Hallo allerseits,
in letzter Zeit treffe ich häufiger auf ein Umweltverständnis mancher Imker und auch sonstiger Mitbürger, das mir die Haare (hätte ich denn welche) zu Berge stehen lässt:
In Bezug auf die Frage nach der Erhaltung von seltenen Tier- und Pflanzenarten, aber auch Unterarten wie der Dunklen Biene, und auf die Frage nach dem Verbringen von Ökotypen in andere regionale und klimatische Gefilde vernehme ich immer häufiger folgende Einstellungen:
„Genetische Vielfalt ist am besten zu erreichen mit dem Mixen aller Gene.“
„Daraus entsteht dann eine neue Biodiversität.“
„Vor Millionen von Jahren gab es hier Palmen und in den Alpen Muscheln – daher ist alles im Wandel.“
„Deshalb gehört auch die Einführung von Neophyten (Carnica, Buckfast, Waschbär, tropische Ameisen) zur Evolution.“
„Daher ist das Einführen fremder Tiere und Pflanzen kein Problem – sie trägt zur Artenvielfalt bei.“
Speziell zu den Bienen ist zu hören:
„Je verkreutzter die Biene desto besser ist die Bio-Diversität.“
„Reine Rassen wie Carnica und Mellifera sind unnatürlich und bedeuten genetische Verarmung.“
„Reine Rassen sind menschliche Kunstprodukte und daher Märchen von gestern.“
„Nur Kreuzungsbienen sind robust und in der Lage, die Varroa zu überstehen.“
„Die Probleme des Bienensterbens gehen auf die (Rein-) Zucht zurück.“
Nun frage ich mich, woher diese Ansichten kommen. Wer lehrt bzw. lernt so einen Müll? Wie kann sich eine solche Meinung, die auf fehlerhaften Tatsachen beruht, so durch setzen? Hat dies mit dem Internet zu tun und mit dem Halbwissen vieler Hobby-Schreiberlinge? Ist dies nur im Internet so? Schuld der Naturschutzvereine? Aus einem etwaigen Schuldgefühl vor der deutschen Geschichte heraus???
Ich bedauere diesen Verfall von biologischem Allgemeinwissen, dessen Vorhandensein ich von Imkern eigentlich erwarte.
LG
Kai