Lokale Anpassung: Genetik, Einflüsse durch Züchter und Umwelt

  • vhe : Gibt es in Bayern keine guten Königinnen? Warum aus Schleswig-Holstein? (nichts gegen SH)
    Wäre eine halbwegs lokale Herkunft nicht besser angepasst? Die Züchter betreiben ja Ihre Selektion unter nicht zu vernachlässigenden regionalen Einflüssen hinsichtlich Witterung und Trachtverhältnissen.


    Nur so ein Anfängergedanke...


    Gruß, Thorsten


    [Anm.: Wegen der Inhalte habe ich einen neuen Faden erstellt und vom bisherigen Thread abgetrennt. LG Kai]

  • vhe : Gibt es in Bayern keine guten Königinnen? Warum aus Schleswig-Holstein? (nichts gegen SH)
    Wäre eine halbwegs lokale Herkunft nicht besser angepasst? Die Züchter betreiben ja Ihre Selektion unter nicht zu vernachlässigenden regionalen Einflüssen hinsichtlich Witterung und Trachtverhältnissen.

    Wie gesagt, es war einfach eine Empfehlung eines Vereinsmitgliedes, der mit diesem Versender wohl gute Erfahrungen gemacht hatte.


    Was die regionalen Unterschiede angeht, sind die so groß? Also, im Vergleich zu z.B. dem Mikroklima (offenes Gelände oder rundherum Häuser etc.) und dem Zusammenspiel mit Betriebsweise und Beutenform?

  • ...Wäre eine halbwegs lokale Herkunft nicht besser angepasst? Die Züchter betreiben ja Ihre Selektion unter nicht zu vernachlässigenden regionalen Einflüssen hinsichtlich Witterung und Trachtverhältnissen.....

    Hallo,


    nein, eine "lokale Anpassung" von Honigbienen gibt es nicht, jedenfalls nicht so kleinräumig wie in Zentraleuropa. Derartiges wird komplett überbewertet.


    Hinzu kommt, dass Züchter eben nicht "regional auslesen", sondern in einem ständigen, weltweiten Austausch von Zuchtmaterial stehen. Allein dies verhindert schon eine "regionale Anpassung".


    Viel wichtiger aber: Bienen sind sehr anpassungsfähige, flexible Wesen, die sich auf Veränderungen einstellen können. Auf die Natur reagieren, in gewissen Grenzen natürlich. Das spielt die örtliche Lokalität überhaupt keine Rolle.


    LG

    Kai

  • Ich denke schon, wenn man sich die Berichte in den Foren über den phänologischen Jahresverlauf im Nord-/Süd-Gefälle anschaut. Oder ob du durchgängig Tracht hast oder nur Frühtracht, nur Spättracht, Wald, Heide.
    Da sollte die Biene halbwegs passen. Betriebsweise macht da sicherlich auch noch mal einen Unterschied.

    Ich wollte das auch nicht generell infrage stellen, wenn dein Vereinskollege (der wohl ähnliche Umgebungsbedingungen wie du haben wird) gute Erfahrungen gemacht hat, sollte das ja passen.

    Aber sich einen regionalen Züchter/Vermehrer zu suchen hat vielleicht den Vorteil, die Damen dort auf kurzem Weg abholen zu können, was Ihnen zumindest den Postversand erspart. Dann muss man auch nicht so arg päppeln... Als Anfänger (das bin ich auch) verlässt man sich gerne auf Empfehlungen, meist ohne eine zweite Meinung gehört und dann noch mal drüber geschlafen zu haben. Manchmal werden die Meinungen auch zu viele.;)


    Gruß, Thorsten

  • Auch ich habe 2 Züchter in meiner Nähe die fast immer Königinnen abgeben, da kann man dann eben schnell hinfahren und eine Königin bekommen um z.B. bei der Honigernte wenn man mal schnell ein paar Kunstschwärme machen möchte. Außerdem sind diese Kös dann noch in Eilage was die Annahme verbessert.

    LG Reinhard

  • Eher letzteres, Versandkäfig.

    Ruf doch einfach mal beim Kreisverband an, die können bestimmt Züchter/Vermehrer benennen.

  • ...ob du durchgängig Tracht hast oder nur Frühtracht, nur Spättracht, Wald, Heide.
    Da sollte die Biene halbwegs passen. ...

    Hallo,


    tut sie auch. Wie gesagt, jedes einzelne Volk ist flexibel und reagiert natürlich auf Umweltbedingungen. Die Genetik entscheidet dann über die Stärke der Reaktion und den Vektor. Und bei einem landwirtschaftlichen Nutztier wird Genetik nicht von der Natur, sondern vom Züchter geprägt.


