Gründung eines Bundesverbandes Dunkle Biene Deutschland e. V. beschlossen

  • Hallo Jan Gutzeit

    zunächst einmal möchte ich Dir und allen anderen Imkern im Bundesverband Dunkle Biene Deutschland e.V. zu Eurem Engagement gratulieren. Schließlich ist es eine Herzensangelegenheit aller Imker im Nordbiene-Forum und vieler anderer, die hier keine Mitglieder sind, die Wiedereinführung der Dunklen Biene in Deutschland zu ermöglichen. Nachdem ich mir Deine Antwort an Bienen Ede durchgelesen und die Webseite des Bundesverbandes Dunkle Biene besuchte, habe ich den Eindruck, dass der Fokus Eurer Bemühungen darin liegt, interessierte Imker mit Königinnen, die meistens von Züchtern aus dem Bundesverband Dunkle Biene stammen, zu versorgen. Aber Deutschland ist groß und es gibt unheimlich viele Imker, die mit der Carnica und Buckfast hoch zufrieden sind. Deswegen meine Frage an Dich: Was ist Euer Konzept, neben der reinen Zucht und des Verkaufs von Königinnen an Idealisten wie uns, um die Dunkle Biene in Deutschland wieder zu etablieren? Von dieser Fragen leiten sich noch Folgende ab:

    1. Wir alle wissen, dass ein gut meinender Imker, der eine, zwei, drei oder vier Königinnen der Dunklen Biene kauft, keineswegs dabei ist, diese Bienenart in seinem Umfeld zu etablieren. Schließlich besteht die überwiegende Mehrheit der Drohnen in seiner Region aus Drohnen der Arten Carnica und/oder Buckfast. Er wird immer abhängig vom Kauf Eurer teuren Königinnen bleiben, um seine Dunklen Bienen zu erhalten. Das heißt, statt von Königinnen aus Skandinavien abhängig zu bleiben, würde man von den Königinnen der Züchter aus dem Bundesverband bleiben. Daher die Frage, was würde das der Wiedereinführung der Dunklen Bienen in Deutschland nützen?
    2. Du schreibst: „Durch Zuchtkurse und die Möglichkeit Königinnen über die vereinseigene Kommunikationssoftware auszutauschen, anzubieten bzw. zu suchen, haben sich immer mehr Imker mit der Vermehrung der Dunklen Bienen beschäftigt. Von der Standbegattung über Belegstellenbesuche bis hin zur instrumentellen Besamung, werden verschiedenen Königinnen angeboten. Inzwischen ist davon auszugehen, dass wir in diesem Jahr auch dieses zweite Ziel erreicht haben und es das erste mal möglich sein wird, den Bedarf an Königinnen decken zu können. Damit hätten wir also schon zwei ganz essenzielle Ziele und deren Umsetzung aufgezählt.“

      Da frage ich mich: Gibt es zuverlässige Standbegattungen und Belegstellen für die Dunkle Biene in Deutschland? Oder gibt es eher Standbegattungen und Belegstellen mit etwas weniger Vermischung als an anderen Orten? Wie kann man, trotz gut gemeinter Arbeit, bei solchen Vermischungen als Wiedereinführung der Dunklen Biene sprechen? Zumal diese Vermischung sich noch weiter verschärfen wird, sobald die bestellten Königinnen sich mit Carnica und Buckfast-Drohnen paaren.

    3. Letztes Jahr war ich auf Eurer Webseite, schaute nach dem Preis von Königinnen (ich glaube, es waren keine Zuchtköniginnen) und stieß auf Preise um die 40 Euro. Wie kann man bei solchem Preis zur Wiedereinführung der Dunklen Biene anregen, wenn eine Carnica oder Buckfast-Königin praktisch die Hälfte kostet? Und weswegen dieser krasse Preisunterschied? Nicht umsonst habe ich von manch einem gehört, dass diese Haltung die Züchter viel mehr fördert als die Bienenart, für die sie werben.

    Wie gesagt, ich gehe davon aus, dass die Meisten von uns die Gründung des Bundesverbandes Dunkle Biene begrüßen, aber es sollte eine klar definierte Strategie neben der alleinigen Zucht von Königinnen geben. Die reine Verschiebung der Zucht von Skandinavien nach Sachsen wird nicht weiter helfen, außen den Züchtern selbst. Daher meine Fragen.

