Lüneburger Stülper von der "Köhlerhütte"

  • Hallo Korbbienen-Freunde,


    beim Herumstöbern im Netz bin ich auf einen Imkereifachhandel gestoßen, der sich "Köhlerhütte" nennt (http://www.koehler-huette.de/) und in Halle/Saale ansässig ist. Dieser Fachhandel bietet laut eigener Auskunft "Original Lünebürger Stülper" an.


    Meine Frage: kennt oder verwendet vielleicht sogar jemand einen Stülper von der Köhlerhütte? Haben diese Stülper eine gute Qualität?


    Viele Grüße
    Manny

  • Hallo,


    ich kenne weder den Hersteller noch die von ihm gefertigten Strohkörbe. Leider sind auf seiner Homepage keine Bilder vorhanden, so dass es schlecht zu beurteilen ist. Könntest Du vielleicht von dort ein Foto beschaffen? Das wäre sehr hilfreich.


    Es wäre sehr schön, wenn es jemanden geben würde, der neue, original Lünebürger Stülper herstellt. Original das hieße mit den Original Maßen, vor allem was die Wandstärke (5 cm) und die Stärke des Materials betrifft.


    Gute gebrauchte Strohkörbe findet man des öfteren bei http://www.ebay.de , einfach mal "Bienenkorb als Suchbegriff eingeben.
    LG
    Kai

  • Hallo!
    Als naturbegeisterte Frau eines Imkers und bienenkorbflechtende Korbmacherin interessiert mich dieses Forum, auf das ich durch Zufall gestoßen bin.
    Die Strohkörbe der genannten Firma kenne ich zwar nicht, jedoch biete ich selbst das Flechten von Strohkörben auf Bestellung, sprich in gewünschter Größe und Form an, außerdem Kurse, in denen man das Flechten der Strohbeuten erlernen kann. Also bei Interesse bitte einfach Kontakt aufnehmen! Silke

  • Hallo Blacky,
    hat ein bisschen gedauert mit der Antwort, tut mir Leid, aber hier ist sie: sie kosten je nach Größe zwischen 60 und 90 Euro, sind garantiert von mir handgeflochten mit Roggenstroh aus biologischem Anbau. (Es kann u.U. zu Wartezeiten kommen.)
    Gruß Silke

  • Hallo Manny,
    wenn Du das Porto übernimmst, schicke ich die Bienenkörbe natürlich auch nach Österreich.
    Ich versuche mal, Fotos hochzuladen, mal sehen, ob es mir gelingt. Wenn nicht- auf meiner Homepage findest Du unter Bildergalerie auch welche!
    Gruß Silke[attachment=1]PICT1153.jpg[/attachment][attachment=0]Kopie vonPICT1150.jpg[/attachment]

  • Hier wird andauernd von geflochtenen Körben geredet. Seit wann werden Bienenkörbe denn eigentlich geflochten? Außer bei alten Funden, oder moderneren Spielereien. Sie werden doch genäht. Gerade die traditionell genähten Lüneburger Stülper gibt es m.E.n. garnicht als geflochtene Körbe. Die sind traditionell immer mit gespaltenen Brombeerranken etc. genäht.

  • Hallo Nordbiene.Mellifera,
    da hast Du schon recht, genau genommen wird das Stroh nicht miteinander verflochten, sondern vernäht. Trotzdem fällt alles, was sich im entferntesten Sinne Korb nennt, unter den Begriff Flechterei. Als Korbflechterin habe ich manchmal mit Techniken zu tun, die man strenggenommen nicht unbedingt flechten nennen dürfte. Beim Stuhlflechten zum Beispiel, da gibt es u.a. das Binsengeflecht, oder verschiedene Wickeltechniken und und und... Ich hoffe, Du kannst also in Zukunft damit leben, wenn hier vom Flechten gesprochen wird!
    Viele Grüße
    die flechterin

  • Hallo
    Ich habe einige Stülper ohne Flugloch. Durch eine Ausfräsung am Holzboden kann ich dies beheben.
    Traditionell hat ein Korb einen geschlossenen Boden. Prinzipiell könnte man aber auch einen offenen Boden integrieren. Hat da jemand Ideen oder Erfahrung?
    Weiterhin habe ich noch keinen Hinweis gefunden, wie und wo genau die Stäbe zur Wabenstabilisierung positioniert werden?
    und wie groß muß die Mindestgröße sein, um ein Volk darin zu überwintern?
    LG Elk

  • Hallo Elk,


    das sind ja interessante Fragen, die bestimmt Heidjer beantworten kann.


