Erfahrung mit Reinvasion

  • Mich würde einmal interessieren, welch Erfahrungen Ihr so mit dem Thema Reinvasion habt.

    Nach meinem Empfinden wird Reinvasion häufig beansprucht, wenn es um Völkerverluste geht für die vermutlich häufig Fehler in der Sommerbehandlung verantwortlich sind.


    Ich hatte gestern ein sehr starkes Volk, das bisher absolut unauffällig war mit fast 1000 gefallenen Milben innerhalb 19 stunden und weiteren knapp 200 in weiteren 5 Stunden.

    Daneben fiel gar nichts mehr. Gut 10 Milben in den letzten 3 Behandlungen insgesamt.

    Ein Einbetteln schliesse ich aus, da sonst auch das daneben betroffen gewesen ist.

    Für mich sieht es so aus, in den letzten Tagen dürften die irgendwo in der Stadt ein zusammenbrechendes Volk überfallen haben. Eine andere Möglichkeit sehe ich nicht.

    Sommerbehandlung war unloblematisch. Ebenso die Behandlungen bislang im Herbst

  • Hallo,

    So sieht das Ergebnis einer Reinvasion aus. So Anfang der 2010 er Jahren wurde von Eva Frey in Hohenheim eine Doktorarbeit über dieses Thema geschrieben, Dabei wurden Testvölker bei hoher Bienendichte (Freiburger Gegend) mit Testvölker bei geringer Bienendichte (Hochschwarzwald) verglichen.

    Die Völker wurden vorher mir allen möglichen Mitteln varrorafrei gemacht (Das darf die Wissenschaft!).

    Von Anfang August bis Ende Oktober standen so jwéweils gut 20 Völker dort, Die Völker standen unter Dauerbehandlung, so dass nur von aussen eingetragene Milben da runterfielen.

    Bei geringer Bienendichte fielen in den 3 Monaten unter 500 Milben, bei hoher Bienendichte bis zu 3000.

    Das habe ich aus meiner Erinnerung geschrieben, deshalb bei den Zahlen etwas Rücksicht.

    ZU der damaligen Zeit war Dr Liebig noch an der Landesanstalt.

    Ich glaube bei der Fertigstellung am Ende war er dort nimmer. Aber er ist ja der, der die Reinvasion vehement verneint mit dem Slogan:"Der Fehler steht hinter dem Kasten"

    Besser wäre es vielleicht hinzuzufügen: Hinter welchem Kasten???? dann wäre seine Aussage sogar richtig!

    So wie er es sagt, ist es aber so, dass immer der mit den Verlusten auch immer schuld daran sein muss.


    Insgesamt finde ich seine Behauptung (er hat soweit bekannt darüber keine Forschungen angestellt) ein starkes Stück, damit impliziert er ja , dass diese Forschungsarbeit an seiner langjährigen "eigenen" Forschungstätte nicht den Tatsachen entspricht.


    Grüsse

  • Absolut spannende Studie und danke für die Infos.


    Jetzt wäre noch interessant, ob der Eintrag relativ konstant und gleichmäßig war und entsprechend das Fallen oder ob es hier Schübe und Wellen gegeben hat. Vermehrt können sie sich bei Dauerbehandlung ja kaum haben.

    Für mich war das erlebte vom Wochenende absolut unglaublich und anders nicht zu erklären als durch Ausrauben eines zusammenbrechenden Volks. Ist mir in dem Maße noch nicht aufgefallen bislang. Mache aber erst ein paar Jahre Ölwindeln und vorher war ich mit den von Ohrenhöhlern und Ameisen verfälschten groben Ergebnissen zufrieden. Aber wie notwendig es ist in der Zeit von Mitte Juli bis Oktober ständig zu kontrollieren ist mir noch einmal ganz deutlich und bewusst geworden und werden mein Monitoring auch noch mehr intensivieren. Mir ist auch bewusst geworden dass man kein Volk auslassen kann, nach dem System ein paar Stichproben überall.


