RapsHonig mit extremem Kohlgeruch

  • Hallo liebe Imker Kollegen.


    Ein Imker Kollege hier aus der Nähe hat 2019 einen Rapshonig geerntet der einen wirklich penetrant-widerlich-kohligen Geruch und Geschmack hat. So übel, dass er ihn von den Kunden zurück bekommt. Kennt jemand dieses Problem? Speziell seit 2019?


    Ich habe dazu eine Theorie was der Grund sein könnte.

  • Meine Theorie ist, das seit 2019 die systemisch wirkenden PSM, speziell die Neonicotinoide (insektizide) für Raps nicht mehr zugelassen sind. Diese wurden vor der Blüte ausgebracht, gingen in den "Blutkreislauf" der Pflanze über und haben sie vor saugen den und beißenden Schädlingen geschützt.

    Jetzt gibt es leider nur noch Kontaktgifte. Die Töten nur was getroffen wird. Das Resultat ist, daß gegen Rapsglanzkäfer und Rapsschotenrüssler direkt in die Blüte gespritzt werden muss, z.T. mehrmals. Da werden nun leider auch die Bestäuber getroffen (das nur mal so nebenbei was wenig durchdachte Pestizidverbote bewirken können). Weiterhin wirken diese Mittel nicht optimal. Der Rapsacker von dem besagter Honig stammt, hatte trotz Behandlung einen deutlichen Befall. Da der Rapsglanzkäfer die Knospe ausfrisst, vermute ich, dass kohliger Pflanzensaft vom Knospenfrassschaden sich mit dem Nektar vermischt hat und diesen Geruch und geschmack erzeugt hat.

    Ein anderer Imker aus dem Verein hatte wegen sehr starkem Befall gar keine Ernte obwohl er im Rapsfeld stand.


    Kennt ihr dieses Problem?

  • Hallo!

    Ich kenne das Problem nicht. Aber sehr wohl das "Problem", dass weniger Raps angebaut wird, da die Neonics größtenteils verboten wurden. Daher hatte ich auch keinen Rapshonig letztes Jahr. Ob das jetzt ein Problem oder ein Segen für die Bienen ist...

    Für den Imker ist es wohl eines: weniger Einnahmen. Aber das Verbot "wenig durchdacht" zu nennen, ist wenig durchdacht. Mir ist eine heilere Insekten- und folglich Tierwelt lieber als Rapshonig, so gerne ich ihn auch mag.

    Deine Theorie kann stimmen. Ich hätte noch eine andere: wegen höherem Schädlingsbefall produzieren die Rapspflanzen mehr sekundäre Pflanzenstoffe, von denen viele in den Nektar und Pollen abgegeben werden können (Bsp. JKK und PAs). Daher schmeckt der Honig dann vielleicht kohliger.


    Grüße

  • Hallo. Ich hab ja geahnt das es in diese Richtung geht 😜


    Sehr gut deine Theorie mit den sek. Pflanzenstoffen.


    Zu: "Mir ist eine heilere Insekten- und folglich Tierwelt lieber als Rapshonig..." ja, möglich. Leider ist es aber nicht so. Das Verbot der Neonics führte ja schlussendlich dazu das ein Nachfolger kam der nun mehrfach in die Blüte gespritzt werden muß. Ich glaube nicht das einer von uns in der Lage ist zu beurteilen was da besser ist, aber Gefühl fand ich persönlich die Neonics besser.

    Ich denke au h nicht, daß wir knapp 8 Mrd. Menschen ohne bzw. Mit Biologischem pflanzenschutz ernähren können. Zumindest würde dann mehr Fläche benötigt und die letzten Regenwälder vermutlich komplett gerodet. Davor graut es mir 😭

    Ähnlich das Glyphosatverbot. Ich habe weniger Angst vor Glyphosat, als vor dem was danach kommt. Der Ersatz wird vermutlich nicht so gut wirken (dann würde man ihn heute schon verwenden), müsste daher wohl mehr und öfter ausgebracht werden. Zu glauben der Landwirt zieht mit der Hacke los und hackt seine 300 Ha ist Utopie. Wir müssen Alternativen bieten, keine Verbote. Das treibt einen Keil zwischen Imker und Landwirtschaft.