    Viele Grüße

    Andreas

  • Bienetou

    Ohne alle deine anderen Fragen zu beantworten:

    Eine mögliche Erklärung für die 40 EUR. Preis richtet sich nicht nur nach Leistung, sondern auch nach Angebot und Nachfrage. Viele Carnica-Anbieter --> günstig. Wenige Mellifera-Anbieter--> teurer... ich habe außerdem auch schon mehr für Carnica-Königinnen bezahlt. Kommt halt auf den Zeitpunkt, die Eigenschaften des gekauften Produkts an.


    Klar hilft "die Verlagerung der Zucht nach Sachsen", wenn dem wirklich so wäre.

    1.

    Das soll nicht nur in Sachsen passieren (Bundesverband) und tut es auch nicht (Bsp. Bayern).

    2.

    Man müsste sich bei Zucht in Dtl. nicht mehr mit Import herumärgern (mögliche lange Lieferzeit und andere Währungen).

    3.

    In Skandinavien wird dann nicht automatisch aufgehört zu züchten. Es gäbe also ein größeres Angebot, da eben nicht nur " verlagert" würde.


    Grüße

  • Hallo Kieler_imker ,

    in der freien Wirtschaft ist das Gesetz von Angebot und Nachfrage nachvollziehbar. Aber bei den Bemühungen, eine Tierart in Deutschland wieder einzuführen, finde ich diese kapitalistische Maxime fehl am Platz. Auf diese Weise werden die Züchter gefördert und die Dunkle Biene bleibt weiterhin auf der Strecke. Eine vernünftige und idealistische Entscheidung wäre es, die Königinnen für weniger anzubieten, als die Carnica und Buckfast-Königinnen kosten. Was würde man damit verlieren? Die Züchter würden weiterhin Geld verdienen, vielleicht sogar mehr als bei diesen hohen Preisen. Das wäre nämlich sogar ein Anreiz für viele Hobbyimker, auf die Dunkle Biene umzustellen: Idealismus und Erschwinglichkeit. Was will man mehr? Das wäre einer unter anderen wichtigen Schritten in die richtige Richtung.


    Natürlich hat die Bestellung von Königinnen aus Sachsen oder Bayern statt aus Skandinavien große Vorteile, keine Frage. Ich meinte nur, die Imker würden weiterhin vom Kauf von Königinnen aus Sachsen oder Bayern völlig abhängig bleiben. Die Wiedereinführung der Dunklen Biene in Deutschland wird erst Fakt sein, wenn so viele Völker dieser Bienenart in einer bestimmten Region vorhanden sind, dass keine Hybridisierung stattfindet. Deswegen habe ich Jan Gutzeit gefragt, was für ein Konzept der Bundesverband Dunkle Biene zur Wiedereinführung der Dunklen Biene in Deutschland hat, außer Königinnen zu verkaufen.


    Viele Grüße


    Andreas

  • Die Imker, die mit reinen Buckfast oder Carnica arbeiten sind ebenso abhängig von den Züchtern hierzulande, müssen also alle paar Jahre auffrischen (sofern, sie nicht selbst züchten).

    Altruistische Motive sind ja schön und gut. Soweit ist es aber ja noch nicht. In den letzten Jahren gab es nicht genug Dunkle Königinnen, um diese für Spottpreise zu verschleudern (die Nachfrage war größer als das Angebot). Und es gäbe dann auch Leute, die sagen würden, was nichts wert ist, taugt auch nichts. Zumal Du meinst, die sollten günstiger als die schon durch den Preiskampf niedrigpreisigen Carnica, etc. sein (was wie schon beschrieben nicht immer so ist/z.B. Toleranzzucht). Selbst wenn alle Züchter das nur machen würden, um eine Wiedereinbürgerung zu erzielen (diese Züchter gibt es bestimmt), müssten sie laut deiner Rechnung draufzahlen; wenn nicht mit Geld (Zuchtmaterial und die Beschaffung: Import, Einweiseln,... kostet), dann mit Zeit und Arbeit, was in der kapitalistischen Welt, dann auch wieder Geld ist...

