Moin,
so mit ein paar Tagen Abstand ringe ich mich gerade durch hier doch noch einmal was zu dem ganzen Thema zu schreiben. Nach einigen Meinungsäußerungen hatte ich eigentlich beschlossen hier an dieser Stelle nichts mehr darüber zu stellen. Das ist ein freies Land und jeder darf seine Meinung haben und ich darf jede Meinung so gut oder schlecht finden. Dummerweise möchte ich mich mit den meisten hier noch lange über die dunkle Bienen austauschen und das wäre wahrscheinlich nicht gegangen wen ich auf einige Aussagen hier reagiert hätte so wie es meine Überzeugung ist.
Ich bin aber immer noch der Mensch der ich bin und es mir und meinem Gemüt einfach unmöglich dauerhaft solche Aussagen wie "unkontrollierte Masseneinwanderung" stehen zu lassen ohne wenigstens meine Ansicht dazu von mir zu geben.
Den diese findet einfach nicht statt. Was statt finden sind große Mengen an Flüchtlingen die zu uns kommen. Ich möchte jetzt nicht anfangen den Unterschied zwischen einem Einwanderer und einem Flüchtling zu erklären. Auch möchte ich nicht anfangen darüber zu diskutieren ob Deutschland sich angesichts eines demographischen Wandels es sich überhaupt leisten kann irgend einen jungen Menschen wegzuschicken. Das würde alles zu weit führen.
Die Flüchtlinge die ankommen werden an der Grenze vielleicht nicht alle oder von mir aus auch nur stichprobenartig kontrolliert. Aber macht das irgend einen Unterschied?
Unter dem Aspekt das sie in Deutschland als Flüchtlinge anerkannte werden wollen und Unterstützung erhalten wollen müssen sie irgendwann registriert usw. werden. Es ist Teil unseres Grundgesetzes das jedem der den Antrag auf Asyl stellt das dieser geprüft wird. Die Verfehlung ist doch das die deutsche Bürokratie aus dieser Prüfung so ein Ungetüm gemacht hat das, verbunden mit der Zahl der Anträge, die Bearbeitung Jahre dauert. Aber deswegen das Grundgesetzt ignorieren? Wollt ihr das wirklich?
Unter dem Aspekt und der, sorry für den Ausdruck, schwachsinnigen Annahme das sich Attentäter auf diesem Weg abfangen oder Anschläge verhindern lassen. Sorry aber das ist großer Bullshit. Anschläge von Paris sind sehr lange und sehr gründlich geplant. Die meisten Attentäter sind mit dem Flugzeug eingereist. Vielleicht hat sich einer von denen als Flüchtling getarnt. Aber er ist damit noch lange kein Flüchtling sondern bleibt ein Terrorist der sich als Flüchtling tarnt. Gibt es diese Anschläge erste seitdem wir in Deutschland/Europa Flüchtlinge aus Syrien aufnehmen? Oder ist es nicht vielleicht so das diese Terroristen seit mindestens 40 Jahren agieren, zugegeben in steigender Intensivität, durch das treiben der westlichen Staaten in der Heimat der Terroristen?
Man darf nicht vergessen und verwechseln das für 99,99% der Flüchtlinge Dinge wie in Paris der Grund dafür sind das sie fliehen.
Die Ereignisse in Paris sind grausam, menschenverachtend, furchtbar, verachtenswert und vieles mehr. Aber sie sind definitiv nicht beispiellos oder von einer neuen "Qualität" wie wir diese Tage in fast jedem Beitrag zu hören bekommen. Ja sie sind noch nicht einmal die ersten in Europa in diesem Ausmaß.
Es ist gibt in dieser Sache keine einfache Lösung und Ausweg.
Die Grenzen dicht zu machen löst kein einziges Problem. Wir sind nicht mehr in grauer Vorzeit. Eine Grenze wird nie wieder so dicht werden wie es vielleicht mal möglich war. Es wird nie wieder Kriege geben wo man eine Front von Küste zu Küste ziehen kann und wo man genau weiß auf der einen Seite sind wir und auf der anderen die. Selbst wenn es so wäre und möglich wäre es gibt auch unter uns Deutschen genug "Menschen" die verzweifelt, verbohrt, verblendet, dumm und verdorben genug sind. Solange man also nicht grundlegend damit aufhört immer mehr Waffen in die Heimat dieser Menschen zu schicken, sie immer weiter ausbeutet, sie immer weiter als das Böse und sich selber als das unfehlbare Gute zu sehen wird es nicht besser sondern schlechter.
Keine einzigen Flüchtlinge mehr aufzunehmen würde den IS nicht besiegen, hätte Paris und all die anderen Terroranschläge nicht verhindert usw.
Was es aber hätte wäre etliche Mio. weitere Menschen ihrem nicht selbst gewählten Schicksal zu überlassen, sie elendig verrecken lassen, sie sterben lassen an diesem oder jenem und, vor allem, diejenigen die überlebt hätten wären diejenigen die skrupellos sind sich zu nehmen was sie wollen. Diejenigen Menschen die sich mit Gewalt nehmen was sie zum überleben brauchen.
Wollen wir das? Oder wollen wir nicht lieber das sich überall auf der Welt eine Gesellschaft entwickeln kann die nicht perfekt ist, in der es auch Verbrecher und Mörder gibt aber eine wo die mit Mitgefühl, Intelligenz, Großzügigkeit und all die guten Eigenschaften die uns menschlich machen die Mehrheit sind?
Ich muss mir nicht selten den Vorwurf anhören ein Gutmensch zu sein....
Wie weit ist es mit uns schon gekommen wenn die Tatsache ein guter Mensch zu sein ein Schimpfwort ist?
Ich bin jedenfalls lieber ein Gutmensch als ein Arschloch, ein Egoist, ein Nationalist oder dergleichen.
Aber mal eine andere Frage an diejenigen die dagegen sind weiterhin Flüchtlinge aufzunehmen!
Was hat sich für euch GANZ PERSÖNLICH verändert in den letzten drei Monaten? Brot oder Milch teurer? Lohn oder Rente gekürzt? Bus oder Kino voller? Nichts von dem?
Oder die Fragen warum nicht zuerst um unsere Probleme kümmern? Habt ihr euch letztes Jahr wirklich für deutsche Obdachlose, arme Rentner interessiert? Wenn ja warum kümmert ihr euch nicht jetzt um die? Dann ist doch allen geholfen. Die Gutmenschen helfen den Flüchtlingen und die anderen helfen den Obdachlosen und Rentnern.
Abschließen möchte ich diesen Beitrag mit einem Filmzitat der nicht selten meine Stimmung beschreibt als Mensch von 37 Jahren der in Deutschland aufgewachsen ist, einen Beruf hat, eine Wohnung hat, genug Geld zum Leben, gesund ist, Zeit für Hobbys hat, Freunde hat die alle am leben sind, dessen, streng genommen, größte Sorge ist ob der Fußballverein am Wochenende nicht schon wieder verliert aber der auch zweimal in Afghanistan war, der nicht sagen kann er wäre nie im Krieg gewesen wie z.B. sein Vater:
"Ich bin müde, Boss.
Am meisten müde bin ich, Menschen zu sehen, die hässlich zueinander sind. Der Schmerz auf der Welt und das viele Leid, das macht mich sehr müde. Es gibt zu viel davon. Es ist, als wären in meinem Kopf lauter Glasscherben."
*John Coffey - The Green Mile*