Aufgabe - Imkerpate

  • Hallo zusammen,


    dieses Jahr habe ich erstmals das große Glück, wie ich finde, einen jungen Menschen an die Imkerei heran zu führen. Der Junge ist 15, hat letztes Jahr bei seiner Nachbarin im Kleingarten an einigen wenigen Völkern mit geholfen und möchte sich jetzt weiter entwickeln und vor allem eigene Bienen im elterlichen Garten. Da komme ich nun ins Spiel. :D


    Sicher kann ich ihm viel zeigen und beibringen. Aber soll ich ihn vor allen Fehlern bewahren, oder soll ich mich etwas zurück halten?
    Er hat eine Hinterbehandlungsbeute bekommen und jetzt will er was dafür bauen.... Ich würde ja erst mal mit Magazinen anfangen, eben weil ich beide Beuten kenne und meine Meinung habe.... Soll ich ihn machen lassen?


    2 Ableger mit Dunklen F1 würde er von mir bekommen können. Als Gegenleistung kann er in der Saison gerne mit anpacken. :wink:


    Was meint ihr? Wie viel Freiheit / Leitung braucht ein Anfänger?


    LG Johannes


    Zuchtkoordinator im Bundesverband Dunkle Biene Deutschland e.V.

    http://www.bv-dunkle-biene.de/
    Eine Mitgliedschaft in unserem Verein ist ein guter Beitrag zum Erhalt unserer einheimischen Dunklen Biene. Wir wollen die imkerlichen Kräfte bündeln und Interessenten und Züchter näher zusammenbringen.


    Infos zur mir und meinen Bestellmöglichkeiten gibt es auf meiner Webseite: https://www.dunkle-bienen.com/

  • Na da gebe ich gern bisschen Senf von mir dazu:


    Bei mir war eigentlich immer schon das vorhandene Beutenmaß fix im Einsatz (Zander, vermehrt Einheitsmaß), von daher wurde ich eigentlich noch nicht wirklich mit dieser Thematik konfrontiert. Habe aber schon oft mit Einsteiger und Anfänger über die Beutenmaße gesprochen. In erster Linie empfehle ich da immer das ortübliche Maß (in meiner Gegend das Einheitsmaß) um bei Zukauf usw. keine Schwierigkeiten zu haben. Allerdings erwähne ich da auch im selben Atemzug weitere mir bekannte und auch international angesehene Maße, erkläre ihre Vor- und Nachteile. Natürlich spreche ich da nur aus eigener Erfahrung, ansonsten kann man sich eh noch im Internet schlauer machen.
    Insofern würde ich deinem Jungimker die Vor- und Nachteile einer Hinterbehandlungsbeute erklären. Ich würde auch vorschlagen, dass er Völker sowohl in einer Hinterbehandlungsbeute, als auch in Magazinbeuten erleben sollte. Hier kann er dann selbst erfahren, wie der Hase läuft und was im tatsächlich dann zusagt.


    Im ersten Jahr begleitete ich immer einem Anfänger bei jeden Eingriff, erklärte alles und war bemüht das keine offenen Fragen mehr übrig blieben. Ich stellte quasi in der Praxis meine Betriebsweise vor, erklärte dann aber auch noch weitere Möglichkeiten und Methoden. Ich bemühte mich auch immer bei jedem Eingriff zu schildern, was man auch alles falsch machen kann oder was für Folgen durch irgend einen Fehler entstehen könnten. Einfach um mehr Einblick in diese Sache zu verschaffen.
    Spätestens im zweiten Jahr war der Anfänger dann schon soweit, selbst die Eingriffe zu machen, allerdings weiß ich aus Erfahrung, dass oft noch Fragen kommen und bei der einen oder anderen Sache meine Anwesenheit bzw. Kontrolle und mein Segen für das Vorhaben gebraucht wird. Immerhin erlebt man ja immer wieder was Neues bei den Bienen oder man ist sich unsicher, weil man plötzlich alleine vor dem Volk und/oder "Problem" steht.


