Zu dem von den Medien geprägten Begriff des "Insektensterbens" gefußt auf die Studie von Hallman et al. (2017) gibt es mittlerweile allerhand Gegendarstellungen, mal seriös, mal weniger seriös. Ein Kommentar von Prof. Walter Krämer, Statistiker am Leibnitz Institut für Wirtschaftsforschung merkt zur Studie folgendes an:
ZitatUnstatistik vom 27.10.2017
Die Unstatistik des Monats Oktober ist eine Fortsetzung der Unstatistik aus dem August 2017. Damals hatten verschiedene Medien gemeldet, dass 80 Prozent der Insekten in Deutschland verschwunden seien: In zwei Fallen in einem Naturschutzgebiet nahe Krefeld hatte man 1989 etwas mehr als ein Kilo Flug-Insekten gefangen, 2013, also 24 Jahre später, 80 Prozent weniger. Natürlich darf man aus einer lokalen Stichprobe vom Umfang zwei keine Schlüsse auf ganz Deutschland ziehen (siehe die Unstatistik August 2017).
Im Oktober ging dieses Thema aufgrund einer größeren Stichprobe nochmals durch die Medien (unter anderem im Tagesspiegel, im Deutschlandfunk, in der Welt und in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung). Dort wird über eine Studie berichtet, die auf Daten von 63 Insektenfallen zurückgreift, die der Krefelder Verein zwischen 1989 bis 2016 aufgestellt hatte. Nach diesen 27 Jahren hatte man 76 Prozent weniger Insekten-Biomasse in den Fallen. Jedoch war keine einzige dieser 63 Fallen über den gesamten Zeitraum an einem Ort aufgestellt. Stattdessen – wie die Autoren der Studie selbstkritisch anmerken – wechselten viele Standorte von Jahr zu Jahr. An den meisten Standorten wurde keine einzige Wiederholungsmessung durchgeführt.
Genauso wichtig für die Bewertung der „76 Prozent“ ist aber auch ein allgemeines Prinzip des kritischen Denkens: Jede berichtete Abnahme zwischen zwei Zeitpunkten hängt davon ab, welchen Anfangszeitpunkt man wählt. Dies gilt besonders bei drastisch schwankenden Werten, wie bei Börsenkursen und Biomassen von Insekten. Hätte man das Jahr 1991 statt 1989 als Anfangspunkt gewählt, dann wären es statt 76 Prozent weniger Insekten nur etwa 30 Prozent weniger gewesen. Das ist immer noch ein Anlass zum Nachdenken über die Ursachen – eine Frage, worauf die Studie keine Antwort findet. Es ist aber auch ein Anlass darüber nachzudenken, warum man immer wieder versucht, uns mit möglichst erschreckenden Zahlen Panik zu machen.
Ebenso bringt Statistiker Georg Keckl folgende Schwächen der Studie zum Ausdruck:
Nur Fluginsekten wurden im Versuch berücksichtigt
Die Fluginsekten wurden lediglich gewogen (Biomasse) und nicht gezählt (Individuuen)
Kaum einer der Standorte wurde mehrmals beprobt, somit hat man keine reellen Wiederholungen
Die gewählten Standorte sind nicht repräsentativ für ganz Deutschland (nur NRW)
etc. (siehe Artikel)
Der Hype um das "Bienensterben" flacht ab und man braucht adequaten Ersatz...
Ich bestreite nicht das Insektenpopulationen vieler Orts zurückgehen oder zurückgegangen sind, das mag sein. Die Ursachen alleine den bösen Landwirten in die Schuhe zu schieben, ist der einfache Weg bei dem zu kurz gedacht wurde. So zu argumentieren ist nichts Neues, spannend bleibt wohin dieser Weg führen wird.
Ich bin jedenfalls froh darum, dass Leute wie Dr. Liebig ihre Meinung schlagkräftig vertreten und dafür einstehen. Auch wenn sie damit an-ecken und anderen in die Suppe spucken. Viele (Bienen-)Wissenschaftler wissen um die Argumente und denken ähnlich, haben dazu aber nicht den Arsch in der Hose
edit: auch lesenswert, die Medien als Flüsterpost... klick