Schweizer Nigra Säntis Flügeluntersuchung

  • Hallo allerseits,


    an diesem Frühlingstag durfte ich nicht nur Fotos im Garten schießen, sondern auch eine weitere Nigra-Probe untersuchen. Diesmal kam eine Probe einer Nigra-"Reinzucht"-Königin der Schweizer Reinzuchtgebirgsbelegstelle Säntis zu Analyse.


    Das Ergebnis habe ich hier eingestellt: http://www.nordbiene.de/dunkle…hweiz-saentis-soland.html


    Auch bei dieser vermeintlichen Reinzuchtbiene konnte ich ein Gesamtergebnis von nur 21% Dunkle Biene feststellen. Dieses Ergebnis ist den vorherigen Nigra-Proben, die ich untersuchen durfte, sehr ähnlich. Auch dieses Ergebnis deutet auf eine jahrzehntelange Hybridisierung der Schweizer Nigra hin.


    LG
    Kai



    [attachment=1]nigra-soland-fluegel-probe-4.jpg[/attachment]



    [attachment=0]Nigra_Säntis02.jpg[/attachment]

  • Hallo Kai,


    das Ergebnis der Untersuchung einmal mehr ein Thema zum Diskutieren. Wenn ich es richtig lese ist auch die Mutter DNA untersucht und Züchter Frau G. Soland, diesbezüglich würde ich einmal Frau Soland anschreiben.
    Zum Ergebnis, ich sehe eine breite Streuung und eine Korrelation zwischen CI – DSA sehe ich nicht, wurde auch schon von österreicher Züchter in ihrer Zucht bemerkt.
    Der CI Durchschnitt liegt bei 1,7 wenn ich richtig gerechnet habe und der entspricht der mellifera, nur züchten kann man nicht nach einem Durchschnittswert und die % Angaben taugen auch nicht viel zur Zucht.


    Als Beispiel ein paar Werte aus der Tabelle:
    CI DS HI
    1,5 -2,9 0,84
    1,5 5,0 0,93 (CI 1,5 mellifera typisch, DSA +5,0 carnica typisch)
    1,5 0,6 0,95
    2,1 -3,1 0,9
    Ein ziemliches Durcheinander finde ich, da springen die Werte nur so hin und her und erwischt man bei der Nachzucht so eine Larve die mal eine schöne Königin werden soll, da frag ich mich wie die Nachzucht wird; selbst bei künstlicher Besamung.
    Soviel wie ich von der Zucht verstehe (Pflanzen und Tierzucht) zeigen phänotypische Werte nur ein Teil des Erbgutes und viele rezessive Merkmale bleiben verborgen.
    Grüße, Horst

  • HAllo Horst,


    volle Zustimmung!


    Von derselben Königin ist eine weitere, größere Probe bereits auf dem Weg an mich; 30 Bienen sind doch recht wenig. Dann will ich das Ergebnis noch verfeinern bei dieser Säntis-Reinzuchtkönigin.


    Ich möchte in diesem Zusammenhang Familie Schrüfer zustimmen, die sich dafür entschieden hat, nur noch innerhalb bestimmter Schwedischer Linien zu vermehren und diese dann auch zu kombinieren.


    Dies, und nur dies, findet derzeit für mich meine volle Unterstützung. Denn erstens sind tatsächlich noch in Skandinavien diese Goldkörner vorzufinden, und andererseits: was sollen wir mit polnischen, schweizerischen, österreichischen oder französischen Mischbienen für die Zucht*? Zum Kennenlernen gerne mal, aber nicht für die Zucht.


    Und dann lese ich, dass ein Imkerfreund 30 km südwestlich von Hannover mit der Schweizer Nigra Höchsterträge aus dem norddeutschen Raps erwartet? Meines Erachtens eine Fehlentwicklung .... :|


    Ich komme schon wieder ins Schreiben, daher bremse ich mich jetzt mal. :P


    Erstmal einen Kaffee, ein Honigbrot, und der Tag kann beginnen. Euch allen einen wunderschönen Sonntag.
    LG
    KAi


    *PS: DA ich die Belgischen nicht kenne, kann ich mich hierzu nicht äußern. Horst, Du als Kenner, hälst Du die Belgischen den Schwedischen für ebenbürtig? Empfielst Du sie für eine Weiterzucht?

