Königinnen zusetzen - nach Bruder Adam

  • Hallo zusammen,


    Nigra hat mich auf ein interessanten Thema gebracht, welches mir persönlich auch schon länger im Kopf rumschwirrt. Ich hatte auch immer wieder Misserfolge bei der klassischen Zusetzmethode mit Käfig, die auf der Theorie des Stock- oder Königinnengeruches basiert.


    Ich möchte hier die Thesen von Bruder Adam kurz anführen, hier ein Auszug aus seinen Beschreibungen (Quelle: pedigreeapis.org):



    Wir haben uns bestrebt zu zeigen :


    - dass der Volksgeruch oder Stockgeruch keinerlei Bedeutung hat beim Zusetzen,
    - dass längeres Einsperren einer Königin die Annahme, fraglicher macht,
    - dass der Zustand des Volkes und die Stimmung der Bienen von Einfluß sind auf die Annahme der neuen Königin, dass es aber praktisch unmöglich ist, den psychologisch günstigen Moment für eine gesicherte Annahme zu erkennen, wenn die Königin noch nicht vollreif ist,
    - dass aber Zustand des Volkes und Stimmung der Bienen völlig bedeutungslos sind, wenn sich die Königin in jeder Hinsicht so verhält, dass sie nicht Feindseligkeit erregt;
    - dass das Verhalten der Königin in jedem Fall der entscheidende Faktor ist, der schließlich Annahme oder Ablehnung bedingt, und
    - dass das Verhalten der Königin abhängt von ihrem Zustand und ihrem Alter.


    Unsere Behauptung, das Verhalten der Königin sei der grundlegende und einzige Faktor, der über die Annahme entscheide, stützen wir mit folgenden Tatsachen :


    - Vollreife Königinnen, die in Eierlage sind, können beigesetzt werden unter völliger Mißachtung aller bisher als unumgänglich betrachteten Vorsichtsmaßnahmen.
    - Auf diese Art neubeweiselte Völker können schon am nächsten Tag geöffnet werden ohne die geringste Gefahr für die neue Königin.
    - So zugesetzte Königinnen werden unfehlbar angenommen.



    Der gesamte, höchst interessante Artikel kann hier nachgelesen werden: http://www.pedigreeapis.org/biblio/artcl/FAintroSBZ50de.html
    Aufgrund der Erfahrungen anderer Imker und meiner eigenen (zugegebenermassen nicht sehr umfangreichen) ist diese Betrachtung schon durchaus schlüssig. Er empfiehlt bei der Zusetzung folgende Vorgehensweise:


    - eine Königin wird mit Sicherheit, ganz unabhängig von den Launen des Bienenvolkes, angenommen, wenn sie vor dem Zusetzen ein gewisses Alter, wenn sie ihre Vollreife erlangt hat.
    - Die jungen Königinnen werden ausschliesslich in Ablegern überwintern und erst im nächsten Frühjahr oder Herbst dem Wirtschaftsvolk zugegeben (ohne Käfig)
    - Muss eine noch nicht vollreife Königinn eingeweiselt werden, so geschieht dies ebenfalls über einen Ableger der zuerst gebildet wird und in dem die Königin zuerst weiter legen kann.


    Und dies immer ohne das Volk vorher Weisellos zu machen:


    "Der aufmerksame Leser hat bemerkt, dass wir entgegen der meist gegebenen Empfehlung nicht eine Periode der Weisellosigkeit einschalten, bevor wir die neue Königin zugeben. Die alte Königin wird entfernt und die junge sogleich zugesetzt (eventuell unter Zwischenschaltung eines Ablegers). Unsere Erfahrung lehrte uns :


    - dass es von keinerlei Vorteil ist, ein Volk vor dem Zusetzen in den Zustand der Weisellosigkeit zu versetzen,
    - dass ein weiselloses Volk, das Königinzellen angesetzt hat, weniger gewillt ist, eine nette Königin anzunehmen (das gilt aber, wie schon ausgeführt, nur für den Fall, da eine noch nicht vollreife Königin zugesetzt wird),
    - dass man leicht eine Königinzelle übersieht, wenn man sie ausbrechen sollte, wodurch die neue Königin aufs höchste gefährdet werden kann."



    Was mich nun interessieren würde:


    - Hat von Euch hiermit jemand tiefere Erfahrungen gesammelt?
    - Gibt es bisher schlüssige Beweise für/gegen einen Stockgeruch? Ich hab bisher noch nix im Netz gefunden.



