Beiträge von Rheinschlucht

    Zitat von Marion

    Was gehört denn dann alles zu dieser Raps-Gruppe? Weiß das jemand genauer?


    LG Marion


    Wenn in der Honiganalyse steht, dass es Kreuzblütengewächse oder Brassicaceae sind, dann gehört neben dem Raps so ziemlich viel dazu, was auf unseren Äckern wächst:


    Weisskohl, Rotkohl, Brokkoli, Blumenkohl, Rosenkohl und Kohlrabi. Aber auch Schwarzer und Weisser Senf, Rettich und Radieschen sowie Meerrettich und Kresse.


    Den Wasabi können wir jetzt mal vergessen, der fühlt sich eher in Japan wohl :)

    Ich ergänze mal die angefangene Liste der heute aktiven Organisationen in Deutschland (mit Gründungsjahr und Mitgliedern/reinrassigen Mellifera-Völkern gemäss Angaben der Organisation):


    1983 http://www.nordbiene.de / Nordbiene (Kai Engfer): ? reinrassige Völker
    1994 http://www.dunklebienen.de / Gemeinschaft zum Erhalt der Dunklen Biene e.V. GEDB: ?? Mitgl., ?? reinrassige Völker
    2013 http://www.dunkle-biene.com / Zuchtverband Dunkle Biene Deutschland e.V.: 56 Mitglieder, 200 reinrassige Völker


    Wer weiss mehr?

    Nach meiner Einschätzung sind in Deutschland fünf bis acht Gruppierungen aktiv. Historisch gesehen war Kai Engfer sicher der Erste, wofür man ihm nicht genug danken kann. Vielleicht kann er die Liste der aktiven (!) Gruppierungen vervollständigen?


    1983 http://www.nordbiene.de / Kai Engfer: ? reinrassige Völker
    2013 http://www.dunkle-biene.com / Zuchtverband Dunkle Biene Deutschland e.V.: 56 Mitglieder, 200 reinrassige Völker

    Zitat von imkerforum-nordbiene


    Zum Aufbau einer Mellifera-Zucht müsste das selbe wie für die Carnica geschaffen werden: Inselbelegstellen, Künstliche Besamung landesweit, Reinzucht, strenge Körung, Gründung von Zuchtverbänden mit Hunderten von aktiven Züchtern.


    Das alles ist bislang nicht absehbar. Weder in Deutschland noch anderswo.


    LG
    Kai


    Über die instrumentelle Insemination kann man geteilter Meinung sein – was ja sonst bei Imkern nie der Fall ist :D


    ... aber Inselbelegstellen, Reinzucht, strenge Körung, Zuchtverbände mit Hunderten von aktiven Züchtern für die Mellifera gibt es schon. Im grossen Rahmen zum Beispiel in Irland, und in kleinerem Rahmen in der Schweiz (wo es naturgemäss eher weniger Inselbelegstellen hat, dafür aber abgelegene Alpentäler).

    Zitat von Blue


    Woher kommen diese 15.000 reinrassigen Völker bzw. welchen Ursprung oder Linie entstammen sie und gibt's keine öffentlich einsehbaren Fakten dazu?


    LG Katrin


    In den Schweizer Bergtälern sind Ende der 1980er Jahre in zusammenhängenden Populationen rund 60'000 mehr oder weniger reinrassige Mellifera-Völker erhalten geblieben. Der Verein http://www.mellifera.ch (VSMB) arbeitet seit 1994 konsequent an der Erhaltung und (Rein-)Zucht dieser Populationen. Zu diesem Zweck unterhält er eines der modernsten Zuchtprogramme Europas (seit 2006 mit DNA-Analysen), gekoppelt mit dem Aufbau von bisher 1000 Quadratkilometer Schutzgebieten.


    Alle Aktivitäten von mellifera.ch sind öffentlich einsehbar, vom Zuchtprogramm über die zertifizierten (!) Reinzüchter bis zu den Belegstellen und Prüfständen.


    Die Zuchtwerte jeder Zuchtkönigin können zum Beispiel auf der Seite http://www.beebreed.eu abgerufen werden.


