Amerikan. Faulbrut oder Varroa: Größtes Problem der Imker?

  • An alle Imker und Imkerinnen,


    wie die Überschrift verrät, frage ich euch, welche Krankheit ihr am schlimmsten/ schwierigstem sieht!?


    Die meisten Beiträge handeln über die Varroa und auch in Zeitungen findet man zu 90% die Varroa als am häufigsten genannte Bienenkrankheit!
    Ich frage mich, warum ich selten einen Artikel über die amerikanische Faulbrut finde und warum jeder über dieses Thema schweigt.


    Ich selbst hatte schon meine Erfahrung mit der Amerikanischen Faulbrut gemacht:


    * 8 Völker letztes Jahr eingewintert --> 7 (scheinbar) gesunde, starke Völker und 1 (sichtbar) faulbrutverseuchtes eingegangenes Volk
    Nach 2 Jahren Imkererfahrung ein großer Schock: wie konnte das nur passieren? Nur mit neuen Rähmchen, Zargen Werkzeug gearbeitet; unter Hitze und Druck geschaffene Mittelwände und alles hygienisch sauber. Was ich persönlich noch schlimmer finde ist, dass wir niemals eigenständig die Diagnose hätten ziehen können: Faulbrut. Erst bei einer Gesundheitskontrolle aufgrund des Verkaufs unserer Bienenvölker, brachte den Befund und das Volk wurde umgehend abgeschwefelt.


    * Doch damit nicht genug. Innerhalb der nächsten Wochen fanden wir in den verbliebenen 7 Völkern 1,2 Faulbrutzellen. Was tun?
    Die Völker waren extrem stark (auf 2 Zargen), also versuchten wir die Methode: geschlossenen Kunstschwarmverfahren (Bienen von Waben trennen).
    Der bereits gesammelte Honig wurde geschleudert (100 kg) und alle Waben eingeschmolzen.


    * Nun kam der größte Aufwand: Das Entsäuchen!
    Amerikanische Faulbrut ist eine Bienensäuche und wird durch winzigste Sporen extrem schnell verbreitet und setzen sich in jede ach so kleinste Ritze.
    Wir mussten jede einzelne Zarge in kochend heißer Natronlauge (extrem ätzend, lebensgefährlich) tauchen. (wir bekamen keine Unterstützung und mussten alles aus eigener Kasse bezahlen, über 1000 € ò.Ó)
    Die Standplätze entsäuchten wir mit Brandkalk.
    Insgesammt 2 Wochen strammer Arbeitsaufwand, was neben beruflicher Betätigung stark an den Nerven zehrte :(


    Doch warum erklär ich das alles:
    ich möchte euch verdeutlichen wie sehr die Faulbrut eine Gefahr für die Imker ist.
    Die Varroa kann man durch Ameisensäure vorbeugen, doch gegen die Faulbrut können wir nix machen, rein garnichts!
    Und es wird auch nichts gemacht =( zumindest bei uns nicht.
    Und genauso wie die Varroa gibt es in JEDEM Volk einen gewissen Anteil an Faulbrutsporen, denn erst ab über 10 000 000 (!!!) Sporen sieht man die Faulbrutzellen in einem Bienenvolk.
    Wir bekamen die Faulbrut durch einen 81 alten Imker, der über 1 km von uns entfehrt steht (Faulbrutsperrbezirk im Saarland NUR 1 km, weil unsre Bienen auch nur 1 km weit fliegen --> völliger nonsense!!!), der im Thema Faulbrut leider wenig Ahnung hatte und seine Waben offen (!!!) in seinem Bienenhäusschen lagerte!


    So jetzt aber genug davon, nun ich möchte eure Meinung zu dem Thema Faulbrut hören!
    Mit freundlichsten Grüßen
    P.S: Bin für Fragen und Anregungen offen: christina-thewes@web.de

  • Dieses Thema wird oft Todgeschwiegen, weil sich jeder einzelne Imker dessen schämt!
    Dagegen und gegen die Faulbrut müsste mal was unternommen werden: FÜR die Bienen und FÜR die Imker
    Doch das schaffen wir nur, wenn auch jeder bereit dafür ist

  • Hallo, hatte 1998 die AF und meine 2 Völker wurden abgeschwefelt, einem Nachbarimker wurden 60 Völker abgeschwefelt. Als Entschädigung bekam ich knapp 200 DM aus der Tierseuchen Kasse wenn ich mich richtig erinnere. Heute gibt es einen Höchstbetrag pro Volk von 150 €.
    Gibt es bei euch keine Tierseuchen Kasse?

