Welcher Winterverlauf ist günstiger für die Bienen? Brauchen Bienen Kälte?

  • Was ist gemäss euren Erfahrungen für die Bienen ein "schwieriger Winter" (wettermässig) mit entsprechendem Verlustrisiko ?


    - lange Perioden (mehrere Wochen) mit Frosttemperaturen?

    - sich abwechselnde Perioden mit kalten und warmen Temperaturen ?

    - eine länger dauernde Periode mit Möglichkeit für einen Reinigungsflug (aufgrund Frost und/oder Regen) ?

    - Schnee, welcher bis lang in den Frühling liegen bleibt ?

    - ?


    Ich selbst kann leider noch nicht mit Erfahrung glänzen. In meinen Gefilden (1200 müm) dauert der "Schnee-Winter" von November bis spät in den April.


    Im letzten sehr schneearmen Winter waren keine Ausfälle zu beklagen. Dieses Jahr viel Schnee und lange Kalt-/Nassperioden. Bisher keine Ausfälle. Aber erste Durchfall-Anzeichen ...

  • Hallo,


    eine sehr interessante Frage.


    Ich würde erstmal sagen: es kommt darauf an*. ;) Diese patzige Antwort hilft natürlich keinem weiter. Worauf kommt es also an? Auf die Biene: ist diese langlebig, brutlustig oder nicht. Auf das Klima im Frühjahr: ist dieses stabil oder mit vielen Wetterkapriolen behaftet? Auf die Völker: stark oder klein eingewintert?


    Grob gesagt gilt: starke Völker der Rassen Mellifera, Carnica, Buckfast und Ligustica mit genug Futter und kaum Milben kommen eigentlich mit jedem Winter bei uns zurecht.


    Generell halte ich die mit * markierten Voraussetzungen für entscheidender als den tatsächlichen Winterverlauf. Ich glaube aber auch, dass unsere heutigen Bienen mit milden Winterverläufen besser zurecht kommen. Ich glaube auch, dass ein langer, strenger Winter mit Dauerfrost und Schnee von November bis April einen höheren Auslesedruck bei vielen Bienen erzeugt.


    Beispiel Sicula: diese würden solch einen Winter kaum überstehen. Eine milden Regenwinter mit wöchentlichen Ausflügen aber lieben sie. :)


    LG

    Kai

  • Das ist wie die Frage.nach dem Sinn des Lebens?

    Da verweise ich auf Monte Pythons Sinn des Lebens. :D


    Unter dem Aspekt des Honigertrags ist sicherlich ein milder Winter vorteilhaft.

    Die Bienen starten hier am Niederrhein bereits Mitte März und Ende Mai ist bereits der Rapshonig fällig. Ferner brauchen wir nicht so viel Futter.

    Allerdings legen in den letzten Jahren die Bienen oft eine kleine Sommerpause an.

    Auch bringt der milde Winter auch Nachteile mit sich. Oft findet man keinen richtigen Zeitpunkt zur Brutfreiheit. Auch ist mein subjektiver Eindruck, dass die Varroa dieses feucht warme Klima liebt.


    Doch insgesamt hat Dr. Liebig unsere Region als Himmel der Imker in Deutschland bezeichnet. Ich bin jedenfalls zufrieden.

  • Ich sehe das so, wenn die Bienen Varroaarm und gut eingefüttert eingewintert wurden werden sie den Winter gut überstehen. Der Schnee wirkt sogar isolierend gegen starke Fröste und dürfte kaum ein Problem sein. Außerdem sind lange Ruhephasen bei den Bienen eher Vorteilhaft. Bienen können ganz schön was aushalten.

    LG Reinhard

  • Hallo,

    die letzten 3 milden Winter haben gezeigt, dass grundsätzlich milde Winter von Vorteil sind . Ich kann mich noch erinnern, wie wir im Imkerverein den noch wärmeren Winter2016 /2ö07 diskutiert haben.

    Wir hatten damals sehr Angst wegen Durchbrüten, deswegen erhöhten Futterverbrauch und drohenden ungezügelten Varroaanstieg.

    Die Auswinterungsquote war sehr gut bei fast allen, über die späteren Varroaprobleme kann ich keine Aussage mehr machen. Und vom Winterfutter war später noch überraschend viel da,

    Ich denke ein durchschnittlicher kalter Winter mit nicht so vielen Warmluftvorstößen mit einer echten Brutpause wäre in der Abwägung für die Bienen am besten, mit 1-3 Möglichkeiten für einen Reinigungsflug.

