Korbimkerei: Kanitzkorb



  • Liebe Imkerfreunde,


    vor 3 Tagen ist bei mir per Paket ein Kanitzkorb eingetroffen. Er gehört -wie der Lüneburger Stülper auch- zur Heideimkerei. Im Gegensatz zu letzterem besteht der Kanitzkorb aus zwei Abteilen: dem unteren Brutraum, in dem die Bienen Stabilbau ausführen, und davon durch ein Absperrgitter getrennt dem oberen Honigraum, in dem sich Rähmchen befinden zur Entnahme des wertvollen Scheibenhonigs.


    Der 60-jährige Korb (ein wahres Museumsstück) soll dieses Jahr noch besiedelt werden mit unserer Nordbiene.


    Hat jemand Erfahrungen mit Kanitzkörben? Was ist zu beachten?


    Insgesamt besteht meine "Hauslagd" mittlerweile aus 4 historischen Körben.
    LG
    Kai

  • Am Problematischten finde ich die Garantie der Seuchenfreiheit bei alten Körben. Du weist nie, was im Korb war und desinfizieren kannst Du nicht. Das ist auch der Grund warum ich meinen Kanitzkorb noch nicht besetzt habe....
    Die einzige Möglichkeit ist wohl die regelmäßige Untersuchung auf Faulbrut. Geräte trennen. Das Volk abseits stellen und dann hoffen....
    Gibt es eigentlich noch irgentwo eine Anleitung zum Erstellen von Kanitzkörben oder Körben mit Bannmasken?

  • Tach Kai,
    ich habe auch einen Kanitzkorb und kenne einen niederländischen Imker, der ein Dutzend hat und mit ihnen imkert.
    Mir gefällt das sehr gut. Die Ernte ist im Vergleich zum Stülper erleichtert. Die Erweiterungsmöglichkeiten sind allerdings begrenzt. Und es gibt meines Wissens niemanden, der neue bauen kann.
    Gruß, Tom

  • Moin liebe Kanitzfreunde,


    wie sind denn die Erfahrungen mit dem Kanitzkorb, auch Fotos vom Innenleben beruhigen meine Neugier.


    Danke und bis bald Molle

  • Hallo,


    also das Innenleben ist wie folgt:


    im oberen Abteil befinden sich Rähmchen (etwas größer als Mini-Plus-Rähmchen), zwischen den beiden Räumen befand sich ursprünglich ein Absperrgitter (habe ich entfernt), und da drunter wird Wildbau ausgeführt.


    Der Kanitzkorb soll bei mir erst besetzt werden, und zwar nächstes Wochenende, wenn ich Begattungsvölkchen auflöse. Wohin mit diesen Bienen? In den Kanitzkorb. :P


    LG
    Kai


  • Die eckigen Kanitzkörbe gibt es in verschiedenen Variationen. In keinem Karnitzkorb ist Wildbau vorgesehen. Es wird ähnlich einem Magazin in ihm geimkert.
    Variation 1: Der Kanitzkorb besteht aus drei Teilen. Der unter größere Teil ist der Brutraum. Oben im Brutraum befinden sich Leisten als Vorgabe für den Naturwabenbau. Während der Volksentwicklung liegt auf diesem Korbteil ein rechteckiger Strohdeckel, der mit Klammern befestigt und dessen Fuge zum Unterteil mit Kuhschiet verstrichen ist. Wenn das Volk kräftig entwickelt ist und in die Tracht gebracht werden soll, so werden diese beiden Teile auseinandergenommen und der Honigraum mit kleinen Rähmchen dazwischen gefügt. Alle drei Teile werden verklammert und verstrichen. - Als die Absperrgitter aufkamen wurde diese zwischen Brut- und Honigraum eingefügt.
    Variation 2: Diese wesentlich größeren liegenden quaderförmigen Kanitzkörbe bestehen nur aus einem Teil. Sie haben ebenfalls oben unter dem waagerechten fest angebauten Deckel, der nur aus Stroh oder mit einem Holzrahmen versehen sein kann, eingebaute Leisten als Vorgabe für das Wabenwerk. In diesen Körben ist ein senkrechtes Schiet vorgesehen. Diese wird zur Einengung des Brutraumes eingebaut und erst dann, wenn die Heide honigt herausgezogen, so dass dann in ca. einem Drittel des Korbes jungfräuliches Wabenwerk entsteht und als Scheibenhonig geerntet werden kann. - Vorteil: keine Fugen zu klammern und zu verstreichen, Nachteil: sehr schwer, besonders beim Abstoßen, das ich mir kaum vorstellen kann.
    Variation 3: Ein senkrechter Quader bildet die äußere Ansicht. Der Korb wird oben mit einem hölzernen Deckel verschlossen. Der Brutraum ist nach oben mit einer Fläche aus Leisten für die Vorgabe zum Wabenbau abgeschlossen. Darüber ist der Honigraum fest angebaut und mit Rähmchen ausgestattet. Darüber liegt ein mit dünnem Stroh isolierter Holzdeckel, der mit Haken am oberen Holzrahmen gehalten wird. An diesem oberen Holzrahmen ist das Flechtwerk des Korbes fest angebunden. In neuer Zeit wurde auf die Leisten zum Brutraum ein Absperrgitter fest eingebaut und bis zum Zeitpunkt des Honigens der Heide eine Kunststofffolie gelegt, die erst direkt zum Trachtbeginn entfernt und damit der Honigraum freigegeben wurde.
    (Sollten Maße und Fotos gewünscht werden, so bin ich dazu bereit diese Angaben zu erstellen und die verschiedenen Kanitzkörbe zu fotografieren. Jedoch weiß ich nicht, wie man Bilder hier einstellt. -> Bitte entsprechende Info.)