  • Daß jedes Volk Faulbrutsporen hat, glaube ich nicht. Warum denn der große Aufwand bei der
    Entseuchung ? Viele alte Imker hatten ihre Waben offen gelagert, abgedeckt mit Farnkraut und
    anderen Kräutern. Da gab es auch keine Faulbrut. Erst mit der Einführung von Importhonig traten
    die Seuchenherde auf. Mein Eindruck ist, daß Glascontainer viel dazu beitragen ,aber auch die
    Lieblinge mit fremden Honig zu verwöhnen.Die Varroa richtet weitaus mehr Schaden an, als die
    paar Faulbrutherde.
    Wird durch die Seuchenkasse ersetzt.
    Tinafalke

  • Bei uns gibt es leider keine Seuchenkasse :(


    und auch keine jährlichen Futterkranzproben, welche die Sporenbelastung in den Völkern kontrollieren kann,
    ohne dass schon klinische Faulbrutzellen zu sehen sind.
    Durch diese Proben kann man schon vorher passende Maßnahmen durchführen, ohne das Volk gleich abzuschwefeln,
    ich weiß ja nicht wie es euch dabei geht zu sehen, wie eure Völker sterben: ich fand es furchtbar...


    Man sollte alles unternehmen um diesen Vorgang zu vermeiden, zum Wohl der Bienen!


    Meiner Meinung nach sollte jeder Imker gewisse Pflichtnormen erfüllen und einem Verein angehören.
    Auch sollte Bundesweit jährlich Futterkranzproben aller Völker gezogen werden, um die Seuche endlich in den Griff zu bekommen!


    Warum der ganze Aufwand mit dem entseuchen?
    Wir möchten in den nächsten Jahren keine klinische Faulbrut mehr an unserem Stand haben und desswegen so viele Sporen wie möglich vernichten,
    schließlich halten diese Sporen eine Temperatur von über 150°C unbeschadet aus und können über Jahre hinweg überdauern!


    Die Varroa ist mit einfachem Drohnewabenausschneiden und richtigem Ameisensäureeinsatz in den Griff zu bekommen.
    Gegen die Faulbrut sind wir ohne Futterkranzproben machtlos...


    Das mit den Glaskontainern ist auch nicht gut, jeder Kontainer sollte wieder eine Bienenklappe bekommen.
    Das erreichen wir nur, wenn nicht nur ein einzelner sich beschwert, sondern jeder Imker müsste sich drum kümmern

  • Auch wenn es dem/der geneigten Leser/in hier fehl am Platze erscheinen wird, frage ich bwusst, mit einem Gedanken an nur einen aktuellen Aspekt: Bist du "Mitglied" in einer Landwirtschftlichen Berufsgenossenschaft...?

  • Zitat

    Bist du "Mitglied" in einer Landwirtschftlichen Berufsgenossenschaft...?


    Nein bin ich nicht, warum die Frage?
    Nur weil ich einen appellativen Schreibstil habe?
    Ich möchte einfach nur mal wissen, wie die Einstellung der Imker zu diesem Thema ist.
    Vielleicht bin ich die einzigste, die denkt, dass wir was ändern müssen, oder es gibt
    noch einige, die der gleichen Meinung sind und dann könnten wir was ändern.


    Ich finde es nur erschreckend, wie das Thema einfach Todgeschwiegen wird !


    Zitat

    Ist die AFB im Saarland? Ist dann ja nicht mehr weit weg...


    Sie wurde leider jetzt schon an 2 Bereichen entdeckt!

  • Zitat von Draychel

    Dieses Thema wird oft Todgeschwiegen, weil sich jeder einzelne Imker dessen schämt! Dagegen und gegen die Faulbrut müsste mal was unternommen werden: FÜR die Bienen und FÜR die Imker.....


    Gegen das erstere hast Du schon was unternommen, indem Du es offen aussprichst und beim Totschweigen stimme ich Dir voll zu. Es ist ein Tabuthema, das mit viel Angst der Imkerschaft belastet ist.
    Ein praktikabler Umgang mit der Faulbrut wird nur ohne Angst oder gar gegenseitige Beschuldigungen unter Nachbarimkern, dafür mit Kenntnis des Parasiten bzw. seiner Auswirkungen im Bienenvolk, Eigenverantwortung bei der Befallskontrolle und gegenseitiger Hilfe bei der aufwendigen Sanierung, einziehen.



    Zitat von tinafalke

    ...Erst mit der Einführung von Importhonig traten die Seuchenherde auf. Mein Eindruck ist, daß Glascontainer viel dazu beitragen ,aber auch die Lieblinge mit fremden Honig zu verwöhnen.


    Entschuldige bitte, doch das ist völliger Unsinn. Die bösartige Faulbrut gibt es länger als die Bienenhaltung durch den Menschen und es handelt sich nicht um Deinen Eindruck, sondern, um Hörensagen -> diese Argumente geistern schon seit Jahrzehnten durch die Imkerschaft und sind sehr beliebt, da die Schuld auf Konkurrenzhonig oder schlampige Nachbarn geschoben werden kann. Bei sich selbst muss man ja nichts ändern.... :roll: