Nassenheider Verdunster: Starker Bienen-Totenfall nach Ameisensäure - Behandlungsabbruch

  • Na nun will ich hier auch mal kurz was schreiben, wobei ich mich sonst mit Hinweisen und Beurteilungen zur Behandlung mittlerweile sehr zurück halte.


    Ich glaube, dass der NH-Professional sehr effektiv die Milben vernichtet. Das steht wohl außer Frage. Nur schädigt jede Behandlung auch die Bienen. Ziel ist es also, eine Balance zwischen "Schädigung der Bienen" und "Töten der Milbe" zu finden. Und diese Grenze ist wohl äußerst fließend. Daher sind besonders effektive Methoden und Geräte wohl immer gefährlicher für die Bienen. Und richtig, ein einmaliger Versuch mit einer Hand voll Völker ist kein aussagekräftiger Test. ... Aber will man das Erlebnis wiederholen? ... Ich denke nicht.
    Von daher kann ich Kai´s ablehnende Einstellung zum NH verstehen. Und es gibt im Internet genug Beispiele für vergleichbare Erlebnisse.


    War der MHT bei Kai im Test nun BESSER???
    Na ich fürchte nicht. Denn er hat zwar die Bienen deutlich mehr geschont, aber damit eben auch die Milbe. So zumindest die Logik. ... Nun ist die Frage, ob das schlecht ist. ... Ich denke NEIN! Denn ein Volk kommt mit ein paar hundert Milben besser zurecht, als die Brut der letzten 3 Wochen zu verlieren. Besonders um diese Jahreszeit. Der MHT hat vielleicht nicht so effektiv in die Brut hinein gewirkt, aber bei 2-maliger Anwendung hätte er trotzdem fast alle "geschlüpften" Milben erwischt und wohl weniger Brut und Bienen geschädigt.



    Kai´s Warnung vor dem NH mag überstürzt sein. Aber muss nicht jeder seine Erfahrungen selber machen? Jede Beute und jeder Standort stellen ganz eigene Herausforderungen dar. Und es ist wichtig, dass nicht immer nur die Erfolgsmeldungen verbreitet werden, sondern auch mal kritische und negative Stimmen laut werden. Denn DIE Methode scheint es ja nun wirklich nicht zu geben und gerade Anfänger sollten davor bewahrt werden, eben dies anzunehmen.


    LG Johannes


    Zuchtkoordinator im Bundesverband Dunkle Biene Deutschland e.V.

    http://www.bv-dunkle-biene.de/
    Eine Mitgliedschaft in unserem Verein ist ein guter Beitrag zum Erhalt unserer einheimischen Dunklen Biene. Wir wollen die imkerlichen Kräfte bündeln und Interessenten und Züchter näher zusammenbringen.


    Infos zur mir und meinen Bestellmöglichkeiten gibt es auf meiner Webseite: https://www.dunkle-bienen.com/

  • Schaut mal hier ab Minute 9 ungefähr rein:


    Zuchtkoordinator im Bundesverband Dunkle Biene Deutschland e.V.

    http://www.bv-dunkle-biene.de/
    Eine Mitgliedschaft in unserem Verein ist ein guter Beitrag zum Erhalt unserer einheimischen Dunklen Biene. Wir wollen die imkerlichen Kräfte bündeln und Interessenten und Züchter näher zusammenbringen.


    Infos zur mir und meinen Bestellmöglichkeiten gibt es auf meiner Webseite: https://www.dunkle-bienen.com/


  • Hallo Johannes,


    den Test so wiederholen will man sicher nicht. Wenn dann würde man den Test mit kleinerem Docht und nach einem und am zweiten Tag kontrolliern ob die Säuremenge past. Und man muss auch das Wetter beobachten. Bei Tages Temperaturen unter 10 °C und hoher Luftfeuchte verdampft die Säure schlecht. Wird es dann plötzlich warm wird mehr Säure (welche in der Wanne ist) verdampft.


