Wirtschaftlichkeit

  • Hallo,


    neben meiner Faszination für die dunkle Biene als einzige hier heimische Bienenrasse interessiere ich mich unter Anderem auch für die Wirtschaftlichkeit dieser Bienrasse.


    Gibt es hier Erfahrungswerte (durchschnittlicher Honigertrag pro Jahr, Arbeitsaufwand pro Jahr) gegenüber anderen Bienenrassen ?


    Viele Grüße


    Joachim Uebing

  • Joachim, selbstverständlich gibt es Erfahrungswerte von der ehemaligen zentraleuropäischen, braunen, deutschen Biene. Der Durchschnittsertrag lag bei 4 kg/Volk vor 1950 und es lag sicherlich nicht an einer spärlichen Nektartracht, das mit der Grund des Untergangs war.
    Für viele stellt Deutschland in der Bienenzucht ein Rätzel dar, heute soll der Durchschnittsertrag um die 25-30 kg liegen, auch nicht gerade überwältigend wenn man von Ergebnissen von über 100 kg nicht nur
    vom Ausland hört.
    In England wurden z.B vor 1916 von der altenglischen Biene, die ja der
    gleichen Rasse angehörte, etwa das 10fache geerntet.
    Ich will hier nichts schlecht reden, denn die Eigenschaften der braunen
    Biene sind von großen Wert und noch lange nicht erkannt.
    Viel Erfolg mit der braunen, wünscht,
    Horst

  • Zitat von Horst

    Joachim, selbstverständlich gibt es Erfahrungswerte von der ehemaligen zentraleuropäischen, braunen, deutschen Biene. Der Durchschnittsertrag lag bei 4 kg/Volk vor 1950 und es lag sicherlich nicht an einer spärlichen Nektartracht, das mit der Grund des Untergangs war...


    Hallo, Horst,


    woher hast du diese Info: 4kg/Volk?


    Gruß
    Manne

  • Zitat von Horst

    Bruder Adam 1966: Auf der Suche nach den besten Bienenstämmen.


    Hallo, Horst,


    du hättest die Info nicht als aus dem Zusammenhang gerissenes Zitat mitteilen sollen, gleichgültig ob in sinngemäßer oder in wörtlicher Form. Bruder Adam schreibt:


      Auf dem Gebiet der praktischen Bienenzucht jedoch blieb es (Deutschland) hinter den meisten zivilisierten Ländern zurück, wie ein Vergleich der Durchschnittserträge zeigt. Man rechnet in Deutschland mit rd. 4 kg/Jahr. Ich kann nicht recht glauben, dass einzig eine spärliche Nektartracht die Ursache einer so unbedeutenden Ernte sei. Es muss doch wohl auch an der einheimischen Biene liegen. Die Zentraleuropäische braune Biene ist gegenwärtig (vermutlich im Zeitpunkt der 4 kg/Volk) im Aussterben. Es gibt höchstens noch einige vereinzelte Stämme davon. Die Carnica hat die bis vor kurzem allgemein verbreitete Rasse verdrängt. Rein wirtschaftliche Umstände und Überlegungen haben zu dieser Änderung geführt. Es ist ein Schritt in die richtige Richtung, jedoch nur ein erster Schritt...


    1934 schrieb Otto Alberti in seinem Buche "50 Jahre Berufsimker" (er imkerte mit der Dunklen):



      Gestützt durch die mächtige Reklame fand die italienische Bienenrasse Verbreitung über ganz Deutschland.
      ...
      Verwunderlich ist, daß es in Deutschland soweit kommen konnte, obwohl es eine Menge Züchter gab, die schon frühzeitig vor der Einführung und vor der Verbreitung fremdländischer Bienen mit Nachdruck warnten. Unter diesen Züchtern ist auch unser großer Altmeister Baron von Berlepsch zu nennen, der bereits 1869 in seinem Buche unter anderem in scharfer Sprache das Italienisieren geißelt"
      ...
      Daß Bienen reinrassiger Krainer und Italiener Völker gewisse Blütenarten, besonders auch Kleearten, beim Honigsammeln bevorzugen, kann nicht bestritten werden. Oft war der von den genannten Völkern geerntete Honig in der Farbe hell, während deutsche Völker zur selben Zeit dunklere Honigsorten sammelten. Mengenmäßig war allerdings nur in trockenen Jahren ein Plus zugunsten der Fremdlinge festzustellen, da die Blütenkelche des Rotklees in solchen Jahren kurz blieben. Während der Haupttracht bis in den Juli hinein haben wir jedoch einen Mehrertrag bei den Krainer Völkern nicht feststellen können, sondern in der Regel das Gegenteil. Schwarmlust und dadurch Kraftzersplitterung vereitelten die Ausnützung gegebener Trachten.


