Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen

  • Traurige Grüße in die Runde,


    wer mich kennt, entweder persönlich oder nur vom Lesen hier, dass ich sehr gerne zu sehr viel eine Meinung habe und auch glaube zu mindestens Theorie schon einiges an Wissen angeeignet zu haben für die relativ kurze Zeit (grob 3 Jahre) die ich mich näher mit dem Thema Imkerei beschäftige. Das mir in der Praxis noch einiges und viele Jahre an Erfahrung fehlen ist mir mMn genauso bewusst wie das der Bien auch jemanden der 40 Jahre imkert immer wieder noch überrascht.
    Der Grund für dieses Thema ist nun das mir nun etwas trauriges passiert ist was in der Theorie nicht hätte passieren sollen mir als "Praxisunerfahrenem" aber wohl nicht aufgefallen ist bis es zu spät war und das ein alter Hase es eventuell früher bemerkt hat.


    Kurz zur Ausgangslage. Ich habe im Moment ja 2 Völker. Ein Wirtschaftsvolk in Golzbeute auf Kuntzsch hoch und ein Ableger von Juni ebenfalls in einer Golzbeute allerdings auf Gerstung hoch maß.
    Bis vor kurzem waren beide Völker, auch nach Aussage meiner Patin, so wie sie sein sollten in der Entwicklung und Zustand. Will sagen das Gerstungvolk war schwächer als das Kuntzschvolk eben weil es ein Ableger war.


    Vor ein paar Wochen (Anfang August) hab ich nun die Honigräume wie es die Golzbetriebsweise vorschreibt "geschlossen" ein bisschen Honig geerntet und mittels der Puderzuckermethode geprüft wie der Varroadruck ist. Letzteres wieder unter Aufsicht von der Patin.
    Die Belastung stellte sich als nicht besonders hoch aber durchaus vorhanden heraus. Ich hab anschließend per Schwammtuch mit AS behandelt und "normal" weitergemacht.
    Bei der Durchsicht vor grob anderthalb Wochen (AS Behandlungen waren inzwischen erledigt und durch eine weitere Puderzuckerprüfung als "erfolgreich" geprüft) bemerkte ich nun das bei dem Gerstungvolk welches genau neben dem Kuntzschvolk steht wesentlich weniger los war. Es waren keine Toten vor der Beute zu finden aber mir viel auf das doch einige Waben aufgebissen waren. Die Königin hab ich aber gesehen wie auch Stifte.
    Hier ist nun das Maleur passiert von dem ich im Moment glaube das es der Auslöser für das traurige Ende war. Wie schon an anderer Stelle geschrieben haben meine Golzbeuten einen integrierten Futterraum über dem Einflugloch. Der sollte nach Aussage der Verkäuferin dicht sein. Ich goss dann das selbstangerührte Futter, zum Glück nicht mit Schwung, in den Futterraum und nach ca. 200ml lief es an mehreren Stellen unten raus. Ich hab dann mittels Schalen das Futter in den Futterraum gestellt, das Flugloch verengt und gehofft damit wäre das gröbste überstanden.


    Vorgestern dann bin ich wieder hin um zu prüfen ob alles Futter in beiden Beuten inzwischen angenommen ist und damit die Fütterung abgeschlossen. Beim Kuntzschvolk ist mMn alles gut (obwohl ich nun natürlich auch Muffe habe).
    Anschließend öffnete ich das Gerstungvolk und was sehe ich... nichts! Keine Einzige Biene.... wirklich gar keine!. Ich hab jede Wabe gezogen! Pollen, Futter verdeckelt und unverdeckelt waren vorhanden. Brut in verschiedenen Stadien ebenfalls. Allerdings so gut wie alle mit offenen Deckeln.
    Aber keine einzige Biene! Auch keine toten Bienen vor oder in der Beute! Wirklich keine einzige!
    War das das berühmte CCD? Was war es sonst? Bei Räuberei und verhungern dürfte doch kein Futter mehr in der leeren Beute sein und es müssten zumindestens ein paar Bienen Kopf voran in den Waben hängen odeR?
    Krankheitsanzeichen konnte ich keine sehen. Also weder jetzt am Sonntag (also keine Wachsmotten, keine Kotspuren) noch die Tage und Wochen davor.
    Seit dem ich das Volk habe ist mir ein einziges Mal eine Varroa auf einer Biene sitzend aufgefallen aber nie verkrüppelte Flügel oder so. Auch hab ich die Puderzuckermethode ja vielleicht nicht perfekt angewendet aber kann mich ja wohl kaum so massiv verhauen haben oder?
    Vergiftung kommt mir auch unwahrscheinlich vor, da wie gesagt keine einzige tote Biene zu sehen war und unter dem Beutendeckel sich einiges an Ohrenkneifer angesiedelt haben. Die müsste es dann ja auch erledigt haben oder?


