Zusetzgitter

  • Hallo allerseits,


    heute hat mir ein Imkerfreund (nicht Mitglied in diesem Forum) eine große Freude bereitet: ich erhielt von ihm gleich 7 Zusetzgitter, die ich schon lange suchte. Der Imkerkollege erhält als Dank hierfür natürlich im nächsten Jahr eine Königin von mir!


    Aus diesem Anlass möchte ich das Thema "Zusetzen mit dem Zusetzgitter" hier eröffnen, obwohl ich mit diesem Verfahren selber noch keine Erfahrungen sammeln können.


    Bekannt ist ja das weiße, flache, rechteckige Zusetzgitter der Firma Nicot, welches aber nicht optimal ist, da es keinen Rand hat, das sich beim Aufsetzen auf die Wabe in das Wachs einschneidet. Diesen Rand hat das von mir gesuchte, gelbe, runde Zusetzgitter (s. Foto).


    Auf dem Treffen der Freunde der Dunklen Biene in Kiel wurde von anderen Teilnehmern diese Methode vorgestellt. Also: Zusetzgitter auf auslaufende Brut aufstecken, dort die Königin (samt Begleitbienen?) hinein, und nach wenigen Tagen kann der feste Verschluss mit Futterteig versehen werden zum Ausfressen. Auf diese Weise soll ein sicheres Zusetzen möglich sein.


    Vielleicht mag der eine oder andere in diesem Thread die Methode näher beschreiben.


    Danke im Voraus.
    LG
    Kai



  • Nach mehreren Misserfolgen in den letzten Jahren, die immer wieder die Einführung der Apis Mellifera Mellifera auf dem Wilhelms-Hof verzögert haben, möchte ich nun kurz das Zusetzverfahren erläutern, dass dieses Jahr durchgehend funktioniert hat. Vier Nordbienen-Königinen wurden auf diese Art zugesetzt. Bei einem Volk wurde eine vorhandene Königin übersehen, was natürlich leider daneben ging und keine Schwäche des Verfahrens ist. Alle anderen drei Völker haben die dunkle Bienen vollständig angenommen. Natürlich gibt es keine Zusetzverfahren die absolut sicher sind. Dennoch halten wir diese Variante für eine sichere Basis, die bestimmt noch verbessert werden kann, aber das Ausfallrisiko deutlich minimiert.

    Ausgangssituation


    Es gab nur Carnica-Völker auf dem Hof, die teilweise durch Umweiseln mit Nordbienen-Königinen auf diese Unterart „umgestellt“ werden sollten. Wichtig war es für das folgende Jahr einige Ableger zu haben, die dann zur direkten Nachzucht und somit zur vollständigen Umstellung auf dem Hof dienen sollten.

    Daraus resultieren folgende Herausforderungen:


    Die Carnica-Bienenvölker mussten jeweils eine neue Königin annehmen
    Es wird eine Königin zugesetzt, die einer anderen Unterart angehört
    Die Reinzucht-Königinen kommen aus dem Ausland (Schweden und Norwegen) und sind einige Tage nicht mehr in der Eiablage, wenn sie zugesetzt werden
    Der Tag der Ankunft war nicht sicher, deshalb war es nicht möglich die Völker auf den Tag genau vorzubereiten

    Überlegungen um das Risiko die Königinnen zu verlieren zu verringern:


    Die Bienenvölker müssen lange Zeit haben sich an die Königinnen zu gewöhnen
    In dieser Gewöhnungs-Phase darf die Königin nicht abgestochen werden
    Die Königin muss dennoch die Möglichkeit haben wieder Eier zu legen, damit möglichst wenig Brutrückgang entsteht und die Königin als „funktionsfähig“ von den Arbeiterinnen akzeptiert wird
    Friedliche Arbeiterinnen sollten an die Königin heran kommen und sie pflegen, während sie von den noch nicht so friedlichen Bienen geschützt ist
    Es sollten so wenig wie möglich feindlich gestimmte Bienen im Volk sein

    Der Lösungsansatz und das erste Zubehör:


    Zum Einsatz kommen sollte statt einem Zusetzkäfig ein Ansteckkäfig, der direkt auf die Wabe gesteckt wird. Es gibt kleine Nadel-Käfige zum Anstecken, die zwar sehr gut halten, aber viel zu klein sind, um der Aufgabe gerecht zu werden. Wichtig war also ein möglichst großer Käfig, der sich aber noch gut auf einer DN-Wabe befestigen lässt. Nebenbei sei hier gesagt, dass wir in der Wilhelms-Hof-Imkerei generell versuchen Kunststoffe und andere künstliche Materialien auf Erdölbasis zu vermeiden. Aus zeitlichen Gründen musste aber für die ersten Versuche der Fachhandel her halten. Deshalb kam der Ansteckkäfig aus dem Nicot-Zuchtsystem zum Einsatz. Dieser ist zwar aus Kunststoff, erfüllt aber dich wichtigsten Voraussetzungen, wenn auch mit einer Schwäche, aber dazu gleich mehr.


    Die Umsetzung:


    Wir nehmen den Praxisfall an, dass auf einmal die Post kommt und einen summenden Umschlag aus Norwegen in der Hand hält. Zu Gunsten der teuren Königinnen wurden zweizargigen Wirtschaftsvölkern am selben Tag jeweils eine Zarge mit Brut entnommen und als neues Volk an einen neuen Standort in der Nähe aufgestellt. Dies führt dazu, dass die älteren Bienen zum „alten“ Volk zurück fliegen. Sie nehmen nur ungern neue Königinnen an. Damit wäre das erste Risiko etwas gemildert. Wichtig ist nun, dass diese „Quick and Dirty Ableger“ auch wirklich keine Königin enthalten. Ordentlich Brut sollte dennoch vorhanden sein. Natürlich enthält so ein kurzfristig gebildeter Ableger auch offene und jüngste Brut. Es ist daher fast immer davon auszugehen, dass die Bienen versuchen selber Königinnen nachzuziehen. Deshalb müssen die Nachschaffungszellen rechtzeitig gebrochen werden.


    Aber nun weiter beim Zusetzen...


    Die Mellifera-Königinnen kommen in einem Versandkäfig, den wir nicht zum Zusetzen gebrauchen können. Deshalb wird aus jedem Ableger der eine Königin erhalten soll eine Brutwabe entnommen, die anteilig verdeckelte Brut enthält. Diese sollte etwas Brut enthalten, aber auch nicht sehr viel. Ein Viertel der Fläche reicht. Im Idealfall ist die Oberfläche nicht zu uneben, weil der Ansteckkäfig aus dem Nicot-Zuchtsystem die größte Schwäche am Rand hat. Unebene Wabenflächen könnten Schlupflöcher für Arbeiterinnen und Königin bieten.


    Die entnommenen Brutwaben werden von den Bienen befreit und an einen Ort gebracht, wo der Käfig montiert und die Königin eingesetzt werden kann. Wir machen dies in der geschlossenen Imkerei und nicht am Stand, um die nötige Ruhe zu haben. Die Begleitbienen aus den Versandkäfigen werden vorsichtig entfernt, ohne der Königin zu schaden. Dieser ganze Vorgang geht deutlich leichter, wenn die Begleitbienen und die Königin mit reinem Wasser besprüht werden. Dies schadet den Bienen nicht, macht sie aber flugunfähig und träge für einige Minuten. Bevor die Königin im Ansteckkäfig auf die Wabe gesetzt wird, sollte dieser „anprobiert“ werden. Er wird also ohne Königin an eine Stelle auf der Wabe angedrückt und eingepasst, bis sicher ist, dass dieser nachher auch gut sitzt. Zu beachten sind die mangelhaften Ränder. Diese müssen sicher den Rand verschließen, wenn der Käfig in das Wachs gedrückt wird. Die Position auf der Wabe sollte so gewählt werden, dass eine nicht zu große Ecke mit verdeckelten Brutwaben im Käfig ist. Dies sollte maximal ein Viertel der Käfigfläche sein. Die Brut wird bald direkt im Käfig schlüpfen und sofort die Königin versorgen. Sie kennen nur diese eine Königin und sind deshalb friedlich. Ein kleiner Teil vom Honigkranz sollte ebenfalls im Käfig sein. Aber hierbei ist Vorsicht geboten, weil der Honig durch das Andrücken ausläuft und die Königin verkleben kann. Deshalb nicht direkt in den vollen Honigkranz drücken. Wenn der Käfig zufriedenstellend sitzt, wird er für den Moment wieder von der Wabe entfernt. Die eingedrückten Ränder und die eingestanzten Löcher helfen nachher den Käfig zügig wieder auf die richtige Position zu setzten. Nun werden die Begleitbienen aus dem Versandkäfig entfernt. Nur die Königin alleine wird auf die Wabe gesetzt und dann der Käfig vorsichtig darüber gestülpt und befestigt. Es kann auch die Öffnung des Käfigs benutzt werden, wem dies leichter fällt. Übrigens hat der Ansteckkäfig einen Bereich wo Futterteig zum Ausfressen hinein gedrückt werden kann. Dieser sollte erfahrungsgemäß nicht benutzt und die Öffnung geschlossenen gehalten werden. Die nun mit der Königin und dem geschlossenen Zusetzkäfig präparierte Wabe wird dem Ableger schnellstmöglich wieder zurück gegeben. Der Ableger wird etwa zwei Tage in Ruhe gelassen. Wenn alles richtig gemacht wurde, kommt die Königin nicht aus ihrem Käfig und keine Biene in den Käfig hinein. Trotzdem sollten kurzfristig junge Bienen im Käfig aus der verdeckelten Brut schlüpfen und sich um die Königin kümmern, welche ggf. wieder in Eiablage geht. Nach zwei bis drei Tagen sollten sich alle Bienen an die neue Dame gewöhnt haben. Jetzt kann der Verschluss (nicht der an der Seite) gegen einen großen Brocken Futterteig ersetzt werden. Dieser sollte in ein bis drei Tagen aufgefressen worden sein. Innerhalb dieser Zeit sollte das Volk nicht gestört werden. Danach kann der Erfolg vorsichtig kontrolliert werden. Ist die Königin aus dem Käfig raus, kann dieser entfernt werden. Wenn alles gut gegangen ist, wurde sie aufgenommen. Jetzt heißt es nur noch gründlich auf Nachschaffungszellen kontrollieren und brechen. Nach und nach wird das Volk zum Mellifera-Volk.


