Bienenhaltung als neuer Trend?

  • Hallo zusammen,


    seit Anfang der Saison beobachte ich einen Trend, der einerseits erfreulich ist, mir aber anderer seits das Leben schwer macht.
    Bienenhaltung ist offenbar ein neuer Trend für Privatleute, Kommunen und Firmen.


    Bis Ende letzten Jahres war ich im Umkreis von 4 km der einige Imker. Alle ehemaligen Kollegen meines Großvaters sind "ausgestorben" und in den Familien fand sich niemand, der das Hobby weiter führen wollte.
    Für mich war das eine Luxussituation. Denn die Trachtquellen reichten immer gut für meine Völker, ich wusste woran ich bin und Räuberei kannte ich kaum. Auch war meine Standbegattung ziemlich gut (sprich rein).


    Doch dieses Jahr sprießen überall Bienenkästen aus dem Boden. Seit der Rapsblüte habe ich ca. 1 km von meinem Stand einen Imker mit 8 Magazinen, die Kommunen stellen auf jedem Dorfplatz der Region Schaubeuten auf, eine ansässige Firma verbucht 2 Bienenvölker auf dem Betriebsgelände als Ökoprojekt und am Samstag fand ich 2 km von mir einen weiteren Stand mit 6 Magazinen.


    Wo soll da für mich die Reise hin gehen? :roll:
    Ich weiß, für welchen Besatz hier die Tracht reicht, ohne dass Räuberei entsteht. Jetzt zählt dann wohl nur noch, wer die stärksten Völker hat, um die anderen platt zu machen. Leider handelt man sich genau so Krankheiten ein. ... Also doch lieber die eigenen Völker klein halten, damit sie nicht räubern und lieber Gefahr laufen, dass sie selbst ausgeräubert werden? :evil:


    Bezüglich Standbegattung mache ich mir die wenigsten Gedanken. Denn der "moderne" Imker schneidet ja Drohnen! :mrgreen: Da kann ich mich wohl beruhigt zurück legen. Denn Drohnen hab ich massenhaft.


    Ich kannte bisher keine große Bienendichte.
    Wie gehen andere mit dem gleichen "Problem" um?
    Mir ist ja bekannt, dass in anderen Regionen die Bienenhaltung weit mehr verbreitet ist als bei mir.


    LG Johannes


    PS: Hier mal ein Foto von der Schaubeute, die man hier in jeder Stadt und auf jedem Dorf findet:

  • Kleiner Nachtrag:


    Ich bin ja noch froh, dass normale Beuten zum Einsatz kommen. Denn dies zeigt (hoffentlich), dass die Halter gewillt sind mit/an ihren Völkern zu arbeiten. Dadurch werden sie hoffentlich auch die Varroa und andere Brutkrankheiten frühzeitig erkennen und verantwortungsbewusst handeln. ... Soweit mein naiver Glaube! :|


    Bienenkisten und all der Quatsch scheinen sich im ländlichen Raum nicht durchzusetzen. Zumindest vorerst nicht. Und darüber bin ich sehr froh!


    LG Johannes


    Zuchtkoordinator im Bundesverband Dunkle Biene Deutschland e.V.

    http://www.bv-dunkle-biene.de/
    Eine Mitgliedschaft in unserem Verein ist ein guter Beitrag zum Erhalt unserer einheimischen Dunklen Biene. Wir wollen die imkerlichen Kräfte bündeln und Interessenten und Züchter näher zusammenbringen.


    Infos zur mir und meinen Bestellmöglichkeiten gibt es auf meiner Webseite: https://www.dunkle-bienen.com/

  • Lieber Johannes,
    darin kann aber auch eine Chance liegen! Auch für die dunkle Biene! Warum soll es so manchem neuen Imker nicht so gehen wie mir und ihn das Thema nicht mehr loslassen? Solche Medien wie facebook o.ä. können da Impulse geben.
    Überhaupt ist es schön, wenn die Menschen ein wenig sensibilisiert werden. Ein Imker schaut sich bei einem Spaziergang ganz anders um... sieht einiges in einem völlig anderen Licht. Wer macht sich denn über Pflanzenschutzmittel, Insektizide große Sorgen? Vielleicht ist die Aufschrift "Bio" einigen geläufig, aber viel weiter gehts oft nicht. So kann man das als Möglichkeit verstehen, um für Verständnis zu werben. Den Bienen, der gesamten Natur/Schöpfung und schlußendlich auch uns Menschen zum Nutzen.
    L.G. Rene