    Damit das gelingt (Reinigungsflüge) sollte das Flugloch in Richtung Süden, der Standort möglichst windgeschützt und nicht in einer Kaltluftsenke liegen. Da können sogar Bienen bei Sonne und Schneelage in 1200 m Höhe ab und zu ab Ende Februar zum Abkoten abfliegen

    Die ist besonders vorteilhaft, wenn größere Honigtauanteile im Winterfutter sind.

    Meine Erfahrung ist mit den hier heimischen Honigbienenvorkommen, dass eine mehr als 4

    bis 5 monatige fluglose Winterruhe für die Völker sehr negativ ist. In früheren Jahren habe ich das so immer wieder erlebt, dass im mittleren Oberrheingebiet durch lange Inversionswetterlagen hier unten es kalt war und oben im Schwarzwald die Bienen mehrmals fliegen konnten. Die oben haben gut überwintert und bei mir schlecht.


    Grüße

  • Ich selbst habe bei milderen Wintern am wenigsten Verluste zu beklagen. Das diese mehr Futter brauchen konnte ich nicht feststellen. Ich füttere jedes Volk mit 14-15kg bis ende September ein und das hat bisher immer gereicht, bis auf wenige Ausnahmen. Das konnte ich aber mit Futterwaben andere Völker ausgleichen. Die sogenannte Notfütterung, die ich so oft mitbekomme oder wo es Anleitungen gibt, hatte ich Gott sei Dank noch nie.


    Aber ich glaube auch das es an vielen Faktoren hängt, ob und wie gut Bienen überwintern und das alles zusammenspielt.


    -Stärke des Volkes


    -Alter der Königin


    -Futter (auch zuviel Futter ist nicht gut!) Königin braucht immer noch Platz


    -Störung (Lärm oder Nachsehen, Specht usw.)


    -Varroa Vorschädigung!! (bringt nichts wenn ich erst im September behandle wo schon eine Schädigung da sein kann, da gibts schon Winterbienen)


    -Rechtzeitig einfüttern, das der allergrößte Teil noch die Sommerbienen erledigen und die Winterbienen sich schonen können.


    -Ab dem auf füttern so gut es geht nicht mehr das Volk stören und nicht mehr Waben umhängen, die richten sich das so ein, das es ihnen passt.


    Dies sind so meine Ansichten, was ein erfolgreiches überwintern ermöglichen, egal ob es ein Kalter oder ein wärmerer Winter wird.


    Gruß


    Frankenimker

  • Viele Dinge sind richtig, bei Anderen musste ich lernen, dass es nicht so ist.


    Ich hatte diverse Sturmschäden bei dem unteren anderen die Deckel fliegen gegangen sind. Selbst das überleben Bienen problemlos, wenn sie ans Futter kommen und nicht nass werden.


    Ein Imkerkollege hatte enorme Probleme mit einem Specht. Obwohl teilweise der Specht enorme Löcher in die Beute geschlagen hat, haben die Bienen überlebt.


    Auch das Alter der Königin ist relativ. Die Bienen merken meist, wenn die Alte nicht mehr taugt. Dann wird sie rechtzeitig abgeschafft.


    Mit Abstand die wichtigsten Faktorn sind Volksstärke, Futter und nicht zu viel Varroen.

  • Optimal ist ein Winter mit konstant 5C.


    Milder oder schwerer Winter macht nicht ganz so den Unterschied, was den Völkern aber massiv zusetzt sind stark wechselnde Winter, vor allem wenn es zum Auswintern kommt, dann die Russenpeitsche nochmal richtig zuschlägt und nochmal für ein paar Wochen Frost bringt. Das nimmt die Völker ganz massiv mit.

  • Ich hab ja geschrieben ein Zusammenspiel und nicht das jedes einzelne den Ausschlag gibt.

    Zu sagen "ich habe gelernt, darauf kommt es nicht an" finde ich als Aussage nicht ok, gerade für Jungimker oder welche die erst wenige Jahre imkern und selbst erst 4 oder 5 Jahre Erfahrung haben und Hilfe suchen.