    Die Königinnen der Reinzüchter haben alle eine Königinnen-Identifikationskarte KID. Auf dieser sind ihre genaue Abstammung und die Rapportnummer des genetischen Hybridtests vermerkt.

    An der SICAMM-Konferenz 2016 in Lunteren (Niederlande) haben 63 Imker und Bienenforscher aus 17 Ländern teilgenommen. Darunter auch eine fünfköpfige Delegation von mellifera.ch aus der Schweiz, deren Referate für Aufsehen sorgten. Aus Österreich waren leider keine Teilnehmer dabei, aus Deutschland referierten Ralf Ullrich vom Zuchtverband Dunkle Biene Deutschland und Aleksandar Uzunov vom Bieneninstitut Kirchhain.


    Auf dem Programm der SICAMM-Konferenz standen 30 Referate rund um die Dunkle Biene – von der heutigen Verbreitung über die Erfahrungen mit Schutzgebieten bis zur DNA-Analyse der Dunklen Biene.


    Hier der erste Bericht über die SICAMM-Konferenz 2016 mit den Länderberichten aus den deutschsprachigen Staaten: http://www.mellifera.ch/cms/ne…016-lunteren-dunkle-biene Es darf diskutiert werden :)


    Weitere Berichte folgen.


    * Die Societas Internationalis pro Conservatione Apis mellifera mellifera SICAMM wurde 1995 als Verband aller europäischen Zuchtvereine für die Dunkle Biene gegründet. Heute gehören der SICAMM Organisationen aus 17 europäischen Ländern an – von Norwegen bis Südfrankreich, von Irland bis Russland.


    Die Imkerei Soland hält nicht «angeblich auch die Dunkle Biene» – Reto und Gabriele Soland gehören qualitativ und quantitativ zu den führenden Mellifera-Züchtern in Europa.


    Sie haben allerdings in diesem Forum ein «kleines Handicap» ;-) Gabriele ist gleichzeitig auch eine der führenden DNA-Spezialisten in der europäischen Bienenzucht-Szene. Naturgemäss mit einer homöopathischen Dosis Begeisterung für Flügelmessungen ;-) und vice versa.


    Ich sitze jetzt gerade mitten im SICAMM-Kongress * zwischen 60 Kollegen aus 17 Ländern, in dem Gabriele Soland exakt jetzt ihr Referat über DNA Hybrid-Analysen hält – und unbestritten ist.


    * SICAMM = Societas Internationalis pro Conservatione Apis mellifera mellifera.


    Zum Thema: Ob Mini Swiss oder M+ ist wahrscheinlich einfach Geschmacksache.

    Zitat von Johannes

    ... die Imkerei Soland "kennen" wir hier. :wink: Die Familie ist federführend bei der Zuchtarbeit mit der Dunklen in der Schweiz.


    Bezüglich Königinnen weiß ich, dass diese Familie nicht nach Deutschland liefert. Wenn du deine Mitgliedschaft in diesem Forum hier erwähnst, ist jeglicher Kontakt sofort abgebrochen. So erging es mir. :lol:


    LG Johannes


    Das stimmt in dieser Form nicht. Dass die Schweizer Mellifera-Züchter ihre Jung-Königinnen nicht (gerne) ins Ausland liefern, hat drei gute Gründe:


    1. Bei jährlich 5000 Jung-Königinnen von den Schweizer Mellifera-Belegstellen ist das Angebot an Jung-Königinnen in der Schweiz knapp. Um die einheimische Population zu stärken, setzen die Schweizer Reinzüchter verständlicherweise die Priorität auf Mellifera-Imker, die in den vorhandenen Schweizer Mellifera-Gebieten imkern. Zwei, drei reine Mellifera-Königinnen in einem weit entfernten Carnica-Gebiet machen wenig Sinn für die Erhaltung der seltenen Unterart – als Ersatz für Hybrid-Königinnen in einem Mellifera-Gebiet sind eine langfristige Investition in den Arterhalt.


    2. Der Versand von Bienenköniginnen von der Schweiz ins Ausland erfordert aus veterinärmedizinischen Gründen einen mittleren «Papierkrieg» – die Schweiz ist bekanntlich nicht in der EU.


