Faulbrutsanierung

  • Hallo zusammen,


    ich hatte zwar angekündigt mich öffter blicken zu lassen, hier im Forum,
    aber die letzte Zeit war etwas stressig.


    Erst mal zur Sachlage:
    Unser Dorf ist um den 18.06.2015 als Sperrgebiet erklärt worden, da an einem
    Stand die amerikanische Faulbrut festgestellt wurde.
    Mein Stand ist daraufhin auch untersucht worden. Ergebnis: keine
    klinischen Anzeichen. Die Futterkranzprobe hat aber einen erhöhten
    Sporenbefall in einem Ablegervolk von diesem Jahr gezeigt.


    Also wurde beschlossen meinen Stand auch zu sanieren.
    Viele Besprechungen und Termine mit Kreisveterinäramt und
    Bienensachverständigen folgten.


    !!!! Ableger !!!! Die Königin war zur Zeit der Probenentnahme nicht
    einmal begattet. Das Muttervolk war negativ. Das bringt mich zu dem Schluß,
    das die Sporen kommen und gehen können. Sprich mit der Zeit aufgenommen
    und ausgeschieden werden ohne Schaden anzurichten.


    Unser ganzes Dorf ist jetzt saniert! Wirklich jeder Stand! Mit BSV.
    Die ganzen Beteiligten waren wirklich super!! Die Mitarbeiter vom Kreisveterinäramt
    und auch die Bienensachverständigen. Alle wussten was sie tun.



    [attachment=0]1 043_01.JPG[/attachment]
    Kunstschwärme vor der alten Beute.



    [attachment=4]1 042_01.JPG[/attachment]
    Bienenhaus mit Folie auslegen, damit kein Kittharz auf dem Boden festgetreten wird.



    [attachment=3]1 040_01.JPG[/attachment]
    Schienen entfernen und auskratzen.



    [attachment=2]1 049_01.JPG[/attachment]
    Die Ecken als erstes.



    [attachment=1]1 047_01.JPG[/attachment]
    Dann alles Ausflämmen, bis das Kittharz "kocht".


    Alles alte Material mehrfach einpacken und zur Müllverbrennung bringen.
    Die Kosten trägt der Imker!!! Alle Rähmchen, Waben, Besen.....u.s.w.


    Soweit für´s erste. Die Anträge sind ausgefüllt. Was jetzt als Entschädigung
    von der Tierseuchenkasse kommt, werde ich noch berichten.


    Die Kunstschwärme haben die Waben ausgebaut und werden fleisig gefüttert.
    Das erste Brutnest ist angelegt. Jetzt mal sehen was daraus wird. Die Völker
    sehen sehr klein aus. Aber in zwei Wochen sehen wir mehr.


    Ich hoffe das reicht für´s erste. Ich hatte eine saumäßige Angst vor der Aktion.
    Jetzt weiß ich das das unbegründet war. Mit guter Vorbereitung und den richtigen
    Leuten, lernt man eine Menge!!


    Ich werde auf jeden Fall meine Betriebsweise überdenken und anpassen.


    Gruß Manuel

  • Hallo Manuel,


    danke für diesen ausführlichen Bericht!
    Über das Thema spricht man ja wohl nicht so gerne. Ich hatte damit noch nie zu tun und will das auch nicht.


    Bin gespannt, wie sich deine Völker entwickeln. Sicher wird das gut. Denn frischer Wabenbau und der Verlust vieler Varroen (durch die Brutentnahme) werden sich günstig auswirken. Hauptsache die Faulbrut kehrt nicht zurück!


    LG Johannes


    Zuchtkoordinator im Bundesverband Dunkle Biene Deutschland e.V.

    http://www.bv-dunkle-biene.de/
    Eine Mitgliedschaft in unserem Verein ist ein guter Beitrag zum Erhalt unserer einheimischen Dunklen Biene. Wir wollen die imkerlichen Kräfte bündeln und Interessenten und Züchter näher zusammenbringen.


    Infos zur mir und meinen Bestellmöglichkeiten gibt es auf meiner Webseite: https://www.dunkle-bienen.com/

  • Hallo Manuel,


    danke für den Beitrag. Hier in der Gegend wurde dieses Jahr erstmalig ein lange bestehendes Sperrgebiet aufgehoben. Bei uns hat es leider Jahre gedauert den Verantwortlichen ausfindig zu machen. Es handelte sich um einen Imker, der seine Beuten zwar korrekt gemeldet hatte, allerdings in keinem Verein aktiv war. Diesem älteren Herren war die Faulbrut nicht bekannt. Als diese bei seinen Völkern so weit fortgeschritten war, dass er es sich selber nicht mehr erklären konnte, suchte er Hilfe bei unserem Verein. Ihm wurde freundlich die Problematik erläutert und es konnte endlich erfolgreich in unserer Region saniert werden.


    Alle Futterkranzproben vom letzten Winter sind in Sachen AFB negativ ausgefallen und wir blicken positiv in die Zukunft. Man sieht allerdings auch, dass die Sanierung leider nur korrekt greift, wenn wirklich alle befallenen Völker saniert werden. Deswegen halte ich das Vorgehen an deinem Stand auch für richtig und wichtig, auch wenn noch keine klinischen Anzeichen gefunden wurden.