    Mit ein paar Hundert Milben kommt ein Volk mit 6000 Bienen wohl zurecht. Wenn jedoch durchgebrütet wird verdoppelt sich die Milbenzahl jeden Monat. Gehen wir von 500 Milben im September aus. Sind das ende Dezember
    4 Tausend und das Volk ist tot.


    Grüße Thomas

  • Hallo zusammen,
    jeder sollte für seine Bienen die bestmögliche Methode der Varroabehandlung wählen,mit der man auch zurecht kommt.
    Mit dem Wissen,das noch einige 100 Milben im Volk sind würde ich mich mit der Behandlung nicht zufrieden geben,allerdings
    ist mir völlig klar das ich die Milbenzahl nicht auf 0 bringen kann.
    Meine mehrjährige Erfahrung mit AS-Schwammtuch ist auf erster Sicht vielleicht mehr Arbeit,kann aber sehr flexibel nach Wetter
    sprich Temperatur und Luftfeuchte Bienenschonend die Varroa effizient bekämpfen.


    LG Herbert

  • Hallo Bienengral,
    das gleiche hatte ich letztes Jahr, starken Totenfall, vor allem bei den neu geschlüpften Jungbienen.
    Aufgetreten ist das ganze Ende Juli/ Anf.August bei Tagestemperaturen so um die 24-27 Grad.
    Wie immer, habe ich meine 3 Völker genau gleichzeitig behandelt, allerdings nicht mit dem Nassenheider, sondern mit dem Liebigverdunster und FAM Dispenser. Diese hatte ich mit 70% AS bestückt, obwohl für Liebig-Verdunster 85 % AS empfohlen wird, was ich für zuviel halte.
    Der Stock, bei dem das aufgetreten ist, hatte in den 2-3 Tagen vorher ausgesprochen viele Einflieger, worüber ich mich sehr gefreut habe.
    Meine Erfahrungen zusammengefasst sind:
    - bei Temp. über 20 Grad nur 60% ige AS verwenden, egal mit welchem Verdunster.
    - bei Temp. über 28 Grad keine Behandlung mit AS
    - bei vielen Jungbienen/Einfliegern Verdunsterfläche reduzieren bzw. kleinerer Docht beim Nassenheider, noch besser: Behandlung zurückstellen ein paar Tage, bis sich die Einflieger eingeflogen haben.
    mein genereller Grundsatz lautet: "Bienen schonen"
    - lieber mehrere Stoßbehandlungen von 3-4 (max.7)Tagen als Langzeitbehandlungen
    - im Zweifelsfall lieber kleinere Verdunstungsrate einstellen (Docht bzw. Verdunsterfläche), da fallen immer noch genug Milben
    - täglich Milbenfall kontrollieren (auch um festzustellen, ob Ameisen oder anderes Getier die Milben abtransportiert!).


    Noch ein Wort zu den Verdunstern:
    1. NASSENHEIDER: Ich habe den Nassenheider getestet, mit Wasser und den Dochtgrößen 1 und 3. Alle 1-2 min fällt ein Tropfen, wobei 14 Tropfen = 1 ml sind. Er ist sehr emfindlich was die Dochtqualität (Kapillarwirkung) angeht (neuer Docht/alter Docht/ verschied. Dochtmaterialien wie Orig.docht, Filzdocht etc.). Das ist mir zu heikel, auch in der Handhabung ist er mir zu kompliziert.


    2. FAM Dispenser: Sehr praktisch, gut handzuhaben, wenig Totraum, da sehr flach, aber Verdunstungsmenge nicht kontrollierbar, ich verwende ihn meist für Kurzzeitbehandlung, Öffnung auf "1", gefüllt mit 120 ml AS 60% oder70%.