  • Und ich denke nicht, dass man langfristig so viele Völker einer in einer Gegend in Deutschland haben kann, dass es nicht zur Vermischung kommt. Das ginge vielleicht mit Schutzgebieten und Gesetzen. Aber nicht mit Hobbyimkern in Städten und auf dem Land, die auch andere Unterarten haben wollen.

    Das geht langfristig dann nur mit Züchtern. Und die müssen klar auch "gefördert" werden. Ohne diese gäbe es ansonsten vielleicht schon keine reinen Vorkommen der Dunklen Biene mehr.

  • Hallo Andreas,


    vielen Dank für Deine Fragen. Du bist nicht der Einzige, der diese so oder ähnlich an mich herangetragen hat. Ich möchte gern versuchen diese zu beantworten.


    Deine Frage lautet: “Was ist Euer Konzept, neben der reinen Zucht und des Verkaufs von Königinnen an Idealisten wie uns, um die Dunkle Biene in Deutschland wieder zu etablieren?“. Ich bin nicht sicher, aber ich glaube hier liegt ein prinzipielles Missverständnis vor. Ich bzw. der Verband hat nicht vor, die systematische Ausrottung der Dunklen Biene nun einfach in der anderen Richtung noch einmal rückwärts durchzuführen. Ich verabscheue die damalige Vorgehensweise des Imkerbundes zutiefst und kann sie mit dem Wissen zum Thema Biodiversität von heute nicht vereinbaren. Es ist auf keinen Fall unser Ziel, die Dunkle mit Druck oder Zwang in Deutschland zur einzigen Biene zu machen, wie es die Carnica-Imker seiner Zeit taten. Wie ich in meinem letzten Post geschrieben habe: „Das oberste Anliegen ist es, die Unterart Apis mellifera mellifera vor dem Aussterben (oder besser der Ausrottung) zu bewahren!“ Um dieses Ziel zu erreichen, verfolgen wir die im letzten Post beschriebenen Zwischenschritte. Wir haben zuerst begonnen die Dunkle Bienen unter den Imkern bekannter zu machen. Viele Imker wußten gar nicht, dass die Carnica hier nicht heimisch ist und es die Dunkle Biene gibt. Nachdem diese Arbeit erste Früchte trug und die Nachfrage nach Dunklen Königinnen stieg wurde klar, dass wir nun das nächste Ziel angehen mussten, nämlich genug Königinnen zu erzeugen. Das begann mit nur wenigen Züchtern und mit Sammelbestellungen in Schweden. Leider konnten wir die Nachfrage so nicht decken und mussten weitere Züchter für die Mellifera gewinnen. Dies gelingt über Schulungen, das Angebot von Zuchtmüttern und einem fairen Preis für die Mühe. Die Zucht von Dunklen Bienen, ist nicht gleichzusetzen mit der von Carnica oder Buckfast-Königinnen. Die Dunklen haben ihren eigenen Kopf und selbst erfahrene Züchter wundern sich oft nicht schlecht, was da alles schief gehen kann. Zudem ist die Beschaffung von Zuchtmaterial nicht einfach, da nicht alles, was als „Dunkle Biene“ verkauft wird, tatsächlich Dunkle Biene ist. Nur wenn es für die Imker, die sich die Zucht zutrauen wenigstens etwas lohnenswert erscheint, werden sie sich um die Dunkle bemühen. Zudem gab es die Preise bereits vor der Gründung des Verbandes bereits bei unseren Züchtern. Angebot und Nachfrage bestimmen zudem den Preis, wie es Kieler_imker schon schreibt. In den letzten Jahren war die Nachfrage weit höher, als das Angebot. Der Preis hätte ohne Weiteres noch deutlich höher sein können. Nur die Züchter können das Überleben der Dunklen Biene retten. Eine Reinzucht ist in der breiten Imkerschaft nicht realisierbar. Es wird die Situation, wie sie in den letzten 80 Jahren in Deutschland geherrscht hat, nicht mehr geben. Längst führen die Imker wieder Bienenunterarten aus aller Herren Länder ein und lassen deren Drohnen fliegen. Da haben wir Ligustica, Anatolica, Saharensis und noch so viele mehr. Nur die kontrollierte Zucht auf Belegstellen bzw. Durch instrumentelle Besamung kann die Art rein erhalten. Der Verkauf von standbegatteten F1 Königinnen dient in verschiedener Weise der Dunklen Biene. So werden von diesen Völkern reine Dunkle Drohnen erzeugt und verbreiten damit einheimische Genetik, die F1 Völker haben sehr gute Sammeleigenschaften und geben den Imkern, die darüber die Dunklen Völker kennen lernen wollen, ein gutes wirtschaftliches Ergebnis bei dem Verhalten eines Dunklen Volkes, die Drohnen können als Vatervölker für Belegstellen aber auch die eigene Standbegattung genutzt werden und nicht zuletzt, sind diese Königinnen deutlich günstiger als rein begattete und stehen damit einer breiten Imkerschaft zum Kennenlernen zur Verfügung. Die Zucht und damit die Bereitstellung von Dunklen Königinnen und Völkern ist derzeit die wichtigste Aufgabe für die Erhaltung der Dunklen Biene. Neben diesen Hauptzielen verfolgen wir natürlich auch weitere Ziele, wie die unter Schutz Stellung der Mellifera, das erfassen wissenschaftlicher Daten der Mellifera, Schaffung von Schutzgebieten für die Mellifera, Unterstützung von Schulung- und Lehrprojekten, die Zusammenarbeit mir anderen Vereinen und Verbänden national und international, Erstellung einer Zuchtdatenbank oder die Erschließung weiterer reiner Restvorkommen der Mellifera.