    Ich bin jedenfalls ratlos, demütig, ärgerlich über meinen Fehler (irgendwo wird ja einer gewesen sein entweder von mir selber gemacht oder von jemand oder etwas anderem und ich hab es nicht bemerkt) und auch ein wenig in meinem Selbstvertrauen bezüglich meines "Imkerwissens" erschüttert.


    Das jetzt keiner von euch da groß helfen kann ist mir schon klar aber ich wollte das einfach mal loswerden und danke für´s zu Hören. Bei Fragen, Ratschlägen und dergleichen bin ich natürlich ganz Ohr.

  • Hallo Kalli,


    wie viel AS hast du denn den beiden Völkern gegeben?
    Ich denke, das da das Problem zu suchen ist, auch wenn die Königin nach der Behandlung noch am Stiften war.


    LG Johannes


    Zuchtkoordinator im Bundesverband Dunkle Biene Deutschland e.V.

    http://www.bv-dunkle-biene.de/
    Eine Mitgliedschaft in unserem Verein ist ein guter Beitrag zum Erhalt unserer einheimischen Dunklen Biene. Wir wollen die imkerlichen Kräfte bündeln und Interessenten und Züchter näher zusammenbringen.


    Infos zur mir und meinen Bestellmöglichkeiten gibt es auf meiner Webseite: https://www.dunkle-bienen.com/

  • Moin,


    ich hab mich da ganz an die vorgaben gehalten die es von Pohl gibt. Also 3ml pro besetzter Wabe. Waren bei der noch lebenden glaube ich 15 (also 45) und bei der anderen glaube ich 10 (also 30).


    Das verrückte ist ja das die Behandlung ja eigentlich durch war und ich danach einmal reingesehen habe wo wie gesagt weniger Bienen drinnen waren (und das Malheur mit dem Futterraum passiert ist).
    Was aber nicht in meinen Kopf geht das da keine einzige Biene mehr ist, lebendig oder tot..... Man könnte fast denken die hat wer mit dem Staubsauger rausgesaugt...

  • Zitat von Marakain

    ...


    Was aber nicht in meinen Kopf geht das da keine einzige Biene mehr ist, lebendig oder tot..... Man könnte fast denken die hat wer mit dem Staubsauger rausgesaugt...


    Hallo Kalli,


    das ist das typische Schadbild bei Varroa. Von daher nichts ungewöhnliches. Höchstwahrscheinlich war bei diesem Volk schon die letzte Winterbehandlung ungenügend.


    Mein Mitgefühl für diesen Verlust hast Du auf jeden FAll. Es muss nicht unbedingt Dein Fehler gewesen sein, denn Du hast die Völker ja erst dieses JAhr erhalten.
    LG
    Kai

  • Zitat von imkerforum-nordbiene

    ...das ist das typische Schadbild bei Varroa. ...


    So ist es! ... eigentlich. Nur wundert mich hier, dass Kalli keinen übermäßigen Befall, bzw. verkrüppelte Bienen festgestellt hat. :?
    Eigentlich erkennt man sowas leicht. Auch wenn es dann sowieso schon zu spät wäre. Ich bin mir also nicht sicher, ob es in diesem Fall schlicht ein Varroa-Schaden ist?!


    Die AS-Dosis scheint mir jedenfalls bei beiden Völkern absolut richtig ermittelt zu sein. Da kann Kalli sich nichts vorwerfen!


