Carnica nach Kirgistan

  • Hallo allerseits,


    heute am 12. Februar 2013 ist in den Kieler Nachrichten ein ganzseitiger Bericht mit dem Titel


    "Bienen aus Kiel beflügeln Kirgistan"


    erschienen.


    In dem Beitrag wird berichtet, wie der Carnica- Peschetz Züchterring Kiel 60 Kieler Königinnen nach Kirgistan mit dem Ziel der dortigen "Verbesserung" der Honigbiene und Steigerung der Honigproduktion exportiert. Carnica-Peschetz wohlgemerkt. "Diese Biene ist effizient ... Mit ihr können wir bis zu 25% mehr Honig ernten als mit unserer einheimischen Caucasica", so Kazim Karaketov, der Präsident des kirgisischen Bienenzüchterverbandes. "Neben Kirgistan haben mittlerweile auch Russland und die Ukraine ihr Interesse an der Carnica-Peschetz bekundet", so die Kieler Nachrichten in dem Beitrag. Horst-Ulrich Boehmer, Vorsitzender im Carnica-Züchterring Kiel, sei ein bisschen stolz darauf, dass die Carnica-Peschetz nun auch "weitere Verbreitungsgebiete erobere", heißt es dann weiter.


    Glücklicherweise wird BUND-Artenschutzexperte Magnus Wessel zitiert, der derartige Bienenexporte aus Gründen des Artenschutzes ablehne.


    Derartige Aktivitäten zeigen wieder einmal, dass die Zeiten der Ausrottung von heimischen Bienenunterarten noch lange nicht vorbei zu sein scheint. Der Carnica-Peschetz-Ring in Kiel hat dem Artenschutz einen schweren Schaden zugefügt.


    Folgender Leserbrief ging daher heute an die Lokalredaktion der Kieler Nachrichten:



    LG
    Kai



    [attachment=0]kn-kirgistan.jpg[/attachment]

  • Nach meiner Einschätzung dürfte dem Präsidenten aber ein Fehler unterlaufen sein:


    Kirgistan gehört eigentlich nicht zum Verbreitungsgebiet der Caucasica, sondern wohl eher der Cerana??? Umso schlimmer.


    LG
    Kai

  • Moin,


    ich würde deinen Leserbrief unterschreiben wenn es diese Funktion gäbe. Würde mich sehr interessieren ob dein Brief abgedruckt wird und wie die Reaktionen des Züchterringes sind.

  • Hallo,


    danke schön. Ich bin auch gespannt.


    LG
    Kai

  • Hallo zusammen.


    Ich bin entsetzt über ein solches handeln.


    Die Tragweite eines solchen Exportes scheint vor lauter Verblendung in einige Hirne nicht hinein zu passen.
    Aus der Geschichte haben solche Leute wohl nicht gelernt.
    Frei nach dem Gedanken wenn alles zu betoniert ist streichen wir es grün.


    Leider ist ein so negatives Ereignis auch mit einem Hinweis verbunden:


    Unsere Einheimische dunkle Biene ist nur über den Wirtschaftsfaktor wieder heimisch zu machen.


    Den Leserbrief von Kai unterschreibe ich aus voller Überzeugung mit.

  • Hallo Kai,


    ist doch ein super Geschäft und eine gute Tat (=Entwicklungshilfe).... :?


    Wenn die Russen merken was sie sich da holen, ist ihre ursprüngliche Biene bereits "versaut" und es gibt kein zurück.
    Danach wird es dann fröhlich weiter gehen mit den Exporten.


    Aber mal anders betrachtet:
    Wie lange gibt es dort schon Bienen? Wieso reicht deren Ertrag auf einmal nicht mehr aus? Die "Wende" in Russland ist
    doch schon zu lange her als wenn das jetzt der West Hype wäre?!


    Ich denke mal, da hat vorher ein Honigimporteur die Lage gecheckt, sondiert und Kontakte hergestellt. Wer weiß, vielleicht
    steht der Honig bald für 2,49 €/500g bei .... oder ..... im Regal. Im Mitteleuropa werden die Produktionsbedingungen ja langsam
    schlechter und die Produzenten schwächeln. Da heißt es weiter ziehen.


    Und die Imker sind auch noch stolz drauf tatkräftig mitzuhelfen. Was soll man dazu noch sagen?


    Gruß


    Heiko

  • Hallo,
    ich bin mir nicht sicher was es da mal in Kirgisien für eine Unterart gab, die mellifera eher nicht -oder doch in einer anderen Form (die kasachische Steppe hinderte wohl die Amm an eine Ausbreitung nach Süden)? Bekannt ist jedenfalls , dass die Russen die caucasica nach Osten schleppten aber auch Amm und so erzählte mir ein Aussiedler aus Kasachstan vom Altai, dass er dort 2 Typen vermehrte, eine schwarze, böse Biene mit sehr guter Überwinterung und eine gelb/braun gezeichnete die meist friedlicher war. Er züchtete nur Königinnen für den Verkauf denn in jedem Frühjahr kamen Leute aus dem Norden (Sibirien) um ihre Verluste wieder auszugleichen.


    Wenn die Kirgisen sich nun die carnica aus Norddeutschland holen ist dass wieder mal ein Beweis für geschäftstüchtige Deutsche, ohne Rücksicht auf die möglichen Auswirkungen. Zu Berücksichtigen ist zudem noch, dass diese Züchter sich ständig neues Material aus dem Ursprungsland nach Deutschland holen, denn die deutschen Bestände sind alle nicht Rasserein oder durch künstliche Besamung degeneriert.