    Ich gehe davon aus, dass wir in wenigen Jahren in Deutschland noch zwei weit verbreitete Rassen/Unterarten vorfinden werden. Das ist einmal die auf Ertrag und imkerliche Interessen gezüchtete Buckfast und die robuste, naturnahe Mellifera. Für die Haltung der Carnica sehe ich keine sinnvollen Gründe mehr, ihre Hochzeit ist vorüber - zumindest in Deutschland. Die Imkerei hat sich in den letzten Jahren stark verändert, viele Imker halten Bienen aus Gründen des Artenschutzes, für die Bestäubung in ihren Gärten oder um einer Sinn stiftenden Beschäftigung nachzugehen. Maximale Erträge stehen dann nicht mehr an erster Stelle, eine einheimische wenig züchterisch bearbeitete Biene jedoch hoch im Kurs. Es wird also zwei Richtungen in der Imkerei geben, eine auf maximale Erträge orientierte Erwerbsimkerei mit der Buckfastbiene und eine naturnahe Liebhaberimkerei mit der Dunklen Biene. Natürlich kann man auch mit der Dunklen eine Erwerbsimkerei betreiben. Um dies profitabel tun zu können, wird man neben Honig auch Propolis, Pollen, Wachs und Königinnen anbieten müssen. Dann ist auch hier ein entsprechender Ertrag möglich. Königinnen zu Schleuderpreisen auf den Markt zu werfen, ist auf keinen Fall zielführend, das würde nicht nur der Aufwand der Züchter nicht angemessen gerecht werden, sondern auch der den Königinnen beigemessene Wert würde darunter leiden - es handelt sich immerhin um Lebewesen, die da verhökert werden.


    Die Erhaltungszucht der Dunklen Biene ist eine Aufgabe, die auf viele züchterische Schultern verteilt, gelingen wird. Dazu ist eine große interessierte Gemeinde an Imkern nötig, die sich für die Haltung der Dunklen Biene entscheiden und Königinnen von Züchtern kaufen.


    Es gibt ein klares Konzept für unsere Arbeit, welches wir konsequent und mit Erfolg verfolgen. Wenn man sich die Situation um die Dunkle Biene vor 5 oder gar vor 10 Jahren einmal ansieht, kann man dies deutlich erkennen.


    Ich hoffe ich konnte Dir unsere Zielstellung etwas besser erläutern. Wenn Du noch Fragen dazu hast, lass es mich gern wissen.