    Wenn meine Vermutung richtig ist und es hat wirklich einen großen Schwund durch ausräubern gegeben (in der Stadt ist die Bienendichte hoch) dürfte dies einen einmaligen Effekt dargestellt haben und die Zahlen sind beim nächsten Mal wieder im grünen Bereich.

  • Kurzer Nachtrag, wie es mit dem Volk weitergegangen ist. Genau wie vor der einen Behandlung nur im normalen Maß Milben gefallen sind, war es auch danach nocht mehr besondets auffällig. Es scheint wirklich aus dem Überfall eines zusammenbrechenden Volks gestammt zu haben.

  • Jetzt 14 Tage danach müssten nochmal kräftig Milben gefallen sein, wenn kurz vor dem großen Fall einiges in die Brut wäre. Aber absolut nichts. Das war tatsächlich eine Reinvasion kurz vor der Behandlung mit sicherlich 2000 - 3000 Milben.

    Fur mich eine absolut spannende Erfahrung gewesen, die ich mir so nie hätte vorstellen können.

  • Sehe ich auch so. Und die Studien sagen das gleiche.


    Mein Volk hat keine Varoen mehr. Die Reinvasion ist fur mich sicher durch ausrauben eines Zusammenbrechenden Volkes.

    Und vor 30 Minuten schaue ich über den Zaun meines Nachbarimkers. Nagelneue kästen. 300 bis max 400 meter luftlinie von mir. Stehen da 2 Völker weniger, die in der 2. Septemberhälfte da noch standen und flogen, von 6 oder 7.

    Kann alles nur Zufall sein, aber es war auch der erste Gedanke.

  • Reinvasion würde ich in drei Teilen aufspalten:


    1. Reinvasion durch Verflug:


    Bruder Adam hat das schon erkannt. Im Gegensatz zur gängigen Meinung verfliegen sich Bienen schonmal gerne und landen insbesondere bei enger Aufstellung im Nachbarstock. Wer wie ich, Bienen mit unterschiedlichen "Farben" hat, kann dieses Phänomen optisch selber an seinen Völkern erkennen. Dabei steigt diees Phänomen bei Massentrachten massiv an, da hier oft die Standard Abwehrmechanismen nicht mehr ausreichend greifen.


    2. Reinvasion durch Räuberei


    Die eigenen Bienen plündern die schwachen Nachbarstöcke. Ja, auch bei meinen vielen Nachbarimkern hat plötzlich der Bestand an Beuten massiv abgenommen. Dabei habe ich persönlich einen negativ Varroafall Rekord in meinen Völkern.


    3. Reinvasion aus dem Zuflug aus zusammenbrechenden Völkern


    An dem Punkt scheiden sich die Meinungen. Jeder kennt das Bild von leeren Bienenbeuten mit dem typischen Schadbild. Die Bienen des Stocks sind eben nicht Tod im Stock. Irgendwo müssen die ja abgeblieben sein. Ich glaube nicht, dass alle zum Sterben ausgeflogen sind. Auch ist es bekannt, dass es Bienenrassen gibt, deren Strategie der Auszug aus dem Stock zur Krankheitsbekämpfung ist.


    Anmerkung:

    Letztlich ist es egal, welcher der drei Punkte ins eigene Meinungsbild passen.

    Ich habe mal die Antwort erhalten, dass der Mensch durch den Transport der Bienen zur schnellen Verbreitung beigetragen hat. Auch das ist eine Wahrheit.

    Leider führt häufig ein Ereignis zu einer Todesspirale im Volk. Beispielsweise kann ein Spritzmittelschaden zur Reduzierung der Individuen im Volk führen. Damit steigt nach Schlupf der Jundbienen und damit der Varroen dann der relative Anteil an der Befallsrate im Volk.

  • September/Oktober steigt bei mir insbesondere in den Wirtschaftsvölkern (klassisch mit AS behandelt) der natürlich Milbenfall von wenig auf zu viel. Das Gewicht der Beuten nimmt gleichzeitig auch noch einmal um einige KG zu.


    Bei den Tub-Völkern kann ich das nicht beobachten. Werde ich nächstes Jahr bei allen anwenden.

