Korbimkerei

  • Hallo Bernd
    Ich muss sagen, durch Lesen in alten Buechern ueber die Korbimkerei,
    komme ich grade zum umgekehrten Schluss.
    Die Schwarmimkerei in Koerben (oder Holzkisten) mit verkreuzten Land
    und Heidebienen koennte der Grundstein zur Genesung des Bienenwesens
    sein. Kleine Bienenvoelker mit Naturwabenbau und Nestduftwaerme, die
    Schwaermen duerfen, und auch sonst groesstenteils in Ruhe gelassen
    werden, muessten wohl die gesuendesten und gluecklichsten Bienen sein.
    Jeder kuenstliche Eingriff des Menschen, auch das Honigernten, muss
    fuer den Bien immer traumatisch sein.
    Ist es nicht bienenfreundlicher ein Volk, das zu leicht ist um ohne
    Fuettern ueber den Winter zu kommen, abzuernten und kurz und
    schmerzlos zu toeten? Das ist ja nur natuerliche Auslese, denn diese
    Voelker wuerden sonst verhungern.
    Aber der moderne Mensch mit seinen Sentimentalitaeten, bevorzugt es
    den Bien mit seinen Kunstgriffen unnatuerlich zu quaelen.


    Mit Naturwabenbau und Nestduftwaerme
    und im Sommer ein paar Schwaerme
    die dunklen Bienen, die auch stechen
    der Milbe das Genicke brechen



    freundliche Gruesse Guenther

  • Hallo Bernd, hallo Guenther !


    Ich sehe es im Prinzip so :
    Natürlich ist die Korbimkerei, als lukrative Betriebsweise, nicht Bienenfreundlich! Ich möchte sie dennoch aus ideellem Grunde betreiben!


    Hier sehe ich es so wie Guenther !
    Ich möchte meinen zukünftigen Heidebienen ein so natürliches und schönes Leben ermöglichen wie irgend möglich und was bietet sich da mehr an, als wie schon von Guenther beschrieben, die Korbimkerei:
    Es sind kleine Bienenvoelker sie bauen ihre Waben im Naturwabenbau und sie dürfen schwärmen ! Ich bin der festen Überzeugung das diese Bienenhaltung natürlicher ist als die meisten andern !
    Und im Endeffekt kommt es doch darauf an WIE man mit seinen Bienen umgeht oder ???


    Lg, Thomas

  • "... als mit brachialer Gewalt den Korb auszuräumen..."

    Hej, ich glaube und hoffe, das will hier auch niemand. ;) Und da dies niemand will, könnte ich mir gut vorstellen, dass sich die Bienen AUCH in einem Korb wohlfühlen. :)


    Wenn ich mir die Betriebsweise der Korbimker im Film ansehe, habe ich nicht den Eindruck, dass es den Bienen schlecht geht. Es kommt halt immer auf die Behandlung und die Liebe zu den Immen an! Wieviele Magazinimker arbeiten hektisch, im "Anzug", an ihren Bienen, was oft in einem grausamen Gequetsche und Abgemurkse endet (so etwas nennt sich dann Carnica-Wirtschaftsimker). Das ist doch schrecklich; dieses wäre doch anzuprangern!!!


    Es geht ja auch nicht um die Frage "Korb oder Magazin". Diese Frage ist doch als Maßstab schon lange entschieden. Aber: wenn sich jemand entscheidet, ein paar Völker auch im Korb zu pflegen, liebevoll und mit viel Geschick, so finde ich das mehr als lobenswert!


    LG
    KAi

  • ... in der Regel werden die "Erntekörbe" abgetrommelt und das Volk entweder als Schwarm verkauft oder aber im neuen Korb mit oder ohne Wabenwerk aufgefüttert. Soweit ich weiß, vertragen das die Bienen gut. Sie haben es zumindest 1000 Jahre überstanden :)


    LG
    KAi

  • Guten Abend zusammen
    Ich moecht nur sagen, dass ich ja keineswegs vorhabe meine Bienen
    abzuschwefeln, um Honig zu ernten.
    Was ich sagen wollte ist, das die Schwarmverhinderung der modernen
    Imkerei oft nicht artgerecht oder bienenfreundlich ist.
    Wenn ich an Fluegelstutzen, einsperren, drohnenschneiden, umhaengen
    und vertauschen der Brutwaben, usw. denke, kommt mir das schon wie
    Tierquaelerei vor.
    Fuer mich kommen die Bienen auch zuerst, dann erst der Honig.
    Bei Berufsimkern wird das halt ein bisschen schwieriger.
    Mich wuerde ja interessieren, wie Einige, die schon Koerbe haben, denn
    am besten Honig ernten.
    Zeideln ist ja sicher nicht so gut.
    Vielleicht abtrommeln und die Bienen mit einem anderen Volk ueber
    Zeitungspapier vereinigen, die Brut waere dann doch verloren, obwohl
    man die auch essen koennte.
    Ich wuerde vielleicht doch oben eine Oeffnung lassen, um einen Honigraum aufsetzen zu koennen.