    Wirklich schade! :|


    LG Johannes


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  • Danke für das Mitgefühl von euch beiden und besonders Kai (Johannes natürlich auch) hat mir natürlich viele Jahre Erfahrung voraus.
    Was mir aber nicht in den Kopf will das wirklich restlos alle Bienen weg sind. Es ist wirklich keine einzige mehr da gewesen in der ganzen Beute.


    Ich will nicht sagen das ich sofort Varoaschäden erkenne aber bei massiven Befall müsste doch mehr als eine einzige Biene seitdem ich das Volk gabe die ich mit einer aufsitzenden Milbe gesehen habe gewesen sein. Ich hab wirklich lange am Flugloch gesessen und beobachtet (allerdings mehr um das Volk nicht ständig aufzumachen und tot zu schauen, aber um trotzdem was zu sehen)...


    Naja ich erwarte von euch ja auch jetzt gar nicht das ihr aus der Ferne ohne dabei gewesen zu sein genau sagen könnt wo der Fehler war usw.

  • Hallo Kalli,


    ja du hast recht. Aus der Ferne ist jede Vermutung wage und ungewiss.
    Aber das der Kasten restlos leer ist, ist nichts seltenes. Das ist das ganz alltägliche Erscheinungsbild eines Varroaschadens. Von daher also absolut nichts verwunderliches. Nur dass du direkt vorher keine eindeutig erkennbaren Anzeichen gesehen hast, verwundert mich etwas. Dazu braucht man sicher keine lange Erfahrung. Verkrüppelte Bienen und Milben auf den Bienen erkennt sicher jeder.
    Also bin ich letztlich etwas ratlos. :?


    Mir scheint übrigens auch gerade ein Volk einzugehen. Das hatte ich auf dem Außenstand nicht mit Thymovar behandelt. Da der Milbenbefall aber immens war, hab ich es mit AS und OS probiert. Die Milben sind nun tot. (Nur 1 Milbe in 3 Tagen fällt noch runter.) Aber durch die intensive Behandlung ist das Volk stark dezimiert. Zum Glück ist da keine wertvolle Königin drin. Von daher warte ich jetzt einfach ab. Selbst wenn es nun stirbt, so hab ich eigentlich kein schlechtes Gewissen. Denn wenn ich nicht behandelt hätte, wär es auch gestorben und hätte mir vorher noch meine gesunden Völker reinfiziert.


    LG Johannes


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  • Das mit dem vielen Verlusten beim Einsatz von AS höre ich immer wieder. Ich hatte mich eigentlich auch schon entschieden es nicht mit AS zu machen sondern Thymovar auszuprobieren (ist ja meine erste eigene Entscheidung welches Mittel genommen wird die letzten beiden Jahre traf die Entscheidung ja der Pate). Das Problem war nur das ich wegen diverser anderer Dinge erst Anfang August die Honigrähmchen rausholen konnte und dann hier in Bremen mehrere Wochen das Wetter einfach kacke war. Die Behandlung mit Thymovar braucht ja relativ lange Zeit stabiles Wetter soweit ich weiß.
    Daher hab ich mich dann doch für AS entschieden..... hätte dann wohl offensichtlich das eine Volk nicht retten können (ich hoffe ja jetzt das das andere durchkommt....*Paranoia schieb und am liebsten jeden Tag reinschauen will*).


    Nächstes Jahr soll das alles aber gesitteter und geplanter ablaufen und da werde ich das definitiv mit Thymovar versuchen....
    Vielleicht ist dann dieses Hopfenmittel schon erhältlich, dann würde ich es auch an mindestens einem Volk austesten wollen. Oder man kann sich im 100er Pack Bücherskorpione bestellen....;)




    P.S. Was mir gerade noch mit erschrecken einfällt letzte Woche haben beide Völker ja noch gelebt und bei beiden war die Varroabehandlung eigentlich durch. Nun ist ja am Sonntag das eine Volk tot gewesen.... kann es sein das da jetzt Bienen von im anderen Volk sind und da wieder massenhaft Varoen eingeschleppt haben? Stichwort Reinvasion? Sollte ich vielleicht nochmal die Varroaanzahl kontrollieren und evtl. eine weitere AS Behandlung durchführen?

