Gelungene Bauernproteste legen Berlin lahm - Bauerndemo in Deutschland

  • Hallo allerseits,


    auch die heutige Bauerndemo, dieses Mal in Berlin, war ein voller Erfolg. Nach Polizeiangaben legten wohl 10.000 Landwirte in knapp 6.000 Traktoren die gesamte Hauptstadt lahm.


    Anlass der Bauernproteste in jüngster Zeit in Deutschland sind die zunehmende Gängelung der Landwirtschaft durch die Politik, Medien und Gesellschaft, zum Beispiel in der Diskussion um das sogenannte "Bienensterben", den Einsatz von Herbiziden oder die zunehmende Flut von Auflagen und Regelungen.


    "Siegessäule Berlin: Neben tausenden Traktoren sind tausende Landwirte aus dem gesamten Bundesgebiet zur #Bauerndemo nach #Berlin gekommen.Der Berufsstand hält zusammen", so der Thüringer Bauernverband anlässlich der Großdemonstration.


    LG

    Kai


  • Moin,

    Ich kann die armeb Bauern verstehen, wo sie soviel zum Artenschutz beitragen.

    4 mal im Jahr kippt der Bauer bei mir gegenüber die Gülle auf die Wiese.

    Ich hatte dieses Jahr das erste mal Nitrat im Wasser. Aber das liegt natürlich nicht an der Gülle.

    Lg

    Dietrer

  • Naja, wenn ich so die grossen Maschinen so sehe und bedenke, dass ein PS neu rd. 800 Euro kostet...


    Die Land- und Forstwirtschaft unterliegt der gleichen Industrialisierung wie auch der Rest der Wirtschaft. Wuerde man es anders wollen, muesste man dafuer sorgen, dass eine Arbeitsproduktivitaet etwa auf dem Niveau einer Hobbyimkerei ein Leben auf dem sozialen Niveau eines Industriearbeiters (ich denke da so an Leute, die bei VW am Band stehen) ermoeglicht. Das heisst *deutlich* hoehere Preis fuer Agrarprodukte sowie rigoros durchgesetzte Im- und Exportrestriktionen.


    Egal wie man' s dreht: Globalisierung, kleine Lebensmittelpreise und umweltvertraegliche Landwirtschaft widersprechen sich. Das sehen wir doch schon in der Imkerei: Die deutsche Imkerei haette kein Problem, auch die 80% Importhonig hierzulande zu erzeugen. Aber nicht fuer einen Ladenpreis von 2,75/500g, wenn man dabei auf das Tierwohl achtet und selbst wie jeder andere einen fairen Preis fuer seine Arbeit verlangt.


    Leider agieren viele selbsternannte Umweltlobyisten nach dem Vogel-Strauss-Prinzip: Wenn ich nichts mehr qualmen sehe, qualmts auch nicht. Siehe Elektroauto. Siehe importierte "Bioprodukte". Siehe "Biokraftstoffe (E10)" usw. und sind fuer mich deshalb unglaubwuerdig. Aus dem Dilemma kommt man nur heraus, wenn man auf eine starke Regionalisierung der Wirtschaft setzt. Jeder, der mir heute etwas von Klimaschutz erzaehlt, soll bitte zunaechst saemtliche Kleidungsstuecke ablegen, welche nicht innerhalb des eigenen Bundeslandes produziert wurden. Dann darf er gern weiter reden. Alle! stehen sie dann splitternackt vor mir. Ob sie dann noch mit dem Finger auf andere zeigen moechten?

  • Naja, dann guck dir mal die ganzen Auflagen und die Förderungen durch die EU an. Gefördert werden vor allem Großbetriebe.


    Auflagen werden immer mehr, Preise eher weniger, was meinst du wie viele Bauern überhaupt noch ohne Subventionen lebensfähig sind?


