Winterbehandlung

  • Hallo zusammen,


    es ist jetzt Mitte November und ich habe gerade eine Packung Oxalsäure gekauft.
    Prompt habe ich ein Problem.
    Ich möchte im Winter nicht so oft die Wintertraube auseinander reißen um auf Brutfreiheit zu kontrollieren.
    Wie ist euer Vorgehen dazu? Gibt es Statistiken oder Erfahrungswerte wann die Völker aus der Brut gehen? Auf gut Glück möchte ich mich nicht verlassen.
    Danke für eure Antworten.

  • Hallo Abramis!


    Grundsätzlich wäre es gut wenn du dich an mehreren Faktoren orientierst.
    In meiner Gegend ist es oft um Weihnachten herum, wo Brutfreiheit vorkommt. War fast jedes Jahr eigentlich so. Und immer wieder gibt es einen Imkerkollegen, der schneller als ich war :wink: und an max. zwei Völkern kurz auf Brutfreiheit kontrolliert hat (durch Waben ziehen). Ich verlasse mich dann oft darauf, kontrolliere aber natürlich bei meinen Völkern dann auf weitere Kriterien. Erstens, ist ordentlich Kondenswasser auf der Folieninnenseite (würde bedeuten, sie brüten)? Zweitens, ist es spürbar warm, wenn man die Hand auf die Oberträger auflegt (würde ebenfalls bedeuten, sie sind am brüten)? Treffen beide Faktoren nicht zu (das mit dem Kondenswasser ist am sichersten), ist dein Volk gewiss bereit für die Restentmilbung.


    Ist ein Winter besonders mild, muss man etwas mehr aufpassen. Da wird gerne auch mal durchgebrütet, kommt natürlich auf die Bienenherkunft an :wink:.


    Hoffe, ich konnte etwas weiter helfen!


    LG
    Michi

  • Hallo Abramis!


    Zu den zwei von Michi zitierten Kriterien füge ich noch hinzu:


    Nach dem ersten richtigen Bodenfrost (ab -2 Grad Celsius) eine Wartezeit von 3 Wochen einhalten ( 1 Brutzyklus ) und dann mache ich eine Milchsäurebehandlung, wenn, wie hier in der Gegend oft, Temperaturen um die 10 Grad Celsius erreicht werden. Das hat seither (5 Jahre) gut geklappt.


    Ich bin hier am Rand des Schwarzwalds in 460 Meter Höhe. Wie es in den anderen Klimazonen Deutschlands ist, kann ich nicht sagen.


    Herzlicher Gruß


    Andreas

  • Hallo,


    Zunächst mal danke für eure schnellen Antworten.


    Ich werde dann mal das restliche Material (Pipetten) besorgen und am Wochenende in die Beute gucken und ggf. die Behandlung durchführen. Brutfreiheit vorausgesetzt.


    Hat man immer Kondenswasser im Brutzustand unter der Folie? Also auch bei offenem Gitterboden? Dann hätte ich hier schon mal ein klares Indiz, da war am Sonntagabend nämlich nichts. :mrgreen:
    Wenn morgendliches Scheibenkratzen ein Indikator ist, dann käme das am Wochenende sogar mit den 3 Wochen hin.

  • Hallo Freunde,


    ehrlich gesagt, würde es mich etwas wundern, wenn die Völker jetzt schon durchweg brutfrei sein sollten.
    Eigentlich erwarte ich das erst um Weihnachten herum.



    Ja, das mit dem Kondenswasser ist ein guter Indikator. Aber kein Garant. Meiner Erfahrung nach ist es so, dass bei vorhandenem Kondenswasser (geschieht auch bei offenem Gitterboden) das Volk auf jeden Fall noch brütet. Wenn kein Wasser an der Folie hängt, muss es aber nicht brutlos sein. Wenn nur noch auf einer Wabe ein kleines rundes Brutnest ist und der Gitterboden offen steht, schlägt sich die geringe Menge Kondenswasser nicht oben nieder.


    Ich würde jetzt eigentlich noch nicht behandeln. Das muss aber jeder Imker für sich selber entscheiden.


    LG Johannes


    Zuchtkoordinator im Bundesverband Dunkle Biene Deutschland e.V.

    http://www.bv-dunkle-biene.de/
    Eine Mitgliedschaft in unserem Verein ist ein guter Beitrag zum Erhalt unserer einheimischen Dunklen Biene. Wir wollen die imkerlichen Kräfte bündeln und Interessenten und Züchter näher zusammenbringen.


    Infos zur mir und meinen Bestellmöglichkeiten gibt es auf meiner Webseite: https://www.dunkle-bienen.com/

  • Zitat von Hainlaeufer

    ...Zweitens, ist es spürbar warm, wenn man die Hand auf die Oberträger auflegt (würde ebenfalls bedeuten, sie sind am brüten)? ...