    Schon seid vielen Jahren holen sich die Russen im Amm-Gebiet des Urals caucasica aber auch carnica. Ganz zufrieden sind sie damit allerdings nicht, denn viele dieser südlichen Typen überleben den Winter nicht und Nachzucht-Königinnen kommen viel seltener von der Begattung wieder heim und so hält sich ein gewisser Grad an mellifera-Erbgut. Wäre da also nicht der Mensch mit Einfuhren und Schützen nicht angepasster Formen, so würde sich durch die Reinwaschung (Purging) des Erguts und die überlegenheit der Fitness die Population zum fast ursprünglichen Zustand wieder zurück kehren.
    Denkt, Horst

  • Hallo! Ich Almaty Kasachstan, Kirgisistan bis 3:00 den Weg zum Auto, wo ich bin oft.


    Ich muss sagen, dass der Artikel in der Zeitung - das ist Unsinn! Was kaukazika? Wo ist sie?
    Die letzten 8 Jahre brachten Karpatka - eine Schwester Karnik aus der Ukraine, die ukrainische Auswahl Karnik. Anders als bei Karnik aus Österreich um 100%. Es gibt auch eine gelbe Biene aber niemand will, dass es funktioniert, ist es nicht produktiv, tun viele Schwarm Honig nicht.


    Melifera melifera ist irgendwo im Norden von Kasachstan, der sein Lob, und die dann schimpft. Im Süden ist es nicht Wurzel fassen.


    Karnik Lieferung 5-6 Jahren. Honig ist ein Durchschnitt von 70 Litern pro Familie der Bienen ist und wer 100 Liter nimmt, die ich kenne.


    Und die Tatsache, dass sie freuen uns, in der Lage, mit dem Kiel zu verhandeln! Es gibt auch andere Organisationen, mit denen kein Problem zu verhandeln! Nur Kiel ihre Werbung.


    Honey, wir I 10 Euro zu verkaufen - 1 Liter, können Sie günstiger finden, besonders in Kirgisistan. Dies ist ein sehr armes Land, dumm Regierung.


    Wenn Sie Fragen haben - fragen Sie! Ich werde versuchen zu beantworten. Ich las Ihr Forum für eine lange Zeit schon.

  • Hallo Almaty,


    vielen Dank für Deinen Beitrag. Es freut mich, dass dieses Forum sogar in Kasachstan gelesen wird. Herzlich willkommen im Forum.


    Ja, auch mir scheint, dass es die Caucasica in Kirgistan so nicht gibt. Aber: welche Biene ist dort heimisch?


    Liebe Grüße
    Kai

  • hallo Ihr,


    die Geschichte kam mir gleich bekannt vor und ich hab mal ein bischen geblätter. Und tatsächlich, in der "Neuen Bienenzucht" 11/2012 ab S. 400 steht ein langer Artikel darüber. Verfasser ist Horst-Ulrich Böhmer.


    Er berichtet, das der Kontakt per mail im Dezember 2011 begann mit einer Anfrage einer kompetenten, gut deutsch schreibenden Imkerin im kirgisischen Züchterverband, die über den Internetauftritt des Züchterrings Kiel aufmerksam geworden war. Es kam schließlich zu einer Bestellung von 60 Reinzuchtköniginnen, die nach einer Transportdauer von 7 Tagen über eine Flugstrecke von 5000 km wohlbehalten in Bischkek/ Kirgisien ankamen.


    Tja, wie soll man das nun bewerten ?


    Wir leben in einer globalisierten Welt. Mittlerweile mischt sich Alles mit Allem. Das gilt für vielerlei Bereiche. In der "Weltmusik" z. B. nennt man das "Crossover". Da befruchtet sich etwas gegenseitig. Irgendwann ist aber alles vermischt und eine "Einheits-Welt-Soße". Geschöpft wird aber zunächst immer aus dem, was sich noch "rein" erhalten hat.


    Schon zu Zeiten der Kolonialisierung brachten die Eroberer Tod und Verderben über die Urbevölkerung, brachten fremde Krankheiten und (Haus-)tiere mit, die über Pflanzen, Vögel und Tier herfielen, die den neuen Feinden nicht gewachsen waren. Heute haben wir die Neophyten. Moderne Eroberer, die einheimische Arten verdrängen. Zuletzt ist auch die Varroa ein Ergebniss weltweiter Mobilität.


    Ist diese Entwicklung aufzuhalten ? Nur durch strenge Regelungen.


    Vermischung, wie bei unseren Bienen-Rassen/ -Unterarten/ -Ökotypen sind nur mit enormem Aufwand zu vermeiden und die absolute Reinerhaltung leicht zu zerstören. Daher wären Schutzgebiete schon sinnvoll.


    Kirgisien ist etwa halb so groß wie Deutschland, aber mit 1/20tel der Bevölkerung ! Die einheimische Biene hat also gute Chancen, noch viele Jahre so rein wie bisher zu existiern. 60 Carnika sind "wie ein Tropfen im Ozean.." Und ich meine: Das Klima ist erbarmungslos ! Wer dort überlebt, ist es wert, weiter vermehrt zu werden.