Betriebsweise ohne Absperrgitter

  • Hallo zusammen,


    seit ich vor einigen Wochen mal in irgendeinem Thema geschrieben habe, dass ich aus Überzeugung (wenngleich die auch erst in den letzten 3-4 Jahren gereift ist) ohne Absperrgitter arbeite, erreichen mich in loser Folge immer mal Mails von interessierten Leuten, die wissen wollen, ob und wie das denn so geht.


    Erst mal danke für das Interesse. :)


    Da ich heute etwas Zeit habe nutze ich diese mal um meine Betriebsweise in groben Zügen hier mal öffentlich zuschildern.


    Zuerst mal zur häufig gestellten Frage, ob und wie viel ich denn damit an Honig ernte:
    Das "ob" kann ich ganz klar mit JA beantworten. Sogar mehr, als wenn ich eines benutzen würde! Bei dem "wie viel" muss ich sagen, hab ich so meine Bauchschmerzen. Es ist ja von Region zu Region verschieden. Daher sind meine Werte natürlich keine Vergleichswerte mit denen jemand anderes etwas anfangen kann. Sicher gibt es Imker die in trachtschwachen Regionen meine Zahlen lesen und für Spinnerei halten und andere, die schmunzeln, weil sie auch mit ASG mehr ernten als ich. Also vermeide ich hier mal konkrete Zahlen. :mrgreen:


    Zur Betriebsweise an sich:
    Auch ich habe gelernt mit ASG zu imkern. Ohne war für meinen Opa nicht denkbar. Er hatte es ja schließlich auch so gelernt. :wink:
    Seit 3 Jahren verwende ich es nur sporadisch etwa in einer schwachen Spättracht vor der Varroa-Behandlung.


    Die wichtigste Voraussetzung ist in meinen Augen anhaltend gute Tracht.
    Dann kann / sollte man das ASG weg lassen.
    Vollgesaugte Bienen quetschen sich da nur ungern durch und manche Völker lagern eh gerne brutnestnah.
    Ich habe schon Völker erlebt, die nur 5 kg im Honigraum, aber 25 im Brutraum hatten. Das ist kontraproduktiv!


    Ich setzte zu Beginn der Obstblüte immer den Honigraum mit Waben und Mittelwänden direkt auf die Bruträume.
    Zwar kann es sein, dass die Königin oben schnell mal ein paar Waben bestiftet, aber bis zum Schleudern (4-5 Wochen später) ist alles geschlüpft
    und die Zellen voller Honig.
    Wenn erst mal eine "Honig-Barriere" da ist, dann geht die Königin eh nicht mehr hoch.
    Auch hat so eine Königin natürlich eine Kapazitätsgrenze. Viel mehr als 2 Zander-Zargen plus den Wildbau im hohen Boden schafft sie gar nicht.
    Wenn die Völker also (wie jetzt) auf 4-5 Zargen stehen, ist genügend Platz für Honig.


    Der einzige echte Nachteil dieser Betriebsweise, den ich natürlich nicht verschweigen will, ist folgender.
    Wenn man die Königin zwecks Schwarmverhinderung oder so sucht, kann die echt überall sein. Und auch Schwarmzellen befinden sich mit unter in der 5. Zarge, obwohl das Brutnest nur in den unteren beiden ist. Echt verrückt diese Bienen manchmal! :D



    Es kann sein, dass meine Betriebsweise in trachtschwachen Gegenden nicht funktioniert.
    Da fehlt mir die Erfahrung!
    Aber selbst wenn man dadurch 5 kg weniger erntet, den Bienen wird es vielleicht besser gehen. Oder man bildet es sich wenigstens ein. :wink:
    Versucht es doch einfach mal bei einem Volk. Dann könnt ihr euch selber eine Meinung bilden. Und auch meinen Horizont in dieser Richtung erweitern.



    Nicht jede Betriebsweise passt zu einem oder zur Region.


    In diesem Sinne, frohes Schaffen und rege Diskussion!


    LG Johannes


    Zuchtkoordinator im Bundesverband Dunkle Biene Deutschland e.V.

    http://www.bv-dunkle-biene.de/
    Eine Mitgliedschaft in unserem Verein ist ein guter Beitrag zum Erhalt unserer einheimischen Dunklen Biene. Wir wollen die imkerlichen Kräfte bündeln und Interessenten und Züchter näher zusammenbringen.


    Infos zur mir und meinen Bestellmöglichkeiten gibt es auf meiner Webseite: https://www.dunkle-bienen.com/

  • Hallo,


    Ein Bekannter arbeitet auch ohne ASG. Allerdings lässt er die Waben des HRs als Dickwaben ausziehen.


