Hallo zusammen,
es ist überaus erfreulich, wie groß das Interesse an der Dunklen Biene skandinavischer Herkunft ist. Wie im Internet auch außerhalb unseres Forums zu lesen ist, werden Fragen nach der imkerlichen Beurteilung dieser skandinavischer Linien laut. Deshalb habe ich dieses neue Thema eröffnet um Erfahrungen zu sammeln. Ich bitte euch, euch daran zu beteiligen.
Dann will ich mal von meinen Erfahrungen mit der Dunklen berichten.
Es ist mMn in keinster Weise so, dass man mit der Vermessung eines Volkes auf die Reinheit der ganzen Linie schließen darf! Bei jeder freien Anpaarung kann es zu Verkreuzungen kommen. Deshalb vertrete ich den Standpunkt, dass man jedes potentielle Zuchtvolk neben der rein optischen Beurteilung auch noch vermessen sollte! Es gibt auf jeden Fall in den skandinavischen Ländern vorzügliches Zuchtmaterial. Aber etwas Glück gehört eben auch dazu und nicht jede importierte Königin muss automatisch rein sein!
Meine reinen Zuchtvölker, sowie auch die F1-Völker zeichnen sich durch angenehme Sanftmut aus. Natürlich sind sie im Vergleich mit einer Buckfast auffallend schneller auf den Waben unterwegs. Aber man lernt sehr schnell und gut mit dieser umganssprachlichen Wabenflüchtigkeit umzugehen.
Einige wenige F2-Völker habe ich aktuell auch. Diese sind auch nicht aggressiv. Allerdings sind einige dabei, wo man schon mal von Bienen angeflogen wird. Von Attacken kann jedoch keine Rede sein.
Zu bedenken wäre hier auch, dass jeder Imker mit seiner persönlichen Art und Betriebsweise zum Verhalten seiner Bienen beiträgt. Auch der Standort, das Wetter oder die Trachtsituation wirken sich auf das Verhalten einer jeden Bienenrasse aus!
Zu meiner eigenen Standbegattung sei noch erwähnt, dass ich genau wie jeder andere Kollege bei seiner Standbegattung keinen Einfluss auf alle Drohnen haben kann. Die rein optische Reinheit, sowie auch in gewissen Grenzen das Verhalten, schwanken zwischen den Serien. Dies liegt mitunter an Wanderimkern, welche einige Trachten hier anwandern.
Die Volksentwicklung meiner skandinavischen Völker finde ich bemerkenswert.
In diesem seltsamen Winter hatte ich erstmalig einige schwächere Völker, die mir deutlicher als jedes starke Volk zeigten, welche Lebenskraft in dieser Biene steckt. Einige wenige besetzten nach dem Winter z.T. nur 3 Waben. Aber binnen weniger Wochen sind sie aus eigener Kraft erstarkt. Eine Honigernte zur Obstblüte war sogar bei diesen Völkern möglich. Zwar hatte ich mir nach der ersten Durchsicht echt Sorgen um diese Völker gemacht. Diese Sorgen waren aber schlussendlich unbegründet.
Meine 2-zargig (Zander) überwinterten Völker besetzen zum jetzigen Zeitpunkt 4-5 Zargen und lieferten schon Bienen und Brutwaben für Sammelbrutableger und diverse Kunstschwärme.
An dieser Stelle kann ich auch mal erwähnen, dass die skandinavischen Dunklen hervorragend für die Frühtracht und alle Folgetrachten geeignet sind. Natürlich macht es keinen Sinn jetzt hier mit Kilo-Angaben um sich zu werfen. Das wäre ja niemals vergleichbar. Ich kann aber guten Gewissens sagen, dass meine F1-Völker mindestens genau so viel Honig einbringen, wie meine Carnicavölker in früheren Jahren. Abstriche musste ich keine machen. Zum Ertrag meiner Reinzuchtvölker kann ich natürlich nichts sagen. Diese Königinnen werden in M+Einheiten geschont und die Völker regelmäßig geschröpft. Die sind viel zu kostbar für ein Wirtschaftsvolk.
Zum Schwarmverhalten ist zu sagen, dass es natürlich vorhanden ist. ... Wäre ja auch schlimm, wenn nicht! Bei meinen Zuchtvölkern im M+ gibt es gar keine Probleme. Diese Völker werden regelmäßig geschröpft. Mit meinen F1-Völkern habe ich auch nicht mehr Arbeit, als mit jeder anderen Biene. Sobald ich offene Weiselzellen sehe, teile ich das Volk in Brutling und Flugling für die Zeit von 2-3 Wochen, je nach Trachtsituation und Stärke. Nach dieser Aktion hat sich das Schwärmen für das laufende Jahr auch erledigt und die Sammelleistung bleibt erhalten. Natürlich passiert es auch bei mir, dass mal ein Schwarm abgeht. Das liegt aber meist daran, dass ich nur am Wochenende zu Hause bei meinen Bienen sein kann und mitunter es zeitlich einfach nicht schaffe, alle Völker zu überprüfen. ... Man möge es mir verzeihen.
Zur Schwarmkontrolle sei gesagt, dass ich mich ausschließlich auf die Kippkontrolle beschränke. Die Zeit alle Völker wabenweise durchzusehen, habe ich nicht. In der Regel genügt diese Kontrolle auch immer. Ein zusätzlicher Blick auf den Wildbau im hohen Boden ist natürlich auch nie verkehrt.
Das vielerorts angesprochene Thema Varroa ist natürlich auch bei der Dunklen aktuell. Selbstverständlich lebt die Milbe auch in Völkern unserer Dunklen Biene und kann diese zum Zusammenbruch bringen. Eine verantwortungsbewusste Behandlung ist unablässig. Mir scheint aber, dass die Dunkle den Varroabefall unter günstigen Umständen etwas besser verkraften kann als andere Rassen. Dies führe ich auf die erhöhte Lebensdauer jeder Einzelbiene zurück. Ausfälle können somit eine gewisse Zeit überbrückt werden.
Die längere Brutpause im Winter macht der Varroa zusätzlich das Leben schwer und ermöglicht eine wirkungsvolle Winterbehandlung.
Von einer Varroaresistenz zu sprechen, halte ich jedoch schlicht für falsch und unverantwortlich!
Abschließend kann ich sagen, dass ich es nicht bereue, mich für die skandinavischen Herkünfte entschieden zu haben. Wer mich kennt, weiß aber, dass ich zwar dieser Biene treu bleiben werde, aber bei Gelegenheit auch gerne Erfahrungen mit anderen Herkünften sammeln möchte.
LG Johannes