    3. Die Schweizer Mellifera-Züchter wollen ihre Königinnen in gute Hände geben. Deshalb möchten Sie den Imker kennen lernen und schätzen es, wenn er die Königinnen persönlich abholt. Denn eine Autofahrt nach Hause in den kühleren Abendstunden beeinträchtigt die Legeleistung der Königin weniger, als mehrere Tage unkontrolliert auf dem Postweg – im Sommer möglicherweise bei grösster Hitze, wenn die Sonne durch die Scheiben des Zusteller-Autos brennt. Dann wäre die ganze wertvolle Zuchtarbeit umsonst.

    Heute habe ich in den «News» des Vereins Schweizerischer Mellifera Bienenfreunde (VSMB) den zweiten von drei ausführlichen Artikeln über die Eigenschaften der Dunklen Biene veröffentlicht: Die Dunkle Biene sammelt fleissig Honig, Pollen und Propolis.


    Darin sind neben den bekannten Fakten von Bruder Adam, Friedrich Ruttner & Co. auch Vergleichs-Untersuchungen von Mellifera- und Carnica-Bienenvölkern in der Schweiz eingeflossen.


    Der zweite Artikel befasst sich mit der Honigleistung sowie dem Sammeltrieb der Mellifera für Pollen und Propolis. Habe ich zu diesen Themen etwas vergessen? Oder hat sich ein Fehler eingeschlichen? Dann schreibt Euren Input doch bitte hier in die Kommentare. Ich freue mich auf eine kritische und nötigenfalls kontroverse Diskussion.

    Zitat von Blue

    Anscheinend war der Kleine Beutenkäfer 2004 in Portugal, wurde dort aber zum Glück wieder ausgerottet.


    Hoffe die Italiener schaffen es auch, den Käfer wieder auszurotten.


    LG Katrin


    Deine Hoffnung dürfte vergeblich sein: In Portugal wurden 2004 zwei (!) lebende Larven des Kleinen Beutenkäfers unter den Begleitbienen in Königinnen-Versandkäfigen gefunden, der Import stammte aus Texas. Nach dem positiven Befund wurde das gesamte gelieferte Material zusammen mit potentiell neu befallenem Material sofort durch Verbrennen vernichtet.


    In Italien hingegen sind in mehreren Provinzen auf mindestens 5000 Quadratkilometern schon Hunderte von Bienenständen betroffen. Die wurden zwar abgefackelt, aber jeder Kleiner Beutenkäfer, der vor dem ersten Zündholz der Bieneninspektoren abhaute, erweitert das Territorium.

    Das Institute of Bee Health IBH, das Zentrum für Bienenforschung ZBF und der Bienengesundheitsdienst BGD (alle in Bern) haben Diagnosefallen aus den USA getestet und als zuverlässigstes Modell eine Art Well-Kunststoff ausgewählt. Ein ähnliches Material, aus dem grosse Präsentationsmappen gefertigt werden (das Bild ist nur ein Materialbeispiel und zeigt NICHT die Diagnosefallen).



    [attachment=0]HTB1dh8FKXXXXXX9XpXXq6xXFXXXW.jpg[/attachment]
    Die Modelle aus den USA waren aber zu wenig präzise gefertigt. Oft kam der Kleine Beutenkäfer nicht rein, oder die Schlupflöcher waren ihm zu gross. Deshalb haben die Schweizer einen eigenen Hersteller gesucht und bieten ihre Diagnosefallen seit über einem Jahr im Online-Shop des Imkerverbandes VDRB an: http://www.vdrb.ch/shop/shop-r…fc7442e55e4ea41db0ee067b4

    Es ist wirklich schade, dass die deutschen Mellifera-Freunde diese Chance nicht nutzen.


    Obwohl es in der Schweiz gar keine reine Apis mellifera mellifera gibt ;-) hat der Verein Schweizerischer Mellifera Bienenfreunde (VSMB) nämlich eine seit Jahren perfekt funktionierende Infrastruktur aufgebaut mit 37 zertifizierten (!) Reinzüchtern, 27 Belegstellen, jährlich 5000 Jung-Königinnen, rund 1000 Quadratkilometern Mellifera-Schutzgebieten sowie regelmässigen Aus- und Weiterbildungskursen für Imker, Prüfstandsleiter und Züchter.