    Freue mich auf eine gute Diskussion!

  • HAllo, schönen Dank für dieses interessante Thema, lieber Forggensee.


    Ich kann es weder bestätigen noch widerlegen, dass es einen Stockgeruch gibt. Ich möchte mich daher auf die Wiedergabe folgender Beobachtungen reduzieren:


      - Eine Königin in voller Eilage ist weitaus sicherer zuzusetzen als eine K. nach Versand


      - Jungbienen nehmen eine fremde Königin leichter an als Altbienen


      - Auch die Jahreszeit ist entscheidend: von April bis Mai ist es leichter als im Sommer


      - das Zusetzen durch Vereinigung klappt wohl immer


      - Fremdbienen (Arbeiterinnen) werden am Flugloch immer erkannt, egal wie sie sich verhalten


    Dies sind meine Beobachtungen. Von daher möchte ich Bruder Adam widersprechen, dass es KEINEN Stockgeruch gebe. Ich würde ihn aber lieber als Pheromon bezeichnen. Und jede Königin sendet andere Pheromone.


    Ich vermute daher, dass ALLE FAktoren wichtig sind:


      die Pheromone der Königin,
      die Verfassung und Erwartungshaltung des umzuweiselnden Volkes,
      das Verhalten der Königin,
      und auch die genetischen Unterschiede.


    Je größer die Differenzen, desto schwieriger das Zusetzen. Ich GLAUBE, dass alle angesprochenen Punkte wichtig sind und ALLE so günstig wie möglich zu wählen sind.


    LG
    Kai

  • Zitat von Forggensee

    Was mich nun interessieren würde:


    - Hat von Euch hiermit jemand tiefere Erfahrungen gesammelt?
    - Gibt es bisher schlüssige Beweise für/gegen einen Stockgeruch? Ich hab bisher noch nix im Netz gefunden.


    Mach doch einfach bei nächster Gelegenheit selber den Versuch mit den bienenbesetzten Waben aus verschiedenen Völkern.
    Das Abfegen von Brutwaben kann man sich nämlich als erstes schenken. Sammelbrutableger kannte man hier in meiner Jugend auch nicht - also muss man sich auch nicht über die obskuren Vorstellungen über das Zusetzen von Königinnen wundern, die immer noch herum geistern.

  • Zitat von imkerforum-nordbiene

    Von daher möchte ich Bruder Adam widersprechen, dass es KEINEN Stockgeruch gebe.


    Das hat Kehrle aber so gar nicht geschrieben:


    "Zusammenfassung


    Wir haben uns bestrebt zu zeigen :


    dass der Volksgeruch oder Stockgeruch keinerlei Bedeutung hat beim Zusetzen,
    dass längeres Einsperren einer Königin die Annahme, fraglicher macht,
    dass der Zustand des Volkes und die Stimmung der Bienen von Einfluß sind auf die Annahme der neuen Königin, dass es aber praktisch unmöglich ist, den psychologisch günstigen Moment für eine gesicherte Annahme zu erkennen, wenn die Königin noch nicht vollreif ist,
    dass aber Zustand des Volkes und Stimmung der Bienen völlig bedeutungslos sind, wenn sich die Königin in jeder Hinsicht so verhält, dass sie nicht Feindseligkeit erregt;
    dass das Verhalten der Königin in jedem Fall der entscheidende Faktor ist, der schließlich Annahme oder Ablehnung bedingt, und
    dass das Verhalten der Königin abhängt von ihrem Zustand und ihrem Alter.


    Unsere Behauptung, das Verhalten der Königin sei der grundlegende und einzige Faktor, der über die Annahme entscheide, stützen wir mit folgenden Tatsachen :


    Vollreife Königinnen, die in Eierlage sind, können beigesetzt werden unter völliger Mißachtung aller bisher als unumgänglich betrachteten Vorsichtsmaßnahmen.
    Auf diese Art neubeweiselte Völker können schon am nächsten Tag geöffnet werden ohne die geringste Gefahr für die neue Königin.
    So zugesetzte Königinnen werden unfehlbar angenommen."

  • Stimmt, er hält ihn nur nicht für ausschlaggebend bzw sogar für völlig unwichtig.
    Ich werde das nächstes Jahr mal ausschliesslich nach Adam umweiseln, bin schon gespannt.