    Vorteile


    Sicherer und schonender Übergang für Arbeiterinnen und Königin
    Klares reproduzierbares Verfahren
    Hohe Annahme-Chancen und kaum „brutfreie Tage“ für das Volk
    Auch anwendbar, wenn der Tag der Lieferung nicht exakt bekannt ist (spontan)

    Nachteile


    Der Rand des verwendeten Käfigs ist mangelhaft und kann ein Schlupfloch bieten, wenn er nicht optimal befestigt ist
    Viele kleine Arbeitsschritte und damit ein gewisser Aufwand
    Verlust der „Altbienen“ durch Zurückfliegen


    Verbesserungsmöglichkeiten


    Der Ansteckkäfig aus dem Nicot-Zuchtsystem bietet eine gute Basis, aber auch Anreize für eigene Ideen. Besser geeignet könnte ein Eigenbau sein, der aus einem Draht-Käfig besteht. Dieser sollte mit einem scharfen und tiefen Rand ausgestattet sein, der bis auf die Mittelwand durch die Waben eingedrückt werden kann. Eine gute Öffnung zum Zusetzen und zum Verschließen mit Futterteig würden das Objekt der Wahl abrunden.


    Viel Erfolg!


    Gruß
    Tore

  • Tore,


    ganz herzlichen DAnk für Deinen WERTVOLLEN Bericht.


    Ich pinne das Thema im Unterforum nun ganz nach oben an; ist wirklich sehr wertvoll!
    Danke.
    LG
    Kai

  • Zitat von Musquee

    Hallo Kai, vorstellen kann ich diese Methode nicht.
    Die Bezugsquelle des Zusetzgitters hingegen würde mich interessieren.
    Bernd Klotz stellt diese Methode auf seiner Seite vor unter:
    Zucht - Zusetzen einer Königin.
    guckst Du hier:
    http://www.kvarnhult.de/


    Hallo Musquee,


    um auf Deine Frage zum Runden Zusetzgitter mit scharfem Rand zurückzukommen: es soll erhältlich sein im Online-Shop der Fa. Graze: http://www.bienenzuchtgeraete.de , Zusetzgitter rund, Kunststoff Art.Nr.: 1248, vielleicht dort die Suchfunktion nutzen; es ist nicht einfach zu finden.


    Das flache weiße Aufsetzgitter dagegen gibt es in jedem anderen Imkereibedarf.


    JA, Bernd Klotz stellt das Verfahren auch vor. Ich will es nächstes Jahr auch testen.


    LG
    Kai