Starken Varroa Befall im April bekämpfen

  • Guten Tag,
    Ich habe vor ca. 6 Wochen vier vernachlässigte Bienenvölker gerettet. Das ganze geschah in Absprache mit dem Veterinäramt und wurde von einem Berufsimker und dem lokalen Bienenseuchenwart begleitet. Auch die Futterkranzprobe zeigte ein zufriedenstellendes Ergebnis. Keine Krankheiten.


    Nun kam es plötzlich in dem einen Volk zu massiven Bienenverlust. Alle Flugbienen sind von der Varroa so stark befallen, dass sie flugunfähig sind und einfach nur aus dem Stock fallen. Hat jemand zufällig eine clevere Idee? Mein Imkerpate meint, dass eine totale Brutentnahme im Mai ausreicht, ich bezweifel allerdings, dass das Volk so lange noch lebt. (Die Bienen saßen von 2 Wochen noch auf 13 Waben, nun auf 3-4)


    Wenn jemand eine Rettungsidee hat, gerne melden. DANKE!

  • Ich kenne jemanden, der behandelt im Frühjahr grundsätzlich mit Puderzucker (in die Wabengassen streuen) um durch Putztrieb den VarroaDruck zu reduzieren. Wenn das so schlimm ist, würde ich auch mit anderen Mitteln arbeiten. MS + ApiLiveVar. Nützt ja nix ans Schleudern zu denken und das Volk bricht zusammen. Nach Raps bzw Robinie verdeckelte Brut raus und einschmelzen, wenn die offene Brut dann verdeckelt ist auch diese weg....


    Um gleich die BW zu entnehmen... würde ich versuchen zu vermeiden, da die alten Bienen ja nach und nach verloren gehen...
    L.G. Rene


  • Guten Tag,
    Ich habe vor ca. 6 Wochen vier vernachlässigte Bienenvölker gerettet. Das ganze geschah in Absprache mit dem Veterinäramt und wurde von einem Berufsimker und dem lokalen Bienenseuchenwart begleitet.


    ...Nun kam es plötzlich in dem einen Volk zu massiven Bienenverlust. Alle Flugbienen sind von der Varroa so stark befallen, dass sie flugunfähig sind und einfach nur aus dem Stock fallen.


    Hallo,


    was sagen denn der Berufsimker und der begleitende Bienenseuchenwart zu dem Volk?


    Ich bezweifle, dass es sich hier um einen Varroaschaden handelt. Dies wäre ein untypisches Schadbild. Hast Du mal den Futterstand der Bienen kontrolliert?


    LG
    Kai

  • Ich bin mir auch nocht sicher, ob es allein die Varroa ist. Ich hatte im vergangenen Fruehling auch ein Volk mit den von Dir beschriebenen Symptomen. Verkruepppelte Jungbienen stuerzten reihenweise vom Flugbrett in den Tod. Dennoch hatte ich keine Varroa auf der Windel. Das Volk entwickelte sich schwach und kam praktisch erst Ende Mai aus dem Knick.


    Momentan ist eine schwierige Zeit fuer die Bienen. Stichwort "Durchlenzung". Da treten manmal (multi) Faktorenkrankheiten auf. Aber auch eine subletale Schaedigung der Winterbienen(z.B. wg. OS-Ueberdosierung bei der Winterbehandlung) kann sich nun raechen.


    Kontrolliere den Milbvenbefall und achte auf Kotreste auf den Raehmchen sowie aussen an der Beutenwand und auf dem Flugbrett. Mein Volk habe ich letztes Jahr mit Zuckerwasser 1:1 (kann auch ruhig noch etwas duenner sein) gefuettert, damit sie die Verdauungsprobleme schneller los werden. Weiterhin auf eine saubere Beute achten (Kotreste am Flugbrett und der Beutenfront taeglich mit Apfelessig wegwischen). Verkotete Waben unbedingt entfernen. Wenn momentan Varroabefall auf der WIndel feststellbar ist, dann auf keinen Fall Drohnenbrut schluepfen lassen!


    Ohne Kenntnis Deiner Trachtsituation sind weitere Ratschlaege schwierig. Ich denke aber, Deine Kollegen haben schon Recht. Bei meinen Volk hat sich das Problem in der 2. Maihaelfte herausgewachsen. Ich habe dann Anfang August, wie bei allen Wirtschaftsvoelkern, eine TBE gemacht. Dieses Jahr ist es eines meiner staerksten Voelker.

  • Postkugel


    Danke für die ausführliche Antwort.
    Kotprobleme habe ich zum Glück nicht, jedenfalls nicht auffällig. Also es sind keine Spritzer vorhanden.
    Die abgestürzten Bienen haben alle eine Milbe auf dem Rücken sitzen.
    Den Tipp mit der Drohnenbrut werde ich umsetzen.


