Wirtschaftlichkeit

    Hallo,


    neben meiner Faszination für die dunkle Biene als einzige hier heimische Bienenrasse interessiere ich mich unter Anderem auch für die Wirtschaftlichkeit dieser Bienrasse.


    Gibt es hier Erfahrungswerte (durchschnittlicher Honigertrag pro Jahr, Arbeitsaufwand pro Jahr) gegenüber anderen Bienenrassen ?


    Viele Grüße


    Joachim Uebing


    Hej,
    die Dunklen stehen im Honigertrag allen anderen Rassen nicht nach. Bei Pollen und bei Propolis ist ihre Leistung höher als jene anderer Rassen, bei der Winterzehrung (Futterverbrauch) liegen sie günstiger als alle anderen Rassen! Hinzu kommt ihre lange brutfreie Zeit, welche der Varroenentwicklung entgegen wirkt! Allein aufgrund dieser positiven Fakten verstehe ich es nicht, daß die Dunkle Biene in ihrer ursprünglichen Region bei vielen Imkern auf Widerstand stößt.
    In der Schwarmfreude und in der Abwehrbereitschaft ist die heutige Dunkle nicht ungünstiger als die Carnica. Ein kleines Manko weisst die Dunkle allerdings auf: mit Rotklee hat sie ihres kürzeren Rüssels wegen gewisse Probleme...aber das war es auch schon!


    Gruss,
    Bernd

    Hallo Bernd,


    vielen Dank für Deine Rückantwort.


    Ich habe einiges (leider meist Negatives) über die Dunkle Biene gelesen. Dies hält mich jedoch bishernicht davon ab mich mit der Dubklen Biene zu beschäftigen, da die negativen Argumente möglicherweise fadenscheinig sind.


    Ich habe auch sehr viel über die Buckfast Biene gelesen. Hier spricht man im Zuge der Betriebsweise von Bruder Adam von Honigerträgen von 50 Kg und mehr pro Jahr.


    Sind diese Erfolge bei gleicher Betriebsweise und Zuchtauslese mit der Dunklen Biene ebenfalls zu erzielen ?


    Mich faszinieren Bienen schon seit meinem dreizehnten Lebensjahr. Ich binn beruflich selbstständig und ganz anders aufgestellt. Ich möchte nun nebenher mit der Imkerei beginnen. Mein Ziel ist mit wenig Aufwand einen optimalen Ertrag zu erwirtschaften; am liebsten mit der Dunklen Biene.


    Deswegen interssiert mich sehr die Wirtschaftlichkeit dieser Rasse.


    Viele Grüße



    Joachim Uebing


    Hej Joachim,
    die Wirtschaftlichkeit geht einher mit dem Schwarmverhalten, denn Fleiß kommt bei allen Bienen gleichermaßen vor. Nur ist es so, daß die Buckfast unter den in Deutschland überwiegenden "Rassen" am wenigsten zum Schwärmen neigt (Erbe der Ligustica), folglich ihre Wirtschaftlichkeit recht beachtlich ist. Ich bin allerdings der Auffassung, daß Dunkle Bienen, und alle anderen Rassen ebenso, bei gleichem Trachtangebot und bei konsequenter Schwarmverhinderung der Buckfast nicht nach stehen. Aus meiner Sicht übertrifft die Ligustica wegen ihrer wirklichen Schwarmträgheit jedoch alle Rassen im Honigertrag, was nun mit Wirtschaftlichkeit nicht unbedingt gleichzusetzen ist: Bei der Wirtschaftlichkeit spielt die Winterzehrung (Futter kostet Geld) auch eine Rolle, und da liegt die Ligustica eben an der Spitze.....und wie ich schon schrieb, die Dunkle am Ende der Skala. Meine Dunklen überwintern mit 8 Kg Reinzucker, und das bei mehr als 6 Monaten Stockruhe und bei Temperaturen bis zu -35° C! Ich habe keine Erfahrung mit der Buckfast, aber vielleicht hören wir hier doch mal eine ehrliche Äußerung zum Futterverbrauch der Buckfast, der nach meiner Einschätzung, als Erbe der Ligustica, nicht wesentlich geringer ist als bei dieser schönen, fleissigen und "braven" Rasse. (Seit langer Zeit frage ich mich, weshalb die Buckfastenthusiasten nicht gleich auf das Original, die Ligustica, gehen?) Meine Ligustica benötigen für den deutschen Winter ca. 12 Kg Reinzucker; in Schweden benötigten sie allemal 18 Kg! Sie haben jedoch den Nachteil, daß sie fast durchgehend brüten, was der Varroenentwicklung zuträglich ist. Doch einen "Vorteil" möchte ich auch erwähnen: sie klauen im Spätsommer wie die Raben... und das gleicht die hohe Winterzehrung wieder etwas aus (Ironie).Und zu den Supererträgen nur so viel: Latein gibt es nicht nur unter den Jägern!
    Ich möchte abschliessend noch auf das Thema Frühjahrsentwicklung kommen: Es wird immer "erzählt", die Dunklen seien Spätzünder. Das kann ich nun gar nicht bestätigen. Ich hielt in Schweden auf einem Stand einige Zeit die Ligustica. Bei der Durchlenzung (Ende Mai) waren die Dunklen gleichauf mit der frühbrütenden Ligustica. Denn wenn die dunkle Kö in Eiablage geht, dann richtig!