    Ein Korb hat eigentlich gar keinen Boden, da er unten offen ist, aber er steht ja auf Holzbalken.


    Die Wabenstäbe müssen quer zum Wabenbau gerichtet sein, etagig, paarweise, ca. alle 15 cm Höhenabstand.


    Oh, die Mindestgröße eines Volkes, das hängt von so vielen Faktoren ab. Kann Heidjer da was genaues zu sagen?
    LG
    KAi

  • Hallo Kai und Heidjer
    Bei Magazinen hat sich der offene Boden durchgesetzt. Mit entsprechenden Ausschnitten und Gittern in der Bank ließe sich das auch in der Korbimkerei verwirklichen. Ob es eine Verbesserung ist, weiß ich allerdings nicht.
    Was mir noch vorschwebt, sind Minikörbe als Begattungseinheiten, die sich dann durch Aufsetzen gut mit Magazinen vereinigen ließen.
    Zu den Stäben: Da reichen wohl 6er Dübelstangen, die alle parallel laufen. Paarweise alle 15cm in der Senkrechten,
    nur wo sitzt das erste Paar vom Boden aus betrachtet? Gibt es Vorgaben wie die Stäbe befestigt werden oder werden sie einfach durch die Wände gespießt?
    Mir sind einige Körbe zugeflogen und dieses Jahr will ich das gerne mal angehen.
    LG Elk

  • Hallo Elk,


    ja, die Speile werden (angespitzt) einfach durch die Wände gespießt. Das erste Paar von oben sitzt ca 15 cm unter dem "Dach" und danach jedes weiter Paar alle 15 cm. Insgesamt sind das 3 Paare.


    LG
    Kai

  • Zitat von elk030

    Hallo
    Ich habe einige Stülper ohne Flugloch. Durch eine Ausfräsung am Holzboden kann ich dies beheben.
    Traditionell hat ein Korb einen geschlossenen Boden. Prinzipiell könnte man aber auch einen offenen Boden integrieren. Hat da jemand Ideen oder Erfahrung?
    Weiterhin habe ich noch keinen Hinweis gefunden, wie und wo genau die Stäbe zur Wabenstabilisierung positioniert werden?
    und wie groß muß die Mindestgröße sein, um ein Volk darin zu überwintern?
    LG Elk


    Bevor ich mich an die Beantwortung der aufgelaufenen Fragen mache, ein Hinweis: Das beste Buch für Korbimkerei gibt es bei Holtermann für ca. 20 Euro als Faksimile, also in Fraktur gedruckt. Aber wer alte Imkerbetriebsweisen möchte, kann diese Schrift wohl auch lesen. Also: Lehzen, Georg Heinrich; Die Hauptstücke aus der Betriebsweise der Lüneburger Bienenzucht. Hannover 4. Auflage 1922.