    Otto Alberti berichtete weiter, über ein Volk mit einem Ertrag von 59 Pfund und dass dieses Volk damit "mit an erster Stelle" stand.


    Aus diesen Zitaten lässt sich ableiten, dass die 4 kg/Volk nichts mehr mit der alten heimischen Biene zu tun haben können.


    Ich hoffe dass obige Hinweise etwas zur allgemeinen Kenntnis über die "Dunkle" beitragen.


    Gruß
    Manne

  • Hallo Manne, mag sein, dass es sich schon um Mischlinge handelte, schlechte Ernten bringen die aber auch nicht. Übrigens, 1962 hatte ich von einem Spitzenvolk auch schon 70 kg.
    Für mich bleibt dieser Betrag von 4 kg ein Rätzel, das sind bei meinen 15 cm hohen Honigraumwaben weniger als 3 gefüllte Waben.
    Gruß, Horst

  • Hallo zusammen
    Ich bin zwar kein Experte, hab aber das Gefuehl Bruder Adam liess kein
    gutes Haar an der einheimischen dunklen Biene ( er behauptete auch sie waere hier in England ausgestorben)
    Ich denke er musste dies wohl tun, um seine Weltreisen und Bienenimporte zu rechtfertigen.


    gruss guenther

  • Hallo Freunde der ehemaligen bodenständigen Biene, in einem Artikel
    des Deutschen Imkerführer 1934 las ich " Die deutsche Biene ist diejenige, die durch Vereinsbeschluss dazu gemacht wird" ein Zitat von Prof. Dr.
    Armbruster. In diesem Artikel bedauert der Autor D. Körner, Köln-Longerich den Verlust der einheimischen Biene sehr.
    Ich weis nicht woher Bruder Adam die 4kg/Volk deutscher Durchschnittsertrag hat, so fand ich einen Beitrag in der Westfälischen Bienenzeitung von 1933. Titel " Ein fettes Jahr - sieben magere Jahre". Das Jahr 1904 war ein fettes Jahr es wurden 20 kg/Volk geerntet. 7 Jahre später 1911 wieder ein gutes Jahr, ein Volk brachte sogar 34 kg. 1917 ein gutes Jahr 25 kg/Volk im Durchschnitt.
    Das hört sich schon anders an, aber da ja die Einfuhr fremder Rassen, seit 1850, weit voran geschritten war haben wir es
    wohl mit den bekannten Mischlingen zu tun.
    Nichts desto weniger Trotz.
    Wie sagt man so schön: "die altdeutsche Biene ist tot, es lebe die altdeutsche Biene".
    Grüße, Horst

  • Hallo, liebe "Mitstreiter",


    wie schon oben gesagt, "Totgesagte leben länger":


    Hohen Neuendorf stellte sich gegen Ende des vorigen Jahrtausends die Aufgabe, züchterisch nicht bearbeitete Landbienen-Völker zu untersuchen, die sich an der deutsch-polnischen Granze befinden.
    Insgesamt haben die Ergebnisse überrascht. Die Befürchtungen, dass es größere Einflüsse von polnischen Haltern der Dunklen Biene geben könnte, wurden noch übertroffen, obwohl polnische Kollegen die Meinung vertraten, dass trotz der Melliferazüchtungen des Stettiner Instituts in Polen vorwiegend Carnica-Bienen gehalten würden. So lagen die Flügelmerkmale eines großen Teils der Brandenburger Völker entlang der Oder im Mellifera-Bereich.


    Wie gesagt... ungeschönte Berichte(natürlich außerhalb dieses Forums) muss man erst finden!


    Gruß
    Manne

  • HAllo Ihr Lieben,


    ich denke, die Frage der Honigleistung ist weniger eine Frage der "Rasse", sondern sie ist letztendlich das Ergebnis sehr vieler verschiedener äußerer Faktoren wie Beute, Betriebsweise, Trachtgebiet, Gesundheit der Völker, etc etc, sozusagen das "Produkt der imkerlichen Kunst". :)


    Es ist immer schwierig, Ergebnisse miteinander zu vergleichen, ohne Rücksicht auf das Jahrhundert, auf den Imker (der hinter dem Volk steht) oder die Region.