    Beste Grüsse,
    Bernd

    In diesem veregneten Sommer ist mir in der Urlaubszeit ein Buckfastvolk verhungert, da ich es nicht rechtzeitig betreuen konnte und sie stark durchgebrütet haben. Meine dunklen Völker hatten da keine Probleme.
    Das heißt nicht, dass Buckfast schlecht ist, nur anders....

    Viele Dank für Eure Ausführungen.


    Mich bewegen jedoch weiterhin nachfolgende Fragen:


    Handelte es sich bei der Verdrängung der dunklen (deutschen Biene) um eine positive Modeerscheinung anderer Bienenrassen ?


    Wenn die Dunkle Biene bei Erwerbsimkern wirtschaftlich optimal war, warum wurde Sie verdrängt ?


    Warum wird die Dunkle Biene in Belgien und Polen noch erwerbsmäßig gehalten ?


    Kann es sein, dass sich im Zuge der Einführung von neuen Bienenrassen nach Deutschland gleichzeitig auch die Art und Weise der Betriebsführung bzw. die Art und Weise der Leistungszucht verändert hat und mit der Dunklen Biene diese Umstellungen (Zucht und Betriebsweise) gar nicht vorgenommen wurden ?


    Ich glaube dass in der Landwirtschaft viele Tierrassen von vermeintlich leistungsfähigeren Rassen nur auf Grund kurzfristig erreichbarer Leistungssteigerungen verdrängt wurden. Es ist jedoch in vielen Fällen nicht erwiesen, ob man nicht auch mit etwas Geduld und Zuchtverhalten nach einer gewissen Zeit ähnliche Ergebniss erzielen könnte als mit der verdrängenden Rasse. Könnte dies bei der Dunklen Biene ebenfalls der Fall sein ?


    Falls dem so ist, welche Massnahmen wären notwendig, bzw. welcher Nachholbedarf an Zuchtauslese und Betriebsweise wäre umzusetzen um die Dunkle Biene wieder wettbewerbsfähig zu machen ?


    Eine landwirtschaftlich genutzte Tierrasse hat dann eine breite Zukunft, wenn sie wettbewerbsfähig gegenüber den anderen Rassen ist. Der Artenschutz alleine bietet für den Erhalt der Rasse keine sichere Zukunft.


    Viele Grüße



    Joachim Uebing

    Hej,
    weshalb die C im 19. Jh. bei uns eingeführt wurde und schließlich die M verdrängte, erschließt sich mir nicht. Die Dunklen seien Stecher gewesen, ein Makel, der ihnen noch heute, auch von Leuten der Institute, angehängt wird. Doch von all den Kritikern unserer Zeit hat mit Sicherheit keiner je mit der Dunklen gearbeitet! Stecher gab es aber vor allem unter den zwangsläufig entstandenen Kreuzungen. Ob da jedoch ausschließlich die Dunklen ursächlich waren? Zeitgenossen kann man heute eben nicht mehr fragen. Und ich möchte dieser Sache eigentlich auch gar nicht nachgehen. Fakt ist für mich, daß man mit der Dunklen genau so gut "wirtschaften" kann wie mit der C, und daß Dunkle (ich kann nur für meinen Stamm sprechen) absolut friedlich sind, was ich nicht erstmals erwähne!Und wenn wir schon von Wirtschaftlichkeit "reden", so darf ich bemerken, daß weltweit weder die Carnica noch die Buckfast als Wirtschaftsbiene erster Güte gilt, sondern die Ligustica. Großimkereien in Amerika, Australien und in Neuseeland arbeiten mit Ligustica! Und dort werden wir wegen unseres Carnica-Ticks nur milde belächelt....und keiner merkt es! Vor einem Jahr machte ich bei Prof. Schley einen "Besamungskurs", an welchem die Tochter eines Großimkers (2000 Völker) aus Israel teil nahm. Meine Frage nach der Bienenrasse : "Ligustica"!
    So schaut es aus, auf der Welt! Und was predigt man in Deutschland?


    Zum Thema Artenschutz sei bemerkt, daß dieser sehr wichtig ist, und daß ohne einige "Unentwegte" es die Dunkle Biene heute nicht mehr gäbe. Zu Beginn unserer Arbeit vor ca. 15 Jahren firmierten wir Freunde der Dunklen Biene in Schweden mit dem Logo " urspunglig men hotat", was bedeutet "ursprünglich aber bedroht"; heute können wir darauf verzichten! Klar ist, daß allein unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten wir die Dunkle Biene nicht brauchen. Doch für welche Rasse gilt das nicht ebenso?
    Es ist also mehr, was uns Freunde der Dunklen Biene umtreibt. Es ist die Überzeugung, daß die Dunkle Biene es verdient, von dieser schönen Erde nicht zu verschwinden. Wer alleine vom Gesichtspunkt der Wirtschaftlichkeit getrieben wird, muß die Dunkle Biene nicht haben. Dem empfehle ich die Ligustica.


