Gemeinsame Kline der A und M Linie

  • Geographical patterns of mitochondrial DNA variation in Apis mellifera iberiensis (Hymenoptera:Apidae)
    Geographische Muster mitochondrialer DNA Variation der Iberischen Biene (Hymenoptera:Apidae)


    http://esa.ipb.pt/pdf/6.pdf


    ©2007 The Authors Journal compilation ©2007 Blackwell Verlag, Berlin




    Hallo zusammen,


    2007 wurde diese sehr interessante Studie bezüglich der Hypothese einer gemeinsamen Kline, also eine Art gemeinsamer genetischer Ursprung der Linie A (Afrikanische Honigbiene) und der Linie M (Westeuropa) erstellt.


    Hierfür wurde die Populationsstruktur der Spanischen Biene, auch Iberische Biene genannt, auf der iberischen Halbinsel untersucht. Diese ist berüchtigt, da hier die meisten unterschiedlichen Haplotypen in ganz Europa festgestellt werden konnten.


    Die Studie bestätigt die Annahme, dass der Ursprung der Apis mellifera mellifera zur Eiszeit in der "Pleistozän" genannten Zeitepoche, auf die Afrikanische Biene zurück geht. Dieses bestätigt sich durch folgendes Muster: Die Frequenz des A-Haplotypen nimmt ab, während die Frequenz der M-Haplotypen zunimmt.


    In den meisten Fällen etabliert sich, wie fast überall in Europa, auch auf der iberischen Halbinsel überwiegend der M4-Haplotyp in der M-Linie. Auf Seite 3 ist dieses auch noch einmal sehr schön grafisch dargestellt. Ich bin mittlerweile überzeugt, dass der M4-Haplotyp auch der in Deutschland vorherschende Haplotyp war, besonders da sich dieses Muster in richtung Nord-Spanien verstärkt.


    Alle Hypothesen zu differenzierten Ökotypen halte ich in nacheiszeitlichen Epochen beinahe für ausgeschlossen. Auch die von F. Ruttner erstellte Hypothese eines Genzentrums in Frankreich, halte ich für unwahrscheinlich. Die gemeinsame Kline der A und M Linie schließt diese Option fast aus, denn die Ausbreitung der AMM erfolgte in Form der Linie A über Spanien und mündete lediglich in Frankreich. Die unterschiedlichen Nord-Süd-Muster in Frankreich entstanden auf Grund der geografischen Lage, wie auch bereits zuvor oder zeitgleich in Spanien.


    Auch diese Studie ordnert griechischen, römischen und arabischen Einflüssen eine untergeordnete Rolle zu.


    Begriffsklärung: Kline: http://de.wikipedia.org/wiki/Kline_%28Biologie%29

  • Hallo Ole!


    Danke für Deinen Bericht. Ich habe mir das Ausgangsmaterial angesehen, welches Du in Deinem ersten Link aufgeführt hast.


    Danach ist die Differenzierung aus der afrikanischen Biene zur A.meliferra mellferra auf der iberischen Halbinsel erfolgt während der verschiedenen Wellen der Eiszeit, in denen sie auf der spanischen Halbinsel 'eingesperrt' war. Die Vergletscherung der Pyrenäen bildete den nördlichen Sperrriegel.


    Erst nach Ende der Würmeiszeit (Norddeutschland: Weichseleiszeit), gab es zwei Streifen entlang der Biskayaküste und am Mittelmeer entlang, auf denen die inzwischen an die Kälte angepasste Meliferra nach Norden vorrücken konnte und mit der Entwicklung des Waldes mit Baumhöhlen ermöglichenden Baumarten konnte sie dann relativ schnell West- und Nordeuropa besiedeln. Der Wald musste ja auch erst sich entwickeln. Alle Baumarten waren ja auch nicht sofort da.


    Das heißt, die Meliferra hat ein eigentlich großes Potenzial, sich an die verschiedenen Gegebenheiten anzupassen.


    Das Ende der Würmeiszeit wird vor 10000 Jahren angegeben. Weiß jemand Bescheid, wann die Großbaumarten sich auf dem Gebiet des heutigen Deutschland wieder eingebürgert haben?


    Herzliche Grüße


    Andreas

  • Hallo!


