Neonicotinoide - Wer hat aktuelle Informationen?

  • Hallo zusammen,


    ich bin parallel zur Imkerei im Gewässerschutz aktiv und treffe immer wieder auf das Thema der Neonicotinoide. Wem dieses hochwirksame Insektizid nicht bekannt ist, kann ich zunächst leider nur auf den nicht sehr umfassenden Wikipediaartikel verweisen: http://de.wikipedia.org/wiki/Neonicotinoide


    Umstritten sind bei Imkern die "nicht tödlichen Mengen", welche bei weniger als 4 Nanogramm liegen. Laborversuche haben bewiesen, dass als "nicht tödliche Mengen" verabreichte Neonicotinoide, das zentrale Nervensystem der Biene erheblich beeinträchtigen können.


    Abgesehen von Biene und Fisch, nehmen wir Menschen dieses Insektizid bzw. Gift täglich zu uns. Es gibt keine Langzeitstudien und es wird vermutet, dass auch erhebliche Mengen in den Nahrungskreislauf gelangen. Aus diesem Grunde ist Beispielsweise in Frankreich dieses Insektizid komplett verboten. In Deutschland, es wird vermutet auf Grund der starken Lobby der Pharma- und Agrarindustrie, ist nach meinem Wissensstand dieses Insektizid immernoch weit verbreitet.


    Leider finde ich immer sehr wenige aktuelle Informationen. Konntet Ihr in den letzten fünf Jahren Berichte in Imkerfachzeitschriften finden? Falls jemand Informationen vorliegen hat, würde ich mich sehr über diese freuen.


    Beste Grüße, Ole!

  • Hallo zusammen,


    auch wenn das Thema in diesem Forum nicht wirklich Anklang gefunden hat, möchte ich euch folgende Information nicht vorenthalten:


    Am Freitag den 26. September 2014, findet von 9.30 bis 16.30 Uhr eine Veranstaltung zum Thema Neonicotinoide in der Leuphana Universität Lüneburg statt. Der Tagungsbeitrag liegt bei 45 Euro ist ist nicht gerade günstig. Auf Grund der wenigen vorliegenden Informationen zu diesem Thema, werde ich auf jeden Fall an der Veranstaltung teil nehmen. Die Anmeldung muss allerdings bis zum 7. September 2014 eingereicht werden. Im Folgenden stelle ich noch ein paar PDF-Dokumente zu dieser Veranstaltung bereit:


    Flyer: http://share-good-forest.de/diverse/Neon_Flyer.pdf
    Einladung: http://share-good-forest.de/diverse/Neon_Einladung.pdf
    Artikel: http://share-good-forest.de/diverse/Neon_Artikel.pdf





    Beste Grüße, Ole!

  • Hallo Ole,


    schön, dass du dich für dieses an sich sehr wichtige Thema interessierst!


    Sicher wirst du uns dann auch unterrichten.
    Dafür schon mal vielen Dank!


    LG Johannes


    Zuchtkoordinator im Bundesverband Dunkle Biene Deutschland e.V.

    http://www.bv-dunkle-biene.de/
    Eine Mitgliedschaft in unserem Verein ist ein guter Beitrag zum Erhalt unserer einheimischen Dunklen Biene. Wir wollen die imkerlichen Kräfte bündeln und Interessenten und Züchter näher zusammenbringen.


    Infos zur mir und meinen Bestellmöglichkeiten gibt es auf meiner Webseite: https://www.dunkle-bienen.com/

  • Ich hab schon genug mit diesem Giftzeug an Erfahrung sammeln müssen, und die Bienen jahrelanges Leid und Sterben.
    Glaube, es gibt keine aktuellen Infos, außer, dass sie noch mehr kaputt machen als wir bereits wissen oder gar nur erahnen können.


    Ja, ich bin es Leid, und suche wirklich nur mehr Orte für meine Bienen auf, wo sowas nicht mehr oder so gut wie kaum vorkommt. Es tut mir Leid das ich gerade so frustriert bin, aber wie gesagt... die aktuelle Info ist: es tötet die Natur und UNS!


    glg

  • Zitat von Hainlaeufer

    die aktuelle Info ist: es tötet die Natur und UNS!