    In anderen Worten: Mit Bedacht die Richtung vorgeben und aber auch, um ein Gefühl für Bienen zu gewinnen, auch machen lassen :wink:

  • Herzlichen Glückwunsch
    Das Beutemaß empfinde ich als nebensächlich, wenn er begeistert ist.
    Freut mich für ihn, das es jetzt einen so coolen Boss hat.
    Elk

  • Hallo Johannes, Mein Pate hat mich machen lassen. Immer wenn ich Fragen hatte konnte ich ihn anrufen und ein paar Mal ist er dann zu mir gekommen und hat mir Dinge gezeigt und geholfen ... Aber eigentlich habe ich ihn mit Fragen gelöchert, dann hat er mir gesagt, welche Möglichkeiten es gibt, welche er nutzt und warum ... Oft bin ich dem gefolgt, weil ich verstanden habe, warum er etwas tut ... Aber genau so oft habe ich dann Dinge anders gemacht ... Manchmal war das gut und manchmal nicht. 8)


    Also ich würde ihn machen lassen ... Und nur dann aktiv werden, wenn mein "Patenkind" fragt/um etwas bittet ... In der Pädagogik hab ich Mal gelernt: keine Hilfe ohne Auftrag


    Zum Thema Beuten: das wird auch ein finanzielles Problem sein... Der Junge ist 15, da hatte ich auch noch nix... Vielleicht kannst du ihm ja eine alte Beute leihen oder eine Mini+ die Grad nicht im Einsatz ist ... Dann merkt er die Vorteile ganz schnell und kommt selbst auf die Idee. ;)


    Und ausprobieren / neugierig sein gehört doch dazu ... Wie viele verschiedene Maße und Beuten fliegen bei dir.rum? Bei mir in der zweiten vollen Saison sind es schon DNM-Hohenheimer, ZaDant, Zander 2/3, warre und TBH ... Ach so, zwei HB Beuten Typ 52 stehen auch bereit und ein paar selbst zusammen genagelte Ablegerkästen ... Also genug zum Spielen, ausprobieren und lernen ... ;)


    Und er wird dir schon sagen, was er will & braucht ... Kannst ihn ja bis April/Mai erst mal mit Literatur beschäftigen. ;)


    VG Christian

  • Hallo Johannes,


    ich glaube der Imkerfreund Hainlaeufer hat alles sehr gut beschrieben, dem kann ich nichts hin zu fügen. Ich finde es sehr gut, dass du dein Wissen an Junkimker vermitteln willst, sei ihm ein guter Pate.
    Ich glaube auch Johannes, das du ein guter Lehrer bist, zeig und lehr ihm einfach alles und er wird sehr schnell herausfinden welches Beutensystem und welche Betriebsweise für ihn gut ist.

    Leg Dich Niemals mit einem Imker an. Ich habe Tausende Freunde die dich Verfolgen können


    LG Klaus

  • Hallo zusammen :)


    Danke für die Meinungen und Hinweise!


    Ich habe ihm jetzt erst mal die gehaltvollsten Bücher aus meinem Regal gegeben. Bis April ist er auf jeden Fall beschäftigt. :wink:


    Eure Meinung gefällt mir. Es gibt paar Eckpfeiler und der Rest muss sich ergeben.
    Ich lasse ihn mit DN starten. Das Maß ist in der Gegend etabliert und auch ich möchte mit der Segeberger Beute wieder dahin zurück.


    Ich werde ihm die Hinterbehandlungsbeute jetzt nicht ausreden. Bei mir kann er ja parallel alle möglichen anderen Beutenformen kennen lernen.
    Da muss man abwarten.


    Bin schon gespannt, wie intensiv er die Bücher studiert. Ich hab sie teilweise vor Jahren gelesen. Wenn wir im Sommer an meinen Völkern arbeiten, werde ich ihn erst mal nach seiner Meinung / seinem angelesenen Wissen fragen. Mal sehen wie es mit meiner Intuition übereinstimmt und ob ich nicht vielleicht auch noch was (wieder) lernen kann. :mrgreen:


    LG Johannes


    Zuchtkoordinator im Bundesverband Dunkle Biene Deutschland e.V.

    http://www.bv-dunkle-biene.de/
    Eine Mitgliedschaft in unserem Verein ist ein guter Beitrag zum Erhalt unserer einheimischen Dunklen Biene. Wir wollen die imkerlichen Kräfte bündeln und Interessenten und Züchter näher zusammenbringen.