  • Hallo Kai,
    die "schwarze Biene aus Belgien", so wird sie dort genannt sieht ähnlich einer schwedischen Biene aus, auch was die typisch lange Behaarung auf dem Abdomen angeht, der Index ist allerdings einwenig höher (1,7).
    Das Verhalten meiner belgischen ist annehmbar nur eben lässt die Entwicklung ein wenig zu wünschen übrig; aber in diesem Jahr ist alles ein wenig anders. -Die Schweden kenne ich nur als F2/F3 sonst nicht, waren immer super stark mit ein wenig Kalkbrut.
    Da wir hier in Deutschland leider keine natürlichen Reinzuchtbestände auf lange Sicht aufbauen können bleibt uns für die Leistungsfähigkeit der dunklen Biene in deutschen Landen nur die Kombinationzucht. Der Genpool reiner Dunklen liegt damit eindeutig in den Ursprungsländern wie z.B. Schweden evtl. auch Belgien und Frankreich für unsere Region und die gilt es zu unterstützen.
    Familie Schrüfer beschreitet aus meiner Sicht den richtigen Weg, denn eine Honigbiene die keine Erträge bringt taugt nichts.
    Schöne Grüße, Horst

  • HAllo Horst,


    ganz herzlichen DAnk für die wertvollen Infos.


    Zur Zucht hier in Deutschland sehe ich das ganz genauso wie Du. Da gibt es nichts zu kommentieren.


    Würdest Du aber als Fachmann die Belgische noch als unvermischt bezeichnen? Ich habe da leider keine Infos und vertraue ganz Dir!!!


    Ja, und auch Familie Schrüfer, finde ich, bestreitet genau den richtigen Weg, mit der richtigen Erkenntnis! Viele Grüße bitte an Fam. Schrüfer.


    LG
    KAi

  • Hallo Kai,
    naja das mit dem Fachmann lassen wir mal. Zur Reinheit der belgischen Biene kann ich aber einiges sagen. Hubert Gueriat leitet die Station und die gesamte Zuchtarbeit. Es wird handbesamt und natürlich Begattet in dem Gebiet Chimay wo etwa 200 Halter der Dunklen Biene ansässig sind. Ich hatte einige Bienen von einem inserminations Zuchtvolk 2012 mitgenommen, das Ergebniss lag über 90%, meine eigenen liegen ebenfalls dort eines sogar bei 93%.
    Man muss hier berücksichtigen dass meine drei natürlich Begattet wurden und darauf kam es mir an -eine Prüfung der Belegstelle. Das kann in diesem Jahr schlechter oder auch besser sein, schaun wir mal.
    Grüße, Horst

  • Zitat von Host

    ...das Ergebniss lag über 90%, meine eigenen liegen ebenfalls dort eines sogar bei 93%.
    ....
    Grüße, Horst


    Hallo Horst,


    danke schön. Über 90% klingt doch schon sehr gut, wobei "nicht voll 100%" auch auf "sonstigen Abweichungen" beruhen kann (mal ein Messfehler, mal eine Verflugbiene etc), was das Ergebnis dann natürlich sofort etwas nach unten zieht. Bis zu 10 Prozentpunkte Abweichung kann es schon mal geben, das ist völlig natürlich.


    Also, unter Vorbehalt weiterer Ergebnisse von Dir würde ich dann die Belgische auch als annähernd unvermischt einstufen, mich auf Dich berufend? :?:


    LG
    Kai

  • So, liebe Freunde,


    hier das Messergebnis der weiteren mir zugesandten Probe derselben Nigra Königin aus der Schwiz, Reinzuchtbelegstelle Säntis, Züchter Reto Soland:


    Erwartungsgemäß zeigte auch diese zweite Messung der zweiten Probe ein identisches Gesamtergebnis: nur 22% Prozent liegen im Mellifera-Bereich. Diese Analyse zeigt zweierlei Ergebnisse:


    • Diese Nigra-Probe zeigt wie auch alle anderen bisher untersuchten eindeutigen Hybridcharakter
    • Das Messverfahren ist absolut zuverlässig, da zwei Proben der selben Königin ein annähernd identisches Ergebnis liefern.


    Die Schweizer Nigra ist damit optisch zwar eine "dunkle" Biene (schwarzer Chitinpanzer, recht schmale Filzbinden), aber genetisch zeigt sie überwiegend Hybridcharakter.


    Anbei einige Fotos der heutigen Messung:




    [attachment=2]nigra-soland-fluegel-probe-4-messung-2.jpg[/attachment]



    [attachment=1]Nigra-Bienen-Soland-Saentis.jpg[/attachment]



    [attachment=0]Nigra-Einzelbiene-1-Soland-Saentis.jpg[/attachment]


    Hinweis an den Einsender: das Volk sollte in Bezug auf Varroa überwacht werden, da es einen erhöhten Befall zeigte.