    Hi, mir persönlich reicht diese Information theoretisch auch aus, aber unserer Politik leider nicht. In Deutschland bevorzugen wir leider die Vorgehensweise, ersteinmal alles auf den Markt zu werfen und die Folgen im Anschluss zu betrachten.


    Es ist ja fast schon lustig (allerdings eben so traurig), dass jahrelang, obwohl die Vermutung im Raum lag, dass dieses Gift für das große Bienensterben verantwortlich ist, die Industrie auf Grund des Beweises, dass entsprechende Mengen für Bienen nicht tödlich sind, Neonicotinoide einfach weiter munter ausgebracht wurden. Erst nach jahrelangen Versuchsreihen und immer weiter wachsenden Druck durch die Öffentlichkeit, war die Politik bereit überhaupt zu handeln.


    Aus diesem Grunde halte ich es für sehr wichtig, sich auch als Privatperson über entsprechende Themen ausreichend zu informieren.


    ###Offtopic>> Gleiches gilt beispielsweise für unseren geliebten Einsatz von Antibiotika in Deutschland. Wir füttern unsere Tiere mit Tonnen von diesem Zeug und wissen garnicht, wie sich dieses auf uns Menschen und die Bakterienwelt langfristig auswirkt. In Cloppenburg können die Menschen auf Grund der Massentierhaltung in der Region, nichteinmal mehr Wasser aus der Leitung trinken.###


    Zitat von Hainlaeufer

    Ja, ich bin es Leid, und suche wirklich nur mehr Orte für meine Bienen auf, wo sowas nicht mehr oder so gut wie kaum vorkommt.


    In Frankreich sind Beispielsweise 12 Neonicotinoide verboten. EU weit hat man sich immerhin durchgerungen, drei dieser Gifte vom Markt zu nehmen. Aber in Deutschland wird man wohl wenige Orte finden, die garnicht mit diesem Gift belastet sind. Zu mindest nicht in landwirtschaftlichen Regionen.



    Ich kann deinen Frust völlig nachempfinden, aber es liegt an uns diesen auch kund zu tun. Es würde mich allerdings sehr interessiern, was da genau bei Dir vorgefallen ist.


    Besten Gruß, Ole!

  • Ich würde sagen... in den letzten Jahren haben wir vieles getan, viel in Bewegung gesetzt. Sonst wären wohl die drei Neonics nicht vorübergehend verboten worden. Der Boden ist aber nach wie vor verseucht, Jahrzehnte lang wurde das Gift dort eingelagert (man findet es ja schon im Grundwasser - und mittlerweile in unserem Körper) und immer wieder nehmen es die angebauten Pflanzen neu auf, auch wenn momentan kein Gift verwendet werden sollte.


    Es geht einfach ums Geld... die Großkonzerne haben ja schon oft mehr zu sagen als es den Politikern lieb wäre! Viele stecken unter einem Hut, Geld regiert die Welt!
    Ob da nun die ganze Welt und Menschheit daran kaputt geht, ist wohl egal...


    ...es gibt schon haufenweise seriöse Studien (alleine das aus Italien zeigt alles auf, seit Jahren schon) die besagen das die Gifte alles kaputt macht und die Biene hohe Verluste einstecken muss. Dann kommen aber welche, die sagen dann "hmmmm, dass muss uns erst einer richtig beweisen" und machen fröhlich mit ihrem Werk weiter.


    Wie soll man da je auf einen grünen Zweig kommen? Man kann bei den Politikern ansetzen, aber es braucht wesentlich mehr als das...


    Auf meine schlimmen Erfahrungen will ich ehrlich gesagt nicht näher eingehen, es war einfach furchtbar und möchte es KEINEN Imker wünschen, sowas jemals erleben zu müssen!


