Varroaresistente Stämme

  • Mich würde interessieren, ob sich jemand unter den Züchtern, etwa von Landbienen, befindet, der seine Bestände v. a. im Hinblick auf einen möglichst guten Umgang mit der Varroamilbe ausrichtet, bzw. eine gezielte Selektion betreibt. Man hört fallweise von Bienenvölkern, die in irgendwelchen Nischen oder Fugen an Häusern und Gebäuden über Generationen existieren, ohne dass sie jedes Jahr gegen Varroa behandelt werden können. Falls hier jemand über ein entsprechendes Know-how oder auch das Wissen um solche Bestände verfügt, so würde mich eine Antwort sehr interessieren.


    Vielen Dank und viele Grüße aus dem Alpenland!


    Aufwind oder Apis Austria

    Ich bin an der Erhaltung genetischer Ressurcen v. a. bei landw. Nutztieren interessiert und aktiv und operativ tätig, wowie der einzige Herdbuchzüchter bei Hühnern in Österreich (Altsteirer weiß).

  • Zitat von aufwind

    Mich würde interessieren, ob sich jemand unter den Züchtern, etwa von Landbienen, befindet, der seine Bestände v. a. im Hinblick auf einen möglichst guten Umgang mit der Varroamilbe ausrichtet, bzw. eine gezielte Selektion betreibt.


    Hier gibt es zwar keine Landbienen: http://www2.hu-berlin.de/bienenkunde/ZWS/


    aber einen Varroa-Index nach dem man suchen kann. Werte über 100 bedeuten, dass das Hygieneverhalten über- und die Milbenvermehrung unterdurchschnittlich ist.


    Sehr hilfreich, um mit den Milben besser fertig zu werden, ist übrigens ein gut isolierter Stand. Insel, Talkessel mit einem grossen bienenfreien Gürtel um die eigenen Stände. Kleinzellige Mittelwände senken die Milbenlast auch um ca. 50%. Es gibt also neben den Bienen noch eine ganze Reihe von Randbedingungen, die ganz wesentlichen Einfluss auf die notwendigen Behandlungen haben.


    Ich möchte deshalb dazu aufrufen, selber Selektion zu betreiben oder sich mindestens an seriösen Zuchtprogrammen zu beteiligen, sowie an der eigenen Betriebsweise (angepasst an das eigene Trachtgebiet) zu feilen und sich weniger auf das "beste Material" der anderen zu stürzen!

  • Zitat von Nigra

    Hier gibt es zwar keine Landbienen: http://www2.hu-berlin.de/bienenkunde/ZWS/
    aber einen Varroa-Index nach dem man suchen kann. Werte über 100 bedeuten, dass das Hygieneverhalten über- und die Milbenvermehrung unterdurchschnittlich ist.


    Das Problem ist eben der Durchschnitt, nich, der Graben war 30 cm tief aber die Kuh ersoff doch!


    Wie war es, als die Institute die Primorski testeten? Die Kirchhainer C-Vergleichsvölker aus der Toleranzpopulation waren den P's im Ausräumverhalten signifikant überlegen. Überlebt haben aber nur P's. Also kann das Hygieneverhalten nicht das Kriterium sein!


    Zitat von Nigra

    Sehr hilfreich, um mit den Milben besser fertig zu werden, ist übrigens ein gut isolierter Stand. Insel, Talkessel mit einem grossen bienenfreien Gürtel um die eigenen Stände.


    Das scheint wohl offizielle Meinung zu sein. Das Beispiel, das ich persönlich kenne, vollzog sich seit Anbeginn, wenn ursprünglich zwar auch so vermutet, eben doch nicht so. Imker sind eben ein (un)heimliches Völkchen.


    Zitat von Nigra

    Kleinzellige Mittelwände senken die Milbenlast auch um ca. 50%. Es gibt also neben den Bienen noch eine ganze Reihe von Randbedingungen, die ganz wesentlichen Einfluss auf die notwendigen Behandlungen haben.


    Das mit den kleinen Zellen ist aus meiner Erfahrung unter meinen örtlichen Verhältnissen Unfung!