    3. LIEBIG Verdunster: Ebenfalls sehr praktisch, wird alles zu Hause vorbereitet, Verdunstermenge wird - je nach Volkgröße und Temperatur - über das Verdunsterpapier eingestellt (auch zu Hause) und kann an der Skala nach einem Tag kontrolliert werden (30 ml/Tag sind ein ganz guter Wert). Nachteil ist der große Totraum (Leerzarge) und, für mich, der umfangreiche Materialtransport (3 Leerzargen).


    Und immer Wetter beobachten, unter 15 Grad ist AS fast wirkungslos, es sei denn man verwendet 85% AS, da diese einen höheren Dampfdruck hat, aber wehe die Temperatur steigt plötzlich.-

  • Hallo Johannes


    Also.Der Link mit dem Film hat an meiner Meinung nichts geändert.
    Bei den Jungs im Film,,youtube" die Beute !
    Oh je.
    Da fehlt die Königin..Und nicht erst seit gestern.
    In der Beute ist null Brut..- kein Futter - die Bienen sind ausgehungert - Die Waben sehen aus wie aus einer Kohlengrube-
    und dann noch Ameisensäure.!!!
    Da wundert es mich nicht das die schon schwache Bienen bei der Behandlung sterben.
    Kein gutes Beispiel
    Gruß Dirk

  • DAnke allerseits, für Eure Antworten.


    Anbei ein weiteres (und zum Thema NAssenheider vorerst letztes) Video, bitte hier klicken:


    Zu den einzelnen Antworten nehme ich so bald wie möglich Stellung.


    LG
    Kai



    [attachment=0]nassenheider-totalschaden-kl.jpg[/attachment]

  • Traurig, traurig
    Es werden doch zuviele Völker durch Behandlungen geschädigt oder getötet.
    Ich sehe auch nicht, das das besser wird, ganz im Gegenteil.
    Vielleicht stimmt unser Konzept nicht.
    Vielleicht ist es Zeit, die Bienen es selbst machen zu lassen.
    Elk

  • Moin Kai,
    zum Glück noch kein Totalausfall,ich finde es gut das Du daraus deine Konsequenzen ziehst und von dem NHV abrätst.
    Es sind bei diesem System,obwohl ich es nie angewendet habe zu viele Fehlerquellen die gemacht werden können,
    auch wenn es Imker gibt die damit wohl sehr gut zurecht kommen.
    Ich muss dir aber wiedersprechen,in deiner Aussage :aus der Brut gehen bei AS- Behandlung heisst nicht das grundsätzlich
    die ganze Brut vernichtet wird,habe es auch noch nicht so erlebt.
    Mache mir auch sorgen um deine Bienen,wenn Du Völker nicht behandelst,gerade die Ligustica ,sollte sie den Winter durchbrüten
    wie es immer beschrieben wird steigt die Milbenzahl bis zur OS-Behandlung im Winter noch ordentlich an und dann kann es schon
    zu spät sein.


    LG Herbert

  • Der hohe Totenfall bei den Jungbienen ist nichts besonderes, beim NH. Der entsteht, da eine Schlüpfende Biene eben doch noch nicht voll ausgereift ist. Z.b. die Tracheen sind noch empfindlich und können die acide Umgebung nicht unbedingt ab.


    Nächstes mal nehm lieber den mittleren Docht. Der passt zur Segeberger mit verengtem Flugloch.


    Die Anleitung ist nicht wirklich gut, da es aber auch zu viele Varrianzen gibt, ist man beim NH sehr stark auf Erfahrungswerte angewiesen.


    Die Brut ist nicht vernichtet, bei der Überdosis aber ein Großteil der Schlüpfenden und der offenen getötet worden. D.h ist keine neue mehr Nachgekommen und es sieht nach so wenig aus.
    Bishet sind bei mir 90% der Völker sogar in Brut geblieben.
    Nicht verzagen, nachlesen und Erfahrungen sammeln, aber keine voreiligen Schlüsse ziehen.