    Ich fand inzwischen über die Würmeiszeit in den Pyrenäen eine Studie von 1963, die aber interessant ist, siehe Link: http://quaternary-science.publ…14_no1_a19.pdf?1284107493


    Zitat: Schneegrenze und Klima de rWürmeiszeit an der baskischen Küste
    von Karl-Otto Kopp, München in: Eiszeitalter und Gegenwart, Band 14, S.188-207, Öhringen, 1963



    Aus dem ostkantabrischen Gebirge Nordspaniens werden Vereisungsspuren beschrieben.... In der Sierra de Aralar .....reicht eine Endmoräne unbekannten Alters bis 460 m hinunter. Die eiszeitlichen Monatsmitteltemperaturen San Sebastiasn betrugen etwa + 8°im sommer und -5° im Winter. Die jährliche Niederschlagsmenge kann .... auf ungefhr 2/3 der heutigen geschätzt werden.


    Na, da hat ja die Meliferra ihre Flugtauglichkeit bei kühlem Wetter in einerm harten Anpassungsprozess erworben. Nach dem Motto: Wer kommt als erste durch den Flaschenhals in das weite nördliche Land. :wink:


    Herzliche Grüße


    Andreas

  • Hallo Andreas,


    danke für deine Rückmeldungen und interessanten Recherchen. Ich möchte auf mehrere Punkte kurz eingehen, die ich für besonders wichtig halte:


    Zitat von VDM

    Danach ist die Differenzierung aus der afrikanischen Biene zur A.meliferra mellferra auf der iberischen Halbinsel erfolgt während der verschiedenen Wellen der Eiszeit, in denen sie auf der spanischen Halbinsel 'eingesperrt' war. Die Vergletscherung der Pyrenäen bildete den nördlichen Sperrriegel.

    Ersteinmal schön, dass du die Pyrenäen noch einmal kurz erwähnst. Wir hatten ja die Rolle dieser Gebirgskette bereits kurz diskutiert. Die Differenzierung der Mellifera müsste dann ja theoretisch noch vor der Würmeiszeit stattgefunden haben, oder?


    Zitat

    Erst nach Ende der Würmeiszeit (Norddeutschland: Weichseleiszeit), gab es zwei Streifen entlang der Biskayaküste und am Mittelmeer entlang, auf denen die inzwischen an die Kälte angepasste Meliferra nach Norden vorrücken konnte

    Vielen Dank, so schön konnte ich das ehrlich gesagt nicht zusammen fassen. Ich finde daran besonders interessant, dass sich die Mellifera durch die Anpassung an kaltes Klima entwickelt hat und aus dieser Folge die Ausbreitung in weiterhin kühlere Regionen stattfand.


    Zitat von VDM

    Aus dem ostkantabrischen Gebirge Nordspaniens werden Vereisungsspuren beschrieben.... In der Sierra de Aralar .....reicht eine Endmoräne unbekannten Alters bis 460 m hinunter. Die eiszeitlichen Monatsmitteltemperaturen San Sebastiasn betrugen etwa + 8°im sommer und -5° im Winter. Die jährliche Niederschlagsmenge kann .... auf ungefhr 2/3 der heutigen geschätzt werden.

    Ersteinmal danke für den Hinweis. Ich hatte vorher nie bedacht, dass das spanische Klima zu dieser Zeit noch viel milder war. Die zunehmende Temperatur wird wohl entsprechend die Ausbreitung in richtung Nordfrankreich, Deutschland und Polen vorran getrieben haben, da sich hier die Art weniger anpassen musste. Das erklärt auch, warum die Ausbreitung ab einem gewissen Zeitpunkt nur noch in einer sehr ähnlichen Form, ich vermute sehr nahe dem M4-Haplotypen, stattgefunden hat.


    Zitat

    Na, da hat ja die Meliferra ihre Flugtauglichkeit bei kühlem Wetter in einerm harten Anpassungsprozess erworben. Nach dem Motto: Wer kommt als erste durch den Flaschenhals in das weite nördliche Land.

    Sehe ich auch so. Sehr treffend formuliert und ein wirklich hoch interessanter Zusammenhang.


    Beste Grüße, Ole!