    Verwendest du den gleichen Rähmchenabstand wie im BR?


    Beste Grüße
    Olli :)

  • Zitat von Olli G.

    ...
    Verwendest du den gleichen Rähmchenabstand wie im BR?


    Beste Grüße
    Olli :)


    Ja Olli, das mache ich. Gleiche Rähmchen, gleicher Abstand!
    Ich habe zwar mit Dickwaben keine Erfahrung, habe aber gehört, dass der Wassergehalt des Honigs da wohl u. U. höher bleiben soll.


    LG Johannes


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  • Das stimmt natürlich.
    Wieviel es ausmacht weiß ich jetzt auch nicht.
    Auf alle Fälle soll es verhindern, dass die Königin oben stiften kann.

  • Hey Olli,


    du hast mich da gerade auf eine Idee gebracht. :)


    Die Dickwaben sind vielleicht ein super Mittel um auch in trachtschwachen Regionen ohne Absperrgitter volle Honigwaben zu gewinnen.
    Wenn nur wenig reinkommt, besteht ja doch die Gefahr, dass gerade bei größeren Rähmchenmaßen immer etwas But auf den Waben ist und man nie zum Schleudern kommt. :evil:
    Da die Königin ja aber wohl nicht in sauber ausgebaute Dickwaben stiftet, dürfte das dort kaum / gar kein Problem darstellen.
    Außerdem wird der Wassergehalt bei spärlicher Tracht auch in den Dickwaben nicht höher sein als in normalen Waben. Die Zellen brauchen ja lange, bis sie gefüllt sind und daher kann der Honig von den Bienen sicher ausreichend umgearbeitet und "entwässert" werden.


    Ich hab davon zwar keine Ahnung, aber irgendwie klingt es doch logisch. :P


    LG Johannes


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  • :) dieses Thema ist immer wieder interessant!


    Ich möchte nicht mehr viele Worte hinzufügen, aber den einen oder anderen Tipp möchte ich äußern:


    Bei einer Betriebsweise mit ASG ist es oft sehr nützlich, wenn man bei bereits sehr starken Völkern im Sommer (ab mindestens vier Zanderzargen, davon zwei Bruträume) den hölzernen, gewöhnlichen Fluglochschieber her nimmt und quasi zwischen Brutraum und Honigraum, direkt auf das ASG in Richtung Flugloch einzwickt. Hundertmal schon getestet, funktioniert es ganz prima. Starke Völker können das Problemlos verteidigen, die Sammelbienen laufen in diesen Spalt direkt in den Honigraum und müssen sich nicht mehr durch das ASG quetschen. Auch, wenn man zufällig mal bisschen Drohnenbrut bei der Erweiterung mit erwischt hat, können diese dann folglich normal auslaufen, und verenden nicht auf dem ASG.


    Bei der Betriebsweise ohne ASG sind Dickwaben natürlich eine besondere Alternative. Wichtig ist, das man solche Honigzargen wesentlich mehr Reifezeit geben, oder unbedingt vor der Ernte noch auf Wassergehalt prüfen sollte.
    Wenn man aber in einem Gebiet steht wo es permanent Massentrachten gibt, braucht man keine Dickwaben. Nur immer rechtzeitig erweitern, und der Honig drückt das Volk von selbst "nach unten" und im Spätsommer erwarten einem 2-3 knallvolle Honigzargen.


    Frohes Gelingen!


    LG
    Michi

  • Hallo Michi,


    toller Tipp mit dem zusätzlichen Flugloch im Honigraum. Wenn man ein Absperrgitter verwenden muss oder will, ist das sicher eine super Sache.
    Das gibt es ja auch bei den DDR-Hinterbehandlungsbeuten und wenn ich mich recht erinnere, hatten Opa und ich das HR-Flugloch auch immer aufgemacht, wenn die Völker stark genug waren. Da war das Absperrgitter ja noch "Pflicht". :wink:


    LG Johannes


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  • Hallo zusammen,


    da ich mir für dieses Jahr endlich mal einige Halbzargen gegönnt habe, wollte ich auch mal wieder mit ASG arbeiten.
    Dazu habe ich letztes Wochenende bei 3 sehr starken Völker das ASG und die Halbzarge aufgesetzt. Das Ergebnis konnte ich heute sehen. In allen 3 Völkern war keine einzige Biene im HR. Folglich habe ich die ASG wieder entfernt und arbeite wie immer ohne diese.