    Soweit... cu

  • Hallo zusammen,


    das Kompetenzzentrum Ökolandbau Niedersachsen hat einen kurzen Bericht über die Tagung vom 26. September (Pestizide in der Landwirtschaft: Auswirkungen von Neonicotinoiden auf Biene, Mensch und Natur) verfasst. Ich selber war an dem Tag leider beruflich verhindert, sonst hätte ich gerne auch persönlich vorbeigeschaut.


    Die kurze Zusammenfassung findet Ihr hier: http://www.oeko-komp.de/index.php?id=3925&languageid=1


    Besten Gruß, Ole!

  • Hallo zusammen,


    mir ist gerade noch einmal aufgefallen, dass auch die Präsentationen der Vortragenden als PDF-Dokument zur Verfügung gestellt wurden. Diese sind rechts oben auf der Seite der Zusammenfassung (http://www.oeko-komp.de/index.php?id=3925&languageid=1) zu finden oder unter folgenden Links:


    Susan Haffmanns: Pesti­zide und Um­welt - Zu­sam­men­fas­sende Dar­stel­lung des Ein­satzes und der Aus­wir­kungen
    http://www.oeko-komp.de/bienen/20140926_SusanHaffmans.pdf


    Dr. Henk Tennekes: Risiko­bewer­tung von Pesti­ziden am Bei­spiel der Neoni­ctotino­ide
    http://www.oeko-komp.de/bienen/20140926_DrHenkTennekes.pdf


    Walter Haefeker: Hinter die Ku­lis­sen geschaut: Entschei­dungs­pro­zesse in Brüssel - Euro­päische Agrar­politik aus Bienen­perspek­tive
    http://www.oeko-komp.de/bienen/20140926_WalterHaefeker.pdf


    Eva Meyerhoff: Ökolandbau - Al­ter­native für biene, Mensch und Natur
    http://www.oeko-komp.de/bienen/20140926_EvaMeyerhoff.pdf


    Besten Gruß!

  • In der Studie von Susan Haffmans, bin ich besonders auf einen Satz aufmerksam geworden:


    In Deutschland sind derzeit ca. 180 Pestizidprodukte mit akut hoch bienengefährlichen Wirkstoffen auf dem Markt.
    (Stand 8/2014) >> Auf Seite 29 der Arbeit, ist auch ein Auszug der Liste dieser Gifte zu finden.


    Sehr treffend auch das persönliche Fazit von Susan Haffmans:


    Zitat

    ...Mit der derzeitigen Wirtschaftsweise nehmen wir zukünftigen Generationen die Möglichkeit, agrarökologisch zu wirtschaften und zukünftig nicht-chemischen Pflanzenschutz zu betreiben.


    Agarökologie wird nach wie vor unzureichend von Seiten der Politik unterstützt.

  • Hallo Haiko,


    danke für deinen Beitrag und den Link. Folgenden Abschnitt finde ich sehr anregend:


    Zitat

    Lisa Walker von der Non-Profit-Organisation „Centre for Food Safety“ wirft der Umweltschutzbehörde vor, seit Jahren zu wissen, wie schädlich die Pflanzenschutzmittel sind, bislang aber nicht darauf reagiert zu haben.


    Hier sehe ich auch das größte Problem: Die Risiken sind bekannt und es wird dennoch nicht reagiert. Mich kotzt sowohl in der EU, wie auch in den Vereinigten Staaten an, dass für die Zulassung einer Substanz nicht die Unschädlichkeit im Vorfeld unabhängig bewiesen werden muss, sondern deren Schädlichkeit im Nachhinein. Andernfalls würden die Kosten der Untersuchungen bei den Konzernen liegen und diverse schädliche Substanzen würden erst garnicht auf den Markt kommen.


    Durch diesen Sachverhalt wird eine Substanz wie das Insektizid Flupyradifurone ersteinmal zugelassen und es muss im Nachhinein mühsam dagegen vorgegangen werden. Bis zu einem Verbot sind die Substanzen dann in der Regel lange genug auf dem Markt, so dass der entsprechende Pharmakonzern seine Kosten decken kann und es bleibt genug Zeit ein neues Produkt, welches dem Vorgänger in leicht veränderter Form entspricht, zu entwickeln. Dieses neue Produkt wird dann so lange eingesetzt bis dieses auch verboten wird usw..