    Bienen können viel ausgleichen bzw abhaben, aber wenn zu den ganzen z.b noch ein Specht oder alte Königin dazukommt, ist das zu viel. Ich hab schon in einer Miniplus Beute überwintert, da waren keine 400 Bienen mehr drinnen, haben aber überlebt. Sind einfach auch Einzelfälle.


    Deshalb muss man sagen, wenn man seriös rüber kommen möchte, das mehrere Faktoren zusammenspielen und nicht "darauf kommt es nicht an"


    Sorry das ich das so schreiben musste, aber ich bin selbst seit Jahren Imkertpate und weiß wie verunsichert oder "leichtgläubig" Anfänger sind. Man kann eine Richtung vorgeben, aber Erfahrung muss jeder selbst sammeln.

  • Nach über zwei Monaten mit viel Schnee, Kälte und Regentagen nun ENDLICH 4-5 Grad und etwas Sonne. Der Tag wurde ausgiebig für den Reinigungsflug verwendet ....


    Leider schafften es einige nur bis zum Flugbrett :-(


    Insofern denke ich, dass die Möglichkeit für einen Reinigungsflug im Dezember/Januar wichtig wäre. Dieses Jahr wurde es Februar ...


  • Bei den toten Bienen handelt es sich eventuell um kranke und alte Bienen die Wissen, dass ihre Zeit abgelaufen ist und die Beute nicht beschmutzen wollen.

    Lieber diese Bienen vor der Beute, als wenn sie das Flugloch verstopfen und der Luftaustausch dadurch behindert wird.

    Ruhig bleiben und abwarten, wie sich die nächste Zeit entwickelt.:thumbup:

  • Hallo,

    die letzten 3 milden Winter haben gezeigt, dass grundsätzlich milde Winter von Vorteil sind ....

    Jo, auf jeden Fall. Ich gehe soweit, zu sagen:


    Bienen brauchen keinen Winter. Sie könnten ganz gut ohne ihn leben.


    Siehe unsere europäischen Bienen auf Hawaii, in Florida, Thailand, Australien, Madeira, Kanarische Inseln.


    LG

    Kai

  • Bienen brauchen keinen Winter. Sie könnten ganz gut ohne ihn leben.


    Siehe unsere europäischen Bienen auf Hawaii, in Florida, Thailand, Australien, Madeira, Kanarische Inseln.

    Das ist insofern nicht verwunderlich und logisch, als daß Bienen ja eigentlich tropische Lebewesen sind - genau wie wir übrigens. Das Bedürfnis beider Arten nach Wärme und LIcht ist dafür ein beredtes Beispiel bzw. Zeugnis.


    Dennoch gibt es Teilanpassungen an die hiesigen Verhältnisse: Die helle Haut der "Nordmenschen" ist für die Tropen auf die Dauer auch ungünstig, genauso wie Fetteinlagerungen, die eigentlich der Kälteisolation dienen. Und europäische Bienenunterarten konnten sich in Südamerika nicht so recht etablieren, deshalb die Einkreuzung mit den stechlustigen/-freudigen/wütigen ostafrikanischen Scutellata. Leider kam dann ein gutmeinender, aber nicht guttuender Depp daher, die Weiselgitter zu entfernen. Was die Folge war, wissen alle, die sich damit mal beschäftigten.

    Niemand hat die Absicht, das öffentliche Leben einzuschränken. Niemand hat die Absicht, eine Impfpflicht einzuführen.

    Einmal editiert, zuletzt von Freizeitimker ()

  • Moin, wäre bei unserem Klima aber ernährungstechnisch problematisch. Vielleicht in 100 Jahren wenn auch hier durchgängig Tracht ist.

    Grusd

    Dieter

    Eukalyptuswälder wachsen extrem schnell, auch Wollmispel, Olive, Erdbeerbaum, Mittelmeerheide und Schneeball liefern viel Nektar von Oktober bis März. Senf und Phazelia gibt es hier im Winter jetzt schon Hektarweise. ;)


    Daher habe ich diesbezüglich keine Bedenken. ;)


    LG

    Kai

  • Den Bienen zum Vorteil, doch ohne Brutpause, wird so manche Betriebsweise überdacht werden müssen, wenn nicht auch die Milbe davon profitieren soll.


    Viele Grüße

    Das stimmt, geht aber, siehe Madeira, Florida, Hawaii. :)


    LG

    Kai, das reimt sich sogar :D