    Viel Erfolg für euer gesamtes Sperrgebiet und beste Grüße, Ole!


  • HAllo Manuel,


    ganz ganz herzlichen Dank für den überaus spannenden und wichtigen Bericht (auf den ich erst jetzt per Zufall gestoßen bin). Auch ich hätte Panik vor solch einer Aktion, und ich glaube, kein Imker wünscht sich, jemals in diese Situation kommen zu müssen.


    Frage: das Material für Kunstschwärme (z. B. Kunstschwarmkisten) wird gestellt bzw. mitgebracht? Musstest Du mit anpacken, oder durftest Du das aus Schutzgründen nicht? Und: was für ein Beutenmaß hast Du? Sieht nach Schweizerkasten aus. :wink:


    LG
    Kai

  • Hallo Kai und alle anderen,


    sorry für die späte Antwort.
    Meine Zeit ist momentan etwas begrenzt. :?


    Also wo fange ich am besten an?


    Im Normalfall kommt unser Bienensachverständiger mit einem Entseuchungsmobil.
    Dort ist alles Material vorhanden. Kunstschwarmkästen, Schutzkleidung, Laugenkocher......
    Kostet ca. 130€ pro Tag plus Verbrauchsmaterial.


    Dieses Entseuchungsmobil war aber besetzt. Somit habe ich alles selbst besorgt.
    Die ganze "Aktion" war zwei Wochen Arbeit, von 8.00 bis teilweise 23.00Uhr.
    Vormittags habe ich das Material nachgebaut und besorgt, Nachmittags haben wir entseucht, abends spät
    haben wir den Naturbau aus den Kunstschwarmkästen entfernt.
    Richtig viel Arbeit, wir waren ja nur zu zweit!


    Der BSV war wirklich klasse!! Alles anfassen mit Arzthandschuhen. Nichts anfassen, was nicht desinfiziert
    werden kann. Folie auslegen, keine Wabenteile, Kittharz oder ähnliches durfte übrig bleiben.
    Alles dreifach in Müllsäcke verpacken, damit nichts durchstochen werden kann und ausläuft.


    Jetzt die Kostenfrage:


    Das Kreisveterinäramt bzw. die Tierseuchenkasse hat pro Vollvolk 75€ und pro Ableger 37,50€
    bezahlt. (Muss aber vorgestreckt werden)
    Das hat gerade mal die Materialkosten gedeckt! Aber immer hin, ich will mich nicht beschweren. :wink:


    Jetzt ist mein gesammtes Material neu gebaut, einschließlich 7 Kunstschwarmkästen. Neues Wachs, Fenster,
    Deckbrettchen, usw.



    Jetzt die Beutenfrage:


    Ja genau, das sind Schweizerkasten.
    Besetzt sind meine Beuten seit dem 30.04.2012.
    Seit dem sitzen alle meine Völker in diesen Beuten.
    Im Bienenhaus stehen 6-Stück und zusätzlich habe ich noch
    einige magazinähnliche Beuten im Standmaß zur Ablegerbildung.


    Wenn weiter Fragen sind, nur zu, ich werde hoffentlich jetzt wieder öfter vorbeischauen! 8)


    Gruß Manuel

  • Zitat von dr0perl

    Fast vergessen:


    in der zweiten Oktoberwoche war die Nachuntersuchung.


    Mein Bestand ist nun offiziell wieder Seuchenfrei!! :o


    Das freut mich wirklich sehr für dich ich hoffe dass bleibt auch in Zukunft so!!! :D


    Grüße
    Michael

  • Zitat

    Das freut mich wirklich sehr für dich ich hoffe dass bleibt auch in Zukunft so!!! :D


    Das wäre schön, in userer Gegend eher unwarscheinlich!
    Das haben schon die Bienensachverständigen und Kreisveterinäramt gesagt!
    Zu viele "festgefahrene" "veraltete" Handlungen und Ansichten!


    Solange noch immer Völker im Wald versteckt werden bevor das Kreisveterinäramt
    zur Probenentnahme kommt, fehlt einfach die Einsicht unter den Imkerkollegen!!

  • Zitat von dr0perl

    Das wäre schön, in userer Gegend eher unwarscheinlich!
    Das haben schon die Bienensachverständigen und Kreisveterinäramt gesagt!
    Zu viele "festgefahrene" "veraltete" Handlungen und Ansichten!


    Solange noch immer Völker im Wald versteckt werden bevor das Kreisveterinäramt
    zur Probenentnahme kommt, fehlt einfach die Einsicht unter den Imkerkollegen!!


    Hallo


    Da ich ebenfalls BSV bin und dem nächst den Amtsveterinär in meiner Region unterstützen werde. Kann ich dir sagen, dass wenn du erfahrene Imker zur Hand hast, du auch die versteckten Völker finden kannst...


