Die Dunkle Biene halten? Fragen zu Herkunft, Reinheit und Erhaltung

  • Hallo allerseits,


    was gilt es zu beachten, wenn man mit dem Gedanken spielt, die Dunkle Biene zu halten? Hier ein erstes Video, Premiere am 11.11.2022 um 18.30 Uhr mit Live-Chat:


    https://www.youtube.com/watch?v=rj-sgG-rsGY



    Bis nachher.


    LG

    Kai

  • Schönen Dank für die rege Teilnahme. :)


    Hier geht es übrigens zum Bundesverband Dunkle Biene: https://www.bv-dunkle-biene.de


    LG

    Kai


  • Weil du es ja angesprochen hast…

    Wo siehst du die Unterschiede in der Haltung, im Umgang mit der Dunklen Biene im Vergleich mit Carnica, Ligustica, Buckfast?

  • Also wo die Dunkle herkommt ist eigentlich schon ziemlich bekannt. Sie stammt von der Intermissa in Nordafrika ab, wanderte nach Spanien, bildete dort die Iberiensis. Durch Pässe, welche durch die Pyrenäen führen oder auch links und rechts vom Massiv, erfolgte die Ausbreitung Richtung Norden. Eine Überquerung der Alpen ist aufgrund der Form der Alpen nicht möglich gewesen. Und da Nordeuropa bienenleer war konnte sich die Dunkle allein ausbreiten.

  • Also wo die Dunkle herkommt ist eigentlich schon ziemlich bekannt. Sie stammt von der Intermissa in Nordafrika ab, wanderte nach Spanien, bildete dort die Iberiensis. ...

    Hallo, ich tue es ungern, aber da muss ich Dir widersprechen. ;) Diese Ansicht ist veraltet, es sind Bruder-Adam-Theorien. ;)


    Untersuchungen der Enzyme und spätere DNA-Analysen haben ergeben, dass die Bienen Nordwestafrikas nicht mit der Biene der Iberischen Halbinsel verwandt sind. Mehr noch: sie gehören zwei verschiedenen Unterartengruppen an.


    Die Intermissa zeigt, ähnlich wie die Sicula und die sahariensis, eindeutig Gene der Afrika-Bienen. All diese Bienen bilden eine eigene, relativ junge Unterartengruppe.


    Grafik nach Ruttner et al: die 4 Unterartengruppen der Westlichen Honigbiene Apis mellifera nach heutigem Wissensstand



    Die Antwort zur Frage, von wo die Dunkle Biene vor 9 Millionen Jahre stammte, ist somit noch nicht geklärt.


    LG

    Kai

  • Und warum sind sich die Nordafrikanische Biene intermissa, die iberiensis und die mellifera, aber auch die Sicula in Farbe und Charakter so ähnlich? Besonders die Waben Flüchtigkeit ist ja ein typischen Merkmal der dunklen Biene, was die anderen aber auch alle besitzen. Einzig einzelne Eigenschaften ändern sich, angepasst ans Klima. Alle anderen afrikanischen Bienen nämlich sind gelb, bis auf ne Monticola Population auf dem Kilimandscharo. Hast du Quellen zum Nachlesen?

  • ...Hast du Quellen zum Nachlesen?

    Hallo,


    ja:


    • Naturgeschichte der Honigbiene, Prof Ruttner
    • Taxonomy and Biogeography of Honeybees, ebenfalls Ruttner und zig andere Wissenschaftler.


    Genau Literaturdaten gebe ich morgen. :)


    Auf den ersten Blick erscheinen die Bienen "ähnlich", das täuscht aber. Die Bienen Nordafrikas und Siziliens sind gegenüber der Spanischen Dunklen Biene viel graziler, feingliedriger, langbeiniger, kleiner, mit einem viel höheren Cubitalindex.


    Übrig bleibt nur die dunkle Chitinfarbe, was Bruder Adam dazu veranlasste zu glauben, die Bienen seien verwandt. Ein Irrglaube.


    LG

    Kai

  • Nachtrag:


    Mittlerweile gibt es für die Literatur ein Thema :) siehe: Literatur Dunkle Biene


    LG

    Kai

  • mv_1089, ich zitiere hier mal die Beschreibung bei Amazon des von dir verlinkten Buches:


    Hintergrundwerk und Ratgeber für nachhaltiges und tiergerechtes Imkern – 2., korrigierte Auflage Mensch und Westliche Honigbiene verbindet eine lange gemeinsame Geschichte: Schon die ersten Menschen wussten Honig und Wachs zu schätzen und suchten die Nähe dieser bemerkenswerten Insektenart. Vielleicht ist es diese lange gemeinsame Geschichte, die noch heute die tiefe Verbundenheit nährt, die viele Menschen zu den Bienen verspüren. Trotzdem sind die Menschen mit der Honigbiene nicht gut umgegangen: Heute, nach nur wenigen Jahrzehnten der intensiven Bienenhaltung, steht die einheimische Honigbiene kurz vor der Ausrottung, und auch unsere Imkervölker leiden Not. Doch es gibt Hoffnung, denn ein nachhaltiges und tiergerechtes Imkern ist möglich. Eine besondere Bedeutung kommt dabei den wild lebenden Honigbienen zu, die auch bei uns in den Wäldern und Landschaften gesund überleben. Was können wir von ihnen abgucken und in unsere Imkerpraxis übernehmen? Das vorliegende Buch stellt die wichtigsten wissenschaftlichen Erkenntnisse zusammen und erläutert, wie sie in der Imkerpraxis umgesetzt werden können.