    Auch beim Imkern mit Lüneburger Stülpern gab es Imker, die mit einem Schiet, der erst in der Heide zum Zeitpunkt des Honigens entfernt wurde, arbeiteten. In diesen runden mit bogenförmigen Kopf versehenen Körben war aber das Abtrennen mit einem Schiet schwierig. Dieser musste für jeden Korb einzeln maßgefertigt werden.


    Sinn dieser Imkerei war es, dank des frischen Wabenbaues, Scheibenhonig bester Güte zu ernten.


    Soweit erstmal vom
    heidjer Wolfgang

  • Danke für die tolle Antwort. Der abgebildete Kanitzkorb gehört damit wohl zum Typ 1.


    Fotos kannst Du mir zuschicken, ich bereite sie dann für Deine Veröffentlichung vor. Mail: abelius (at) gmx.net


    LG
    Kai

  • Zitat von Nordbiene Mellifera

    Wie sieht das Innenleben aus :?:
    Wäre mal ganz Interessant das zu erfahren.


    Hallo,


    in folgendem Film "Bilden eines Kunstschwarmes aus 9 Begattungsvölkchen" ist das Innenleben eines Kanitzkorbes gut zu sehen:

    http://www.youtube.com/watch?v=so8GxOSHwq0


    LG
    Kai

  • Mir scheint es wichtig zu sein, dass Du für deinen Kanitzkorb auch ausreichend Ringe hast, um die Größe deines Korbes an die Volksgröße anzupassen. Sonst hast Du ein Schwarmproblem....Der Wildbaubrutraum eines normalen Kanitzkorbes ist i.d.R. zu klein.
    Wie lief es denn mit der Besiedelung?

  • Hi Kai,
    ich suche für eine Tafel eines Bienenlehrpfades ein Foto von Bienenkörben. Das klingt spannend, dass deine "Hauslagd" mittlerweilen 4 verschiedene Körbe hat. Sind die alle besetzt?
    Könntest du mir vielleicht ein schönes Foto deiner Körbe für unseren Bienenlehrpfad zur Verfügung stellen?
    LG Barbara

  • Zitat von Barbara

    Hi Kai,
    ich suche für eine Tafel eines Bienenlehrpfades ein Foto von Bienenkörben. Das klingt spannend, dass deine "Hauslagd" mittlerweilen 4 verschiedene Körbe hat. Sind die alle besetzt?
    Könntest du mir vielleicht ein schönes Foto deiner Körbe für unseren Bienenlehrpfad zur Verfügung stellen?
    LG Barbara


    Hallo Barbara!


    Ich bin zwar nicht Kai, könnte Dir aber bei Interesse auch Bilder von verschiedensten Körben geben! Und ........................ Bienenlehrpfad hört sich gut an. Einfach eine PN an mich reicht und wir reden drüber.


    Würde mich soo gerne als Bienenkorbmacher betätigen, aber die Bauern wollen kein Langstroh mehr!

  • Zitat von Hans-Joachim Werner

    Am Problematischten finde ich die Garantie der Seuchenfreiheit bei alten Körben. Du weist nie, was im Korb war und desinfizieren kannst Du nicht. Das ist auch der Grund warum ich meinen Kanitzkorb noch nicht besetzt habe....
    Die einzige Möglichkeit ist wohl die regelmäßige Untersuchung auf Faulbrut. Geräte trennen. Das Volk abseits stellen und dann hoffen....
    Gibt es eigentlich noch irgentwo eine Anleitung zum Erstellen von Kanitzkörben oder Körben mit Bannmasken?


    das gilt doch bei allen Beuten. Genügt da ein Schwefeltöpfchen? Oder kann man das auch sanfter desinfizieren, wenn man gebrauchte Beuten kauft? Wer z.B. in der Stadt zur Miete wohnt, kann ja einiges eben nicht tun....
    L.G. Rene

  • Zitat

    Genügt da ein Schwefeltöpfchen?