    Beste Grüße


    Jan



    1. Vorsitzender im Bundesverband Dunkle Biene Deutschland e.V.

    http://www.bv-dunkle-biene.de/

    Eine Mitgliedschaft in unserem Verein ist ein guter Beitrag zum Erhalt unserer einheimischen Dunklen Biene. Wir wollen die imkerlichen Kräfte bündeln und Interessenten und Züchter näher zusammenbringen.

    Einmal editiert, zuletzt von Jan Gutzeit ()

  • ich denke was die Dunkle am meisten bräuchte ist ein größeres Angebot an Belegstellen. Wenn mein Volk dieses Jahr Königinnen nachzieht werden die hier Carnica begattet werden. Ich würde sie ja gerne zu einer Belegstelle bringen aber wohin kann ich denn? Eine Belegstelle im Karwendelgebirge und ansonsten? Ich weiß dass das schwierig und aufwendig ist aber wie sollen wir denn sonst an einen ausreichend großes Drohenenangebot kommen?

  • Hallo Seimke,

    warte mal noch ein paar Tage ab. Es wird in dieser Richtung eine Veröffentlichung geben. Zu gegebener Zeit mehr dazu.


    Gruß Johannes


    Zuchtkoordinator im Bundesverband Dunkle Biene Deutschland e.V.

    http://www.bv-dunkle-biene.de/
    Eine Mitgliedschaft in unserem Verein ist ein guter Beitrag zum Erhalt unserer einheimischen Dunklen Biene. Wir wollen die imkerlichen Kräfte bündeln und Interessenten und Züchter näher zusammenbringen.


    Infos zur mir und meinen Bestellmöglichkeiten gibt es auf meiner Webseite: https://www.dunkle-bienen.com/

  • Da es auch genügend Züchter gibt die Standbegattete Buckfast für 35,-€ abgeben finde ich den Preis von 40€ für Dunkle nicht überzogen. Ist sicher kein Schnäppchen, aber dafür bekommst Du ein in Deutschland rares Gut aus seriöser Quelle. Etwas mehr als Idealismus darf für Förderer der Dunklen Biene schon rausspringen; und reich wird man damit sicher auch nicht...

  • Würde mich über Königinnen für 40.-€ echt freuen und ganz still sein deswegen. Der Preis ist doch super.

    Leider ist die Zucht in Österreich ja nicht so weit wie in Deutschland bzw. kenne ich keinen, der die dunkle Biene tatsächlich züchten würde.

    Erstmal aufbauen und schauen, dass nächstes Jahr einige dunkle Königinnen in meinen Besitz übergehen werden.

  • Hallo Jan Gutzeit,


    vielen Dank für Deine sehr aufschlussreichen Antworten auf meine Fragen. Ich wusste nicht von den Schwierigkeiten, die Du hinsichtlich der Zucht angesprochen hast. Dadurch ist der höhere Preis der Königin der Dunklen Biene durchaus berechtigt. Aber den wichtigsten Punkt meines Posts hast Du in der Passage unten ausführlich beantwortet:

    Ich gehe davon aus, dass wir in wenigen Jahren in Deutschland noch zwei weit verbreitete Rassen/Unterarten vorfinden werden. Das ist einmal die auf Ertrag und imkerliche Interessen gezüchtete Buckfast und die robuste, naturnahe Mellifera. Für die Haltung der Carnica sehe ich keine sinnvollen Gründe mehr, ihre Hochzeit ist vorüber - zumindest in Deutschland. Die Imkerei hat sich in den letzten Jahren stark verändert, viele Imker halten Bienen aus Gründen des Artenschutzes, für die Bestäubung in ihren Gärten oder um einer Sinn stiftenden Beschäftigung nachzugehen. Maximale Erträge stehen dann nicht mehr an erster Stelle, eine einheimische wenig züchterisch bearbeitete Biene jedoch hoch im Kurs. Es wird also zwei Richtungen in der Imkerei geben, eine auf maximale Erträge orientierte Erwerbsimkerei mit der Buckfastbiene und eine naturnahe Liebhaberimkerei mit der Dunklen Biene.