    LG
    Kai

  • Also das heißt, daß die hochangepriesenen Schweizer Nigra garkeine Dunkle Biene ist, sondern eine "gepanschte" Biene bei der nur die Farbe Nigra zu sein scheint. Erinnert mich an Lagnesehonig. Der ist auch gepanscht! Also bitte jetzt nicht versuchen die Situation zu verschönen, sondern ehrlich bleiben. Es ist keine Dunkle Biene, die Nigra, sondern eine Landrasse aus der Schweiz mit "schwarze Füß" ?? Kann ja auch eigentlich nur so sein, denn so müßte man ja davon ausgehen das Kai schwindelt. Das glaube ich aber absolut nicht. Er legt Beweise offen. Tun die Schwizer... das auch? :roll: Nee ................. natürlich nicht. Wo bei ich keinem Schwizer... was unterstellen will, aber die verkaufen sie hier als "reine dunkle Biene"! Kann doch nicht sein, oder? Warum wird man überall so verar....... ? Kann man das Leben denn nicht einmal ohne Vera ...... leben?


    [Anm.: Beschimpfungen entfernt, gehören nicht hierher. Admin]

  • Zitat von Franziskus

    Also das heißt, daß die hochangepriesenen Schweizer Nigra garkeine Dunkle Biene ist, sondern eine "gepanschte" Biene bei der nur die Farbe Nigra zu sein scheint.


    Hallo Franziskus,


    Dein erster Satz mag so zutreffend sein, das andere möchte ich nicht unbedingt kommentieren. Die Schweizer leisten mit Sicherheit eine gute, durchorganisierte und aufwändige Zuchtarbeit.


    Aber: die Nigra ist keine Dunkle Biene (mehr), jedenfalls keine unvermischte. Im Gegenteil: der Mellifera-Anteil scheint recht gering zu sein. Um dieses zu belegen, dienen ja meine Untersuchungen. Man könnte dann die Nigra als Nigra verkaufen, aber nicht als "Dunkle Biene".


    Dies hat dann auch wieder mit Ehrlichkeit zu tun. Natürlich kann man dann auch in Bayern eine Zucht auf der Basis der Nigra aufbauen. Dies muss man dann aber auch so betiteln und ganz klar sagen, dass es sich nicht um die Dunkle Biene Apis mellifera mellifera handelt, für deren Artenschutz wir doch eigentlich alle hier sind, oder?


    LG
    Kai

  • Hallo Kai, das Ergebnis ist schlecht, entweder bekommst du kein gutes Zuchtmaterial oder es ist so -Soland müsste es eigentlich wissen.
    Ob es jetzt eine Dunkle ist oder nicht ließe sich nur über die mt-DNA bestimmen um was es sich da in der Schweiz führ einen Haplotyp handelt. Im angrenzendem Frankreich (Annecy ) handelt es sich zu über 95% um den M4 Haplotyp, in der Provence (Montfaret) und den Seealpen ist der C-Eifluss schon bei 25% ( Garnery 1996).


    Leider hatte ich noch nicht das Glück eine Probe aus der Schweiz prüfen zu können, solltest du mal einige Biene übrig haben würde ich die mal nach meiner Methode prüfen, allerdings Varroa geschädigte Bienen ergeben kein gutes Ergebnis, da schon eine winzige Deformierung der Adern das Ergebnis beeinflusst.
    Grüße, Horst

  • Zitat von Host


    Leider hatte ich noch nicht das Glück eine Probe aus der Schweiz prüfen zu können, solltest du mal einige Biene übrig haben würde ich die mal nach meiner Methode prüfen...


    Hallo Horst,
    das mache ich doch gerne. Schweizer habe ich derzeit nicht über, aber ich könnte Dir 20-30 Braunelle zusenden; von den habe ich noch welche.


    Von der jetzt untersuchten Proben fielen mir 2 leicht deformierte Flügel auf, diese kamen selbstverständlich nicht nur Untersuchung.


    Wichtig ist, dass natürlich nur gesunde und vollständige Flügel untersucht werden.


    LG
    KAi

  • Hallo Kai,
    von der Braunelle habe ich schon so einige geprüft und die Ergebnisse sind deinen ähnlich wie ich gesehen habe, danke für dein Angebot.
    Alles Gute, Horst

  • Zitat von imkerforum-nordbiene

    Dein erster Satz mag so zutreffend sein, das andere möchte ich nicht unbedingt kommentieren. Die Schweizer leisten mit Sicherheit eine gute, durchorganisierte und aufwändige Zuchtarbeit.