    Stell dir vor dein Nachbar kommt und sagt: deine scheiß Bienen, ich kann kaum noch im Garten sitzen, die müssen da weg..... Dann gelüstet es einen no h mehr Völker hin zu stellen. Fragt er aber: Du sagma, deine Bienen stören mich schon wenn ich im Garten sitze. Hast du ne Idee was man da tun kann? Dann wäre die Antwort vllt. : Ja klar, wir konnten eine Hecke Pflanzen oder eine Schilfmatte an den Zaun machen, dann fliegen sie direkt hoch.

    Ich denke der beste Schutz der Natur sind weniger Menschen. Max. 2 Kinder, besser weniger. Dann schrumpft die Bevölkerung. Weltweit natürlich. Aber das darf man ja nicht laut sagen. Und es wird gerade wieder modern 3 zu bekommen.... Der Staat fördert es ja auch noch. Ach... Könnte man da lange drüber schreiben.

  • Und es wird gerade wieder modern 3 zu bekommen...

    Ach, dass is mir neu. Positive Entwicklung, könnten wir hier gebrauchen. :/


    Zum Thema, an euren Theorien könnte schon was dran sein. Hab mir auch meine Gedanken gemacht. Das Problem selbst, habe ich in dem Ausmaß aber auch noch nie gehört. Das beim öffnen der Honigräume ein Schwall leichter Kohlgeruch raus kommt, ok. Aber das der Honig den Geschmack dermaßen annimmt... :/ Ein Freund der schon Jahrzehnte jedes Jahr im Raps steht, hatte das auch noch nie. Da kamen vielleicht mehrere Faktoren zusammen. Leider kann ich (noch) nicht wirklich was zur Problemlösung beitragen. Und zu den Giften: es ist halt immer Pest oder Cholera;(


    Gruß

  • Es mag seltsam klingen, aber ich wohne in SH und es gibt keinen Raps bei uns, also im Flugradius. Nur Silagepflanzen und Viehhaltung.

    Ich habe dadurch einen unheimlich leckeren, süßen und aromatischen Frühtrachthonig. Rekordernten wird es bei mir aber eher nicht geben, Raps bringt definitiv Masse in die Honigräume.

    Ok, „kohligen“ Honig werde ich jedenfalls nicht bekommen


    Grüße!

  • Der Kohlgeruch ist für Rapshonig sogar normal und fällt je nach Jahr verschieden stark aus. Vor allem in trockenen Jahren habe ich den Kohlgeruch verstärkt festgestellt, aber niemals wirklich Penetrant.


    Raps ist ja auch ein Kohlgewächs, von daher ist es auch nicht überraschend. Kann es sein das dies Jahr einfach so wenig Honig wie selten reingekommen ist und d.h. mehr Geruchsstoffe vom Raps im Nektar waren?

  • Die Theorie ist gut. Aber leider war es nicht so. Bei uns war das Frühjahr vor und zur Rapsblüte nicht trocken und die Ernte war gut.


    Ich hatte 2019 meine beste pro Volk Ernte in diesem Jahrzehnt. Wir haben hier aber auch eine klimatische Besonderheit. 1. Das ohnehin schon Milde Rhein-Main-Gebiet, 2 liegen wir hier auf einem kleinen Hügel der uns gerade bzgl. Regen ein ganz anderes Wetter beschert als 5km weiter.

    Und der Landwirt hier baut irgendeine Rapssorte an, die ein paar Tage später blüht somit habe ich das Glück ein paar mehr Flugtage in der Raps Blüte zu haben, da eben die frühen oft noch zu kalten Tage hinten angehängt sind. Also hier blüht der Raps auch noch ne Woche wenn er in umliegenden Gebieten schon durch ist. (die Sorte kann ich aber für den Geruch ausschließen da er die schon lange anbaut und das Problem nur 2019 war, und auch nur bei dem Kollegen, nicht bei mir.)