Liebe Imkerfreunde der Dunklen Biene und die es werde wollen!
Alles ist im Wandel, die Gesellschaft, das Klima, die Arbeitswelt, die Transportwege, ja unser gesamtes Leben. Haben wir uns früher noch Bücher gekauft, so schauen wir heute bei Wikipedia nach. Suchen wir jemanden, so genügte früher ein Blick in die Gelben Seiten; heute dagegen „googeln“ wir. Diese Veränderungen bestimmen unsere gesamte Lebenswelt, und so nimmt es nicht Wunder, wenn auch unser Imkerleben davon betroffen ist, und natürlich auch unsere Bemühungen um die Dunkle Biene, so unterschiedlich sie auch sein mögen.
Von 20 Jahren war es schwierig, Bezugsquellen im Ausland, Züchter, und letztendlich gute Königinnen zu finden. Man musste ausländische Zeitschriften studieren, um erst einmal Adressen ausfindig zu machen, und die schriftliche Korrespondenz dauerte manchmal Wochen! Heute genügt ein Blick ins Internet, und oft nach wenigen Minuten haben wir Antwort auf unsere Fragen, und wenige Tage später trudelt die Königin bei uns in den Briefkasten.
Mittlerweile ist dank dem bald 30-jährigen Bemühen von Nordbiene für den Erhalt der Dunklen Biene dieselbe in aller Munde. Es gibt derzeit einen regelrechten Hype um die Apis mellifera mellifera. Aus den wenigen Pionieren der Anfangseit (z. B. Kai-Michael Engfer, Prof. A.W. Steffan, Roland Wörsching und Gerhard Glock) ist ein recht großer „Haufen“ an mehr oder weniger Mellifera-Interessierten geworden, und das ist gut so. Bewusst habe ich das Wort Haufen gewählt, denn es gibt keine einheitliche Struktur. Da ist einmal die GEDB e.V. mit einem recht geschlossenen Programm und Mitgliederkreis. Dann sind da die vielen unentdeckten Einzelkämpfer (man denke nur an Bernd Klotz). Und die vielen „Interessengemeinschaften“, in Gründung würde ich mal sagen. Darüber hinaus gibt es auch noch die Züchter um Roland Wörsching, und last but not least die Internetauftritte von nordbiene.de.
Bei dieser Vielfalt stellt sich ganz automatisch die Frage, wie es weitergehen wird. Das ist völlig normal. Wird es ein einheitliches Vorgehen zur „Wiedereinfuhr“ der Mellifera geben? Wird dies überhaupt angestrebt? Wer nimmt dies in die Hand? Wieviel Manpower, Organisation, Führung und Geld ist nötig, um dies zu erreichen? Fragen über Fragen, und ich glaube, niemand kann auch nur eine dieser Fragen erschöpfend beantworten.
In den letzten Wochen hat es, wie allgemein bekannt, eine weitere Abspaltung gegeben. Diesmal weg von dem „Netzwerk“ Nordbiene.de hin zu einer eigenen „Organisation“. Ist dieser Weg negativ zu betrachten? Ich meine nein, denn auch die IGs sind ein Angebot an die Imkerschaft, dieses zu nutzen oder eben auch nicht. Internetforen spielen, so meine ich, für das Wissen um die Dunkle Biene und ihre Förderung nur eine untergeordnete Rolle. Allerdings können Foren zur Vernetzung beitragen, Menschen miteinander bekannt machen.
Unter diesem Blickwinkel ist auch die Abspaltung nicht negativ anzusehen. Die Gründe hierfür mögen unterschiedlich und auch nachvollziehbar sein; und auch das ist alles legitim. Wie bekannt, bin ich selber ein Verfechter einer „strengen Linie“, wenn es um den Erhalt der Mellifera geht. Dies ist meine Meinung, und auch nach wie vor bleibe ich dabei, dass „Wischi-Waschi-Tendenzen“, oder das Ziel einer „Landbiene“, oder gar ein Zuchtziel der varroatoleranten Biene, oder aber ein Ziel der wesensgemäßen Bienenhaltung, dem eigentlichen auf Nordbiene.de proklamierten Ziel nicht förderlich sind. Jedes dieser anderen Ziele mag ja legitim und ehrwürdig sein, hat dann aber nichts mehr mit der Mellifera zu tun. In diesem Sinne habe ich auch stets „mein“ Forum verstanden, und dieses vor einer Verwässerung geschützt. Dies führte u.a. dazu, dass einige das Forum verlassen mussten, die sich in diesem oder in anderen Foren öffentlich gegen die Zielsetzung äußerten.