  • Hallo Kai
    Kommen die Völker denn wieder auf die Beine nach dem Schock, so das sie gute Chancen haben, den Winter zu überstehen?
    Das ist wohl Priorität, nicht, womit man nun als nächstes behandelt.
    Elk

  • Hallo allerseits,


    danke für die vielen Rückmeldungen. Habe sie alle intensiv gelesen, beantworte sie in Kürze. :P


    Hier mal zwischendurch erstmal meine Gedanken, als weitere Analyse:


    Außentemperatur während der Behandlung war bei mir ca. 11-14 Grac C maximal. Die Völker waren allesamt SEHR stark (wie man gesehen hat). Beute hochisolierend (Segeberger). Flugloch eingeengt (wie empfohlen, ca 10 cm breit und 2 cm hoch). Dochtgröße laut Anleitung: maximal. Von daher Temperatur oben waren garantiert 20-25 Grad, wenn nicht noch höher. Schwimmende AS in meiner Wanne habe ich auch nicht gehabt (Lediglich beim schnellen Hantieren (Notfall) ist AS in die Wanne geschwappt). Von daher war die Verdunstung stets hoch, ca 200 ml in 5 Tagen (wie man im Video sah). Scheint noch im normalen Bereich gewesen zu sein. Dennoch kompletter Brutverlust in ALLEN meinen Völkern, egal ob stark oder superstark. Mein Fazit also: der Nassenheider Professional vernichtet IMMER und in JEDEM Volk sämtliche Brut und Jungbienen. Hierauf scheint wohl die Entmilbung zu basieren. Und SICHER tötet er auch Königinnen. Es ist schade, dass weder die Anleitung noch bisherige Videos hierauf eingingen. Ein System also, das Brut vernichtet und darüber hinaus noch zig Fehlerquellen beinhaltet (mit dramatischen Folgen), kann ich nicht empfehlen und werde ich nicht verwenden. Dazu sind mir meine Bienen und Maden und vor allem auch Königinnen zu schade. Einen Vorwurf mache ich mir: ich hätte die Behandlung bereits nach 1 Stunde abbrechen sollen, als ich merkte, dass die oberste Zarge (unterhalb der Nassenheider) bienenfrei wurden. Ich hätte zu dem Zeitpunkt sofort abbrechen sollen.


    LG
    Kai

  • So, nun muss auch ich noch meinen (umfangreichen) Senf dazu geben.


    Bei dem Thema weiss man schon garnicht, wo man anfangen und aufhoeren soll. Ich mach's mal in 3 Teile:


    Ameisensaeure im Allgemeinen
    Hans Beer sagte auf einem Vortrag bei uns im Verein etwas sarkastisch, dass die hierzulande weit verbreitete Anwendung dieser Säure die Imkerschaft vor den Problemen der Milchbauern schützt, denn sie wuerde die Voelkeranzahl ausreichend begrenzen und damit eine Ueberproduktion an Honig zuverlaessig verhindern :twisted:


    Meiner Meinung nach sollte AS nur in Ausnahmefaellen zur Anwendung kommen. Und auch nur bei sehr starken Voelkern, die einen kompletten Brutverlust verkraften und vor der Aufzucht der Winterbienen, also nicht spaeter wie Mitte August. Das man solche Voelker auch anders behandeln kann, ist aber auch klar. Fuer mich handelt es sich bei der zweimalige Anwendung von Ameisensaeure um ein veraltetes Konzept, welches bestenfalls noch in Bio-Grossimkereien seine Daseinsberechtigung hat. Leider nimmt "Bio" mitunter wenig Ruecksicht auf die Tiere...

    Nassenheider Verdunster im Speziellen

    Ich denke, dass dieser nicht das Universalwerkzeug gegen die Varroamilbe darstellt, wie uns ein bestimmter YT-Kanal glauben machen will. Leider sind/werden in diesem Jahr edliche Voelker deswegen sterben. Diesen Vorwurf muss der Betreiber des Kanals mit sich herumtragen.