    Sry aber das Bauern bashing der letzten Jahre ist einfach nur armselig, was glaubt man eigentlich wohin diese verbotsgetriebene Politik führt? Klar zu nichts aber echte Alternativen aufzuzeigen ist halt anstrengend

  • ... Jeder, der mir heute etwas von Klimaschutz erzaehlt, soll bitte zunaechst saemtliche Kleidungsstuecke ablegen, welche nicht innerhalb des eigenen Bundeslandes produziert wurden. Dann darf er gern weiter reden. Alle! stehen sie dann splitternackt vor mir. Ob sie dann noch mit dem Finger auf andere zeigen moechten?...

    Hallo!

    Immer diese Ad-Hominem Argumente... was hat es denn damit zu tun, ob man eine Forderung/Aussage nach mehr Klimaschutz unterstützt. Es macht diese Forderung nicht falsch, wenn auch Leute dabei sind, die sie unterstützen, sie aber überhaupt nicht umsetzen wollen. Die haben dann hoffentlich ein schlechtes Gewissen. Und manche kann man meinetwegen dann auch heuchlerisch nennen. Aber Klimaschutz muss passieren, allein schon um des Menschen willen.

    Da finde ich es denkbar unsinnig erstmal alle nicht klimaneutral hergestellten Produkte (welche sind das schon... nicht viele) wegzuwerfen, um überhaupt in Dialog treten zu dürfen.

    Abgesehen davon, dass es viele Alltagsprodukte schon garnicht mehr aus heimischer Produktion zu kaufen gibt und wegwerfen von bereits gekauften Dingen kaum klimaschonend ist, sind regionale Produkte nicht unbedingt klimaunschädlich.


    Außerdem geht es bei dem Bauernprotest nicht ums Klima... sondern sie protestieren zu Recht gegen die Agrarpolitik, die über Jahre alles verschlafen hat. Gerade Deutschland hat sich mit neuen Gesetzen viel zu lange Zeit gelassen. Das rächt sich jetzt. Macht aber auch die Gesetze nicht falsch.

    Denn:

    Deutschland muss bereits nächstes Jahr Millionen Euro Strafzahlungen an die EU überweisen, weil der Gesetzgeber nicht fähig ist/war, sozialverträglich und fristgerecht Gesetze zu erlassen. Das ist bereits im Bundeshaushalt für nächstes Jahr eingeplant.

    Die jetzt geplanten Umsetzungen von EU Richtlinien kommen natürlich alle auf einmal auf Agrarbetriebe zu. Das ist ungerecht! Da stimme ich den Bauern absolut zu.

    Andererseits hätte man das alles verhindern können und sich auch als bäuerlicher Betrieb unabhängig von der Politik in Deutschland vorbereiten können. Die EU hat diese Sachverhalte bereits länger entschieden. Sauberes Trinkwasser ist wichtig und z.B. die EG-Richtlinie zur Qualität von Wasser für den menschlichen Gebrauch (Richtlinie 98/83/EG) existiert seit 1998!


    ... Aber das liegt natürlich nicht an der Gülle.

    Lg

    Dietrer

    Und dass Gülle mit Nitrat und allerhand anderem belastet ist und ins Grundwasser gelangen kann... da kann jeder sehr gut alleine drauf kommen (Regen nach Gülleausbringung). https://www.google.com/amp/s/a…iftige-luft/23923852.html

    Ja, es gibt Gegenden in Deutschland mit hohem natürlichen Stickstoffeintrag. Dann muss da eben weniger oder anders gedüngt werden. Aufwändig alle Bodenwerte zu berechnen, nicht unmöglich.


    Das heißt nicht, dass die Bauern alleine Schuld sind. Ich sehe die Politik als hauptverantwortlich und versagend.


    Offtopic:

    Aber was will man erwarten, wenn ein Herr Schmidt, ohne Absprache mit dem Umweltministerium Glyphosat im Alleingang für die EU durchwinkt, trotz aller Hinweise auf Gesundheitsschädlichkeit, die nicht nur Pflanzen betrifft. Bsp. Bienendarmflora:

    https://www.pnas.org/content/115/41/10305 (ja das kam nach Schmidt's Entscheidung aber damals war und ist immer noch die Kanzerogenität von Glyphosat in Diskussion).

    Die Angelegenheit hätte 2017 entschieden werden können. Nein, die Zulassung wurde verlängert. Auch das Verbot wird hoffentlich auf die Landwirte zukommen und dann wahrscheinlich ZU schnell...