    Daher kann man ja heute in Deutschland ganz hervorragend mit (gebietsfremden) Rassen wie Italienerbiene, Carnica oder Buckfast arbeiten. Und noch viel mehr mit den vielen Zuchtlinien, die weltweit innerhalb dieser Rassen von Menschenhand geformt wurden.


    Jährlich werden in Deutschland ca. 500.000 bis 1 Millionen Zuchtköniginnen gezogen. Diese beeinflussen durch ihre Drohnen entscheidend die Bienen auch in Deiner Umgebung, selbst bei Imkern, die aktiv gar nicht züchten. ;)


    LG

    Kai

  • Wie stark der Drohneneinfluss ist habe ich bereits feststellen dürfen, in meinem Fall war das positiv.
    Ich glaube wir reden ein bisschen aneinander vorbei.

    Wie du schreibst, sind die Völker flexibel und reagieren auf Umweltbedingungen. Die Grenze der Anpassungsfähigkeit bestimmt die Genetik.

    Die Genetik wird vom Züchter beeinflusst. Da gehe ich voll mit.

    Der Züchter wird danach selektieren, was die Biene ihm hinsichtlich seiner Kriterien "zeigt". Was die Biene ihm zeigt, hängt eben auch an den Umweltbedingungen und ihre Reaktion darauf. Die Genetik beeinflussen kann er ja nur durch Selektion. Und damit beeinflussen die Umgebungsbedingungen indirekt dann doch die Eignung dieser oder jener Züchtung in einem Umfeld.
    Ich stelle mal auf einen Standimker wie mich ab, der nicht wandern möchte oder kann. Wenn ich dann in einer hypothetischen Gegend wohne, wo es nur eine Tracht gibt, sagen wir Raps, brauche ich ein Volk das idealerweise früh die Brut einstellt, wenig zehrt, dann aber ohne Aufbautracht steil wächst, den Raps mitnimmt und dann wieder zügig die Volksstärke reduziert. Wenn ich so ein Volk dann in ein durchgängiges Trachtband stelle, wird es wahrscheinlich 3x schwärmen und auch sonst nicht zu gebrauchen sein. Überspitzt dargestellt.

    Daher war regional wahrscheinlich schlecht als Beschreibung gewählt.


    Gruß, Thorsten

  • ..Die Genetik wird vom Züchter beeinflusst. Da gehe ich voll mit....

    Hallo Thorsten, :)


    wobei ich mich immer wieder frage: wie groß ist der Einfluss des Züchters auf die Honigbiene wirklich?


    LG

    Kai

  • Kai: Eine direkte Einflussmöglichkeit hat der Züchter nicht, soweit klar.
    Er hat aber sicherlich die Möglichkeit, aus seinem Bestand eine Auswahl zu treffen hinsichtlich der ihm für seine Linien wichtigen Merkmale. Die Selektion und das dafür notwendige Gespür und "Auge" sind m.M.n. das, was einen guten Züchter ausmacht. Dazu dann noch das Verständnis, welche Anpaarungen sinnvoll sind für das gewählte Zuchtziel. Dann noch etwas Glück bei Versuch und Irrtum. Ich denke schon, das es zumindest im Bereich der Hybridbiene Menschen gab und gibt, die das mit Leidenschaft verfolgen und auch beherrschen.
    Bei den "reinen" Rassen sollte es doch entsprechend einfacher sein erfolgreich zu Züchten, da man hier den möglichen Genpool freiwillig einschränkt.Siehe "Celler Linie", "Sklenar" etc. pp.


    Mir ist persönlich ziemlich Latte wer mit welcher Biene imkert. Ich mag meine (gekauften) Buckfast, weil ich die als Anfänger gut handhaben kann. Das konnte ich mit meinen bisherigen Landbienen nicht. Die waren mir einfach zu schwarmlustig. Da spielte sicherlich auch die vorherige Betriebsweise mit rein (Zander 2-zargig nach G. Liebig & P. Aumeier), die für mich persönlich nicht funktioniert hat.



    Gruß, Thorsten

  • ...Ich mag meine (gekauften) Buckfast, weil ich die als Anfänger gut handhaben kann. Das konnte ich mit meinen bisherigen Landbienen nicht. Die waren mir einfach zu schwarmlustig. Da spielte sicherlich auch die vorherige Betriebsweise mit rein (Zander 2-zargig nach G. Liebig & P. Aumeier), die für mich persönlich nicht funktioniert hat.



    Gruß, Thorsten

    Hallo Thorsten,


    volle Zustimmung, die Bearbeitbarkeit einer Biene ist das A und O in der modernen Imkerei. Darum ist ja zB auch Bernd Klotz, einer der größten Anhänger der Dunklen Biene, auf die Ligustica umgeschwenkt. Altersmäßig fühlt er sich nicht mehr in der Lage, den Betreuungsaufwand für die DB zu leisten. Dies kann ich voll nachvollziehen, geht mir fast ähnlich.


    LG


    Kai