    Der NH ist m.E. von der Grundidee nicht schlecht, leidet nach meiner Erfahrung jedoch an 4 Problemen:


    - die kaum ausreichende Wetterprognose fuer den notwendigen langen Behandlungszeitraum (Wettervorhersagen >3 Tage sind hier in Norddeutschland oft Kaffeesatzleserei). Die Kollegen mit dem Schwammtuch sind da definitiv im Vorteil.


    - die Verschraubung des "Pro": Wenn man nicht weiss, dass man diese bei der Montage *komplett* zurueck ziehen muss, dann aufstecken des Verdunsters auf den Voratsbehaelter, dann zurueckschieben und beim Aufschrauben aufpassen, dass man das Gewinde nicht ver-/ueberdreht, kann das schnell mal daneben gehen. Steht zwar *irgendwie* in der Anleitung, aber wenn man da unbedarft herangeht und um das Problem nicht weiss, kann es leicht daneben gehen. War bei meinen ersten Versuchen so, da ich aber diesbezueglich vorsensibilisiert war, haben die mit Wasser statt gefunden.


    - Die Gebrauchsanleitung: Ich denke nicht, dass der moeglicherweise begangene Anwenderfehler Kai zuzuschreiben ist, Es gibt ja den sog. "Ikea-Paragraphen" im BGB (§434(2)), wonach ein Sachmangel auch dann vorliegt, wenn aufgrund von Unzulaenglichkeiten in der (Montage)anleitung Fehler begangen werden. Das was in der Anleitung steht, ist tlw. recht ungenau und bisweilen hahnebuechener Unsinn (bspw. die Gefahrlosigkeit einer Ueberdosierung). Mein Gott, ist es denn nicht moeglich, mal eine gescheite Anleitung zu dem Teil zu schreiben? Wir leben im EDV-Zeitalter. In anderen Wirtschaftszweigen werden fuer komplexe Parametrierungen kleine Computerprogramme erstellt, wo man seine Daten eintraegt, und dann bekommt man ein klare Handlungsanleitung, die ueber alle Zweifel erhaben ist, und wird deutlich gewarnt, wenn man Riskantes tut. So ein Programm hat ein Student locker in 4 Wochen zusammengeschustert. Fuer mich ein klarer Fall mangelhafter Produktunterstuetzung durch den Hersteller.


    - Die Qualitaet des Dochtmaterials: Sowohl in der mir vorliegenden Anleitung wie auch auf der Homepage des Herstellers wird die Moeglichkeit der Verwendung 85%iger Saeure erwaehnt. Leider ist das mir in diesem Jahr gelieferte originale Dochtmaterial (2 verschiedene Quellen) nicht ausreichend saeurefest. Ein paar Fotos von meinen Versuchen sind unter folgendem Link zu finden: http://www.bienenaktuell.com/f…erfahrung-mit-verdunstung


    Keine Sorge: Ich bin ein vorsichtiger Mensch. Diese Bilder sind auf meiner Gartenterrasse und nicht im Bienenstock entstanden. Leider ist es jedoch (wenn man denn ueberhaupt mit AS behandeln moechte) in bestimmten Situationen unumgaenglich, 85iger Saeure zu benutzen (ja, ich weiss, die Zulassung usw...blabla...). Stichwort fuer "Unglaebige": Saeuresee bei 60%iegr AS!!! Das passiert mit der 85er nicht so schnell, aber die Menge muss natuerlich angepasst werden.
    Ach ja, die empfohlene Kontrolle nach 2 Tagen war in dem Fall nutzlos, weil die Dochte erst zwischen dem 3. und 4. Anwendungstag kollapierten. Und wenn die Verschraubung leckt, ist es besser, man merkt das schon nach ein paar Stunden und nicht erst nach 2 Tagen...