    Hallo Michi,


    bist du dir sicher, das dies ein so sicheres Indiz ist?
    Meine Völker überwintern ja auf 2 Zanderzargen. Jetzt sitzen die meisten Völker in der unteren Zarge. Die obere ist quasi bienenleer. Wenn ich da die Hand auf die Folie lege, ist es eigentlich jetzt schon bei allen Völkern kalt. Aber bei offenem Gitterboden und bienenfreier oberer Zarge würde ich deshalb nicht auf Brutfreiheit schließen. Ich denke es ist ähnlich dem Kondenswasser:
    Wenn es warm ist, brüten sie definitiv noch. Wenn es kalt ist, müssen sie nicht automatisch sicher brutfrei sein.


    Was meinst du?


    LG Johannes


    Ps: Meine Völker haben am Wochenende noch Pollen geschleppt. Das spricht wohl nicht für Brutfreiheit!


    Zuchtkoordinator im Bundesverband Dunkle Biene Deutschland e.V.

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  • Hallo Leute


    Ich behandle meine Völker immer um die Weihnachtszeit. Die Temperatur sollte dabei mindestens 0°C sein besser noch -5°C dann sitzt die Bienentraube schön dicht. So verteilen die Biene die Os besser. Sollte da noch bei einigen Völker etwas Brut da sein dann ist das nicht ganz optimal... Aber dann behandle ich sie trotzdem...


    Abramis@ vergess die Pipette und hol dir eine 100 ml Spritze aus der Apotheke Kostet etwa 5 Euro. Damit geht es bedeutend besser und du bist damit viel schneller. Du störst die Bienen dann auch nicht alt zu lange.


    Mfg Basti

    Auch in 2016 gebe ich wieder Reine Inselköniginnen der Dunklen Biene ab.


    Diese werden wieder auf der Insel Nordstandischmoor verpaart.


    Wenn ihr Interesse habt. Dann schaut einfach auf meiner Internetseite http://bastis-imkerei.de/ vorbei...

  • Wunderbar, jetzt sind alle wichtigen Informationen zusammen gekommen :)


    Danke Johannes, das du das nochmal ansprichst!
    Ich muss mich da natürlich entschuldigen, ich hätte mich da deutlicher ausdrücken müssen. Ich bin noch die Zanderbetriebsweise so gewöhnt, auch das generelle überwintern auf nur einer Zarge :wink: man möge mir verzeihen. Bei einem 1-Zargenvolk spürt man es schon, aber wie ich eh dann noch schrieb, so wollte ich den Indikat des Kondenswassers hervorheben, als wesentlich sicherer.


    Was man auch noch als letzte Ergänzung hinzufügen kann:
    Bei einem nicht strengen Winter kann es vorkommen, dass die Bienen in keiner dichten Wintertraube sitzen sondern wesentlich lockerer aufgeteilt sind. Wenn dann auch noch genug Kondenswasser an der Folie hängt, kannst du sofort das Volk wieder schließen, weil sie fix noch brüten.


    Was Gitterböden und Kondenswasser betrifft, so kann ich aus Erfahrung sagen, dass man hier kaum Unterschiede sieht. Logischer Weise könnte es um ein paar % weniger Kondensation geben, aber das fällt dem Imker dann eh nicht auf, in der Hitze der Restentmilbung :wink:.


    Und wie es aussieht, ist es sehr verbreitet, um die Weihnachtszeit zu behandeln *gg*.


    Wenn man jetzt eine Restentmilbung macht, kann man unter Umständen unerahnte Probleme bekommen. Nun... sind sie wirklich brutfrei? Und... wer kann einem versichern, dass bei dem einen oder anderen, noch unerwarteten goldenen Herbsttag eine Reinvasion entstehen könnte? Wenn man dann in der tatsächlichen, gewohnten Zeit um Weihnachten herum, nix tut, bekommt man womöglich Varroastress in der nächsten Saison. Also gut aufpassen!


    LG
    Michi

  • Zitat von Hainlaeufer

    ... Ich bin noch die Zanderbetriebsweise so gewöhnt, auch das generelle überwintern auf nur einer Zarge :wink: man möge mir verzeihen. Bei einem 1-Zargenvolk spürt man es schon, aber wie ich eh dann noch schrieb, so wollte ich den Indikat des Kondenswassers hervorheben, als wesentlich sicherer. ...


    Hallo Michi,


    danke für die Erklärung. Einzargig funktioniert diese Kontrolle sicher fantastisch. Ich habe dieses Jahr erstmalig ein einzargiges Zandervolk eingewintert. Da werde ich das mal testen. :wink:


    LG Johannes


    Zuchtkoordinator im Bundesverband Dunkle Biene Deutschland e.V.