  • Hallo Kalli,


    gute Farge. Aber schwer (nicht) zu beantworten. Überprüfen solltest du es auf jeden Fall. Aber behandeln würde ich nur noch mal im Notfall!


    Viel Glück!!!
    Johannes


    Zuchtkoordinator im Bundesverband Dunkle Biene Deutschland e.V.

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  • Danke für´s Glück wünschen.


    Jemand anders vielleicht nen grundsätzlichen Ratschlag. Also davon ausgehend 2 Völker stehen nebeneinander, bei beiden ist Varroabehandlung abgeschlossen, wir haben Mitte September und das eine Volk geht an einem Varroaschaden komplett ein.
    Könnte das Nachbarvolk noch über den Jordan gehen weil "Flüchtlinge" aus dem anderen Volk wieder so massiv Varroen einschleppen?

  • Ich melde mich aus einer kurzen aber heftigen Erkrankung zurück!


    Erstmal, mein Beileid zum Verlust!


    Zu deiner letzten Frage:
    Man darf in der Imkerei leider nie alles ausschließen, daher solltest du am Besten noch eine Varroazählung durchführen.
    Schieb die Varroawindel rein und zähle sie, wie es in der Literatur steht. Nur so kannst du Gewissheit bekommen, ob der
    Varroadruck zu hoch ist, ob tatsächlich eine starke Reinvasion statt gefunden hat.


    Es kommt schon vor das der letzte Haufen Bienen sich wo einbetteln möchte!
    Ich würde an deiner Stelle zu Bienenwohl greifen, ist jetzt aber wohl doch zu kurzfristig für dich.


    Ich hoffe, du schaffst das und wünsch dir in diesem Sinne alles Gute,


    glg
    Michi

  • Wenn das ein typischer Fall von Varroaschaden ist, woran liegt es dann genau, dass die Bienen weg sind?
    Ziehen die einfach aus? Dass die Flugbienen zu schwach sind und nicht mehr zurrück kommen wäre für mich nachvollziehbar aber was ist mit den Stockbienen?
    Die müssen ja irgendwo abgeblieben sein, wenn sie nicht tot sind und da in dieser Beute nicht eine Biene ist, sowohl lebend als auch tot, finde ich das recht mysteriös.
    Die Königin muss ja auch irgendwo abgeblieben sein?

  • Richtig, ein sehr typisches Anzeichen für Varroaschaden!


    Um ehrlich zu sein, kenne ich dieses Schadbild nur vom Auswintern. Wenn du im Frühjahr bei der Revision Bienenstöcke öffnest wo nur mehr nackte Waben, voll mit Futter und Pollen vorhanden sind, war es mit großer Wahrscheinlichkeit ein Verschulden der Varroa. Hier hat sie sich trotz Restentmilbung noch austoben können und das Volk in die Knie gezwungen. Es kann vorkommen, dass vereinzelt tote Bienen im Bodenbereich liegen, ansonsten wirklich bienenleer.
    Mein Mentor sagte immer: "Dann fliegen sie einfach ab". Das hilft jetzt zwar niemanden, wenn man aber selber etwas darüber nachdenkt, kommt man schon auf ein Endergebnis. Wenn Bienen krank sind, fliegen sie ab, auch im Winter (selbst beobachtet). Irgendwann ist nichts mehr drinnen, vlt. wird sogar noch etwas rausgeputzt, und irgendwann ist niemand mehr drinnen. Egal ob Königin oder Arbeiterin.


    Im Herbst denke ich da aber eher noch an den Notschwarm. Ein wohl urtypisches Verhalten, flüchten aus dem alten Hause, wenn es gar nicht mehr geht (selbst beobachtet). Und am Besten sich wo absetzen, wo man auch den Winter überleben kann. Hier spricht man wohl dann von Reinvasion, vor dem sich wirklich viele Imker fürchten! Der Notschwarm kann ja von irgendwo herkommen.


    Wie gesagt, kontrolliere dein letztes Volk, ansonsten unbedingt noch behandeln!


    Soweit von meiner Seite :wink:


    glg
    Michi