Mangelnde Bruthygiene durch Weisellosigkeit

  • Guten Tag!


    Wie der Titel verrät, würde ich gerne mit euch über die mangelnde Bruthygiene bei Weisellosigkeit sprechen und welche Erfahrungen ihr da so über die vielen Jahre machen konntet.


    Die letzten Jahre waren sehr unauffällig, nur dieses Jahr hatte ich bereits zwei Fälle, wo umgeweiselt und in der Zwischenzeit, bis die neue Königin zugesetzt wurde, in der Brut Veränderungen statt fanden. Es ist natürlich nachvollziehbar, dass bei fehlender Königin nicht nur z.B. der Bau-, Sammel- und Wächtertrieb, sondern auch die Brutpflege mangelhaft wird. Auftreten von Kalkbrut ist da ja quasi der Klassiker.

    Kalkbrut war bei mir dieses Jahr der erste Fall, während einer Umweiselungsphase. So wie immer, verschwand das mit der neuen Königin wie von selbst.


    Gestern allerdings, mein zweiter Fall in dieser Sache, schaute ich beim entsprechenden Volk die Brutwaben auf Nachschaffungszellen durch (Königin wurde dann mit ZSZelle zugesetzt) und erkannte dabei, dass bei einer Wabenseite, in der Fläche der Rundlarven, vier Stück abgestorben waren. Ich machte dann sofort den Streichholztest, drei dieser schwarzen, toten Larven waren äußerst unauffällig, die vierte Larve zeigte die klassische Konsistenz wie bei z.B. verkühlter Brut. Also alles in Allem, auch auf dem Brutfeld wie auch auf den anderen Brutwaben, keine Anzeichen auf AFB. Ich befinde mich auch nicht in einer Sperrzone, zudem war das Volk ein Kunstschwarm aus dem letzten Jahr, mit Gesundheitszeugnis, und es steht sehr abgelegen, keine Imkernachbar sozusagen. Räuberei gab es letzten Herbst Null. Und Bienen sind in Relation zum Brutumfang eigentlich genug da. Die letzten Nächte hatten halt immer so 15-17 Grad.


    Dennoch hätte ich gerne gewusst, ob das normal ist, oder zumindest genauso auftreten kann wie Kalkbrut, bei mangelnder Bruthygiene durch fehlender Königin, dass auch mal vereinzelte Larven abgesterben können.

    Kennt ihr solche Bilder, oder was sind da eure Erfahrungen zu dem Thema?

    Würdet ihr die vorherige Königin, die zwecks der Umweiselung raus kam, generell aus dem System nehmen? Derweil befindet sie sich in einem Ableger. Womöglich liegt es etwas an ihrer Genetik?


    Wie ihr vlt meinen Worten entnehmen könnt, mach ich mir da etwas Gedanken. Krankheiten sind auszuschließen, nur ja, ich erlebte sowas zuvor noch nie. Kann da wirklich vereinzelte Brut absterben, bei mangelnder Bruthygiene? Was meint ihr?


    Würde mich um einen konstruktiven Austausch freuen,


    LG

  • Hallo,


    danke für Deine interessante Frage. Ich denke, jeder Imker sieht hin und wieder Brutzellen, deren Inhalte absterben. Dies kann so viele Gründe haben: kalkbrut, Gendefekt, Varroaviren, Unterkühlung, Gift, Ameisensäure, alte Waben, Wachsmotte, Inzucht, etc etc.


    Einen Zusammenhang mit Weisellosigkeit und daher mangelnder Bruthygiene hatte ich bislang noch nicht in Erwägung gezogen. Eine Erklärung würde mir dafür derzeit fehlen.


    Ich würde das auch nicht negativ sehen, wenn es nicht überhand nimmt. Es hat schon seinen Grund, der vielleicht einen Sinn hat.


    Bei der Cerana beispielsweise stirbt fast jede Arbeiterinnenmade in wenigen Stunden bis Tagen, nachdem sie in ihrer Zelle von einer Varroa angepiekt wurde. Mit ihr stirbt dann auch diese Varroamilbe. Eine absolut positive Eigenschaft also.


    Einzeltiere müssen also sterben, um den Volkskörper zu erhalten. Eine spannende Geschichte.


    LG

    Kai

  • Kalkbrut tretet gerne dann auf, wenn das Putzverhalten bzw. die Bruthygiene sinkt. Und das ist nunmal ab und zu so, wenn die Königin fehlt.


    Könnte auch sein, dass ich da zu genau schaue. Und könnte auch sein, dass ich zu vorsichtig geworden bin. Erfahrungen prägen nunmal, und die schlechten Erfahrungen bleiben gerne länger präsent.

    Zumindest deine lockere Ansicht, Kai, finde ich okay. Hab mich etwas anstecken lassen, und nehme das mal so mit.


    Schade, dass sonst keiner was dazu sagen wollte. Aber naja, ok.


    LG

  • Es ist natürlich nachvollziehbar, dass bei fehlender Königin nicht nur z.B. der Bau-, Sammel- und Wächtertrieb, sondern auch die Brutpflege mangelhaft wird. Auftreten von Kalkbrut ist da ja quasi der Klassiker.