    gruss guenther

  • ... auch wenn wir vom Thema abkämen, so habe ich Hochachtung vor allen Naturvölkern! :)


    Das kann natürlich auch für Bienen gelten, und Hochachtung auch vor den Imkern, die sich damit (noch oder schon wieder) befassen!


    LG
    Kai

  • Ich find es super, dass man dieses Thema hier diskutieren kann, wo andernorts nur die Nase geruempft wuerde.
    Ich persoenlich gehe davon aus, das der Bien eine Kreatur ist, die sehrwohl Empfindungen faehig ist. Man denke nur wie mutlos Bienen
    werden wenn sie die Mutter verlieren, am Schwaermen gehindert werden
    oder auch wenn keine Vorraete da sind.
    Ich denke Naturwaben, Nestduftwaerme und schwaermen sollten die
    Grundvoraussetzung fuer eine artgerechte Bienenhaltung sein.
    Danach kann man sich ja Gedanken machen wie man an den Honig kommt.
    Bei der Magazinbeute (Warre) stoehrt mich, dass sie wohl schwer umzulegen oder ganz umzudrehen ist, und so muessen da schon Fenster
    sein um was zu sehen. Und das waer eben der Vorteil von kleinen
    Stabilbaubeuten oder Koerben, das man leicht sehen kann wieweit die
    Bienen sind, ob Weiselzellen da sind usw.
    Ein wichtiger Punkt ist auch, dass die einheimischen dunklen Bienen
    im Stabilbau in kleinen Voelkern, wenn sie schwaermen duerfen eine
    sehr gute Chance haben sollten, mit den Varroa fertig zu werden, ohne
    behandeln zu muessen.


    gruss guenther



  • Hallo Guenther!
    Das mit der modernen Schwarmverhinderung sehe ich auch so!
    Ich bin auf der Suche nach Möglichkeiten, wie ich wesensgemäß den Bienen und ihrem Schwarmtrieb begegnen kann !
    Dieses Jahr hatte ich zwei Schwärme und ich hab mich sogar gefreut!


    Ich finde es lobenswert, wenn jemand versucht eine Möglichkeit zu finden, die Bienen wirklich liebevoll und artgerecht zu halten !


    Von Naturwabenbau "Nestduftwaerme", wie du es nennst, und Schwärmen halte ich auch viel!


    Wo Bernd jedoch recht hat hat er recht :) Beim Honigernten aus den Körben wird den Bienen alles gestohlen ... Die Waben und der Honig ! :(


    Daher würde ich persöhnlich nicht in Körben imkern um an den Honig zu kommen...


    Lg,
    Thomas

  • Hallo Allerseits,


    um keine falschen Vermutungen aufkommen zu lassen: die Korbimkerei in einer wirtschaftlichen Imkerei wird heutzutage (außer im Heidegebiet) keine Chance mehr haben; ich will ihr auch nicht das Wort reden. Tatsächlich ist das Magazin heute die Beute der Weltimkerei nach anfänglichen Irrwegen in der Bienenhaltung (Blätterstock, Einheitsbeute etc).


    Dennoch sei daran erinnert, dass alle modernen Krankheiten der Bienen (Nosema, Faulbrut, Amöben, Kalkbrut, Ruhr, Sackbrut etc) erst mit der Umstellung vom Korb auf den Mobilbau auftraten bzw zu Schäden führten. Alle Kenner der Korbimkerei (Lehzen, Golz usw) konnten bestätigen, dass die Korbbetriebsweise die gesündesten Bienen hervorbrachte. Krankheiten waren unbekannt.


    Von daher kann ich nicht nachvollziehen, dass die Korbbetriebsweise den Bienen "abträglich" gewesen sein soll. Das Gegenteil scheint der Fall zu sein.


