Einkreuzung der Ligustica in Mellifera-Bestände

  • HAllo allerseits,


    unter dem Titel "Grad der Einkreuzung von Apis mellifera ligustica in geschützte Bestände der Dunklen Biene Apis mellifera mellifera" der dänischen Forscherin Annette B. Jensen wurde schon vor einigen Jahren eine interessante Arbeit veröffentlicht, die ich nunmehr sichten und kommentieren durfte.


    Die Zusammenfassung findet ihr hier, bitte klicken: http://news.nordbiene.de/2014/…apis-mellifera-mellifera/


    Untersucht wurden 8 Herkünfte aus dem Norden und Westen Europas. Erschreckend ist die zunehmende Verkreuzung mit der gelben Italienischen Biene, Apis mellifera ligustica, erkennbar an der gelben Einfärbung.


    Die dänische Dunkle Biene von der Insel Læsø zeigte dabei den größten Grad der Hybridisierung. Interessant finde ich aber auch die Ergebnisse zu den einzelnen Haplotypen.


    Aber lest selbst; die Diskussion ist eröffnet.


    LG
    Kai


    Fotos: Vermischte schwedische Bienen: Hammerdal (Foto 1), Sikås (Foto 2)



    [attachment=1]hammerdal-hybridbienen-2013-2.jpg[/attachment]



    [attachment=0]sikas-hybridbienen-2013-3.jpg[/attachment]

  • Hallo Kai,


    das ist ja hoch interessant, aber leider auch hoch bedenklich!


    LG Johannes


    Zuchtkoordinator im Bundesverband Dunkle Biene Deutschland e.V.

    http://www.bv-dunkle-biene.de/
    Eine Mitgliedschaft in unserem Verein ist ein guter Beitrag zum Erhalt unserer einheimischen Dunklen Biene. Wir wollen die imkerlichen Kräfte bündeln und Interessenten und Züchter näher zusammenbringen.


    Infos zur mir und meinen Bestellmöglichkeiten gibt es auf meiner Webseite: https://www.dunkle-bienen.com/

  • Hallo Kai!


    Hm, das sind ja traurige Nachrichten, großteils. Sehe ich das richtig, deine Schwedischen Herkünfte zeigen solche gelben Flecken? Von welchem Züchter stammen die?


    Das Bewusstsein für die heimische Bienen haben viele Menschen verloren. Die Ironie an der ganzen Sache ist, die jenigen, die sich die Biene aussuchen können, wählen die Ligustica. Anderer Seits gibt es Leute, die keine Wahlmöglichkeit haben, aber eigentlich das Bewusstsein dafür entwickelt hätten...


    Da kann man nur hoffen das das nicht ausartet! Sonst sehen dann alle aus wie die Braunelle, nur in gelb.


    LG
    Michi

  • Hallo Hainlaeufer,


    ja, die Fotos stammen von mir, und diese gelben Einschläge fielen mir bei zwei Herkünften auf: Hammerdal und Sikås, beide aus dem Jahr 2012 , original aus Schweden. Dies ist eigentlich keine Überraschung, denn die Schweden haben ja schon vor vielen Jahren anhand der Flügeluntersuchungen festgestellt, dass manche ihrer Bienen einen Genomanteil von manchmal "nur" 90% haben.


    Das schlägt sich dann natürlich im Aussehen nieder: gelb stammt von der Italienerin. :P


    LG
    Kai

  • Hallo Kai!


    Diese Situation ist ja wirklich schwerst deprimierend! Was hilft einem 90% wenn hier Leute die echte Dunkle wieder haben wollen? Da wundert es mich leider nicht, dass so viele Leute auf die Norweger zurück greifen. :(


    Merkst du schon irgend ein untypisches Verhalten an dieser gelben Schwedin? Oder ist grundsätzlich "nur" die leichte Gelbfärbung das einzige, was dein geschultes Mellifera-Auge gefunden hätte?


    LG
    Michi

  • Hallo Hainlaeufer,


    deprimierend schon, aber wir wollen uns nicht unterkriegen lassen. Klar, die Schweden haben arg zu kämpfen, der Druck von der Ligustica ist sehr hoch. Und neben den wirklich reinen Linien wie z. B. Bygdeträsk gibt es dann aber auch Linien bzw. Herkünfte mit Ausreißern.


    Die Gelbfärbung ist in diesem Fall auf den ersten Blick gar nicht so einfach zu erkennen. Mir fiel die Farbe erst beim Anblick der Makrofotos auf; erst danach habe ich mir die Völker näher angeschaut und es fallen neben der gelben Farbe dann nnatürlich auch breitere Filzbinden und ein schlankerer Körperbau auf. Ich glaube, auch auf den Fotos ist das gut zu erkennen.