    - Ein Stülper ohne Flugloch ist ein Schwarmfangkorb.
    - Ein Korb hat [u]keinen[u] Boden. Der Korb steht im Zaun auf Bohlen. Sind die Fugen zwischen den Bohlen nicht dicht, so erledigen dies die Bienen. Will man ihnen diese Arbeit abnehmen, so kann man auch eine flächige Unterlage, die nichts ausdünstet, unter den Korb legen. Besser finde ich, die Bohlen mit Zwingen zusammenziehen und mit Latten verschrauben. Damit ist die Frage nach einem offenen Boden auch erledigt.
    - die Speilen, glatte Rundhölzer, z.B. früher aus Rosentrieben geschnitten, heute auch Dübelhölzer (8 mm), wurden wegen des Tarnsportes auf Pferdefuhrwerken in drei Ebenen gesteckt. Die obersten zwei Stäbe im rechten Winkel zum vorgeklebten Wabenwerk, das zum Flugloch ausgerichtet ist, von außen durch die Wandung bis kräftig in die gegenüberliegende Seite, jedoch nicht hindurch, gestoßen. Sie sollten auch aus der Seite, in die sie hineingestoßen wurden, nicht hervorragen, weil sie beim Transport irgendwo gegenstoßen und damit das Wabenwerk lösen könnten. Im Abstand von einer 'Handbreite', ca zwei bis drei Strohwicklungen Abstand wurden drei Speile so schräg zu den ersten gesteckt, dass der mittlere Stab dort hineingesteckt wurde, wo sich auch der Stab der ersten Ebene befindet und kam auf gegenüberliegenden Seite an, wo der andere Stab der ersten Ebene endete. Die beiden weiteren Stäbe wurden parallel dazu um vernünftigen Abstand hineingesteckt. Weiter zwei bis drei Wicklungen tiefer folgte die dritte Ebene der Speilen, die in der Richtung der ersten verliefen, jedoch, da der Korb hier ja einen größeren Durchmesser als im Kopf hat, etwas weiter auseinander. - Falls Ihr dies jetzt vor Eurem geistigen Auge seht, so gratuliere ich Euch und frustriere Euch mit der nächsten Aussage: vergesst es. Unser Fahrzeuge sind heute gefedert und wir wandern mit Körben keine 100 km weit. Es reichen zwei Ebenen mit vier Speilen, wenn man mit den Körben vorsichtig umgeht. Die für den Scheibenhonig vorgesehenen Körbe hatten auch nur vier Speile, damit schöne flächige heile Stücke übrig blieben. Also einfach die Ebene mit den drei schrägen Speilen weglassen. Und wegen der guten Fahrzeuge und der wenigen Körbe, die ich zu verladen habe, lasse ich die Speile etwas vorstehen. Das hat mir schon eine negative Bemerkung eines alten Korbimkers eingebracht. Es ist aber so schwierig, Speile die ganz in die Wandung eingetrieben wurden, mit der Zange wieder herauszuziehen. Ich übe noch. Und die Hölzer müssen wirklich glatt sein, um sie durch eine kurze Drehung zu lockern und herauszuziehen und dabei das Wabenwerk nicht total zu zerstören. Sind die Speile zu dünn, so brechen sie beim Abstoßen durch und es gibt eine richtige Manscherei. Das kostet dann vielen Bienen und evtl auch der Kö das Leben.
    - Das Volumen eines Lüneburger Stülpers ist, nach meinen Rechenkunststücken, etwa so groß wie eine Segeberger Zarge. (Deshalb behandle ich mit dem Schwammtuch und 20 ml AS gegen die Varroa. Achtung, nicht wie in der kleinen Broschüre der Institute angegeben: 'Bei Behandlung von unten > 50 % mehr.' Die Bienen können gar nicht so schnell aus dem kleinen Flugloch heraus, wie sie es möchten!) Der äußere Durchmesser ist ca. 45 cm und die Höhe ungefähr 50 cm.



    Zitat von elk030

    Hallo Kai und Heidjer
    Was mir noch vorschwebt, sind Minikörbe als Begattungseinheiten, die sich dann durch Aufsetzen gut mit Magazinen vereinigen ließen.
    Mir sind einige Körbe zugeflogen und dieses Jahr will ich das gerne mal angehen.
    LG Elk


    Aus dem obigen Text habe ich die Fragen gelöscht, die ich bereits darüber angesprochen habe.
    Also Weiter:
    - 'Minikörbe' gibt es seit eh und je. Wegen ihrer Form heißen sie 'Pöttcher'. Der Begriff kommt vom Plattdeutschen 'Pott' = Topf. Das sind sozusagen die Vorläufer kleiner Begattungskästchen, wie die 'Klindworther' oder ähnliche in Stabilbau. - Ich habe zwei davon. Im letzten Jahr hatten sie mir Probleme gemacht, wie aber auch die EWKs, die 5-Waben-Ablegerbeuten und die Segeberger. In einem war die Kö abhanden gekommen, im anderen war ein wunderschönes Völkchen. Als ich es mit der Bodenöffnung nach oben unter einen Stülper stellte haben die Bienen nicht oben im Stülperkopf, an den vorgeklebten Waben weiter gebaut, sondern von unten nach oben von ihrem Pöttcher weiter gebaut. Der 'schlaue' Imker dachte, ihnen dies auszutreiben, zog die Speilen heraus und schnitt die Wäbchen von den Korbwänden ab, steckte sie auf die großen Speile im Stülper und hoffte, dass es schon gut gehen werden. Bei dieser Aktion muss es aber eine meiner wenigen Kö erwischt haben. Also hat der 'schlaue' Imker nur Murks gemacht.
    - Die 'zugeflogenen Körbe' würde ich erst mal gründlich ausfegen, ausschwefeln (Schwefelstreifen am Draht in eine Dose mit Luftlöchern unten herum, anzünden, Korb mit geschlossenem Flugloch darüber stellen, ringsherum am Boden abdichten mit Moos o.ä.) gegen Ungeziefer, mit einer Wärmequelle (kleine Gasflamme <Vorsicht, Stroh brennt!> oder Heizluftpistole / Föhn) auswedeln, damit die Propolisschicht anschmilzt und schön verläuft und mit frischem Birkengrün oder Rainfan auswischen. Sollten die Körbe jedoch im Flechtwerk Schäden aufweisen, so muss diese reparatur vorher erfolgen, wie auch das Einstreichen mit dem Verdauungsprodukt von weidegängigem Rindvieh.