    Ich freue mich schon auf meine ersten Korbvölker im nächsten Jahr. :)


    LG
    KAI

  • Hallo Allerseits
    Emile Warre's und Johannes Thuer's Buecher waren fuer mich sehr auf-
    schlussreich. Wirtschaftlichkeit hin oder her, die Gesundheit der Bienen
    steht auf dem Spiel. Es kann doch nicht so weiter gehen, dass manche
    schon zur Vorbeugung Antibiotika in ihre Beuten stecken, usw.
    In der Huehner und Schweinezucht faengt man auch an umzudenken,
    und artgerechtere Tierhaltung, wird allgemein geschaetzt, und es werden
    bessere Preise erziehlt. Bei Bienenprodukten sollte das auch moeglich sein
    So koennte eine Kleinimkerei sich auf Naturwabenhonig aus Koerben
    und Stabilbaubeuten spezialisieren.
    In "Bienenhaltung fuer Alle" von Warre beschreibt er das Abtreiben der
    Bienen zu Beginn der Haupttracht. Er stellte fest, das die Bienen ohne
    Brut mehr Honig gesammelt haben als sonst, obwohl sie mit dem
    Wabenbau voellig von vorne beginnen mussten. Man kann sich vorstellen
    welch andere Vorteile eine solche Erneuerung des Wabenbaues bringt.
    ( brutkrankheiten, Varroa usw.)
    Er beschreibt seine Magazinbeute, aber mit dieser Methode muesste es auch in Koerben etc. moeglich sein Honig und Wachs zu ernten.
    Grundlegend moechte ich noch sagen, man muss zuerst die Methoden
    der modernen Rahmenimkerei (auch der Bienenzucht mit kuenstlicher
    Befruchtung) in Frage stellen, um ueberhaupt nach Alternativen zu suchen.


    gruss guenther

  • Hallo Allerseits
    Ich glaube, ich hab irgendwo was ueber Koerbe gelesen, die oben eine
    Oeffnung haben, wo man einen kleinen Honigraum aufsetzen kann.
    ( da wurden sogar umgekehrte Glasbehaelter verwendet)
    Weiss jemand, wie gross so eine Oeffnung sein muesste, damit die Bienen
    da noch rein gehen und Honigwaben bauen.
    Mein Gedanke ist: Falls eine relativ kleine Oeffnung genuegte, wuerde
    darunter im Brutraum kaum Waerme verloren gehen, und der Korb
    wuerde mit einem Stoepsel drin immer noch gut aussehn.


    gruss guenther

  • Hallo Günther,


    im Moment wird ein Korb bei ebayanbgeboten mit einem Loch oben zum Honigraum aufsetzen.
    (Das Angebot ist nicht von mir - nur mal so zum Bilder ansehen :roll: )
    So einer steht auch in der Ausstellung zur Armbruster-Sammlung in Berlin und war mal typisch für Brandenburg.


    Wenn Du es Dir etwas leichter machen möchtest, lasse die Löcher nicht viel größer als 3 cm. Die Waben werden dann nicht durchgebaut und Du kannst dem Bien die Honigkappe ohne Sauerei abnehmen... :wink:


    Bis bald Molle :P

  • Hallo Molle
    Vielen Dank fuer die Info. Also Brandenburger statt Lueneburger. Macht ja
    nix. Ich bin begeistert mit den verschiedenen Moeglichkeiten mit Koerben.
    Bequehm, wie ich bin, ist mir gleich ein grosser umgedrehter Blumentopf
    eingefallen, einfacher gings dann ja nicht mehr.


    freundliche gruesse guenther

  • Hallo zusammen, schaut Euch mal folgendes an:


    http://warre.biobees.com/linnaeus.htm


    Der Bruder des berühmten Taxonomen Carl von Linné beschrieb einen Strohstülper, der gestapelt werden kann. Diese Bienebeute ähnelt damit dem Warré- oder Christprinzip. Anscheinend war das Verfahren früher weiter verbreitet als bisher angenommen und ist nur wenig in der Literatur zu finden.
    Ich denke bienengerechter und Bienengesünder Imkern ist für uns alle von Nutzen, auch für uns Menschen, denn alles ist in einem Kreislauf und was wir anderen antun kommt irgendwann zurück. Vielleicht müssen auch wir mit unserem industriellen, kapitalistischen Gierdenken zurück zur Natur. Ich denke die Bienen sind nur krank durch den Menschen und Ihr Verschwinden sollte uns was sagen, denn Ihre Sprache ist doch eigentlich sehr deutlich.


    Viel Spass beim studieren der Strohbeuten


    Sonnige Grüsse aus dem Schwarzwald, Markus


  • Super geniale Idee!
    Ich bin begeistert von den Möglichkeiten die sich dadurch auch der Korbbienenhaltung eröffnen!


    Und lieber Markus, ich bin vollkommen deiner Meinung, was das kapitalistische Gierdenken und das Verschwinden der Bienen angeht!



    Beste Grüße an alle,
    Tommy