    Lieben Dank


  • Ich kenne jemanden, der behandelt im Frühjahr grundsätzlich mit Puderzucker (in die Wabengassen streuen) um durch Putztrieb den VarroaDruck zu reduzieren. Wenn das so schlimm ist, würde ich auch mit anderen Mitteln arbeiten. MS + ApiLiveVar. Nützt ja nix ans Schleudern zu denken und das Volk bricht zusammen. Nach Raps bzw Robinie verdeckelte Brut raus und einschmelzen, wenn die offene Brut dann verdeckelt ist auch diese weg....


    Um gleich die BW zu entnehmen... würde ich versuchen zu vermeiden, da die alten Bienen ja nach und nach verloren gehen...
    L.G. Rene


    Ich werde das Mal beobachten und notfalls umsetzten. Da ich eh das Wabenmaß wechseln will, ist das mit der Brutentnahme ganz praktisch

  • Kai


    Der Berufsimker kann erst kommendes Wochenende dazustoßen. Vor 6 Wochen war das Volk auch nicht auffällig.


    Futter ist ausreichend vorhanden und auch in unmittelbarer Brutnestnähe und alle bebrüteten Waben haben einen dicken Futterkranz.

  • Vielleicht noch ein Hinweis:
    Ob und wann der Vorbesitzer eine Behandlung gegen Varroa gemacht hat ist unklar. Der Mann ist vor ca. 8 Monaten ins Pflegeheim gekommen und die Bienen waren sich selbst überlassen.
    Es war ein grauenvolles Bild, aber die Völker Sterben zu lassen war keine Option

  • Also wenn auf jeder Biene eine Milbe sitzt, musst du m.E. handeln. Da kann man nicht nur beobachten. Wäre ja schon fast einen Schwefelgedanken wert, wenn das so ist. Damit werden alle umliegenden Völker mit gefährdet....

  • Das ist eine traurige Geschichte, die leider immer wieder mal vorkommt. Deshalb sind Patenschaften ja auch so wichtig. Hier kann dann der ehemalige Jungimker etwas zurueck geben.


    Die Bienen einfach sterben zu lassen, ist keine Option. Klar. *Wenn* die Varroalast wirklich so gross wie befuerchtet ist (Windelkontrolle!!!), dann sind Flumethrinstreifen (Bayvarol) m.E. vorerst das Mittel der Wahl. Man kann davon halten, was man will (Bayer ist boese Chemie und so...), aber es ist die einzige Moeglichkeit, die Milben schnell zu reduzieren, ohne die Bienen dabei noch mehr zu schaedigen. Mit organischen Saeuren gibt man so einem Volk den Rest und Thymol braucht zu lange bzw. wirkt zu schlecht. Auch eine kranke Biene waermt noch den Stock, eine tote (geschaedigte Bienen gehen nach einer Behandlung mit organischen Saeuren zumeist ab) nicht mehr! Auch darf man nicht vergessen, dass stark vermilbte Voelker eine grosse Gefahr fuer die umliegenden Voelker sind ("Varroaschleuder"). Ich wuerde bei so einem Volk fuer dieses Jahr komplett auf Honig verzichten und Handeln. Ein totkranker Patient braucht keine Moral sondern Hilfe!


    Aber das ist alles Spekulation, wenn man den Milbenbefall nicht kennt.

  • Wäre vielleicht klug, alle verdeckelte Brut sofort ... Die Hauptlast liegt eh in der Brut .
    Ich würd mich auch nicht auf eine Gemülldiagnose verlassen. Die Ameisen sind fleißig... Aber du hast Recht, es sind Spekulationen.

  • Es tut mir leid, doch wenn da noch etwas zuretten ist. Dann muss man leider einen Kunstschwarm mit ganz neuem Wabenwerk machen und mit 10 % Milchsäure nach 2 Tagen behandeln. Die Varroa ist nur ein Teil des Problems, oft sind im Gepäck noch Viren und Bakterien. Und die Brut, die da noch schlüpft, ist nichts zu erwarten. Milchsäure belastet am wenigsten die Bienen und hat trotzdem noch einen guten Erfolg. Sonst würde ich sagen, wäre nur Oxalsäure verdampfen möglich. Bitte nicht ox sprühen, da gehen dir geschwächte Biene sofort ein, dass gilt auch für AS.
    Wenn nach 2 Tagen noch eine ausreichende Bienenmasse vorhanden ist, dann kann es sich erholen. Wenn nicht, kann man zusammenlegen mit einem weiteren kranken Volk. Bitte nicht in gesunde Völker packen. Und wenn da am Stand eigene gesunde Völker sind, Fluglöcher klein machen für 3 Tage. Damit da keine Reinvasion erfolgt. Alles Wabenwerk ausschmelzen. Sowas gehört nicht mehr ins Volk. Alles Gute

  • Das Milchsaeure weniger belastet wie Oxalsaeure, moechte ich nicht mehr so unterschreiben. Ich habe das auch mal geglaubt, wurde aber inzwischen eines Besseren belehrt. Ich denke, Oxalsaeure ist das wirksamere und vertraeglichere Mittel. Aber ich bin vermutlich beim Spruehen auch recht ungeschickt.


