Aurelia: Arterhaltungsprojekt Dunkle Biene in Deutschland

  • Ein Arterhaltungsprojekt Dunkle Biene ist in Deutschland gegründet worden. Die Initianten wollen die Bestrebungen der verschiedenen Organisationen und einzelnen Imker bündeln, welche die Mellifera in Deutschland wieder ansiedeln möchten. Konkret wollen sie in einem geeigneten Gebiet wie zum Beispiel einem ehemaligen Truppenübungsplatz ein Mellifera-Schutzgebiet einrichten und dort reine Bestände der Dunklen Biene ansiedeln. Hinter dem Projekt stehen das Jane Goodall Institut Deutschland und die Aurelia-Stiftung.


    Ausführlicher Bericht: http://www.mellifera.ch/cms/ne…-dunkle-biene-deutschland


  • Zuchtkoordinator im Bundesverband Dunkle Biene Deutschland e.V.

    http://www.bv-dunkle-biene.de/
    Eine Mitgliedschaft in unserem Verein ist ein guter Beitrag zum Erhalt unserer einheimischen Dunklen Biene. Wir wollen die imkerlichen Kräfte bündeln und Interessenten und Züchter näher zusammenbringen.


    Infos zur mir und meinen Bestellmöglichkeiten gibt es auf meiner Webseite: https://www.dunkle-bienen.com/

  • Ich weiss, dass wir das hier schon mal hatten. Der von mir verlinkte Bericht geht aber auf zwei wichtige Aspekte ein, die in der ersten Diskussion untergegangen sind:


    – Wer steht hinter dem Arterhaltungsprojekt Dunkle Biene?
    – Das Arterhaltungsprojekt Dunkle Biene will bestehende Initiativen bündeln


    Insbesondere der zweite Aspekt ist angesichts der über das ganze Land verstreuten Einzelkämpfer in Deutschland nicht uninteressant.


    Wie realistisch das Arterhaltungsprojekt Dunkle Biene ist – ob sich die «Einzelkämpfer» zusammenraufen wollen und ob eine Aussiedelung sinnvoll ist – darüber müssen die deutschen (Mellifera-)Imker urteilen. Da halte ich mich als Beobachter von Aussen zurück.

  • mir der Aureliastiftung stand doch im Beitrag, auch wer dahinter steckt.
    Das Bündeln "der Kräfte" ist in etwa das, was ich bezüglich des deutschen Zuchtverbandes schonmal ansprach...


    Die Bienen einfach sich selbst zu überlassen halte ich nicht für sinnvoll.
    Wo findet man denn auch Gegenden, die naturbelassen sind? Ehemalige Übungsgelände? Aus DDR Zeiten wo nur Kiefer Monokultur herrscht? Alles was an älteren Bäumen existiert wird doch entweder abgeholzt und verschachert, oder "aufgeräumt", damit ja kein Käfer zuviel herumrennt.
    Auch wenn man leere Beuten aufstellt, ändert das nichts.
    Naja, ich bin da skeptisch. Dann müsste man das auf einer Insel machen, um nicht andere Stände zu gefährden...

  • Gibz es da mehr Informationen zu oder einen direkten Ansprechpartner
    oder ist das nur eine nebulöse Idee, die mal so in den Raum geworfen wird?
    Was ist gemeint mit: Bestehende Initiativen bündeln?
    ganz wertfrei, Elk

  • Ich habe die Organisation heute Nachmittag schon angeschrieben - meine Fragen sind:


    mal sehen, ob und wann ich eine Antwort erhalte ... ich werde berichten. ;)


    Meine persönlichen Gedanken dazu: Hinter der Aurelia-Stiftung stehen der Melifera e.V. und namentlich Imkermeister Radetzki, die eine "wesensgemäße" Bienenhaltung propagieren (siehe Link 1) - die Initiative geht also von Menschen aus, die sich an die Demeter Vorgaben zur Betriebsweise halten (Link 2) .. dies bedeutet Verzicht auf Zucht und Vermehrung ausschließlich über Schwärme, Ausnahme ist die Schwarmvorwegnahme eines Volkes in akuter Schwarmstimmung, aber nicht über ein Zuchtprogramm, dass auch nur ansatzweise mit dem Aufwand vergleichbar ist, dass der DIB oder die Buckfast-Imker betreiben.