    Wir hatten hier bisher zwei Mal Kalkbrut. Beide Male war die Königin im Volk und legte. Das erste Mal war Ruhe, nachdem wir einen Schwarm vorweggenommen und die Altkönigin in ein Mini einlogiert haben. Beim zweiten Mal verkleinerten wir den Raum und fügten eine isolierende Schicht ein. Danach war Ruhe. Seit die Königin in einer kleinen Beute ist, ist Ruhe <klopfaufholz>.

    Kalkbrut ist nach meinen Recherchen eine Faktorenkrankheit; Genetik ist einer von mehreren.

    Würdet ihr die vorherige Königin, die zwecks der Umweiselung raus kam, generell aus dem System nehmen? Derweil befindet sie sich in einem Ableger. Womöglich liegt es etwas an ihrer Genetik?

    Ich würde sie von der Zucht ausschließen. Wenn sie sonst eine gute Wirtschaftskönigin ist, warum nicht dafür behalten?

    Schade, dass sonst keiner was dazu sagen wollte

    Es gibt so etwas wie ein reales Leben. Und dann haben vielleicht viele diese Erfahrungen nicht, oder wollen sich erst Gedanken machen?

  • Schade, dass sonst keiner was dazu sagen wollte.

    Vermutlich eher (nicht) konnte.


    Kalkbrut kenne ich gottlob auch nur aus dem Internet, bin mir allerdings recht sicher, daß mangelnde Bruthygiene mit allen Brutkrankheiten mehr oder weniger (kausal) zusammenhängt. Mit etwas Fatalismus könnte man es als darwinistischen Selbstreinigungsakt der Natur sehen. Aber nein, selbstverständlich täte auch ich zu helfen wenigstens versuchen, sind ja schließlich meine Lieblinge.

    Niemand hat die Absicht, das öffentliche Leben einzuschränken. Niemand hat die Absicht, eine Impfpflicht einzuführen.

  • Hab lang überlegt, vielleicht ist es eher subjektives Empfinden, ich meine auch einen Unterschied bei Weisellosigkeit feststellen zu können. Nicht bloß Hygiene, generell machen solche Einheiten auf mich den Eindruck "keinen Bock". Ich musste sogar feststellen das die Sammelleistung abnimmt. Obwohl ja gern das Gegenteil (aufgrund fehlender Brut die nicht gefüttert werden muss) behauptet wird. So oder so, die Weisel ist der Mittelpunkt der die Maschine am laufen hält und sie mit Verhalten und Pheromone steuert. Deshalb meine ich das der Volksablauf ohne Weisel gar nicht optimal laufen "kann" . Meine Meinung:/


    Gruß

  • Schade, dass sonst keiner was dazu sagen wollte. Aber naja, ok.


    LG

    Ich hätte den Text besser dreimal, statt zweimal, durchlesen sollen, bevor ich ihn abschickte. Selbstverständlich meinte ich "...sagen konnte". Pardon, wenn ich damit euch getriggert haben sollte.


    moniaqua@ Kalkbrut ist grundsätzlich kein Problem für mich. Die betroffene Brutwabe entfernen und einschmelzen sowie den Boden reinigen und flammen, reichte in den meisten Fällen aus. Ab und zu verschwand es aber nur mit Tausch der Königin. Selten lag es wohl am Standort.

    Abgestorbene Larven sind für mich aber irgendwie eine andere Sache, besorgniserregender. Wenn man schon mal mit Faulbrut zu tun hatte, sieht man alles etwas mit anderen Augen, vermute ich. Aber wie weiter oben gesagt, habe ich mich von Kai's Worten anstecken lassen.


    Freizeitimker@ Kalkbrut kommt scheinbar in der besten Familie mal vor.

    Mich hätte es besonders interessiert, ob jemand schon mal so vereinzelt abgestorbene Larven in einem sonst gesund wirkenden Brutnest entdeckt hätte. Oder ob ich hier der einzige bin.

    Vlt aber kommt das öfter vor, als man denkt. Und zwar dann immer, wenn man keine Waben begutachtet. Wirkt zwar etwas merkwürdig, weil irgendwann hätte ja der Moment kommen können, aber naja, ist halt so.


    Manu86@ Ja, finde ich auch. Ist nur erstaunlich, dass das "kein Bock haben" soweit führen kann, dass vereinzelte tote Larven in den Zellen liegen können. Sowas sah ich in all den Jahren nie, für mich war das bisher nicht vorstellbar.


    Tote Larven müssen ja nicht zwingend die Normalität sein. Vlt sind das aber auch genau diese Fälle, wo zB auf einer ausgelaufenen Brutwabe, wenig vereinzelte, verdeckelte Brut vorhanden ist, die einige Tage später erst schlüpft. Die Verspätung könnte man ja daraus schließen, dass vorher eine tote Rundlarve ausgeputzt wurde und eben in weiterer Folge vom Timing nach hinkt.


    LG