    Zitat von imkerforum-nordbiene

    Hallo Elk,


    ja, die Speile werden (angespitzt) einfach durch die Wände gespießt. Das erste Paar von oben sitzt ca 15 cm unter dem "Dach" und danach jedes weiter Paar alle 15 cm. Insgesamt sind das 3 Paare.


    Na Kai, Deine Körbe stammen wohl vom Imkergoliath? Oder?
    Von der oberen 'Dachwölbung' 15 cm + 2 Abstände von drei Speilenpaaren von je 15 cm = 3 x 15 cm = 45 cm. Da bekommt Du aber keine Futterschale mehr unter das untere Speilenpaar gestellt. :( (Ob das traurige Gesicht jetzt dort zu sehen ist? Ich habe noch nie einen Smilie gesetzt.)



    Nun habe ich genug geschrieben und will ins Bett.
    Gute Nacht!
    Wolfgang, der Heidjer

  • Nachtrag:


    > Köhlerhütte: Die auf dem Firmenschild und dem Titelblatt des Kataloges sind keine 'Lüneburger Stülper'!


    > Silke, dieflechterin: Die auf den Fotos zu sehenden Körbe sind keine 'Lüneburger Stülper'! Auch ihre Angabe: '60 bis 90 €, je nach Größe' weist darauf hin, dass sie keine Lüneburger Stülper anbietet; denn diese variieren nicht so stark in der Größe, sondern sind verhältnismäßig einheitlich.


    > molle: Die in dem Buch beschriebenen Körbe sind keine 'Lüneburger Stülper'!


    Dies musste ich als heimatverbundenen Imker feststellen. Es ist wie bei einem Markenprodukt, nicht alles was die Menschen so nennen, ist auch das entsprechende Produkt.


    Wolfgang, der Heidjer

  • Hallo Heidjer
    Herzlichen Dank für diese ausführliche Antwort. Das Buch ist bestellt und den Bio-Dung werde ich auch finden. Ich überlege Bambus als Stäbe zu nutzen und den Dung mit Lehm zu mischen, doch zuerst werde ich mich mal einlesen, LG, Elk

  • Zitat von elk030

    Hallo Heidjer
    Herzlichen Dank für diese ausführliche Antwort. Das Buch ist bestellt und den Bio-Dung werde ich auch finden. Ich überlege Bambus als Stäbe zu nutzen und den Dung mit Lehm zu mischen, doch zuerst werde ich mich mal einlesen, LG, Elk



    Hallo elk,


    Bambus ist nicht geeignet. Die Knoten verhindern ein Herausziehen der Stäbe. Die Waben werden dabei zerrissen. Die Speile müssen ganz glatt sein.


    Der Kuhdung darf nicht mit anderen Stoffen, z.B. Lehm vermischt werden. Die Elastizität geht dann verloren. Die getrocknete Schicht mit Lehm platzt zu leicht ab. Bei Feuchtigkeit entsteht eine schmierige Schicht. Die Atmungsfähigkeit der Stroh-Kuhschiet-Wandung geht verloren.


    Die Kuhschiet muss von Rindviechern sein, die im Frühjahr auf der Weide stehen, kein Silagefutter!


    Wolfgang, der Heidjer