    Politikversagen! Bauernbashing ist unangebracht. Ministerinnen ausbuhen, die es jetzt ZU spät umsetzen müssen... vielleicht angebracht für Landwirte. Alle anderen sollten sich freuen, wenn Deutschland endlich seine Verpflichtungen gegenüber den Bürgern erfüllt.

    Man könnte aufgrund der Mitschuld der Politik die Bauern zusätzlich unterstützen. Käme bestimmt besser an. Die Mitschuld haben aber natürlich auch die Landwirte, egal wie viele traurige Schicksale oder positiv Beispiele es gibt.


    Daher: Demonstrieren ist Grundrecht und der Staat muss gute Gründe für jeden Eingriff in die persönliche Freiheit liefern. Die hatte er hier schon lange und hat die Maßnahmen für den Eingriff mehr schlecht als recht durchgesetzt. Daher Demonstrieren sie zu recht.


    Grüße

  • Ja, das ist heuchlerisch, da stimme ich zu. Macht aber die Argumente nicht falsch.


    Mich würde wirklich interessieren, ob du tatsächlich der Meinung bist, dass man keine Verbesserungsvorschläge machen kann, bevor man nicht selbst voll und ganz nach einer Sache lebt. Wie sollten dann innovative Reformen oder Ideen aufkommen? In Mitteleuropa kann man nicht ohne Emissionen oder Handel leben, wenn man nicht drastisch den gesellschaftlichen Lebensstil und Wohlstand ändern möchte.

    Dein Beispiel, dass man dir erst mit dem Wegwerfen von Kleidung Vorschläge machen kann oder "weitereden" darf...

    Das ist surreal und es gibt immer noch Meinungsfreiheit zu sagen was man denkt, solange man andere nicht dabei verletzt.

    War das nur so dahin gesagt oder ist das wirklich dein Ernst?


    Grüße

  • Das ist surreal und es gibt immer noch Meinungsfreiheit zu sagen was man denkt, solange man andere nicht dabei verletzt.

    Meinst du?? Manchmal kommt es mir so vor, dass das nur zutrifft, wenn das Gesagte ins gesellschaftliche Bild passt...

    :/ Aber das is ne andere Baustelle.

    Postkugel hat es vielleicht etwas spitz formuliert, verstehen tu ich ihn schon irgendwie. In punkto Heuchelei und Scheinheiligkeit sind die Umweltdebatten zum Teil nicht mehr zu ertragen<X.

    Dass einem da mal der Kragen platzt...

    Die Bauern kann ich auch voll und ganz verstehen. Geiz is geil, jeder will möglichst billig, gleichzeitig bio und regional, plus Bestimmungen/Auflagen ohne Ende.


    Gruß

  • Ja, das ist heuchlerisch, da stimme ich zu. Macht aber die Argumente nicht falsch.


    Mich würde wirklich interessieren, ob du tatsächlich der Meinung bist, dass man keine Verbesserungsvorschläge machen kann, bevor man nicht selbst voll und ganz nach einer Sache lebt. Wie sollten dann innovative Reformen oder Ideen aufkommen? In Mitteleuropa kann man nicht ohne Emissionen oder Handel leben, wenn man nicht drastisch den gesellschaftlichen Lebensstil und Wohlstand ändern möchte.

    Verbesserungsvorschläge kann und soll man machen. Jedoch keine Diktate und Verbote fordern. Das sind keine Verbesserungsvorschläge. Wenn die Mehrheit Biolebensmittel will und dafür auch mehr bezahlt wird es diese entsprechend geben. Wird jedoch ein Verbot von Pflanzenschutzmitteln gefordert und dem Produzenten kein Ausgleich der Mindererträge gewährt geht das nach hinten los. Es werden dann eben Lebensmittel aus dem Ausland (mit Pflanzenschutzmitteln) importiert da billiger.

    Blühstreifen an den Ackerrändern sind gut, aber der Landwirt muss dafür einen Ausgleich für weniger Ertrag bekommen.


    Grüße Thomas