    Daher erwarte ich eigentlich, dass die Stiftung irgendwo ein paar Völker einer möglicherweise reinen Dunklen Biene irgendwo hinstellt und sie sich selbst überlassen. Dann wird geschaut, was nach ein paar Jahren übrig ist ... sollte irgend etwas überlebt haben, wird dies als toller Erfolg gefeiert und die Presse mit Bildern dieser neuen Landrasse / Dunklen Biene geflutet. Das diese Bienen dann vermutlich völlig hybridisiert sind, wird durch Gutachten widerlegt oder es werden einfach alternative Fakten angeboten. Möglicherweise werden so besonders vitale und varooatolerante Völker mit tollem Putztrieb selektiert, deren weitere Eigenschaften aber völlig unklar sind ... vermutlich ist aber nach 3-4 Jahren alles tot oder weggeschwärmt.


    Aber vielleicht irre ich mich auch und die Stiftung hat nicht nur "wesensgemäße" Bienenhaltung nach Demeter-Vorgaben und nach anthroposophischen Gesichtpunkten auf dem Schirm, sondern wirklich die Wiederansiedelung der Dunklen Biene unter Einbeziehung der Imkerschaft und unter Beachtung der Bedürfnisse von Imkern, die nicht dem Weltbild der wesensgemäßen Bienenhaltung folgen. Vielleicht schaffen sie es durch geschicktes Marketing auch die Politik zu sensibilisieren, die dann den DIB und die Bieneninstitute in die Pflicht nimmt und die machen auch wirklich mit ... also träumen muss noch erlaubt sein!! ;)


    Ich bin jedenfalls gespannt, was dabei heraus kommt.


    VG Christian
    1. ==> https://www.mellifera.de/ueber…maesse-bienenhaltung.html
    2. ==> http://www.lebendigeerde.de/index.php?id=schwerpunkt_141

  • Zitat von elk030

    Gibz es da mehr Informationen zu oder einen direkten Ansprechpartner


    Ansprechpartner findest du hier: https://www.aurelia-stiftung.d…takt/ansprechpartner.html

    Zitat von elk030

    oder ist das nur eine nebulöse Idee, die mal so in den Raum geworfen wird?


    Hier findest du das Projekt: https://www.aurelia-stiftung.d…ene-mit-jane-goodall.html


    Es gibt Botschafter, einen Flyer und einen benannten Projektleiter: Dr. Frank Haß vom Jane Goodall Institut Deutschland (eine kurze Recherche ergab jedoch keine Treffer, dass Dr. Haß schon mal etwas mit Bienen zu tun hatte/Imker wäre - dafür fand ich ihn beim Klett-Verlag auf Seite 2: https://www.klett.de/sixcms/me…tmaterialien-prospekt.pdf ) ... bei Amazon findet man ihn als Autor und dort steht:

    Zitat

    Von der Pike auf hat Dr. Frank Haß sein Handwerk gelernt. Nach dem Studium arbeitete er mehrere Jahre lang als Englischlehrer und als Mitarbeiter am Zentrum für Lehrerbildung und Schulforschung an der Universität Leipzig. Forschend konzentriert er sich auf das Zusammenspiel von Schulpädagogik und Fachdidaktik im Bereich Englisch. Solchermaßen praktisch und theoretisch geschult, ist Frank Haß als Berater, Autor und Herausgeber bei der Entwicklung verschiedenster Lern- und Lehrmaterialien aktiv. Quelle: https://www.amazon.de/Orange-L…fRID=YRJ4V01P49R0ZQMY28A6


    Das ich bei meiner kurzen Minirecherche nichts finde, dass ihn mit Bienen verbindet muss nichts heißen und vielleicht ist es ja auch gut, wenn ein emotional völlig Unbeteiligter die Projektleitung inne hat ... wer weiß, jedenfalls kann man ihn anschreiben und nachfragen.


    Zitat von elk030

    Was ist gemeint mit: Bestehende Initiativen bündeln?


    Das fand ich auch spannend, deshalb hab ich die Stiftung angeschrieben ... ;)


    VG Christian

  • Ich warte auch erstmal ab ob und was als Antwort kommt. Bis jetzt ist es nur Gerede und Fakten ob das Projekt bestand hat gibt es frühestens ab 5 Jahren, mit 10 Jahren hat es bestand wenn es "reine Dunkle Nachzuchten" geblieben sind. F1, F2, F3 kann ich selber auch, das Wort "Landbiene" ist vielleicht auch nur ungünstig gewählt. :?


    LG Katrin

  • Zitat von Katrin

    das Wort "Landbiene" ist vielleicht auch nur ungünstig gewählt. :?