    Hallo Rene,


    mit Schwefel wird nichts desinfiziert. Damit tötet man Völker und Wachsmotten ab.


    Gegen Krankheitserreger hilft nur Ausflammen mit Gasbrenner (geht natürlich nur bei Holzbeuten). Alternativ geht auch "Auskochen" mit Natron- oder Sodalauge im großen Kessel.


    Die beste Lösung ist da definitiv der Kauf neuer Beuten. Kostet zwar mehr Geld, spart aber massig Arbeit und ggf. auch Ärger!


    LG Johannes


    Zuchtkoordinator im Bundesverband Dunkle Biene Deutschland e.V.

    http://www.bv-dunkle-biene.de/
    Eine Mitgliedschaft in unserem Verein ist ein guter Beitrag zum Erhalt unserer einheimischen Dunklen Biene. Wir wollen die imkerlichen Kräfte bündeln und Interessenten und Züchter näher zusammenbringen.


    Infos zur mir und meinen Bestellmöglichkeiten gibt es auf meiner Webseite: https://www.dunkle-bienen.com/

  • Hallo Johannes,


    danke dir. Ich bin am Ball. Habe jetzt die Zusage bekommen mich auf ein Grundstück stellen zu dürfen. Montag hole ich den Schlüssel für Hintereingang. Dann werde ich mir auch gleich eine ...vielleicht 2 Beuten bestellen. Nebst Zubehör. Habe schon einige Kataloge gewälzt...
    Ich mache mir da auch keinen Stress. Ihr habt hier schon viele verschiedene Beuten gezeigt, da gefällt mir so einiges :-)
    Langfristig werde ich mich da sicher auf 1, 2 Sorten einschießen.
    Und wenn ich großes Glück habe, finde ich auch noch einen Ableger mit eine Dunklen F1 Majestät. Mal schauen wie lange das alles dauert. Wenn nicht, versuche ich es halt nächstes Jahr. Mal schauen.
    l.G. Rene

  • Zitat

    Ihr habt hier schon viele verschiedene Beuten gezeigt, da gefällt mir so einiges :-)
    Langfristig werde ich mich da sicher auf 1, 2 Sorten einschießen.


    Tu dir selbst den Gefallen und entscheide dich vor dem ersten Kauf für EINE Beute. Ich weiß ja nicht, welche Völkerzahl du anstrebst, aber verschiedene Kästen machen erst dann mehr Freude als Ärger, wenn man von jeder Sorte mindestens 2-3 hat.
    Und bedenken muss du auch, dass du dann viel Zeug doppelt brauchst. Das stresst einen zu Beginn. Bleib also einem Kasten erst mal treu. Ergänzen kann man immer, wenn man will. Zurückrudern ist deutlich schwerer!


    LG Johannes


    Zuchtkoordinator im Bundesverband Dunkle Biene Deutschland e.V.

    http://www.bv-dunkle-biene.de/
    Eine Mitgliedschaft in unserem Verein ist ein guter Beitrag zum Erhalt unserer einheimischen Dunklen Biene. Wir wollen die imkerlichen Kräfte bündeln und Interessenten und Züchter näher zusammenbringen.


    Infos zur mir und meinen Bestellmöglichkeiten gibt es auf meiner Webseite: https://www.dunkle-bienen.com/

  • Danke für den Hinweis.
    Werde ihn gerne beherzigen.
    Nun es soll Hobby sein und die ersten Jahre sind eh Lernphase. Das Lesen ist das eine, aber das dann anzuwenden ist eine andere Sache. So will ich erstmal nichts übertreiben, mir selbst, aber auch den Tieren zu Liebe. :-)
    Will da auch nicht gleich alle Vermehrungsmöglichkeiten durchprobieren, sondern auch mal das Beobachten am Flugloch lernen.
    Habe auch garnicht erst versucht hier in Berlin auf irgendeinem Dach einen Platz zu finden, wie es neuerdings Mode ist.
    Man muss das alles schleppen und die Lärm- und Staubbelastung ist mancherorts enorm hoch....für Mensch UND Tier.
    Alles entspannt aber dennoch mit dem nötigen Ernst angehen.
    L.G. Rene