    LG
    Kai

  • Lieber Kai, grundsätzlich stimme ich deinem Hinweis zu, doch da gab es bei uns ein Bienenvolk hinter einer Blendlade im Obergeschoss eines älteren Hauses das hatte an die 100 kg Honig in seinen Waben, so der Imker der dieses entfernte im Juli; Zeitungsbericht 2004 "Killerbienen in der Stadt ...". Es kam zu einer wüsten Stecherei, die Bienen saßen sicher schon 1 Jahr wenn nicht dann 2 Jahre ohne menschliche Hilfe in ihren Versteck.
    Weiteres fand ich: Westfälische Bienenzeitung 1935: "Dzierzons 1837 erntete von 360 Völkern 2750 kg Honig, Durchsch. 7,6 kg.
    MfG. Horst

  • Manne, ich will damit sagen, dass es Bienenvölker gibt die auch ohne unsere Hilfe auskommen, wie lange? Zum anderen glaube ich , dass Dzierzon noch unsere altdeutsche Biene hatte und z.T. in Klotzbeuten hielt.

  • Zitat von Horst

    Zum anderen glaube ich , dass Dzierzon noch unsere altdeutsche Biene hatte und z.T. in Klotzbeuten hielt.


    Hallo, Horst,


    genau das (altdeutsche Biene) nahm ich als deine Ansicht an und genau deshalb fragte ich nach.


    Aber dem war bei Dzierzon nicht mehr so (eben durch Dzierzon) und es wurde noch schlimmer (auch durch Dzierzon!!!).


    Gruß
    Manne

  • Mir blieb dieses Jahr nur ein dunkles Volk, dass sich relativ früh in zwei Völker teilte. Aus beiden erhielt ich bei Abgang von zusätzlichen Schwärmen, etwa 22 Kilo Honig. Zu sagen ist, dass ich nicht wandere und keine Massentracht in der Nähe der Stände ist. Zudem "quetsche" ich nicht alle Waben restlos aus, sondern lasse den Bienen Honig übrig.

  • Zitat

    Lieber Kai, grundsätzlich stimme ich deinem Hinweis zu, doch da gab es bei uns ein Bienenvolk hinter einer Blendlade im Obergeschoss eines älteren Hauses das hatte an die 100 kg Honig in seinen Waben, so der Imker der dieses entfernte im Juli; Zeitungsbericht 2004 "Killerbienen in der Stadt ...". Es kam zu einer wüsten Stecherei, die Bienen saßen sicher schon 1 Jahr wenn nicht dann 2 Jahre ohne menschliche Hilfe in ihren Versteck.


    Das ist eben die Sauerei. Die Leute halten die Bienen fuer Ungeziefer.


    gruss guenther

  • Ja Günther so ist es, nur gut, dass nicht alle so denken.
    Ich hatte den Beitrag geschrieben um auf die noch vorhandene Überlebensfähigkeit unserer Honigbiene hin zu weisen. Sollte z.B. das Volk mehr als 1. Jahr dort gesessen haben hatte es sicher noch einige Töchter abgegeben.
    Leider werden alle frei lebenden Bienenvölker rigoros von der Feuerwehr oder Imker entfernt, ob diese jemand stören oder nicht; den Schutz den Hornissen z.B. genießen, haben sie nicht.
    Ich bin dagegen, dass alle frei lebenden Bienenvölker entfernt werden und werde bei Gelegenheit mit der Stadtverwaltung darüber sprechen. Da ich Mitglied der AG-Hymenoptera von Nordrhein-Westfalen bin werde ich diesen Punkt ansprechen, zur Rettung der "heimischen Biene". Klingt lächerlich, ich weiß.
    Grüße aus NRW, Horst

  • Das Thema hier heißt "Wirtschaftlichkeit". Und genau dabei macht sich ein Faktor entscheidend bemerkbar: Der Zeithorizont des Betroffenen.


    Wer nur an einen Sommer denkt hofft auf 100kg Honig, selbst wenn die Bienen den folgenden Winter nicht überleben.
    Wer auch an den nächsten Sommer denkt, füttert Zuckerwasser zu obwohl das Geld kostet.
    Wer etwas länger denkt raubt weniger Honig, füttert evtl mit Honig um die Gesundheit der Bienen zu fördern.
    Wer über Jahrzehnte oder Jahrhunderte denkt, kann gar nicht anders als an die regional passendste und erfahrendste Bienenart zu denken (dunkle).


    Selbst wenn die kg Menge etwas unter einem Ausbeutungsimker liegt, so sehe ich ausschließlich in der dunklen Bienen einen Weg hierzulande eine nachhaltig wirtschaftliche Imkerei zu betreiben.


    Imkerei ist nur dann nachhaltig wirtschaftlich möglich wenn die Kosten fast bei null liegen. Also minimaler Zeitaufwand, KEINE Varroa Behandlung, KEIN Zufüttern usw.
    Das klingt vielleicht utopisch, aber das sind alles Kosten.


    Im Handel heißt es: Der Gewinn liegt im günstigen Einkauf.
    Und deshalb finde ich die Texte von Warré so passend: Günstigste Bauweise, wenig Zeitaufwand und maximale Bienengesundheit.


    Viele Grüße
    Konstantin