    Dennoch: Angeschlagene Bienen gehen bei der Anwendung von organischen Saeuren ab. Egal welche. Die Saeuren sind zwar "bio", aber keinesfalls unproblematisch. Kunstschwarm ist richtig und befreit das Volk sicher von seiner Last. Aber erst in 3-4 Wochen. Bis dahin: Flumethrin (Bayvarol), auch wenn's nicht "bio" ist. Bio ist nur wichtig, wenn man Honig ernten will. Das wird bei dem beschriebenen Volk aber vorerst eher nicht mehr der Fall sein.


    Ob sich die/der TS nochmal meldet?

  • Postkugel @ Interessant, inwiefern würdest du behaupten bzw. aus welcher Erfahrung heraus meinst du, dass Milchsäure doch nicht so "harmlos" ist?
    Bei Oxalsäure ist man sich momentan sicher, dass sie besonders den Darm der Biene schädigt. Bei Oxalsäure sollte man nur Verdampfen, zumindest ist man da auf der sicheren Seite.


    Joey94 @ Ich würde schnell mit einer Einlage den Varroadruck eruieren und dann dementsprechend handeln. Sollte der Varroadruck tatsächlich so bedrohlich und verantwortlich für das Absterben der Bienen im besagten Volk sein, würde wohl die Entnahme der verdeckelten Brutwaben Sinn ergeben. Volk auf wenige schöne Waben einengen, und weiters die aufsitzenden Varroa beseitigen, sprich OX verdampfen o.ä.
    Das Brutbild sieht gesund aus?


    Wahrscheinlich würde es besonders schlau sein, wenn du alle Völker zur Schwarmzeit bzw. wenn sie genug Bienenfleisch haben, zu Kunstschwärme machst und dann in deine neuen Beuten, mit neue Rähmchen und unbedenkliche Mittelwände einschlägst. Zumindest wäre das so mein Ansatz, nur so als Anregung!


    Viel Erfolg!


    LG


  • Postkugel @ Interessant, inwiefern würdest du behaupten bzw. aus welcher Erfahrung heraus meinst du, dass Milchsäure doch nicht so "harmlos" ist?
    Bei Oxalsäure ist man sich momentan sicher, dass sie besonders den Darm der Biene schädigt. Bei Oxalsäure sollte man nur Verdampfen, zumindest ist man da auf der sicheren Seite."


    Die Erfahrung ist folgende: Wenn man staerker varroabelastete Voelker gegen Abend (nach Einstellung des Flugbetriebes) mit Milchsaeure spruebehandelt, gehen anschl. massiv Bienen ab. Einfach mal eine Stunde am Flugloch beobachten... Und nein, die Bienen waren von der MS nicht durchnaesst. Diese Beobachtung habe ich nach OX-Spruehbehandlungen so nicht gemacht. Das sich OX, vor allem bei Traeufelbehandlung, subletal auf die Bienen auswirkt, ist bekannt. Aber wurden solche Untersuchungen ueberhaupt mal mit MS angestellt?


    Ich arbeite gern mit OX. Allerdings nur bei brutfreien Voelkern. Bei uns im Verein wurden damit schon echte Problemfaelle im Winter mittels Spruehbehandlung gerettet. Blockbehandlungen bei bruetenden Voelkern sind mir suspekt. Weil ich das Verfahren bezueglich seiner Wirksamkeit bezogen auf die eingebrachte Wirkstffmenge anzweifle. Das kann man sicherlich auch anders sehen. Bekanntlich fuehren viele Wege nach Budweis.

  • Moin, ihr alle.
    Danke für die aufschlussreichen Ideen. Ich habe mit dem Seuchenwart nochmal drübergeschaut.
    Seine Einschätzung liegt auch hauptsächlich auf der Varroa. Da es eh geplant war, alle Völker nach der Frühtracht von dem uralten Wabenwerk runter, auf frisches Wabengut umzusiedeln, wird das jetzt vorgezogen. Er empfahl mir aber noch die aktuelle Kältewelle abzuwarten, damit die Bienen eine Chance haben zu überleben. Das Volk zieht um auf einen anderen Stand, von dem wir wissen, dass sich "offiziell" kein weiterer Stand im Umkreis von 4 km befindet. Das Volk kann sich dort erholen. Behandelt wird mit Milchsäure. Ggf. Werden Bienen aus stärkeren Völkern zugesetzt.


    Ich werde dann hier den Ausgang schildern. Ich versuche das eventuell auch anschaulich mit Bild und Videomaterial festzuhalten, sofern es die Arbeit nicht behindert.


    Euch nochmals vielen Dank für die Tipps.

  • Endergebnis:
    Das Volk musste aufgelöst werden. Das Volk wurde am neuen Standort von Wespen überfallen. Die Königin ist dabei gestorben. Ca. 400 Bienen befanden sich am Ende noch im Volk.
    Ich habe das Volk aufgrund fehlender offener Brut und der allgemeinen Schwäche aufgelöst. Alle Bienen mit Milchsäure behandelt. Das Wachs eingeschmolzen.


    Nochmals Danke für die vielen Tipps.