    Von einer auf Vernunft basierenden Umweltpolitik, sind wir in der EU leider auch noch weit entfernt, auch wenn die Politik gerne das Gegenteil behauptet.


    Beste Grüße, Ole!

  • Hi zusammen,


    der Verband "BeeDefenders Alliance" kämpft in den nächsten Tagen an drei Fronten dafür, dass die wenigen in der EU verbotenen Neonicotinoide auch weiterhin verboten bleiben, denn mehrere große Industriekonzerne klagen auch sehr gerne gegen EU-Vorschriften.


    Zitat

    Am 15. Februar geht es gegen Bayer, am 16. Februar gegen Syngenta und am 17. Februar gegen BASF.


    Quelle: SumOfUs.org


    Falls es neue Informationen gibt, gebe ich noch einmal Rückmeldung.


    Beste Grüße, Ole!

  • Hi zusammen,


    ich bin gerade durch einen Artikel auf folgende Studie aufmerksam geworden: Neonicotinoid insecticides can serve as inadvertent insect contraceptives


    http://rspb.royalsocietypublis…content/283/1835/20160506


    Diese Studie beweißt eindeutig, dass einige Neonicotinoide die Fruchtbarkeit der Drohnen verringert, was natürlich auch den Begattungserfolg hämmt. Außerdem verkürzen diese Gifte eindeutig die Lebensspanne von Drohnen.


    Schon länger ist bekannt, dass Bienen Pflanzen die mit Neonicotinoiden behandelt wurden keineswegs meiden, sondern tatsächlich bevorzugt ansteuern. Dieses kann in folgender Studie nachgelesen werden: Seed coating with a neonicotinoid insecticide negatively affects wild bees


    https://www.nature.com/nature/…550/full/nature14420.html


    Selbst die EU scheint der Lobby der Pharmakonzerne hier mehr oder minder ausgeliefert zu sein. Nicht nur für Imker eine beunruhigende Situation.


    Beste Grüße, Ole!

  • Moin,
    ja, da sie etwas noch giftigeres gefunden haben können die 3 ruhig verboten werden. Bis die Neuen auf der schwarzen Liste stehen kann man etliche Jahrzehnte gute Geschäfte machen.
    Gruß Dieter

  • Moin zusammen,


    sorry, lange nichts in diesem Forum beigetragen, lese aber regelmäßig mit ;)

    Das Thema Neonicotinoide liegt mir allerdings weiterhin am Herzen. Deswegen veröffentliche ich in diesem Zusammenhang ein paar weitere Informationen aus dem Bundesland Niedersachsen. In diesem wurde groß unter dem Namen "Der Niedersächsische Weg" gegen den Einsatz von Neonicotinoiden geworben. Klingt super, war aber, wie sich aktuell herausstellt, nur ein Werbeslogan des Landwirtschaftsministerum. Viele Informationen dieser Geschichte begannen mit einem "Offenen Brief" des "Obmann für den Naturschutz im Imkerverein Verden e.V." und dem folgenden Schriftverkehr mehrerer Beiteiligter. Ich veröffentlcihe diesen absichtlich vollständig, damit hier Transparenz herrscht:


    In diesem Zusammenhang möchte ich noch zwei weitere Dokumente veröffentlichen:


    Einmal das Dokument von Frederike Mund vom 28.10.2020:

    19_08_06_top_agrar_online_Neonics.pdf


    Außerdem den "Offenen Brief" von Herrn Wilhelm Haase-Bruns:

    Landesverb_Hann_13_01_2021.pdf


    Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit. Habt auch in diesen Zeiten offenene Augen auf die Bienengesundheit mit Blick auf unsere Landwirtschaft.


    Bleibt gesund, danke und beste Grüße, Ole!

  • Moin zusammen,


    sorry, lange nichts in diesem Forum beigetragen, lese aber regelmäßig mit ;)

    ...

    Hallo Ole,


    sehr schön, dass Du wieder mit an Bo(a)rd bist. ;)


    LG

    Kai