    Das war der Hauptpunkt, den ich von Dir wissen wollte. Wie Du geschrieben hast, kann man die Imker grundsätzlich in zwei Gruppen aufteilen: Berufsimker und Hobbyimker. Die Vision des Bundesverbandes ist, dass die Hobbyimker, die ja die große Mehrheit der Imker in Deutschland ausmachen, die Dunkle Biene kennenlernen und auf sie umstellen. Die Berufsimker würden meistens bei der auf Ertrag gezüchteten Buckfast bleiben. Und die Carnica würde sich langsam aus Deutschland, wo sie eh nicht heimisch ist, verabschieden.


    Aber Du schreibst, dass Du davon ausgehst, dass dies in wenigen Jahren zu erleben sein würde. Warum würde man die Dunkle Biene bei den meisten Hobbyimkern in wenigen Jahren vorfinden? Viele von ihnen, viel. die Meisten, wissen nicht einmal, was die Dunkle Biene ist. Und wenn ja, dann hören sie Horrorgeschichten über die aggressiven heimischen Bienen, die einst Deutschland heimsuchten und von der friedlichen Carnica endlich abgelöst wurden. Außerdem werden Anfänger in Imkervereinen gegen die Dunkle Biene indoktriniert und mit den dortigen Buckfast oder Carnica-Völkern versorgt. Das ist eine gewaltige Gegenkraft. Deswegen finde ich, dass man dieses Ziel erst dann erreichen kann, wenn folgende Punkte zur Realität werden:


    1) Errichtung von Schutzgebieten und von zuverlässigen Belegstellen.

    2) Angebot von Bienenlehrständen für Anfängerimker in jedem Bundesland. Hier könnten sich erfahrene Imker zusammentun und gemeinsam solche Kurse anbieten.

    3) Königinnenzucht und die Versorgung der Betreiber solcher Lehrstände mit F1-Königinnen.

    4) Mehr aufklärende Videos im Internet und mehr Werbung für die Dunkle Biene im Fernsehen (positive Lobby betreiben). Die Videos von Kai sind ein sehr gutes Beispiel: sachlich, charismatisch, sympathisch, überzeugend. Viele Anfängerimker sehen sich auch gern die Videos, zum Beispiel, von Pia Aumeier an. Wir brauchen mehr davon, nur in Bezug auf die Dunkle Biene. Wie gesagt, solche Videos und TV-Interviews erreichen sehr viele Menschen und reißen sie mit.


    Wenn man z.B. in einer bestimmten Region einen Bienenlehrstand eröffnet mit, meinetwegen, 10 Anfängern pro Kurs, dann sind es 10 neue Imker, die in demselben kleinen Umkreis die Dunkle Biene halten werden. Irgendwann gibt es in dieser Region mehr Dunkle Bienen als andere Bienenarten, vor allem dann, wenn es dort in der Nähe keine Berufsimker gibt. Ich denke, eine Ansiedlungsstrategie zu verfolgen, wäre gar nicht verkehrt.


    Jedenfalls wünsche ich dem Bundesverband alles Gute und drücke Euch allen in Euren Bemühungen ganz fest die Daumen. Wir sind alle Verbündete und wollen dasselbe Ziel erreichen.


    Viele Grüße


    Andreas

  • Seid mir nicht böse, aber den Traum einer vorwiegenden dunklen Biene in der Hobbyimkerschaft teile ich nicht.


    Auch wird die Carnica auf absehbarer Zeit, die Leitbiene in vielen Regionenn bleiben.

    Zudem befürchte ich, dass die Rassen in Deutschland zunehmen und nicht abnehmen.


    Schaut euch doch mal an, mit welchen Personen die Imkerverbände besetzt sind.

    Da sitzen überwiegend Carnica und Buckfast Anhänger in den leitenden Positionen.

    Die werden so schnell nicht verschwinden und schon gar nicht andere Rassen dulden.


    Ich zietiere Jan Gutzeit mal:

    Ich verabscheue die damalige Vorgehensweise des Imkerbundes zutiefst und kann sie mit dem Wissen zum Thema Biodiversität von heute nicht vereinbaren. Es ist auf keinen Fall unser Ziel, die Dunkle mit Druck oder Zwang in Deutschland zur einzigen Biene zu machen, wie es die Carnica-Imker seiner Zeit taten.