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  • Also erstmal danke, dass ihr mich an eurer Erfahrung teilhaben lasst. Ich habe alles zusammen, was ich brauche.


    Ich fasse kurz zusammen:

    • Drei Wochen nach dem ersten richtigen Frost (Grünkohlernte?) ist die Brut ausgelaufen.
    • Bei Kondenswasser an der Folie wird noch gebrütet.
    • Kein Kondenswasser an der Folie, dann kann man gucken, ob sie schon aus der Brut sind.
    • Sind Einzarger oben noch warm, wird noch gebrütet.
    • Bei einer Gemülldiagnose sind hellrote Milben ebenfalls ein Zeichen, dass die Bienen noch brüten. (Hab ich bei Dr. Liebig auf immelieb.de gesehen.)
    • Bei kaltem Wetter sitzen die Bienen enger und verteilen die OS besser untereinander.


    Bleibt also nur auf Brutfreiheit bei kaltem Wetter zu warten. Ich will mir ja auch keine Reinvasion einhandeln :wink:


    Über einzargiges Überwintern auf Zander würde ich jetzt gern mehr erfahren. Michi hast du das vielleicht schon irgendwo beschrieben? Über die Suche finde ich nichts passendes darüber.
    Das interessiert mich wegen der Wabenhygiene und weil ich auch mit Zander imkere.

  • Hallo Abramis!


    Eine schöne Zusammenfassung hast du da gemacht :wink: punkto "Wärme spüren bei Handauflegung" würde ich aber noch dazu betonen, dass das zwar ein Indiz für Bruttätigkeit sein kann, würde mich aber nicht völlig darauf verlassen wie z.B. mit dem Kondenswasser :wink:.


    Punkto Zander-Einzargig-Überwinterung:
    Nach der letzten Ernte im Spätsommer, mit den Wirtschaftsvölkern Einzargen-Ableger (10 Waben) bilden. Dann mit der Varroabekämpfung beginnen!
    Zirka 15kg Futter sollten insgesamt am Schluß zur Überwinterung eingelagert werden. Unterbau im hohen Boden ist über den Winter erwünscht, hier verteilt sich das Futter dann einfach besser. Bei der Frühjahrsrevision kann man dann den leeren Unterbau entfernen und ja, falls man noch eine mit Futter abbricht, kann man ja diese in einer Schale, einem schwächeren Volk in den Boden, zum naschen, reinstellen. Sehr knapp beschrieben, wars das dann auch schon :wink: Was die Restentmilbung betrifft, geht das auch ruckizucki, selbst nicht treffsichere Imker treffen da die besetzten Wabengassen :mrgreen:.
    Was die Wabenhygiene angeht: Mit der letzten Honigernte versucht man eigentlich so viele alte Waben wie möglich rauszubekommen. Das kann man ja über das ganze Jahr berücksichtigen, dass die älteren Waben in den Honigerntekreislauf reinkommen, eben durch nach oben erweitern. Bei der Auswinterung hast du aber nochmal eine gute Möglichkeit, dunkle Waben los zu werden, indem du einfach nachschaust, wie das Volk sitzt, wo die Brut ist usw. Da ergibt sich immer wieder eine Wabe die du rauszupfen kannst, am Rand oder so. Die restlichen, älteren Waben im Volk werden wieder mit der nächsten Erweiterung nach oben gezogen usw. usf.
    Eh schon auskennen oder :wink:
    Hoff die Info hilft! Das war jetzt aber Offtopic, sorry!


    LG
    Michi

  • Hallo Michi,


    das ist ja eine tolle Kurzfassung dieser Betriebsweise!
    So habe ich das noch nie versucht. Hättest du ruhig mal eher posten können. :P


    Ich denke, nächstes Jahr werde ich das mal genau nach diesem Modell versuchen. Es klingt verdammt simpel und effektiv!


    LG Johannes


    Zuchtkoordinator im Bundesverband Dunkle Biene Deutschland e.V.

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    Infos zur mir und meinen Bestellmöglichkeiten gibt es auf meiner Webseite: https://www.dunkle-bienen.com/

  • Hallo Johannes!


    Mhm, ja, so hat es mir mein Mentor und Meister gelernt. Das man hier einfach, schnell und effektiv arbeiten kann, ist erstrebte Absicht.
    Dieses Modell wurde schon so oft erprobt... es funktioniert sehr gut!


    Ich denke, mit jedem Maß, dass dem Zandermaß ähnelt, kann so gearbeitet werden.
    Wird die Rähmchenlänge oder Höhe deutlich kürzer, sollte man aber schon zwei Zargen anstreben, wie bei Flachzargen (da redet man ja manchmal auch von drei Zargen), oder bei Warre!


    LG
    Michi