Züchtertagung 2016 des Deutschen Imkerbundes D.I.B.

  • An der Züchtertagung 2016 des D.I.B. wurden effiziente Methoden zur Königinnen-Vermehrung präsentiert. Die Imkermeister des Fachzentrums Mayen sowie der Bieneninstitute Celle und Kirchhain plädierten für eine Königinnen-Zucht mit hohen Produktionszahlen. Bienenprofessor Kaspar Bienefeld bezeichnete die genomische Selektion durch DNA-Analysen als Selektions-Tool der Zukunft – und immer wieder war von der Dunklen Biene die Rede.


    Die Themen:


    → Qualitativ hochwertige Königinnen aus «Dauer-Zucht»
    → Inselbelegstelle Norderney liefert Ideen für Schweizer Mellifera-Gebirgsbelegstationen
    → Einfluss des Alters von Zuchtköniginnen auf ihre Nachkommen
    → Genomische Selektion bei den Bienen (GeSeBi)
    → Vergleichende Untersuchungen zur Reproduktion der Varroamilbe
    → Berücksichtigung der Varroa Sensitive Hygiene VSH in der Selektion


    Der (bisher einzige) ausführliche Bericht von der Züchtertagung ist hier zu lesen:


    http://www.mellifera.ch/cms/ne…6-deutscher-imkerbund-dib

  • Hallo Jürg,


    vielen Dank für diesen, wieder hochwertigen, Artikel. Ich bin gespannt auf die weiteren Berichte.


    Was mir jedoch aufgefallen ist, du schreibst:

    Zitat

    Nach einer Auswahl von 120'000 Basenpaaren werden jetzt diejenigen Genorte gesucht, die für wichtige züchterische Eigenschaften, sowie zur Unterscheidung der Unterarten Carnica und Mellifera relevant sind.


    Wie funktioniert der Schweizer Gentest auf Reinrassigkeit der Nigra, wenn noch nicht mal bekannt ist, wie sich die Unterarten genetisch unterscheiden? Oder habe ich dies falsch verstanden? Wie kann dann Hybridisierung gemessen werden?


    Ich weiß, du bist da nicht der Spezialist, aber vielleicht kommt dazu etwas in dem zukünftigen Artikeln?? Wäre spannend ... 8)


    Viele Grüße,
    Christian

  • Hallo Jürg,
    ein wirklich toller Bericht,


    Bezüglich des Einflusses des Alters der Zuchtköniginnen auf ihre Nachkommen:
    aber ich frage mich wirklich,ob eine Einjährige Leistungsprüfung ausreicht,zur Selektion einer Zuchtkönigin.
    Ich habe gelernt,das mit dem Schlupf der Königin ihr erstes Leistungsjahr beginnt,indem sie ihr
    Volk bis zum Einwintern selbstständig aufbaut,daran kann ich ja schon viel sehen aber nach lange nicht
    wie das Schwarmverhalten,Honigleistung etc.sind.


    LG Herbert

  • Hallo Christian,


    vorausgeschickt: Ich bin kein Tiergenetiker. Ich frage aber als Wissenschaftsjournalist so lange nach, bis ich die Fakten und das dahinter stehende Prinzip begriffen habe – und versuche es dann, möglichst verständlich in meinen Texten zu formulieren :wink:


    Wie Du richtig vermutest, kommt deshalb in nächster Zeit zum Thema Genetik noch einiges aus meiner Schreibwerkstatt. Weil aber das Thema sehr komplex ist, möchte ich Schritt für Schritt vorgehen. Wie der Gentest funktioniert und wie sich die Unterarten genetisch unterscheiden, kommt also noch als «Erklärstück». Inklusive Reportagen über einen Bienenzüchter, der seit einem halben Jahrhundert Flügelmessungen macht, und auf der anderen Seite aus dem modernsten Gen-Labor.


    Ich muss aber auch Schritt für Schritt vorgehen, weil ich diese Artikelserie in meiner Freizeit schreibe. Also neben Job, Familie, Bienen und Rennrad-Training – und die Skisaison hat noch nicht einmal begonnen :D


    Eine Frage kann ich aber heute schon beantworten:


    Die Unterarten und die Zuchtrasse Buckfast können anhand der genetischischen Marker (sogenannte informative SNP) klar und deutlich voneinander unterschieden werden (siehe Infografik, die sich durch Anklicken vergrössert). Auch der Grad der Hybridisierung kann präzise ermittelt werden. Auf der Infografik siehst Du auch, dass sogar die Mellifera in der Schweiz und jene in den französischen Alpen zuverlässig auseinandergehalten werden können.


    [attachment=0]Populationsstruktur_Mellifera_Carnica_Buckfast.png[/attachment]


  • Danke für die Blumen :wink: Ich gebe sie gerne an Reto Soland weiter, der den Bericht geschrieben hat. Ich habe ihn nur redigiert.


    Deine Frage nach der «nur» einjährigen Leistungsprüfung im Prüfstand kann ich im Moment nicht beantworten. Ich werde sie aber den Wissenschaftlern im Schweizer Zentrum für Bienenforschung vorlegen und die Antwort «nachreichen». Ist das OK?