  • Hallo,
    die Beobachtungsbeute sieht recht gut und auch nicht billig aus,wer kümmert sich denn um die Bienen?
    Und ich muss nicht Imker sein um mich um die Natur und Pflanzen zu kümmern und zu sorgen!!
    Das Wissen und die Informationen aus dem Internet sind nicht immer ein Segen für die Menschheit!
    Es wird da viel Quatsch und gefährliches Halbwissen verbreitet!!! "Hört nicht auf die Stimmen"!!
    Imkern lernt man nicht durch Filme im Internet, die können unterhaltsam sein, mehr nicht!
    Es gibt Kurse und Lehrgänge bei vielen Imkervereinen, und auch Imkerpaten die den Lernpozess begleiten!
    Und ich finde das Imkern ist ein stetiger Lernprozess, und ich habe viele Bücher und ich habe schon einige
    Lehrgänge besucht, und trotzdem muss ich noch einiges lernen!
    Ich freue mich auch sehr über neue Imker, aber bitte nicht mit Bienenbox oder Bienenkisten!!


    Gruß Thomas

  • Zitat von Tini

    Hallo,
    die Beobachtungsbeute sieht recht gut und auch nicht billig aus,wer kümmert sich denn um die Bienen?...


    Tja... Keine Ahnung!


    Da steht immer nur sinngemäß: "Dieser Bienenstand wird unterhalten von Kommune XY"
    Wer als Imker dahinter steht, weiß ich nicht.


    Das Problem bei diesen an sich schönen Kisten ist der Standort. Dorfplatz, Marktplatz und co. haben den Nachteil, dass es viele Schaulustige gibt, sobald da ein Imker auftaucht. Nun kann der nicht jedes mal den ganzen Platz sperren lassen. Was ist wohl die Folge? ... Die Durchsichten sind kurz, nicht gründlich und selten. Denn wer will schon riskieren, dass Schaulustige gestochen werden?! Das wäre schlecht für das Image. Nur ist die "Betriebsweise" dann nicht unbedingt das, was ich unter verantwortungsbewusst verstehe.


    LG Johannes


    Zuchtkoordinator im Bundesverband Dunkle Biene Deutschland e.V.

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  • Hi zusammen,


    dieses Thema hat sich ja schon mit anderen Themen überschnitten und ich habe hier ebenfalls eine differenzierte Meinung:


    Es ist natürlich schön, dass es ein zunehmendes Interesse für die die Imkerei entstanden ist, vor allem da dringend Nachwuchs benötigt wird. Was allerdings nicht schön ist, ist die Nutzung der "Imkerei" zur Verbesserung der öffentlichen Erscheinung, wie es gerne von Firmen oder Politikern versucht wird. Da lasse ich mal die Schaubeute auf dem Foto von Johannes außen vor, da diese ja irgendwie wenigstens der Bevölkerung dient.


    Ebenfalls unschön ist die Erscheinung der, ich nenne sie mal, "Youtube-Imker". Bienenhaltung sollte, wie bereits andere in diesem Thema erwähnt haben, in den ersten Jahren in Begleitung und mit solider Vorbereitung stattfinden. Außerdem sollte die Anschaffung von Bienen nie aus einem Bauchgefühl oder einer Kurzschlussreaktion entstehen.


    Deswegen sollte mMn die Bienenhaltung als "Trend" eher negativ betrachtet werden. Das Interesse sollte einfach aus fundierten Gründen und nicht aus einem Trend herraus geweckt werderden, denn bekanntlich halten Trends nicht ewig an. Evtl. löst sich das "Problem" durch diese Tatsache auch von alleine :wink:


    Beste Grüße, Ole!

  • Zitat von Ole86

    ...Deswegen sollte mMn die Bienenhaltung als "Trend" eher negativ betrachtet werden. Das Interesse sollte einfach aus fundierten Gründen und nicht aus einem Trend heraus geweckt werden, denn bekanntlich halten Trends nicht ewig an. Evtl. löst sich das "Problem" durch diese Tatsache auch von alleine :wink:


    Beste Grüße, Ole!


    Hallo Ole,


    du bringst gute und wichtige Aspekte zur Sprache!


