Hallo allerseits,
seit Mai 2011 führe ich Versuche durch mit einigen Völkern der Sizilianischen Biene, Apis mellifera sicula, der kleinen schwarzen Schwester unserer Dunklen Biene, einer nahen Verwandten also. Nahe verwandt, im Aussehen auch ähnlich, mit manchen identischen Eigenschaften, aber in vielen Dingen ist diese Biene doch anders.
Mit unserer Mellifera teilt sie die Robustheit, die Langlebigkeit, den Hang zum Kitten, die Wabenflüchtigkeit, und auch die schwarze Körperfarbe.
Die Sicula ist aber viel kleiner als europäische Bienen; vergleichbar mit den kleinen Schwarzen Bienen Afrikas. Ihr Flugverhalten ist behender, flinker, mit einer deutlich höheren Frequenz im Flügelschlag (höherer Flugton). Auch hier ähnelt sie eher den kleinen afrikanischen Bienen.
Ein weiter bemerkenswerter Unterschied, den ich die letzten Tage feststellen musste, ist, wie auch Prof. Ruttner bereits schrieb, das vollkommen friedliche Nebeneinander vieler Jungköniginnen im Volk: jetzt im Juli ist für die Sicula Schwarmzeit, und beim Einlaufen der Schwärme habe ich pro Schwarm über 10 Königinnen gezählt; es waren damit an die 20 Königinnen in jedem Schwarm. 2-3 Königinnen können auch bei europäischen Schwärmen vorhanden sein, aber am nächsten Morgen liegen alle tot vor dem Flugloch, bis auf eine.
Ganz anders die Sicula: hier bleiben alle Jungköniginnen solange am Leben, bis die erste erfolgreich begattet und in Brut ist. Eine schöne Eigenschaft. Dies brachte die harte Selektion in subtropischen Regionen mit sich. Buckelbrütige Völker wird es mit diesen "Reserveköniginnen" bei der Sicula wohl kaum geben.
Es ist wirklich amüsant zuzuschauen, wie die vielen Königinnen völlig friedlich nebeneinander in der Bienenmasse agieren.
Eine weitere, positive Eigenschaft scheint eine gewisse Varroafestigkeit zu sein. Tatsächlich habe ich noch nie eine Varroamilbe in den Völkern entdeckt; die agilen kleinen schwarzen "afrikanischen" Bienen scheinen der Varroa mächtig auf den Pelz zu rücken.
Zwei wertvolle Eigenschaften, die unsere Bienen leider nicht haben.
Negativ ist mir die Gereiztheit der Völker bei kühlerem Wetter aufgefallen. Da ist es kaum möglich, ohne Schutz an den Völkern zu arbeiten. Bei warmem Flugwetter dagegen sind sie fromm wie die Lämmer.
Um die Biene kennen zu lernen, erscheinen mir die zwei Bienensommer ausreichend. Ich will noch Flügelproben der Sicula nehmen, um sie zu untersuchen, dann aber sollen die Völker umgeweiselt werden.
Einen ausführlichen Bericht gibt es dann bald auf Nordbiene.de
LG
Kai
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