    Infos zur mir und meinen Bestellmöglichkeiten gibt es auf meiner Webseite: https://www.dunkle-bienen.com/

  • Die HB Beuten kann er kann er ja gerne behalten und für Ableger benutzen. Es wäre aber schon Sinnvoll wenn er mit einer Magazinbeute anfangen würde.


    Eine gebrauchte Segeberger bekommt man für 50 € teilweise auch günstiger. Hat er mal im örtlichen Imkerverein nachgefragt? Da tauchen oft noch sehr gute Schätze auf, wo man als Anfänger mal ein oder zwei Beuten wirklich günstig bekommt.


    Dann benötigt er noch Rähmchen und MW.


    Als Anfänger kann man durchaus mit einem Ableger anfangen, ich würde jedoch eher Überlgen ob du ihm nicht einen Kunstschwarm geben kannst. So würde ich heute jeden Anfänger beginnen lassen oder noch besser mit einem Naturschwarm den er selber fängt.
    Dann fängt er wirklich bei 0 an und kann richtig mit beobachten wie schnell die Bienen arbeiten können und was sie leisten. Ausserdem finde ich das ein Schwarm besser geeignet ist um ein stabiles Volk aufzubauen als ein Ableger. Vor allem durch die schnelle Entwicklung verzeiht ein Schwarm durchaus den ein oder anderen Fehler. Ableger haben ja z.B. immer mal wieder Probleme und entwickeln sich nur langsam z.B. weil sie Waben nur langsam ausbauen. Bei einem Schwarm sieht man als Anfänger viel mehr.
    Dazu kommt dann aber auch noch das Stichwort Varroa, ein KS wird mit MS oder Ox behandelt und ist fast Varroafrei. Damit hat man auch im Sommer weniger Probleme mit Krüppeln bzw. muss meist nicht einmal behandeln. Was ein echter Vorteil ist, es ist mehr spielraum da.


    Als Rämchenmaß würde ich vor allem einmal DN 1.5 mal in den Raum schmeißen. 11 Waben sind als Anfänger einfach besser zu Händeln.
    Selbst da bräuchte er im ersten Jahr nur einen Deckel, Boden und eine Zarge.

  • Ich betreue als Pate eine Jungimkerin, die wohl später hoffentich meinen ganzen Stand übernehmen wird. Sie hat zunächst zwei meiner Völker auf meinem Stand bekommen. Mit ihr habe ich vereinbart: "Mach was du für nötig hältst, frag, wenn du Hilfe brauchst". Da sie noch nicht mit den Bienen lebt und als Bäuerin gerade in der arbeitsintensiven Zeit naturgemäss einen ebenso zwingenden Zeitplan hat, rufe ich bei ihr den Plan für die nächste Massnahme ab, dass sie daran zu denken lernt.
    Wenn wichtige Sachen anstehen, die keine Wahlmöglichkeiten erlauben, erinnere ich sie rechtzeitig daran - z.B. Sauerbrutkontrolle, die bei uns meldepflichtig ist, da behalte ich die volle Kontrolle.
    Bei der Betriebsweise lasse ich ihr die Entscheidung, weil sie Grundkurs-Inhalte und meine Praxis gegeneinander abzuwägen lernen soll. Wenn ich an meinen Völkern arbeite, melde ich ihr das, dann kommt sie mehr oder weniger oft hinzu und schaut mir über die Schulter, darf Arbeiten übernehmen. Da ich sowohl mit Hinterbehandlung als auch mit Magazin (gleiches CH-Rähmchenmass) arbeite, lernt sie beides kennen.
    Bei der Rassenfrage gibt's zum Glück nichts zu dikutieren, wir sind gesetzl. festgeschriebenes Schutzgebiet für A.m.m.
    Bis jetzt funktioniert das gut.
    MfG, Drohnenwolf