    Ja. Vielleicht hast du Recht und mein"Problem" löst sich von alleine. Dann hab ich zwar wieder meine Ruhe, aber diese Problemlösung geht dann ganz klar zu Lasten der Bienen von diesen Trend-Imkern. Das ist traurig.



    Und betrachten wir das mal ganz menschlich und egoistisch. :mrgreen: Wer will und braucht schon Konkurrenz? Ist das Leben und besonders die Arbeit mit den Bienen in der heutigen Zeit nicht schon schwer genug?


    Zum Glück habe ich nur Stammkundschaft, die meinen Honig kauft. Die läuft mir nicht weg. Da bin ich sicher. Denn in den Bäckereien steht schon immer Honig fremder Imker aus der Region, der nicht angerührt wird. :P Aber trotzdem sind die Ressourcen in der heutigen Landschaft / Landwirtschaft knapp. Das Nektarangebort reicht eben nicht für sagen wir mal 50 Völker im Umkreis von 3 km! Das mag bei Massentrachten wie Raps und so nicht das Problem sein. Da geht zu Stoßzeiten noch viel mehr. Aber was ist mit den Trachtlücken, die es spätestens nach der Linde eben auch gibt. Da ist Räuberei dann an der Tagesordnung bei vielen Völkern auf engem Raum!
    Ist dann dieses Jahr das Aufstellen von BGK überhaupt noch möglich, oder werden die platt gemacht? Das sind so meine Bedenken und Fragen.



    Und abschließend mal ein ketzerischer Satz: Wir brauchen nicht mehr Imker, sondern nur mehr Bienen! :mrgreen: Okay, ich weiß, das klingt böse. Aber mal im Ernst. Wenn keiner den ganzheitlichen Überblick hat, dann geht das irgendwann schief. Allein schon was die Organisation einer gleichzeitigen Varroabehandlung betrifft, raufen sich in der Nachbarstadt jedes Jahr wieder die Vereinsimker. Man findet nie einen für alle passenden Zeitpunkt. Aber nur das würde Reinvasion verhindern.


    LG Johannes


    Zuchtkoordinator im Bundesverband Dunkle Biene Deutschland e.V.

    http://www.bv-dunkle-biene.de/
    Eine Mitgliedschaft in unserem Verein ist ein guter Beitrag zum Erhalt unserer einheimischen Dunklen Biene. Wir wollen die imkerlichen Kräfte bündeln und Interessenten und Züchter näher zusammenbringen.


    Infos zur mir und meinen Bestellmöglichkeiten gibt es auf meiner Webseite: https://www.dunkle-bienen.com/

  • Hallo Johannes,


    ich würde diese Entwicklung nicht so negativ sehen. Die Leute haben eben nicht mehr die Zeit um 20 und mehr Völker zu betreuen. Und das bedeutet schon sehr viel Arbeit. Das Hobby soll Spaß bringen und so mancher verfällt dann eben dieser Tätigkeit und will mehr. Das sind aber die wenigsten. Die Meisten Kleinimker sind einfach fasziniert von diesem Tier und wollen ihm Raum geben. Wenn Sie sich weiter bilden und auch nicht nur "einfach Bienen halten" habe ich da nichts dagegen.


    Mehr Imker bedeutet eben auch eine gleichmäßige Verteilung der Völker. Ist doch gut so! Natürlich hätte auch ich ggf. ein Problem,
    wenn mein Nachbar dies Hobby im größeren Rahmen für sich entdeckt. Aber wie will man das regeln. Bannmeilen aussprechen? (Flug-)Verbote erteilen? Das haut nicht hin.


    Zum Thema koordinierte Varroabehandlung: Ich kann und will mich nicht darauf verlassen was meine "Imkernachbarn" tun oder lassen.
    Ich ziehe meine Behandlungen durch und gut ist. Ausrotten wird man sie dadurch jedenfalls auch nicht.


    Jeder der diesen Tieren mit Respekt begegnet und sich über sie entsprechend informiert ist mir Recht! Mitstreiter für eine gute Sache.
    Ob derjenige den Behandlungstermin "auspendelt", seine Beuten im Siebenstern aufstellt und seinen Namen dabei tanzt ist doch völlig wurscht - nicht die Zahl der Imker wegen dem Trachtangebot klein halten, sondern mit mehr Imkern dafür sorgen, dass es besser wird!


    Gruß Heiko