    Zu dem muss ich sagen, dass der Amtsveterinär was das Thema Bienen angeht oft nicht so erfahren ist. Dafür ist auch der BSV an seiner Seite um den Veterinär zu beraten und zu unterstützen.


    Leider ist das Thema AFB für viele Imker immernoch mit vielen Vorurteilen verbunden. So das viele Bienenhalter es verschweigen oder die Anzeichen einfach nicht erkennen.


    Darum ist Aufklärung um so wichtiger...


    Fakt ist, keinen Imker trift die Schuld wenn die AFB auf seinen Stand vorkommt. Er macht sich erst schuldig (im übrigen auch strafbar) wenn er die AFB erkennt und es nicht meldet oder sogar heimlich seine Bienen saniert. Denn so wird es verschleppt und der Bereich mit der Faulbrut wird immer größer...


    Ich schaue mal ob ich meine Fotos von AFB finde...


    Mfg Basti

    Auch in 2016 gebe ich wieder Reine Inselköniginnen der Dunklen Biene ab.


    Diese werden wieder auf der Insel Nordstandischmoor verpaart.


    Wenn ihr Interesse habt. Dann schaut einfach auf meiner Internetseite http://bastis-imkerei.de/ vorbei...

  • Hallo zusammen,


    in meinem IV war gerade Jahreshauptversammlung, dazu war eine Dame vom Landeslabor eingeladen und hat uns über die Faulbrut, bzw. über deren Anzeichen, Probennahme und Einsendung informiert.
    Sehr anschaulich war dazu der Erreger auf einem Nährboden in einer Petrieschale :?
    Dazu ein paar Beispiele für "So bitte nicht verpacken" :lol: oder wie man eine Wabe betrachtet, wenn man nach Anzeichen für die AFB sucht. Die Demonstration des "Fäden Ziehens" mit einem Holzspieß ging dann schon Richtung Ekelgrenze, vor allem wegen des Geruchs der Waben.
    Aber mal ehrlich, wenn meine Waben so aussehen wie gammeliger Schinken, dann habe ich schon zwei Jahre vorher was falsch gemacht! :evil:
    Ich frage mich allerdings, ob akkurate Wabenhygiene ausreicht, um selbst einer Einschleppung vorzubeugen, oder ob es einen trotzdem noch treffen kann.


    Übrigens hat sie auch den Beutenkäfer in Alkohol eingelegt mitgebracht.
    Das Insekt ist fast kirschkerngroß, Männchen und Weibchen haben unterschiedliche Farben (braun und schwarz). Ich hatte mir das Tier deutlich kleiner vorgestellt.


    Viele Grüße,
    Heiko

  • Zitat von Abramis


    Ich frage mich allerdings, ob akkurate Wabenhygiene ausreicht, um selbst einer Einschleppung vorzubeugen, oder ob es einen trotzdem noch treffen kann.


    Hallo Heiko


    Ein perfekte Wabenhygiene bringt dir was die AFB angeht leider garnichts. Da die Sporen auch im neuem Wabebau drin sind. Da die Sporen in allem befindet was die Biene Ausscheidet. Also auch im Wachs im Propolis im Honig im Pollen im Kot ind den Toten Maden im Schorf... Popolis ist sogar mit der größte Sporn träger. Kurz gesagt die befinden sich über all. Das ist auch der grund warum die Bienen 3 Tage lang ohne Waben Hungern müssen. In diesen 3 Hunger Tagen muss sogar jeden Tag der neue Wabenbau entfernt werden. Den wiegesagt auch im Wachs sind die Sporen endhalten. So das das ganze von vorne beginnt. Dieses Wachs darf auch nicht einfach wieder zum Wachskreislauf zugefügt werden. Sonder muss vernichtet werden oder als Seuchenwachs gekennzeichnet werden und spiezel behandelt werden. (viel Druck und sehr hohe Temperaturen) nur so kann man die Sporen beseitigen.


    Kurz gesagt auch neue Waben sind stark belastet...


    Darum ist es ja so wichtig das alles. Aber auch wirklich alles gereinigt oder erneuert werden muss...!!! Denn nur so ist es möglich einen neuen ausbruch endgegen zu wirken...


    Im übrigen sind die Sporen für eine voll endwickelte Bien ungefährlich. Sonder nur die Maden Sterben daran und werden zu dem Fadenziehenden schleim. In dem die Bienen diesen Schleim ausräumen nehmen sie die Sporen auf und verbreiten sie im ganzen Stock und somit auch an die junge Brut.


    Sobald man den schwarzen Schorf im Volk sieht. Ist die Faulbrut so stark verbietet und das Volk schon stark geschwächt das die verbleibenden Bienen es einfach nicht mehr Schafen alles auszuräumen.


    Nähste woche habe mal etwas Zeit und versuche mal ein kleines Datenblatt zusammen zu stellen.


    Mfg Basti

    Auch in 2016 gebe ich wieder Reine Inselköniginnen der Dunklen Biene ab.


    Diese werden wieder auf der Insel Nordstandischmoor verpaart.


    Wenn ihr Interesse habt. Dann schaut einfach auf meiner Internetseite http://bastis-imkerei.de/ vorbei...