  • Hallo,


    ja, das wird funktionieren. Eine vollreife, sich voll in Eilage befindliche Königin lässt sich z.B. durch Vereinigung ohne die geringsten Probleme zusetzen.


    Die interessante Frage ist für mich aber:


    Welches ist die sicherste Zusetzmethode für eine Königin, die wegen Postversands tage- oder wochenlang nicht in Eilage ist und uns im Juli/August erreicht?


    Erfahrungsgemäß geht ein Großteil dieser Königinnen "hopps".


    LG
    Kai


  • Auch hierzu schreibt Adam etwas:


    Wir wissen aber sehr wohl, dass immer etwa Umstände eintreten können, die es nötig machen, auch frischbegattete Königinnen, die ihre Vollreife noch nicht erreicht haben, zuzusetzen. Auch werden Bienenzüchter, die ihre Königinnen nicht selber erziehen, sondern sie durch die Post zugestellt bekommen, ein anderes Zusetz- und Umweiselungsverfahren anwenden müssen als das oben beschriebene. Wir wollen deshalb auch kurz auf solche Fälle eingehen.


    Muß eine noch nicht vollreife Königin einem weiselrichtigen oder weisellosen honigproduzierenden Stock beigesetzt werden, so empfehlen wir immer das Zusetzen vermittels eines Ablegervölkleins (Nucleus). Tatsächlich weiselten wir vor 1937 jahrelang alle unsere Völker im Juni oder Juli auf diese Weise um. Das Verfahren ist nicht unfehlbar, aber der Prozentsatz der angenommenen Königinnen ist größer als bei jeder andern der bisher üblichen Zusetzmethoden. Zudem braucht die Königin nicht eingesperrt zu werden, sie ist also nicht den Gefahren ausgesetzt, die jedes Einschließen mit sich bringt. Wir benutzen auch jetzt noch dieses Verfahren regelmäßig, wenn unser Vorrat an einjährigen Königinnen ausgegangen ist.


    Die junge, noch nicht vollreife Königin wird also, wie schon weiter oben ausgeführt, zunächst einem Ablegervölkchen zugesetzt, das mindestens drei Tage vorher gebildet worden ist. Hier sollte sie wenigstens eine Woche lang Eier legen. Das Zusetzen in den definitiven Stock geschieht dann auf folgende Weise : Der Ableger mit der jungen Königin wird geöffnet und die Bienen dem Licht ausgesetzt. Nun wird die alte Königin des umzuweiselnden Volkes gesucht und entfernt. Diesem Volk werden dann drei Brutwaben entnommen und an ihre Stelle — unter möglichst geringer Störung — die drei Waben des Ablegers mit Königin und Bienen eingehängt. Das Volk wird noch für fünf bis zehn Minuten offen gelassen, dem Licht ausgesetzt, dann wird wieder der Aufsatz gegeben und der Stock geschlossen. Wenn nötig, kann man schon am folgenden Tag nachsehen, ob die Königin angenommen wurde, doch ist es vorsichtiger einige Tage zuzuwarten.


    Ist natürlich etwas aufwändig.

  • Diese Methode entspricht in etwa der von David, die ich hier gern wiedergebe:

    Zitat

    Der mit dem Original-Plastikriegel verschlossene Käfig wird mit Wabendraht an der oberen Leiste eines leeren Rähmchens befestigt, wobei die Begleitbienen im Käfig bleiben. Dieser Rahmen ist zwischen zwei Brutwaben, mit Brut in allen Stadien und zwei Deckwaben zu platzieren. Nach sechs Tagen wird der Riegel entfernt. ....

  • Zitat von manne

    Diese Methode entspricht in etwa der von David, die ich hier gern wiedergebe:


    Hallo,


    naja, diese Verfahrensweise hat sich in den vielen Jahren als nicht zuverlässig erwiesen. Nach meinen Beobachtungen geht es zu ca. 70-80% gut, von daher ist mir das Risiko für Reinzuchtköniginnen aus Postversand viel zu groß. Ich empfehle das Zusetzen über das gelbe runde Zusetzgitter.


    Die Größe des umzuweiselnden Volkes hat nach meinen Erfahrungen übrigens keinen Einfluss auf die Annahmebereitschaft für eine fremde Königin. In früheren Jahren haben selbst Begattungsvölkchen zuzusetzende Königinnen abgestochen. Teilweise sogar durch das Käfiggitter hindurch.


    LG
    Kai