    Ich denke, wenn sich der Hersteller mal etwas mehr hinter sein Produkt "klemmt" und aktiv und positiv mit der Kritik umgeht, kann das noch was werden. Werden jedoch Erwartungen geschuert, welche das Produkt dann nicht erfuellt, laeuft er Gefahr, rel. schnell seine Reputation zu verlieren. Und das faende ich wieder schade, denn wie geschrieben, die Grundidee des NH ist nicht schlecht.


    Inzwischen habe ich uebrigens noch etwas herumexperimentiert (auf der Gartenterrasse). Mir ist eingefallen, dass wir in den 80ern immer mit 85er AS-gedraenkte Bierdeckel unter die Voelker geschoben haben (Hinterbehandlungsbeute). Die hat's nicht zerfressen. Dershalb habe ich mir einen grossen Docht aus einem Bierdeckel geschnitten und siehe da: Der haelt die 85er Saeure aus! Verdunstungsmenge 30 ml/Tag. So soll's sein.


    Was ich besonders interessant finde: Ich habe neben dem NH mit dem Bierdeckeldocht und der 85er Saeure zur Kontrolle einen weiteren NH-Prof. mit 60er Saeure und dem kleinen Docht stehen. Tagestemperatur ca. 12 Grad, Nachttemperatur ca. 8 Grad. Die Abtropfmenge ist bei diesem 15ml/Tag, soweit sogut. Aber das Fließtuch ist trotz der geringen Menge pitschenass, waehrend der grosse Docht zusammen mit der 85er Saeure und 30ml lediglich einen nassen Fleck produziert hat - sieht man schoen, weil der Bierdeckel einen roten Werbeaufdruck hatte; die rote Farbe hat's geloest und diese markiert jetzt das Ende vom Fleck :-D


    Meine Meinung: Unterhalb von 15 Grad Tagesmitteltemperatur sollte nur noch 85er Saeure mit einem brauchbaren Docht (Bierdeckel, Charge vorher testen!) verwendet werden. Hingegen finde ich das "Warmhalten" des Verdunsters mittels geschlossenem Flugloch, welches Dirk Unger empfielt, kreuzgefaehrlich, nimmt er doch den Bienen die Moeglichkeit, die Stockluftkonzentration in gewissen Grenzen selbst zu regeln. Irgenwo muss ja auch die ganze Saeure hin, die da so verdunstet...


    Ein weiteres Problem, welches noch nicht diskutiert wurde: Bei hoher Luftfeuchtigkeit kann sich in der Beute saures Kondensat bilden (besonders bei geschlossenem Flugloch und Verwendung von 60er Saeure). Ich kann mir gut ausmalen, was passiert, wenn die Bienen damit in Kontakt kommen. Es wurde ja auch berichtet, dass es bei gleichmaessig geringen Temperaturen (also kein ploetzlich verdunstender Saeuresee) dennoch zu einem sehr starken Totenfall kam. Deshalb: Unter von 15 Grad Tagesmitteltemperatur Finger weg von der 60er Saeure!


    Nun noch zu Varroabehandlung im Allgemeinen
    Leider werden wir die Varroa nicht in den Griff bekommen, solange wir, wie derzeit noch, herumbasteln und herumdoktern. Auch die Institute spielen da bisweilen eine unruehmliche Rolle. Das ganze dann noch mit diversen Heilspropheten garniert (Stichworte: Schallbehandlung, thermische Behandlung, Wunderkaeuter, Killerinsekten usw.), fuehrt mit Sicherheit in den Abgrund. So sehr man den alten Liebig kritisieren mag: Aber er ist mit seinem "Teilen und Behandeln" m.E. auf dem richtigen Weg. Auch ein guter Ansatz:


    Wenn man das Varroaproblem als Regelkreis betrachtet, kommt man mit etwas Statistik schnell dahinter, wie optimal zu behandeln ist. Jede Behandlung wirkt lediglich als Daempfungsglied bei der Populationsentwicklung der Milbe. Die Behandlung muss nicht nur so erfolgen, dass man die Bienen "irgendwie ueber den Winter bringt". Vielmehr ist es wichtig, statistisch und ueber mehrere Jahre betrachtet, die Milbenpopulation im Januar immer weiter unter Null zu druecken (0,0 ist nicht moeglich!). Hierzu kann die Zuechtung einen wertvollen Beitrag leisten. Gelaenge es bspw., die Reproduktionsrate der Milben um rd. 30% zu verringern (Stichwort VSH), koennte man das angestrebte Ziel recht bienenschonend erreichen. Es geht (muss) aber (derzeit) auch ohne Zuechtung funktionieren. Ich werde mir im Winter mal eine Excel-Tabelle erstellen, in die ich meine Werte pro Volk (Reproduktionsrate der Milben, Behandlungstermine- und Erfolge) eintragen kann und dann sehe, wo ich mich im Regelkreis befinde. Da erkennt man dann auch schnell, wann und ob Nachbehandlungen notwendig sind, auch wenn es dem betreffenden Volk augenscheinlich (noch) gut geht.


    Kai's Gewissensbisse kann ich gut nachvollziehen. Die Vorwurfsvollen Blicke meine "Damen" beim Entfernen des Verdunsters nach meiner letzten AS-Behandlung werde ich so schnell nicht vergessen...


    Mein Behandlungskonzept fuer das kommende Jahr sieht deshalb folgendermassen aus:
    1. Drohnenbrut 1x im April schneiden, dabei Befallskontrolle (ausklopfen der Maden, evtl. ein zweiter Schnitt Anfang Mai). Bitte beachten: Ausreichend Drohnen im Volk verbessern den Waermehaushalt (lt. Hans Beer) und tragen dadurch zu einer Verringerung der Reproduktionsdynamik bei den Milben bei (Verkuerzung der Brutzeit der Arbeiterrinnen). Man soll es also mit dem Drohnenbrutschneiden nicht uebertreiben!
    2. Wo immer moeglich, Jungvolkbildung im Juni (solange noch allerorten mit AS behandelt wird, finden sich im kommenden Fruehjahr ausreichend Kaeufer :evil::roll:
    3. Befallskontrolle Anfang Juli, ggf. Verzicht auf weitere Honigernte, wenn Befall zu stark
    3. Teilen und Behandeln (mit Oxalsaeure, Milchsaeure ist zu schwach); man gewinnt dabei auch noch eine neue Weisel!
    4. Befallskontrolle vor dem Widervereinigen, ggf.! Nachbehandlung mit Bayvarol/Amitraz im jaehrlichen Wechsel (wg. Resistenzproblematik), aber nur wenn wirklich notwendig!!! Ziel muss es sein, nach der Wiedervereinigung nicht mehr wie 100 Milben im Gesamtvolk zu haben.
    5. Oxal- oder Milchsaeurebehandlung im November/Dezember (je nach Temperatur und Befallsgrad)


    Wichtig: Waben, welche mit Bayvarol oder Amitraz in Beruehrung gekommen sind, muessen im folgenden Jahr ausgesondert werden (bei "Teilen und Behandeln" kein Problem) und duerfen auf keinen Fall in den Wachskreislauf gelangen!


    PS: Ich weiss, das war jetzt bissel viel...hoffentlich liesst das jemand...und kann mit seinen 3 Meinungen zu meinem Pamphlet sachlich umgehen ;-)


  • Hallo allerseits,


    Mein Fazit also: der Nassenheider Professional vernichtet IMMER und in JEDEM Volk sämtliche Brut und Jungbienen. Hi
    LG
    Kai


    Hallo Kai,


    diese Aussage ist falsch. Der Nassenheider vernichtet nicht sämtliche Brut und Jungbienen und schon überhaupt nicht immer.


    Ich habe letztes Jahr 4 Völker mit dem Nassenheider Professional behandelt und es wurde keine Brut und Jungbienen vernichtet. Diese 4 Völker haben alle den Winter überlebt. Von 3 Völkern hatte ich Teilen und Behandeln durchgeführt. Von den daraus entstandenen 6 Völkern haben 5 den Winter nicht überlebt.