    Wenn ich den Begriff "nachhaltig" lese, dann gehen bei mir immer die Alarm-Glocken an. Geld! Umsatz!


    Die Autorin scheint in dem Buch zu beschreiben, wie man ihrer Meinung nach "wesengemäß" imkern sollte.

    Man nehme den Satz "Heute, nach nur wenigen Jahrzehnten der intensiven Bienenhaltung, steht die einheimische Honigbiene kurz vor der Ausrottung, und auch unsere Imkervölker leiden Not." und zerlege ihn. Meine Vorfahren haben seit 400 Jahren nachweislich Bienen gehalten (klassische Heideimkerei) und das in großer Anzahl an Völkern (zur Heidetracht sicher 500-1000 Völker). War die Heideimkerei nicht "intensiv" so mit Schwärme machen wie es nur geht und Abtrommeln am Ende der Saison? Das sind wenn keine Jahrzehnte sondern Jahrhunderte.

    Und die heimische Biene, wenn man die Dunkle Biene als diese ansieht, ist ja laut Jan und Peter bereits ausgerottet. Nehmen wir die westliche Honigbiene, wie Carnica, Buckfast, Landbiene (Apis mellifera irgendwas) alles was in den Beuten lebt....die sind nicht von der Ausrottung betroffen. Im Gegenteil, die Anzahl der Bienenvölker nimmt zu.


    Auf Neu-Deutsch würde man also zu dem Klappentext zu dem Buch sagen: Bullshit.


    Aber es scheint genug Leute zu geben, die auf sowas anspringen. Das sind meiner Meinung nach diejenigen, die sich mit dem Thema Imkerei zu wenig auseinadergesetzt haben. Das Internet ist generell eine tolle Informationsquelle, aber man muß alles hinterfragen, genauso wie bei Büchern übrigens auch und auch bei Büchern, die 500 Jahre alt sind.

  • https://www.amazon.de/Nachhalt…mkern7%2Caps%2C424&sr=8-1


    hier mal ein Link zum Buch nachhaltig imkern mit gesunden Bienen mit den aktuellsten Erkenntnissen, zumindest finde ich nichts aktuelleres. Auch in den Vorträgen vom Bundesverband hieß es die Mellifera kam aus Südwesten und hat sich ausgebreitet.

    und hier die Webseite der Autorin


    https://bienen-dialoge.de/


    gibt dort auch Kapitel über die dunkle Biene


    Lg Dirk

  • ich habe mir das Buch wegen Teil 1 geholt, basiert auf den akutellen Fakten über die WEge, die die Gattung Apis genommen hat. Über den Rest lässt sich sicherlich streiten.

  • ...Und die heimische Biene, wenn man die Dunkle Biene als diese ansieht, ist ja laut Jan und Peter bereits ausgerottet. ...

    Hallo,


    da liegt aber ein Missverständnis Deinerseits vor. Ja, in Deutschland wurde die Dunkle Biene ausgerottet, von Imkerhand. Das heißt aber nicht, dass sie ausgestorben ist. Es gibt noch einige wenige Restpopulationen in Nordskandinavien, im Ural und auf einigen atlantischen Inseln.


    LG

    Kai

  • Kai, ich hab' das schon verstanden, daß es in anderen Ländern noch die Dunkle Biene gibt. Wenn ich das die letzten Jahre richtig verfolgt haben sollte, dann gibt's in Norwegen (Flekkefjord) sogar Abkommen der Heidebiene.

    Ich hab' mal etwas Ahnenforschung betrieben und da war mir bei einer meiner Vorfahren eine Dame aufgefallen, die ich vom Namen her Skandinavien/Norwegen zuordnen würde (um 1700 rum) .

    Da hatte ich so überlegt, ob die Dame via Handelsbeziehungen z.B. Bienenexport in der Heide gelandet ist...quasi als Mitbringsel.


    Man wird es nie klären können. Ich denke mal, der Export der Heidebiene nach Norwegen war etwas später.


    Und was die Dunkle aus Norwegen anbelangt: Ich versuch einen meiner imkernden Kumpels davon zu überzeugen, daß er sich eine dieser Königinnen mal besorgt. ;-)

  • Ohne den Menschen wird die Dunkle Biene vermischt und zerstört:



    https://www.youtube.com/shorts/sxQ-mT7RDLM


    LG

    Kai

  • Das ist fast richtig - aber nicht des "Pudels Kern".

    Ohne den Menschen würde es hier nur "Dunkle" geben!


    Alles Gute vom Rolf

  • Das ist fast richtig - aber nicht des "Pudels Kern".

    Ohne den Menschen würde es hier nur "Dunkle" geben!


    Alles Gute vom Rolf

    Ganz genau. :) Gute Idee für ein weiteres Kurzvideo. :love:


    LG

    Kai