  • Erhoeter Milbenfall ab Mitte Oktober bis Anfang November ist volkommen normal. Die Voelker gehen aus der Brut. Die Schwierigkeit besteht darin, diesen normal erhoehten Milbenfall von einem erhoehten Milben*be*fall zu unterscheiden. Wohl dem, der das zweifelsfrei kann.


    Und da sind wir wieder bei den vorzuegen der OX-Sublimation. In so einer SItuation 1x bedampft und man kann wieder ruhig schlafen. Denn es spielt eigentlich auch keine Rolle, woher die Biester kommen. Wenn denen der Garaus gemacht wurde, ist doch alles schick. Und durch das Bedampfen hat man im Gegensatz zu allen anderen Aplikationsformen noch einen Schuss fuer die Restentmilbung im Dezember frei. Die dann wirklich eine Restentmilbung ist.

  • Danke für die Diskussion.

    Kann jedem der 3 Beiträge zustimmen.

    Auch die 3 Reinvasionsszenarien halte ich für richtig. Bei meinem Volk denke ich an Räuberei.

    Normaler Verflug ist in dem Maß auszuschließen. Einziehen eines Volkes oder Restvilkes ebenfalls, denn hker hätte auch das Nachbarvolk etwas abbekommen.


    Jedenfalls halte ich die Herbstentmilbung ebenfalls für wichtig, da es auch für die Winterbienen gut ist, wenn sie 8 oder 10 Wochen früher befreit werden.

  • Ich lege jedenfalls mehr Augenmerk auf das Zählen und Kontrollieren im nächsten jahr. Einmal zu Lernzwecken und zum anderen weil man ansonsten auch tatsächlich richtig Pech haben kann.

    Dieser Vorfall war jedenfalls unglaublich interessant und spannend.

  • Die Herbstentmilbung halte ich auch fuer sehr wichtig.


    Wobei die "Reinvasion" auch ein Stueck weit von innen kommen kann. Gerade bei TuB/TBE kann diese heftig sein, weil die Voelker nach der Brutentnahme ja quasi Jungvoelker sind und brutmaessig nochmal richtig durchstarten. Das freut den Imker & Bienen, aber leider auch die Milben. Wenn ich die Brutentnahme Anfang Juli durchfuehre, dann schluepfen bis OKtober rd. 5 Brutsaetze, d.h. die Milbenanzahl verdoppelt sich 5mal. Aus einer Milbe werden so 30 Milben. Ueberleben also 100 Milben die Sommerbehandlung, so hat man im OKtober 3000!


    Wobei ich in Deinem Fall, so wie Du oben schreibst, vermutlich tatsaechlich eine Reivasion von Aussen vorlag. Aber die kann auch im August gewesen sein. Aber so heftig? Das Problem der Oxalsaeure ist, dass diese bei gutem Flugbetrieb rasch ausgetragen wird. Die Wirkung ist im Grunde nach 48 Stunden verpufft, egal ob gesprueht oder sublimiert. Das ist auch der Grund, weshalb ich beim Vorhandensein von Brut bei der Herbstbehandlung vorerst der Ameisensaeure treu bleibe. Aber das ist ein eigenes Thema.


    Wirklich Auskunft, ob Raeuberei eine Rolle gespielt hat, koennte ein Gewichtsvergleich mit den danabenstehenden Voelkern geben.


    Es muss uebrigens auch nicht immer der "boese" Nachberimker gewesen sein. Auch verwilderte Schwaerme, gern von den eigenen Voelkern und vom Jahr davor, werden leicht zu einer Krankheitsschleuder. Deshalb sind Schwarmverhinderung und Schwarmfang ja so wichtig. Bei dem Grad an Reinvasion wuerde ich an Deiner Stelle auch bezueglich der AFB ein gutes Auge auf dem Volk haben.

  • Eine frühere reinvasion schliesse ich aus. Ganz einfach, weil vor dieser einen Behandung innerhalb einer Blockbehandlung nichts dramatisches war und danach auch nichts und 12 Tage später auch absolut nichts mehr war.

    Aber es ist spannend und ganz genau wissen wir es nie.