    Hat jemand ähnliche Erfahrungen oder mögen nur meine Bienen kein ASG? :P


    LG Johannes


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  • Hallo an alle .
    8) Auch ich arbeite seit Jahren weitesgehenst ohne Abspergitter , diese Arbeitsweise sorgt für mehr Harmonie im Volk und wirkt schwarm-verhindernt. Eine dicke Biene ( - Dunkle und voller Honig ) geht nicht durchs Abspergitter.
    Liebe Grüße Jörg .

  • Zitat von capellmann

    ...Eine dicke Biene ( - Dunkle und voller Honig ) geht nicht durchs Abspergitter. ...


    Meine Buckfast-F3 aber auch nicht! :P


    Aber Jörg, du hast völlig recht. Völker ohne ASG verhalten sich harmonischer und machen weniger Arbeit und Sorgen. Sie regulieren ihren Sitz weitgehend selbst und man hat eigentlich nie das Problem eines verhonigten Brutraums. Außer man vergisst zu erweitern. :wink:


    LG Johannes


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  • Hast du die ASG aus Kunststoff oder Edelstahl? Denn die aus Edelstahl sind wesentlich bienenfreundlicher, sie schlupfen da förmlich durch :mrgreen:
    Kann aber sein, dass einfach zu wenig "Bienenfleischdruck" von unten kommt :wink: manchmal hilft da ein Schied (wie bei Dadant!). Waren es ausgebaute Waben? Schon komisch, vlt. bekommen sie auch noch zu wenig Nektar rein?

  • Hallo Michi,


    da ich mit den Halbzargen ja erst anfange, stehen mir nur MW zur Verfügung. Die sind natürlich nicht so verlockend.
    An ASGs habe ich sowohl Kunststoff, als auch Metall. Imkerfreundlicher sind ja die aus Kunststoff. Da verbiegt man nichts. Aber du hast recht, die Bienen haben es schwerer und auch die Freifläche ich geringer.


    Heute habe ich mal kurz unter die Folie geschaut. In der Nacht haben die Völker schon mit dem Ausbau begonnen. :P


    LG Johannes


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  • Zitat von Johannes

    Heute habe ich mal kurz unter die Folie geschaut. In der Nacht haben die Völker schon mit dem Ausbau begonnen. :P


    Na da schau her, mit bisschen Geduld geht alles was :mrgreen: schön das sie es ausbauen! :wink:

  • Hi zusammen,


    da ich leider die Holzrahmen für meine Absperrgitter über den Winter etwas unvorsichtig gelagert hatte, musste ich heute feststellen, dass diese komplett verschimmelt sind und war gezwungen die Betriebsweise ohne ASG zu testen. Habe jetzt bei einem Buckfast- und einem Dunklen Volk je eine ganze Zarge 12er DN als Honigraum gegeben. Bin mal gespannt ob Brutwaben entstehen oder nicht.


    LG, Ole!

  • Hallo Ole,


    die Gefahr besteht bei hohen Zargen natürlich eher als bei halbhohen. Die Waben füllen sich einfach nicht schnell genug mit Nektar. Aber nach 3 Wochen (wenn die Brut geschlüpft ist) hat sich das Problem meist erledigt und du kannst schleudern. :P


    Ich hatte dieses Jahr bei 2 Völkern wieder mal versucht das ASG einzusetzen. Das Ergebnis der Aktion war, dass der HR auch nach 2 Wochen noch bienenfrei war. Meine gehen einfach nicht durch das ASG (beim Magazin). Bei den Normbeuten klappt es lustiger weise sehr gut. Ich führe jetzt alle Magazine wieder ohne ASG und es klappt hervorragend. Heute bei der Durchsicht war fast nirgends Brut im halbhohen HR und wenn, dann nur paar Drohnenzellen am unteren Rand.


    LG Johannes


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  • Hallo Johannes,


    danke für die Rückmeldung. Kontrollierst du beim Abnehmen der Honigräume dann die einzelnen Rahmen und schneidest die Drohnenbrut von den Seiten ab oder wie in der Regel vor? LG, Ole!

  • Hallo Ole,


    ich sehe nicht oft nach und schneide auch selten was aus. Am besten ist es, einen Tag vor dem Schleudern mal zu schauen. Dann sieht man den aktuellen Stand und kann entscheiden, wie viele Waben geschleudert werden können. Wenn da jetzt nur wenige Drohnenzellen bebrütet sind, schneide ich die aus. Bis zum Schleudern am nächsten Tag reparieren die Bienen das und man hat kein Gematsche.


    LG Johannes


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