    In der Kommunikation einzelner Züchter besteht zugegeben noch Optimierungspotential (wie das Beispiel von René zeigt), aber wir Schweizer tauschen schon seit Jahren unser Wissen aus mit Imkern, Züchtern und Wissenschaftern von Frankreich bis nach Russland. Da sollte ein Gespräch mit deutschen Imkern auch möglich sein ;-)

    Ich bin selbst kein Züchter und finde es wie erwähnt unschön, wenn Züchter auf Anfragen nicht antworten.


    Aber in Sachen gemeinschaftlichem und koordiniertem Vorgehen (auch über die Grenzen hinaus) müssen sich vielleicht die deutschen Mellifera-Interessenten selbst ein bisschen an der Nase nehmen: Ich fragte hier http://imkerforum.nordbiene.de/viewtopic.php?f=112&t=2538 und in der Mellifera-Gruppe in Facebook vor einer Woche:


    Zitat

    Welche anderen Imker und Züchter aus den deutschsprachigen Ländern kommen auch an die SICAMM-Konferenz? Wir könnten uns dann mal zusammensetzen und Erfahrungen austauschen.


    ... und habe exakt 0 Rückmeldungen erhalten.

    Ich verstehe Deinen Ärger. Die Fakten sprechen aber gegen einen Postversand von begatteten Mellifera Jung-Königinnen an geografisch weit entfernte Imker, die als «Einzelkämpfer» in Carnica- (oder Ligustica resp. Buckfast-)Gebieten isoliert die Mellifera halten wollen:


    Wissenschaftliche Studien zeigen, dass die Qualität der begatteten Jung-Königinnen massiv unter einem mehrtägigen Postversand leidet (auch wenn die kommerziellen Züchter anderer Unterarten das Gegenteil behaupten).


    Und der Eifer von «Einzelkämpfern» ist zwar ehrenhaft – aber eine nachhaltige Mellifera-Population lässt sich langfristig nur mit dem gemeinschaftlichen und koordinierten Vorgehen einer grösseren Gruppe von Imkern aufbauen. Unschöne Beispiele, wie es nicht funktioniert, gibt es genug. Du findest solche auch in diesem Forum ...

    Dass ein angefragter Mellifera-Züchter nicht antwortet, ist unschön und sollte eigentlich nicht vorkommen. Dass die Schweizer Mellifera-Züchter ihre Jung-Königinnen nicht (gerne) ins Ausland liefern, hat aber drei gute Gründe:


    1. Bei jährlich 5000 Jung-Königinnen von den Schweizer Mellifera-Belegstellen ist das Angebot an Jung-Königinnen in der Schweiz knapp. Um die einheimische Population zu stärken, setzen die Schweizer Reinzüchter verständlicherweise die Priorität auf Mellifera-Imker, die in den vorhandenen Schweizer Mellifera-Gebieten imkern. Zwei, drei reine Mellifera-Königinnen isoliert in einem weit entfernten Carnica-Gebiet machen wenig Sinn für die Erhaltung der seltenen Unterart – als Ersatz für Hybrid-Königinnen in einem Mellifera-Gebiet sind sie aber eine langfristige Investition in den Arterhalt.


    2. Der Versand von Bienenköniginnen von der Schweiz ins Ausland erfordert aus veterinärmedizinischen Gründen einen mittleren «Papierkrieg» – die Schweiz ist bekanntlich nicht in der EU.


    3. Die Schweizer Mellifera-Züchter wollen ihre Königinnen in gute Hände geben. Deshalb möchten Sie den Imker kennen lernen und schätzen es, wenn er die Königinnen persönlich abholt. Eine Autofahrt nach Hause in den kühleren Abendstunden beeinträchtigt die Legeleistung der Königin weniger, als mehrere Tage unkontrolliert auf dem Postweg – im Sommer möglicherweise bei grösster Hitze, wenn die Sonne durch die Scheiben des Zusteller-Autos brennt. Dann wäre die ganze wertvolle Zuchtarbeit umsonst.


    Ich hoffe, ich kann damit ein bisschen Verständnis wecken für die Schweizer Mellifera-Züchter ...