Der Vorwurf, dieses Verhalten sei nicht tolerant gegenüber andersdenkenden, mag stimmen; ich gebe aber zu bedenken, dass wir es hier nicht mit einem allgemeinen Imkerforum zu tun haben. Diejenigen tun mir Leid, die sich durch eine Maßnahme ungerechtfertigt behandelt fühlten; sicherlich war bei dem einen oder anderen die Enttäuschung groß. Dennoch gebe ich zu bedenken, dass es hier „nur“ um Foren geht. Und wie gesagt: das Angebot ist größer geworden, und dies ist sicherlich der Diskussion um die Dunkle Biene insgesamt nicht abträglich.
Wie sieht nun die Vision aus? Meine persönliche Vision ist letztendlich die Entstehung einer festen Struktur, die die Zucht der Dunklen Biene in Deutschland nach 70 Jahren wieder ermöglicht (neben dem Oberziel, die Dunkle Biene in ihren Heimatorten zu erhalten). Voraussetzung für diese Zucht in Deutschland sind ein breite Basis an interessierten Imkern, darüber hinaus ein ganzes Bündel an aktiven Förderern, und an der Spitze eine gewisse Zahl professioneller Züchter. Dazu müsste dann noch eine feste, straff organisierte Vereinstruktur kommen, damit das ganze dann auch einen rechtlich verbindlichen Status, nämlich den einer juristischen Person, erhält. Ohne diesem ist eine organisierte Zucht in Deutschland nicht möglich.
Man mag jetzt erkennen, wie wichtig oder unwichtig bei dieser Frage die Foren sind. Nein, Foren spielen hierbei so gut wie gar keine Rolle.
Wie weit wir noch von einer wirklichen Zuchtarbeit in Deutschland entfernt sind, möge jeder selber beurteilen. Solange diese nocht nicht erreicht ist, werden wir uns wohl oder übel auch weiterhin Zuchtmaterial aus dem Ausland beschaffen (müssen), so negativ ich das auch sehe.
Eine weitere Frage, für die auch häufig kritisiert wurde und werde, ist die Frage, welche Biene denn überhaupt der Dunklen Biene noch zugerechnet werden kann. Wie bekannt, bin ich auch hier sehr streng. Die Frage der Reinheit hat für mich oberste Priorität, ungefähr vergleichbar mir der Frage nach einer Schwangerschaft:
Rein oder nicht rein? Das ist hier die Frage!
Dass wir nur bei einer REINEN Dunklen Biene von einer Dunklen Biene sprechen können, versteht sich von selbst. Alles andere ist Augenwischerei. Und hier sollten die IGs aufpassen, dass sie nicht auf den Bauch fallen, wenn sie Hybridbienen als Dunkle Bienen anpreisen, vermitteln oder gar zur Zucht verkaufen. Dies wäre dem Oberziel insgesamt nicht hilfreich.
Natürlich sind auch Hybridbienen (z. B. aus Polen, England, Österreich etc) ganz hervorragende, leistungsfähige, robuste und fleißige Bienen. Gar keine Frage! Doch darum geht es bei unserer Zielsetzung nicht.
Von daher hat oberste Priorität, festzustellen, welche der geführten Zuchtlinien der Apis mellifera mellifera angehören, und welche als Hybridbienen zu bezeichnen sind. Und dann ist auch zu klären, was mit den Hybridlinien geschehen soll. Natürlich können diese weitergeführt werden, sie müssen dann aber zwangsläufig auch als Hybridbienen bezeichnet werden.
Distanzieren muss man sich in diesem Zusammenhang aber von selbsternannten Fachleuten, die wider besseren Wissen falsche Behauptungen über die Dunkle Biene aufstellen. Da gibt es „Fachleute“, die behaupten, die ursprüngliche Dunkle Biene hatte auch gelbe Ringe. Oder andere meinen, die reine Dunkle Biene habe es nie gegeben. Andere wieder behaupten, die unterschiedlichen Herkünfte der Dunklen Biene unterschieden sich optisch voneinander. Und wieder andere meinen zu wissen, die Dunklen Bienen Europas, Spaniens, und Nordafrikas gehörten alle einer einzigen „Rasse“ an. Nein nein, alle diese Behauptungen haben nun mit der Dunklen Biene aber auch gar nichts zu tun.
So liebe Imkerfreunde, das sind meine heutigen Gedanken um unsere derzeitige Situation. Auf Kommentare und Eure Gedanken bin ich schon sehr gespannt.
Liebe Grüße aus dem kalten (10 Grad) Kiel.
Kai-M. Engfer