    Zitat von Nigra

    Ich möchte deshalb dazu aufrufen, selber Selektion zu betreiben


    Volle Zustimmung!


    Zitat von Nigra

    oder sich mindestens an seriösen Zuchtprogrammen zu beteiligen


    Nur, welche sind das?


    Zitat von Nigra

    sowie an der eigenen Betriebsweise (angepasst an das eigene Trachtgebiet) zu feilen und sich weniger auf das "beste Material" der anderen zu stürzen!


    Das ist der Widerspruch mit zwei Argumenten gegen die Verordnung "seriöser Zuchtprogramme", welche auch immer das sein sollen, mit oder ohne Mittelwert.


    Die Evolution "wählt" aus einer Veilzahl vorhandener Varianten aus.
    Versuchen wir die Evolution nicht auszuhungern!


    Manne

  • Zitat von manne

    Wie war es, als die Institute die Primorski testeten? Die Kirchhainer C-Vergleichsvölker aus der Toleranzpopulation waren den P's im Ausräumverhalten signifikant überlegen. Überlebt haben aber nur P's. Also kann das Hygieneverhalten nicht das Kriterium sein!


    Der Varroatoleranzwert besteht aber nicht nur aus dem Ausräumverhalten. Es steht Dir frei, wie stark Du selber das Ausräumverhalten gewichten willst. Hauptsache Du erhebst die Daten nach wissenschaftlichen Kriterien.


    Zitat von manne

    Das mit den kleinen Zellen ist aus meiner Erfahrung unter meinen örtlichen Verhältnissen Unfung!


    Wie gross waren Deine Vergleichsgruppen und wie viele Jahre hast Du ausgewertet?


    Zitat von manne

    Nur, welche sind das?


    Ein öffentlich zugängliches Beispiel für die seriöse Grundlage einer Zuchtgruppe findest Du hier:
    http://www.toleranzzucht.de/fi…_Fassung_Dezember2010.pdf


    Zitat von manne

    Das ist der Widerspruch mit zwei Argumenten gegen die Verordnung "seriöser Zuchtprogramme", welche auch immer das sein sollen, mit oder ohne Mittelwert.


    Die Evolution "wählt" aus einer Veilzahl vorhandener Varianten aus.
    Versuchen wir die Evolution nicht auszuhungern!


    Klar ist es von Vorteil, wenn die Zuchtpopulation breit abgestützt ist. Deshalb plädiere ich ja gerade dafür, dass eigene Linien gepflegt werden! Da gibt es überhaupt keinen Widerspruch zu seriösen Zuchtprogrammen. Auch bei dem öffentlich einsehbaren Beispiel können neue Linien eingebracht und nach 3 Jahren gleichberechtigt werden.

  • Wer es will, darf sich gerne bei der AGT oder auch an ihrer Schulter zu Hause fühlen.
    In meinen Augen ist sie ein Bestandteil von Beschäftigungs- und Arbeitsplatzsicherungsprogrammen der Institute.
    Damit es klarer wird, ein Auszug aus einer alten Kopie:


    Im DBJ 8/1997 wurde bereits über Ergebnisse zur Selektion auf Varroatoleranz aus einem Vortrag anlässlich der Züchtertagung des Deutschen Imkerbundes am 16. März 1997 in Plau berichtet:


    „Die Zuchtpopulation des Bieneninstituts Kirchhain (Kirchhainer Population) wird seit 1990 einer intensiven Selektion auf Varroatoleranz unterzogen. … Sie beinhalten eine sorgfältige Messung der Varroabefallsentwicklung, eine Beurteilung des Bruthygieneverhaltens sowie eine Bewertung des Putzabwehrverhaltens.“


    14 Jahre intensiver Forschungsarbeit liegen hinter der eingangs zitierten Theorie. Wie viele Jahre liegen noch vor ihr, um zu erkennen, ob was dran ist?