    Da spricht mir einer aus der Seele. Alles andere würde ich persönlich auch nicht mitmachen. Auch scheint Jan in meinen Augen die richtige Strategie zu vertreten.


    Neben der Aquirierung von Edelzüchtern ist die Einbindung von Bienenhaltern mit entsprechender Streuwirkung der richtige Weg.


    Um da unseres Beispiel zu nehmen. Wir sind nicht in der Lage eine Edelzucht zu leisten. Dafür fehlt nicht nur mir das Know How sowie auch die Zeit.


    Allerdings kann man uns als Distributoren sehen. Mit der Völkerzahl kann man 10 -15 % des Kreises mit der dunklen Biene bevölkern. Nebenbei können wir Belegstellen besuchen und zur Königinnenverteilung beitragen. Für die Weitergabe von Königinnen braucht man kein Gesundheitszeugnis.


    Mit Zwang kann ich da aber nichts erreichen. Meine Kollegen sind erwachsene und gebildete Leute. Denen brauche ich nicht mit Sprüchen zu kommen.


    Was wir benötigen ist ein Umgang auf Augenhöhe, eine Biene die bearbeitbar ist und mit der Umwelt zurecht kommt.

    Was wir nicht brauchen ist die Biene mit den meisten Honigertrag, absolute Kuschelbienen usw oder irgendwelche Anweisungen was zu machen ist.

    Damit sind nicht die Regeln an Belegstellen gemeint.


    Hobby heisst auch Spass haben und sozialen Umgang haben.


    Alles andere wird nicht zur Akzeptanz der dunklen Biene führen.


    Ich persönlich hoffe, dass ich an die ein oder ander schwarze Biene komme, um diese vorstellen zu können. Ich hoffe der Kollege aus Bonn hält sein Wort.



    Ich persönlich bin da ein gebranntes Kind und gehe da Schritt nach Schritt vor.

  • Ich sehe diese Optimismus hinsichtlich der Dunklen Biene leider auch nicht.


    Deutschland ist dermaßen Carnica-lastig, daß sich daran nicht mal mittelfristig ernsthaft etwas ändern ließe.


    Schon die höheren Anschaffungskosten sprechen leider gegen die Dunkle Biene. Und wozu dieser finanzielle Mehraufwand, wenn sie sich doch immer und immer wieder mit Carnicas kreuzt und deshalb schon nach sehr wenigen F-Generationen kaum noch etwas von ihr genetisch übrigbleibt.


    Bei uns im Verein ist die Dunkle Biene kaum Thema. Der eine meinte mal, er hätte sie als heimische Unterart noch kennengelernt, und sie sei sehr verteidigungsbereit. So etwas bleibt sicher in manchen Köpfen hängen, war jedenfalls bei mir so. Ob ich das 1:1 glaube, ist etwas anderes.


    Solang in meiner Nachbarschaft Carnicas gehalten werden (an noch einem Bienenstand), wäre es ein Kampf und eine Vermischung der Gene, was meinen anfänglichen Enthusiasmus, sie selbst bei mir zu etablieren, dämpft.

    Niemand hat die Absicht, das öffentliche Leben einzuschränken. Niemand hat die Absicht, eine Impfpflicht einzuführen.

  • Wenn nicht jeder so schwarz sehen würde und zu sich selbst sagen würde, "Ich möchte wenigstens 1 oder zwei dunkle Königinnen" mal probieren auf meinem Stand, wird sich nichts ändern.

    Nur jammern und klagen wegen Vermischung bringt nichts weiter. Selber sehen und mit den Bienen arbeiten bringt mehr als sich auf das Gerede von anderen zu verlassen.

    Habe selbst 40 Jahre mit Carnica geimkert und werde auch auf die dunkle Biene umsteigen, nicht weil ich die Carnica nicht mag, sondern weil ich es mit der dunklen Biene auf längere Zeit machen möchte.

    Hoffe, ich kann bald mitreden, weil es hier nicht einfach ist, entsprechend an Ableger oder Königinnen zu kommen

  • Ich sehe das nicht als Schwarzmalerei sondern als Realismus.


    Es ist nur eine Frage der Fairness darauf hinzuweisen, dass man auf Wiederstände stossen wird. Was mir persönlich aber auch egal ist.


