Hallo allerseits,
manche mögen es an der Webcam bemerkt haben: ich bin seit heute wieder zurück von meiner Polenreise nach Hinterpommern.
Nach Jahren der Abwesenheit wollte ich wieder die Heimat meiner Vorfahren besuchen, die auch gleichzeitig den Ort meines ersten Kennenlernens mit dem Land Polen vor nunmehr 26 Jahren darstellt. Ich fühle mich seitdem dort heimisch, spreche mittlerweile die polnische Sprache fließend, und so war auch für mich diese Reise sozusagen eine Reise in die Heimat.
Von Szczecin aus ging es über Drawsko Pomorskie (ehem. Dramburg), Szczecinek (Neustettin) nach Stępień, dem damaligen Stepen im tiefsten Hinterpommern. Ich ließ mir Zeit auf dieser Reise, machte hier und dort Halt, um Weißstörche zu beobachten, die herrliche Seenlandschaft und die endlosen Wälder zu genießen, oder um das Spiel der hübschen Quellwolken zu bewundern, die es so wohl nur in Pommern gibt. Bei der Fahrt durch Hinterpommern, dem heutigem Pomorze Zachodnie, kamen mir wirklich manchmal die Tränen, aus Freude an der lieblichen Landschaft und dem freundlichen Klima.
Und doch, unsere unrühmliche Geschichte, die Vergangenheit, ist mit jedem Schritt hier spürbar, erst recht, wenn man die Sprache und die Seele der Menschen versteht. Der Überfall auf Polen, Massenvernichtung, Zwangsarbeit, Konzentrationslager, Völkermord, anschließend der Gegenschlag der Roten Armee, Massenvergewaltigung, Erschießungen, millionenfache Vertreibung und ethnischer Hass sind hier allgegenwärtig spürbar. Erlebnis am See: sagt doch eine ältere polnische Damen zu ihren Enkeln: "Nie baw sie z tamtymi dziecmi, to sa Niemcy!" Zu deutsch: "Spiel nicht mit den Kindern da drüben, das sind Deutsche!"
Ich bin hin- und hergerissen, sitze zwischen zwei Stühlen. Ja, dies alles sind Realitäten. Da helfen keine "Vorzeige-Gemeinsamkeiten". Nein, ich habe das Gefühl, das deutsch-polnische Verhältnis verschlechtert sich eher als dass es besser wird.
Dennoch und gerade deshalb: jeder Polenaufenthalt, und gerade in meiner Heimat, berührt mich immer sehr. Ich bin ja dort "Fast-Pole", und fühle mich sofort akzeptiert, aufgehoben, ja fast als Familienmitglied. Als polnischsprechender Mann, der nicht laut, nicht pfeifend, nicht arrogant, nicht hochmütig auftritt, sondern sanft, verständnisvoll, empathisch, und mit typisch polnischem Witz.
Leider konnte ich keinen Bienenstand besichtigen; dies hatte zwei Gründe:
1. Die große Mehrheit der Bienenstände bäuerlichen Ursprungs, wie ich sie noch vor 26 Jahren vorfand, sind im Zuge der Varroa schlicht und ergreifend verschwunden, und mit ihnen auch die Dunkle Biene.
2. Das Wetter der letzten Tage war dermaßen schlecht, dass vereinbarte Besitichtungen abgebrochen werden mussten. Schade, obwohl: ich hätte ohnehin nur Carnicabienen zu Gesicht bekommen.
Ich habe aber eine sehr freundliche Imkerin mit 50 Völkern und auch mit Imkereibedarfshandel in Drawsko Pomorskie kennengelernt; Frau Brygida. Von dieser habe ich sogleich etliche Kilo Dadant-Mittelwände gekauft; und über sie habe ich auch einen Veterinär in Drawsko kennengelernt, um über die Varroabehandlung zu sprechen. Dies findet dort ausschließlich mit Apiwarol, einer brennbaren Tablette, statt.
Als Dankeschön erhielt ich von Frau Brygida zwei Imkerbücher geschenkt. Wundervoll.
Auch viele viele andere schöne Erlebnisse hatte ich in Hinterpommern, die aber hier nicht alle wiedergegeben werden können. Man muss dort selber einmal hinfahren.
LG
Kai
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