    Das DBJ 12/2003 beschreibt die Situation in einem Bericht über die Imkertagung in Donaueschingen u.a. wie folgt: ... „Es gab im vergangenen Jahr große Probleme“ meinte der Präsident „Aber noch werden keine schlagkräftigen Lösungen angeboten, noch werden die wahren Ursachen gesucht und verharmlost. Die existenzielle Unsicherheit der Imker ist groß und es steigt der Frust, da seine eigentlichen Institutionen nicht wirklich helfen können.
    Es bleibt der ‚dumme’ Imker allein.“


    Was hat sich inzwischen getan?


    Neues Spiel, neues Glück!


    Manne

  • zu deiner Frage nach varroresitenten Bienen kann ich folgendes aus meiner Erfahrung berichten:


    1. die erste Kontaminierung mit Varroa-Milben führte dazu, dass pro Volk zwischen 15000 bis 25.000 Milben existierten.


    2. Inzwischen haben/wurden die Bienen durch Selektion, meist auf natürliche Weise, einen wesentlich geringeren Milbenbefall erreicht.


    3. Meine Versuche in den Jahren 2000 bis 2007 ohne Behandlung* hat ergeben, dass die Bienen sehr wohl mit der Milbe leben können.
    Der Milbenbefall lag bei ca 500 bis 1200 Milben pro volk. besonders die 2jährigen Völker waren stärker befallen ebenso die nach der Schwärmerei
    zurückbleibenden Bienen mit Jungkönigin. Übrigens selten hat ein Volk mehr als 700 Milben erreicht.


    4. Ich habe ausschliesslich die völker vermehrt mit dem geringsten Milbenbefall.


    5. Bedauerlicherweise hat sich in den letzten Jahren ein Bienensterben eingestellt, welches mit dem Varroabefall nicht mehr zu begründen ist.


    6. ich kann jedem Imker dazu raten, selbst den natürlichen selektiven weg einzuschlagen um somit das Problem Varroa-Befall in den Griff zu bekommen
    und damit den Bienen auf Dauer zur Resistenz zu verhelfen.


    7. Der Einsatz von Chemie ist auf Dauer abzulehnen.


    *verkürzte darstellung.


    gruss pokoface

  • Zitat von pokoface

    4. Ich habe ausschliesslich die völker vermehrt mit dem geringsten Milbenbefall.


    pokoface


    mache ich seit kurzem auch so. Mal sehen ob es etwas bringt....


    Grüße
    Michael

  • Hallo allerseits,


    na welch alter Beitrag wurde denn hier ausgegraben? :P


    Zur Info: nirgends in Europa wurden bislang "varroaresistente Stämme" erzüchtet, weder bei der Dunklen noch einer anderen europäischen Biene. Weder von Freizeitimkern, noch von professionellen Züchtern. Das ist leider auch 30 Jahre nach der Varroainvasion noch so.


    LG
    Kai

  • Hallo


    Ich habe Bienenvölker die ohne Behandlung 3-6 Jahre alt sind.


    Diese Völker sind Carnica- und Buckfastvölker.


    Drohnenbrut wird nicht entnommen.


    Konrad

  • Hallo Konrad,



    Bienen können auch viele Jahre mit der Varroa leben. Allerdings reicht es nicht aus für ein langfristiges Überleben. Die Populationszahl wird mit der Zeit immer geringer!!!Das ist einer der Gründe, wieso es auch keine stabilen Wildpopulationen gibt.


    LG Kianoush

  • Hallo Konrad
    Wenn Bienenvölker 3 bis 6 Jahre ohne Behandlung leben, ist das ein bedeutender Fortschritt.
    Hier stellt sich natürlich die Frage, woran sie gestorben sind. Futterabriß?, Königinnenverlust? Insektizide?
    Wieviele Schwärme bzw. Ableger gibt ein Volk in einem solchem Zeitraum?
    Vegetiert es vor sich hin oder ist es fit und bringt mir jedes Jahr 60kg Honig?
    Ich freue mich ob solcher Berichte und würde gerne mehr erfahren;
    insbesondere, weil der Trend immer mehr zu behandeln immer häufiger zu Völkerverlusten führt.
    Gruss, Elk

  • Zitat von elk030

    ...
    Ich freue mich ob solcher Berichte und würde gerne mehr erfahren;
    insbesondere, weil der Trend immer mehr zu behandeln immer häufiger zu Völkerverlusten führt.
    Gruss, Elk


    Dem kann ich mich nur anschließen!
    Ich habe beim Lesen in anderen Foren auch oft den Eindruck, dass die Völker trotz und nicht wegen der Behandlung überleben. Oft wird viel zu viel behandelt. Ich finde es auch überhaupt nicht gut, wenn die Völker mit Chemie vollgepumpt werden!