    Ja, leider hat man bei diesen zwei Herkünften zumindest nicht die Garantie einer reinen Dunklen Biene.


    Eindeutige Verhaltensunterschiede zu anderen M-Völkern aus Schweden, die auf ein L-Verhalten hindeuten, konnte ich nicht feststellen. Alle sind sie sanft und umgänglich.


    LG
    Kai

  • Dunkle Bienen, mit einem Spritzer Ligustica, Carnica, Buckfast oder was auch immer kann man nicht mehr als Dunkel ansehen. Buckfast dagegen werden noch als Buckfast verkauft, wenn bereits fast nichts mehr von der ursprünglichen Genetik zu finden ist.
    Das ist das Problem. Buckfasthalter wissen das und machen sich das zu Nutze, sei es in Nordbienenzuchtgebieten oder Carnicahochburgen.
    Wir fassen diese Kerle viel zu zahm an!
    Sicher sind sie in der Überzahl, und die Angst ausgeschlossen zu werden aus der Imkergemeinschaft ist gross.

  • Wie machen das so die Schweden? Die haben doch sicher auch sowas wie geschützte Gebiete, Inseln usw. zur Reinerhaltung!? Ich dachte mir auch immer, die schwedische Tundra untersagt jeder anderen Biene dort zu leben. Offensichtlich ist die dort herangezogene, ewig schon gezüchtete Ligustica eine echte "harte Sau" mittlerweile, weil ich kann mir schlecht vorstellen das eine "waschechte" Ligustica direkt aus dem Mittelmeerraum den selben Winter in Schweden überleben würde, außer mit 50kg Futter.


    Offensichtlich schleichen sich Ligustica-Drohnen in die Mellifera-Belegstellen ein... wie geht denn sowas? Scheinbar ist die Tundra doch stark von Imkern besiedelt, da habe ich mich stark geirrt!


    Man kann nur hoffen, das die schwedischen Mellifera-Imker den Druck von Außen irgendwann abwenden können und nicht von den Ligustica-Züchtern assimiliert werden.


    LG
    Michi

  • Hallo allerseits,


    ein interessanter Thread mit interessanten Aspekten.


    Ja, die Buckfast: ein versierter Buckfast-Fachmann sagte mir kürzlich: die Buckfast ist nicht so sehr eine bestimmte Biene, sondern eher eine Zuchtideologie.


    Zu Schweden: ja, es gibt Bereiche, in denen tatsächlich nur Dunkle Bienen und vermeintlich Dunkle Bienen gehalten und gezüchtet werden. Und auch Inseln in den großen Seen sind als Reinerhaltungsbelegtsellen eingerichtet. Ich vermute mal, ohne es definitiv zu wissen, dass die Schwden auch solche Linien weitervermehren, die einen gewissen Hybrideinfluss zeigen, welcher in Schweden durchaus auch bekannt ist. In der Zeitschrift Nordbi aktuellt werden alle halbe Jahre die Hybridergebnisse veröffentlich. Dort geht man davon aus, dass alles ab 95% rein ist; doch auch "schlechtere" Linien werden offenbar nicht verworfen, was ja erstmal auch nichts schlechtes ist. Es ist nur positiv, dass die Linien nicht verkreuzt werden, und hier muss man neidvoll sagen, dass das große dünn besiedelte Schweden hier viele Ressourcen hat, jede Linie rein weiterzuführen.


    Ob sich derzeit eine "genetische Verschlechterung" bezüglich Hybridiserung einschleicht kann ich nicht sagen, aber der Druck ist schon groß.


    Zur Ligustica: diese wird in Skandinavien seit 130 Jahren gezüchtet und stammt von Ligustica-Bienen aus den USA. Soweit mir bekannt und auch selbst erfahren, ist diese Ligustica eine absolut winterharte Biene, die selbst im hohen Finnland (!) direkt am Polarkreis beste Eigenschaften in puncto Überwinterung und Honigertrag zeigt.


    LG
    Kai

  • Bernd Klotz hatte mir letzten Sommer eine solche Ligustica geschickt.
    Sie hat gut überwintert, jedoch nicht durchgebrütet, und das bei dem milden Winter.
    Interessant wird sein zu beobachten, wann der komplette Massewechsel stattgefunden hat. Sie wurde am 20. Oktober eingeweiselt. Aufgrund der Bienenfarbe (goldgelb) werde ich dies zu berichten wissen. Auch werde ich die lang-oder kurzlebigkeit dieser Biene testen, im Vergleich zu den hier üblichen.