    Beste Grüsse,
    Bernd

    Hallo miteinander,


    ich habe gerade mal diesen alten Beitrag ausgegraben, den ich bisher gar nicht kannte. Er ist absolut lesenswert!
    Bei Bernd wird es sich dem Geschriebenen nach um Bernd Klotz handeln. :?
    Schade, dass er heute nicht mehr hier Mitglied ist. Ich bewundere sein Engagement für die Dunkle und dass er auch hier Klartext redet.


    Folgenden Satz finde ich besonders befolgenswert:

    Zitat von bernd

    ...
    Es ist die Überzeugung, daß die Dunkle Biene es verdient, von dieser schönen Erde nicht zu verschwinden.
    ...
    Beste Grüsse,
    Bernd


    Das macht deutlich, dass es bei allen Zuchtbemühungen mit der Dunklen nicht um maximale Erträge und das Brechen ihrer Natur gehen sollte, sonder einzig um den Erhalt dieser wundervollen Biene!


    Jeder einzelne Imker und jede Gemeinschaft von Züchtern sollte sich das jetzt und in kommender Zeit verinnerlichen!


    LG Johannes


    Zuchtkoordinator im Bundesverband Dunkle Biene Deutschland e.V.
    http://www.bv-dunkle-biene.de/
    Eine Mitgliedschaft in unserem Verein ist ein guter Beitrag zum Erhalt unserer einheimischen Dunklen Biene. Wir wollen die imkerlichen Kräfte bündeln und Interessenten und Züchter näher zusammenbringen.


    Infos zur mir und meinen Bestellmöglichkeiten gibt es auf meiner Webseite: https://www.dunkle-bienen.com/

    HAllo Johannes,


    ja volle Zustimmung auch von meiner Seite zu diesem gesamten Thread. Ja, der User "Bernd" war eine gewisse Zeit hier gemeldet, hat sich dann aber nach einer gewissen Zeit dafür entschieden, wieder aus dem Forum auszuscheiden. Dieser Schritt ist zu respektieren. Wenn ich mich recht erinnere, hat es ihm missfallen, dass viele Fakten zur Dunklen Biene "zerredet" werden.


    Die Ansichten, die in diesem Thread geäußert wurden, teile ich aber voll und ganz. Wer die "beste" Biene will - egal mit welchem Ziel (Honigertrag, wirtschaftliche Ziele, Varroafestigkeit etc.) - der muss nicht unbedingt die Dunkle Biene haben wollen. Die Dunkle Biene unterstützt man aus Überzeugung.


    Meine persönliche Meinung: ich favorisiere in unseren Wäldern den Wolf, nicht aber den Deutschen Schäferhund. :P


    LG
    Kai

    Hallo Kai,


    danke für deine Zustimmung. :)


    Zitat von imkerforum-nordbiene


    ...
    ich favorisiere in unseren Wäldern den Wolf, nicht aber den Deutschen Schäferhund. :P


    LG
    Kai


    In diesem Satz erkenne ich auch sehr viele Parallelen zur Dunklen Biene!
    In den Medien wird deutlich, dass viele Menschen die in Regionen leben, die der Wolf langsam wieder besiedelt, ihm gegenüber eine ablehnende und gar feindliche Haltung haben. Sie reden vom "bösen Wolf" der Schafe und Menschen anfallen kann. Natürlich mag der Wolf das ein oder andere Schaf reißen, aber eine Gefahr für den Menschen stellt er nun wirklich nicht dar. Dieses Feindbild entstammt wahrlich den Märchen.
    Verwilderte Schäferhunde würden sicher weniger feindselig behandelt, obwohl von ihnen doch eine viel größere Gefahr für den Menschen ausgehen würde, da sie ja weniger natürliche Scheu an den Tag legen. Aber der Schäferhund gehört halt mittlerweile zum Alltag des Menschen.


    Genau so ist das mit der Dunklen. Ihr wird viel Feindseligkeit entgegengebracht von Leuten, die sie nie gesehen, geschweige denn erlebt haben. Aber die alten Schauermärchen werden munter verbreitet. Nicht vergessen: Auch die Carnica kann stechen. Ich weiß das! :wink:


    LG Johannes


    Zuchtkoordinator im Bundesverband Dunkle Biene Deutschland e.V.
    http://www.bv-dunkle-biene.de/
    Eine Mitgliedschaft in unserem Verein ist ein guter Beitrag zum Erhalt unserer einheimischen Dunklen Biene. Wir wollen die imkerlichen Kräfte bündeln und Interessenten und Züchter näher zusammenbringen.


    Infos zur mir und meinen Bestellmöglichkeiten gibt es auf meiner Webseite: https://www.dunkle-bienen.com/