    Ohhh Ja, das tun sie in der Tat. Mit einer schwarzen Biene eben. Das ist auch nicht mein Bedenken. Nigra kommt von Negro und bedeutet einfach nur schwarz, aber nicht zwingend "Dunkle Biene" wie man sieht. Wobei die Schweizer auf diesem Gebiet schon eine wirklich gute Arbeit leisten. Aber sie können aus einer schönen schwarz durchgezüchteten Biene eben nicht einfach Mellifera Mellifera machen.
    Nicht kommentieren ist besser, denn dann artet es nicht in Streit aus. Aber seine ehrliche Meinung darf man da ja auch mal preisgeben. Oder? Solange es keine "Fäkalsprache" ist, dürfte das hier ja auch kein Problem darstellen. Oder Admin? Ich finde es sehr schade daß um die Dunkle so eine Lügerei betrieben wird. Daher meine scharfe Kritik damals an Lutz, oder jetzt an den "Schwarzfußzüchtern" ( absolut nicht "diskriminierend und böswillig" gemeint) aus der Schweiz. Das soll aber jetzt nicht so rüberkommen als das ich ihre Arbeit nicht zu schätzen weis. Ich habe einen Schweizer Fachmann hier bei mir gehabt und der erzählte mir das die Nigra noch eine original durchgezüchtete Dunkle Biene sei! Was soll das, denkt man sich dann doch logischerweise. Im übrigen bestätigen Kai's Analysen eben nur das was ich von zwei anderen Imkern auchschon gehört habe. Aber eben NUR gehört/gelesen. Komischerweise bestätigt es Kai aber nur. Mehr unbewußt, denn erweis ja nicht was ich gehört und gelesen habe. :P

  • Hi Matti, eines müssen wir festhalten, die ursprüngliche Biene der Schweiz ist eine mellifera und die "Nigra" ist eine Zuchtform davon, je schwärzer desto besser und es gab sogar Preise dafür. Prof. E. Zander verbreitete diese Biene seiner Zeit über ganz Deutschland aber ohne Erfolg -oder doch? Die heimische dunkle Biene wurde verdrängt und den Rest gaben ihr die bekannten carnica-Stämme.
    In wie weit die jetzige Nigra genetisch "verschmutzt" ist, ist nicht unsere Angelegenheit dies herauszufinden sondern die der Schweizer.
    Grüße, Horst

  • Zitat von Host

    In wie weit die jetzige Nigra genetisch "verschmutzt" ist, ist nicht unsere Angelegenheit dies herauszufinden sondern die der Schweizer.
    Grüße, Horst


    Jou, da hast'e schon recht!

  • Zitat von Franziskus

    Jou, da hast'e schon recht!


    Hallo,


    auch von mir Zustimmung, denn der Gesamtbestand in Gänze kann natürlich nur vor Ort überprüft werden.


    Nur: die Schweizer vertrauen (wohl eher "blind") der extra von Soland gegründeten Firma zur DNA-Untersuchung. Flügelindizes scheinen dort nach äußerem Anschein kaum eine Rolle zu spielen.


    Obwohl auch die Nigra sicher eine sehr gute Biene ist und auch recht "dunkel" aussieht, bin ich nach wie vor der Meinung, dass sie keine Biene für den Grundstock einer Dunklen Biene in Deutschland darstellt.


    Und: auf die dann vermarkteten Nigra-Bienen aus BAyern bin ich jetzt schon gespannt. :P Es bleibt also spannend.


    LG
    Kai

  • Hi,
    ich bin mir nicht sicher ob der Flügelindex das einzig richtige Indiz für die mellifera ist. Aber sei es wie es sei, wenn im bayrischen Alpenland die Dunkle Alpenbiene bevorzugt wird ist es nach meinen Erkenntnissen die richtige Wahl; ich freue mich schon auf die ersten Prüfergebnisse.
    hG, Horst

  • Hallo Horst,


    nein nicht das einzige Mittel. Aber wenn die Ergebnisse schon am Flügelindex scheitern, kann man sich weiteres ersparen.


    LG
    Kai

  • Hallo allerseits,


    Ich hatte hier mal irgendwo etwas von russischen Königinnen gelesen. Nähe Ural. Wäre das sinnbringend da Kontakte zu knüpfen oder sind die auch sehr eingekreuzt dort mit anderen dort heimischen Rassen?
    Die nächste Frage ist ja, ob man per Flugzeug einen kleinen Ableger mitbekommt und was für Bescheinigungen notwendig sind..
    l.G. Rene


    Anmerkung: Rene, was hat diese Frage wieder in diesem Thema zu suchen? [admin]