    Ich versuche schon seit Jahren eine autarke Imkerei aufzubauen.


    Welche Strategie da jeder fährt, bleibt einen selbst überlassen.


    Als.kleiner Bienenhalter würde ich eher die Strategie fahren, dass ich nur dunkle Carnica habe.

  • Hab selbst noch paar Projekte am laufen und mir fehlt grade die Zeit mich wirklich ernsthaft der Dunklen zu widmen. Auch wenn Kleinvieh auch Mist macht, paar F1 am Stand is eigentlich Nonsens aber ein Anfang . Das Projekt is einfach was für "Macher", finde ich zumindest. Grad in der aktuellen Anfangszeit. Buckfast/Carnica, hin oder her, ich finde die aktuellen Fortschritte bzgl der Dunklen sehr positiv. :thumbup::thumbup: Sehe da die Zukunft doch optimistisch.


    Gruß

  • Ich muss Jan zustimmen.

    Da wird sich in der nächsten Zeit noch einiges tun/ändern und das nicht nur bei der Dunklen.


    Wenn es allerdings nur um's Geld geht, dann halt beim Billigheimer kaufen, gilt dann auch für Bienen. Wer es so will, der soll es so machen. Man sollte dann aber auch nur das billigste Auto, den billigsten TV, das billigste Handy, ...


    Rolf

  • Das Ziel für die Dunkle Biene sollte meiner Meinung nach sein, das es in jedem Bundesland 1 Belegstelle für die Dunkle gibt. Nur dann kann auch die Erhaltung gelingen.

    Ziel wird es nicht sein das nur noch zwei Rassen in D gehalten werden (Buckfast und Dunkle).

    Wer heute reine Carnica oder Buckfast will muss auf eine Belegstelle oder beim Züchter kaufen. Eine Standbegattung (außerhalb vom Schutzradius der Belegstelle) ergibt immer eine Landrasse (Mischling). So wird das auch mit der Dunklen sein, wenn ausreichend Imkereien Dunkle Bienen halten.

    Die Buckfastleute haben auch so angefangen. Jetzt sind es 10 - 20 % der Imker welche Buckfast halten.

    Das übergeordnete Ziel sollte sein mind. 10 % der Imker zur Haltung von Dunklen Bienen zu bringen, dann bekommt man auch entsprechende Belegstellen.

    Sollange das nicht der Fall ist wird der Preis für eine Dunkle immer höher als der Preis für eine Carnica sein. Dies dient auch dem Anreiz für manche sich mit der Dunklen zu beschäftigen.


    Grüße Thomas

  • Das Ziel für die Dunkle Biene sollte meiner Meinung nach sein, das es in jedem Bundesland 1 Belegstelle für die Dunkle gibt. Nur dann kann auch die Erhaltung gelingen.

    Hallo bienengral ,


    Ich stimme Dir zu. Der Bundesverband Dunkle Biene scheint, sehr gewissenhaft dabei zu sein, die Königinnenzucht voranzutreiben. Wenn, wie Du geschrieben hast, eine Belegstelle für die Dunkle Biene in praktisch jedem Bundesland errichtet wird, ist ihre Erhaltung gesichert. Da würden wir sagen können, dass sie endlich wieder in Deutschland heimisch wurde.

    Außerdem, durch diese Vielfalt an Belegstellen würden sich viele Imker dazu ermutigt fühlen, mit der Dunklen zu imkern. Das würde zu mehr Königinnenzucht, mehr Angebot von Völkern und Königinnen sowie mehr direkter und indirekter Werbung für die Haltung der Dunklen Biene führen. Und durch das größere Angebot von Königinnen, würden die Preise tendenziell sinken auf das Niveau der Carnica bzw. Buckfast, was noch mehr Imker dazu anregen würde mitzumachen.


    Grüße


    Andreas

  • Preise, Preise, Preise ...

    Nach meiner bescheidenen Meinung:

    Wichtig ist zuerst - selber die "Dunkle" zu halten.

    Dann kann man versuchen die Imker-Nachbarschaft zu begeistern.

    Das ergibt dann automatisch eine überregionale Verbreitung.

    Ich weiß - ist alles nicht so einfach.


    Rolf