    Grüße Thomas


    PS bei Überdosierung von Ameisensäure gebe ich dir allerdings recht. Dann wird die Brut und die Jungbienen vernichtet und ggf. auch die Königin.


  • Was beinhaltet Bayvarol, was sich im Wabenwerk anreichert.
    Elk


    Ich weiss, Flumethrin reichert sich angeblich nicht an. Ist aber fettloeslich...naja, naja. Vorsicht ist die Mutter der Porzelankiste!



    Von den daraus entstandenen 6 Völkern haben 5 den Winter nicht überlebt.


    Puhhh, eigentlich werden die Voelker bei dem Konzept ja auch wieder vereinigt. Hast Du den Milbenfall kontrolliert und ggf. nachbehandelt?

  • Hallo hallo,
    wer ist Hans Beer? wer sich so äußert, weiß wohl nicht wovon er redet!



    So, nun muss auch ich noch meinen (umfangreichen) Senf dazu geben.


    Bei dem Thema weiss man schon garnicht, wo man anfangen und aufhoeren soll. Ich mach's mal in 3 Teile:


    Ameisensaeure im Allgemeinen
    Hans Beer sagte auf einem Vortrag bei uns im Verein etwas sarkastisch, dass die hierzulande weit verbreitete Anwendung dieser Säure die Imkerschaft vor den Problemen der Milchbauern schützt, denn sie wuerde die Voelkeranzahl ausreichend begrenzen und damit eine Ueberproduktion an Honig zuverlaessig verhindern :twisted:


    die AS ist nicht zu unterschätzen,das sollte jedem klar sein. Wenn ein Problem,dann sind es Anwenderfehler und eventuell
    auftretender Nebenwirkungen.


    Was in meines Erachtens wirklich die Völkerzahl ausreichend begrenzt,ist ganz klar eine unzureichende,oder mit falschen
    Mitteln behandelte Varroa.


    AS ist kein Völkerkiller.das stimmt einfach nicht.
    so können sich nur Verfechter von Apitraz,Bayvarol Thymole in jeglicher Form,vielleicht noch Perizin etc. äußern


    LG Herbert

  • HAllo allerseits,


    vielen DAnk für die weiteren, zum Teil sehr sehr ausführlichen Beiträge.
    Bevor ich auf weitere Details eingehe, hier mal ein weiteres aktuelles Video der Leipziger Stadtimker, was mich in meiner Meinung über AMeisensäure bestärkt:


    [/youtubehd


    Nassenheider: http://amzn.to/2xFvf9X


    So ungefähr sahen die Völker nach AS bei mir auch aus.


    LG
    Kai

  • Es gibt keine Untersuchungen darüber, wieviele Völkerverluste durch die Anwendung von AS verursacht werden.
    Ich befürchte,das das nicht auf die leichte Schulter zu nehmen ist, alleine schon von dem, was ich aus meinem Umfeld so höre.
    Augenblicklich ist es halt Habitus, letztenlich alles auf die Milbe zurückzuführen, ohne in Betracht zu ziehen, was die Nebenwirkungen von AS anrichten.
    Elk


  • Hallo hallo,
    wer ist Hans Beer? wer sich so äußert, weiß wohl nicht wovon er redet!


    Hans Beer ist einer der ganz Grossen. Fuer Dadant-Imkern ein Begriff. Stichwort: Angepasster Brutraum.



    AS ist kein Völkerkiller.das stimmt einfach nicht.
    so können sich nur Verfechter von Apitraz,Bayvarol Thymole in jeglicher Form,vielleicht noch Perizin etc. äußern


    LG Herbert



    Bitte entfache hier keinen Glaubenskrieg. Das bringt uns kein Stueck weiter. Zumal die Fakten eine andere Sprache sprechen.