  • Zitat von Rheinschlucht

    Auch der Grad der Hybridisierung kann präzise ermittelt werden. Auf der Infografik siehst Du auch, dass sogar die Mellifera in der Schweiz und jene in den französischen Alpen zuverlässig auseinandergehalten werden können.


    [attachment=0]Populationsstruktur_Mellifera_Carnica_Buckfast.png[/attachment]


    Hallo Jürg,


    bezüglich der Buckfast, das erschließt sich mir nicht ganz.
    Die Buckfast hat doch auch verschiedene Linien, wo nach und nach verschiedene Rassen eingekreuzt wurden. So z.B. aus dem Iran, dann die Elgon usw... Wie kann es dann immer ein einheitliches Bild geben, wie in der Grafik zu sehen? Die Bienen aus dem Iran und die Elgon (um bei den Beispielen zu bleiben) sind doch ganz unterschiedlich , oder habe ich da etwas übersehen?


    L.G. Rene

  • Zitat von Rene

    bezüglich der Buckfast, das erschließt sich mir nicht ganz.
    Die Buckfast hat doch auch verschiedene Linien, wo nach und nach verschiedene Rassen eingekreuzt wurden. So z.B. aus dem Iran, dann die Elgon usw... Wie kann es dann immer ein einheitliches Bild geben, wie in der Grafik zu sehen? Die Bienen aus dem Iran und die Elgon (um bei den Beispielen zu bleiben) sind doch ganz unterschiedlich , oder habe ich da etwas übersehen?


    L.G. Rene


    Deine Frage nach den verschiedenen Buckfast-Linien kann ich im Moment nicht beantworten. Ich werde sie aber den Wissenschaftlern im Schweizer Zentrum für Bienenforschung vorlegen und die Antwort «nachreichen». Ist das OK?

  • Aber gewiss doch Jürg :D:D
    Ich versuche das auch nur alles nachzuvollziehen. Bei der Buckfast ist es ja nun auch bissl schwierig, weil sie eine künstlich geschaffene Rasse ist und auch weiter "verbessert" wird.
    Wobei, wenn ich so manche Berichte und Äußerungen lese, dann frage ich mich manchmal, ob es nicht besser wäre, man würde die Bienen einfach machen lassen....
    Wie lange gibt es Bienen, wie lange Menschen und wie lange kam die "Natur" ohne spezielle Züchtungen aus? Hier die Buckfast und die Bestrebungen der Carnicazüchter, dort gentechnisch manipuliertes Saatgut... Wo soll das alles enden?
    L.G. Rene

  • Zitat von Rene

    ...dann frage ich mich manchmal, ob es nicht besser wäre, man würde die Bienen einfach machen lassen....
    Wie lange gibt es Bienen, wie lange Menschen und wie lange kam die "Natur" ohne spezielle Züchtungen aus? .....


    HAllo,


    das sehe ich ganz anders. :wink:


    Die Natur ist die brutalste aller Züchter. So brutal kann kein Mensch züchten. Mit scharfer Auslese. Alles, was Makel zeigt, wird sodfort ausgemerzt. Oftmals bis zum (Fast-) Zusammenbruch einer ganzen Population.


    LG
    Kai

  • Zitat von imkerforum-nordbiene

    Die Natur ist die brutalste aller Züchter. So brutal kann kein Mensch züchten. Mit scharfer Auslese. Alles, was Makel zeigt, wird sodfort ausgemerzt.


    LG
    Kai


    Stimmt. Hundertprozentig. Und im Gegensatz zum Menschen macht die Natur keine Fehler.

  • Hallo Rene,

    Zitat von Rene

    wenn ich so manche Berichte und Äußerungen lese, dann frage ich mich manchmal, ob es nicht besser wäre, man würde die Bienen einfach machen lassen....
    Wie lange gibt es Bienen, wie lange Menschen und wie lange kam die "Natur" ohne spezielle Züchtungen aus


    da muss ich dir teils recht geben,hätte der Mensch nicht soviel vermischt durch Importe und dergleichen,wären wir mit Sicherheit
    weiter als jetzt und müssten vielleicht keine Heimische Biene rückführen.


    LG Herbert

  • Bei alledem fallen mir auch immer wieder Feststellungen bzw Anmerkungen ein, die von Überzüchtung handelten, zumeist im Kontext der Carnica. Aber auch bei der Buckfast, ich habe auch 2 Völkchen, sieht man, daß eben Manches auf der Strecke bleibt.
    So gesehen ist es der Mensch der es den Tieren in der Natur schwer macht. Weil da z.B. eine gewisse Verteidigungsbereitschaft besteht, die der Mensch fast weggezüchtet hat. Ein Beispiel. Ein anderes die Schwarmträgheit-eine natürliche Möglichkeit unterdrücken, sich zu vermehren und / oder die Milben loszuwerden, zumindest zum großen Teil...
    Also ich seh das mal von der Seite aus.
    L.G. Rene