    Aber ich finde es auch bedenklich, von varroaresistenten Bienen zu sprechen, nur weil paar Völker ein paar Jahre ohne Behandlung überlebt haben! Mit Resistenz hat das nichts zu tun. Im Übrigen halte ich das Wort "Varroaresistenz" für unglücklich gewählt. Es gibt doch auch keine flohresistenten Katzen. :mrgreen: Es gibt nur paar Katzen mit mehr und andere mit weniger Flöhen. :lol:


    LG Johannes


    Zuchtkoordinator im Bundesverband Dunkle Biene Deutschland e.V.

    http://www.bv-dunkle-biene.de/
    Eine Mitgliedschaft in unserem Verein ist ein guter Beitrag zum Erhalt unserer einheimischen Dunklen Biene. Wir wollen die imkerlichen Kräfte bündeln und Interessenten und Züchter näher zusammenbringen.


    Infos zur mir und meinen Bestellmöglichkeiten gibt es auf meiner Webseite: https://www.dunkle-bienen.com/

  • Moin
    Kennt ihr den Waschbäreffekt?
    Es gab Versuche den Waschbären auszurotten.
    Mit dem Ergebnis, daß man nach der Aktion mehr Tiere hatte als vorher,
    weil umgehend die Geburtenrate explodierte.
    Eigene Erfahrungen deuten darauf hin, daß es bei der Milbe nicht anders ist.
    Heißt, daß sich bei Nichteinmischung die Vermehrung der Milbe in Grenzen hält;
    teilweise überraschender Weise sich sogar erheblich reduziert.
    Schwarmbetriebsweise, eigener Wachskreislauf, Naturwald(kaum Pestizide/Fungizide,ect.)
    und wenig Eingriffe im Bienenvolk unterstützen das in meinem Falle.
    Elk
    Da ich noch in der Versuchsphase bin(Jahr 5), rate ich natürlich dringenst davon ab, ähnlich Törichtes zu unternehmen.

  • Hallo


    Dass es an der Biene liegt ist vielleicht ein Irrweg.Ich denke eher, dass die Biene oder Milbe einen Parasiten hat, der der Biene nichts ausmacht aber der Varroa.Durch diese ständigen Milbenbehandlungen wird wahrscheinlich dieser Parasit auch ausgelöscht. Nach einem sehr hohen Varroadruck ( 30 Milben pro Tag) habe ich 2 Buckfastvölkern (2013) Bienen von einem Volk (Carnica) zugegeben das jetzt den 6. Sommer ohne Behandlung macht.


    Diese Buckfastvölker hatten nach 2 Jahren heuer im Herbst immer noch einen sehr niedrigen Varroabefall.


    Konrad

  • Zitat von Konrad

    Hallo


    Dass es an der Biene liegt ist vielleicht ein Irrweg.Ich denke eher, dass die Biene oder Milbe einen Parasiten hat, der der Biene nichts ausmacht aber der Varroa.Durch diese ständigen Milbenbehandlungen wird wahrscheinlich dieser Parasit auch ausgelöscht.


    Also das was ich dazu gefunden habe, isst der Bücherskorpion Varroa und kommt von selbst in die Bienenstöcke.


    Zu den Bienenläusen hab ich nur ne Vermutung.


    Zitat von Wikipedia

    Die Bienenläuse leben im Pelz der Bienen, vornehmlich der Königin. Hier fressen sie vor allem beim Nahrungsaustausch mit anderen Bienen und bei der Fütterung der Königin mit und betteln die Arbeiterinnen auch direkt an.


    Sie tun den Bienen nichts, aber sie besetzen den Platz, den die Varroa will? Wäre mal interessant ob die um die jeweilige Biene kämpfen.