behandlung. Honig nur für die Fütterung der Jungvölker im nächsten Sommer nutzbar. Daher nicht so sinnvoll. Abarbeitung der Bienen ggf. enorm.
Plan 4:
Imkerpate rät dazu, immer etwas flüssig zu füttern (1:1) Zuckerwasser, damit die Bienen die Melizitose vermengen und von der Trachtquelle ablassen. Danach weiter mit Plan 1.
Ich bin etwas spektisch, da gerade bei schon stark eingeengtem Brutfeld/-Nest stelle ich mir das kontraproduktiv vor.
ggf. wäre das in Kombination mit Mittelwänden sinnvoll.
Plan 5:
Radikales Vorgehen. Zweite Zarge mit Melizitosewaben runter (am besten gegen Ende der Tracht), Zarge mit Mittelwänden aufsetzen, Massiv füttern (5-7, max. 10 Liter auf einmal). Durch den Futterdruck werden die Mittelwände ausgebaut. Funktioniert normalerweise, jedoch um diese Jahreszeit? Damit würden die Bienen ggf. von der Quelle ablassen und Winterfutter einlagern, ggf. den Brutbereich "beräumen" und die geringeren Mengen Melizitose nach oben umlagern. Wenn nicht, dann manuelle Entnahme. Die Bienen würden aber auch hier enorm abgearbeitet denke ich. Vorteil: Einwinterung auf zwei Räumen wieder möglich.
Plan 6:
?
Am Wochende soll bei uns ein Kälteeinbruch mit Regen eintreten. Man kann jetzt nur hoffen, dass die Tracht damit endet und die Läuse so das zeitliche segnen.
Meine Fragen in die Runde zur Diskussion:
Wie würdet ihr mit dieser Situation umgehen? Hattet ihr diesen Fall schon?
Danke euch für rege und ergiebige Geistesergüsse. Ich bin wirklich dankbar für jeden Tipp. Bin mir unsicher, wie ich damit umgehen soll. Mein Pate ist leider nur bedingt verfügbar, daher bin ich weitestgehend auf mich gestellt und Uhr tickt bis zur Einwinterung.
Gruß
Steve