    Ich weiß nicht, ob es wirklich ungünstig gewählt ist. Es entspricht den Demeter-Grundsätzen, mit den Bienen zu imkern, die lokal vorhanden sind und keine eigene Selektion zu betreiben. In den Demeter-Publikationen die mir bekannt sind, ist deshalb - ähnlich wie bei den Basiszüchtern - von der "Landbiene" oder "Landbienenrassen" die Rede:


    Zitat

    3.3 Rasse
    Es soll mit einer an die Landschaft und die Örtlichkeit angepassten Biene
    der europäischen Rassen, ohne Einkreuzung aus anderen Kontinenten
    geimkert werden.

    Quelle: Richtlinien für die Zertifizierung „Demeter“ und „Biodynamisch“ (Erzeugung) ==> https://www.demeter.de/sites/d…_V-5%20_Bienenhaltung.pdf


    Dies ist der Hauptgrund, warum ich so skeptisch bin, dass es wirklich um die Wiederansiedelung einer echten Dunklen Biene, durch eine Stiftung, die aus dem Mellifera e.V. hervorgegangen ist, geht.


    Allerdings scheint bei den ganzen Stiftungen und beim Mellifera e.V. viel Geld zu stecken, also wer weiß ... vielleicht ist es in guten Händen?


    VG Christian

  • Zitat von elk030

    Es gibt Botschafter, einen Flyer und einen benannten Projektleiter: Dr. Frank Haß vom Jane Goodall Institut Deutschland (eine kurze Recherche ergab jedoch keine Treffer, dass Dr. Haß schon mal etwas mit Bienen zu tun hatte/Imker wäre.)


    Das ich bei meiner kurzen Minirecherche nichts finde, dass ihn mit Bienen verbindet muss nichts heißen und vielleicht ist es ja auch gut, wenn ein emotional völlig Unbeteiligter die Projektleitung inne hat ... wer weiß, jedenfalls kann man ihn anschreiben und nachfragen.


    VG Christian


    Ich habe Frank Hass an der SICAMM-Konferenz 2016 in Holland kennen gelernt. Er ist nicht nur ein hervorragender Didaktiker, sondern auch ein Imker mit grossem Fachwissen.


    Frank hat als Netzwerker langjährige Organisations-Erfahrung und besitzt die Fähigkeit, auf Menschen zuzugehen und sie zur Zusammenarbeit zu motivieren. Das ist – angesichts der Mellifera-«Szene» in Deutschland mit ihren vielen Einzelkämpfern – nicht ganz unwichtig.


    Und dass Frank Hass mit den bekannten Exponenten der Mellifera in Deutschland noch keinen Kontakt hatte, muss nicht schlecht sein. So kann er unbelastet an die Herkules-Aufgabe herangehen.


    Über die Details der Ansiedelungspläne kann man sich tatsächlich streiten :roll: Ich würde es anders angehen, aber das muss nichts heissen.

  • Halo Jürg, so sehe ich es auch ... Wenn er Imker ist, umso besser. Und wenn sein Name in der Szene noch unbekannt und nicht verbrannt ist, ist es doch super ... ;)


    VG Christian

  • Zitat

    5. In der PM hörte es sich auch so an, als wollten Sie die einmal angesiedelten Völker sich selbst überlassen, um möglichst vitale varroaresistente Stämme zu selektieren. Inwiefern ist an wirkliche Zuchtarbeit inkl. Körung, Morph. Und genetischen Untersuchungen, ggf. Künstlicher Besamung etc. gedacht ? Wenn nicht, wie unterscheidet sich dann ihr Vorhaben von der Basiszucht einer beliebigen Landrasse? Speziell die Wiederansiedelung reiner und morphologisch geprüfter Herkünfte der Dunklen Biene bspw. aus Skandinavien, Frankreich oder Irland und deren Rassezucht scheint nicht ihr Ziel zu sein ... Oder habe ich Sie hier falsch verstanden?


    Ähm, wir war das noch mit dem Gotland-Projekt und wie viele Völker haben da überlebt?


  • Hallo Christian


    Danke für die Info zu den Demeter-Richtlinien.


    Wenn man die Demeterrichtlinien auf Affen umwälzt ist das irgendwie so, also wolle man Gorilla´s, Organg Utan´s und Katta´s kreuzen und es dann als "Landaffe" lobpreisen im Sinne der "Arterhaltung". Ich kann mir nicht vorstellen, dass das Jane Goodall gefallen würde.


    Ich hoffe auch, dass es in guten Händen ist, bleibt abzuwarten wie sich das Ganze entwickelt. :)


    LG Katrin

  • Liebe Freunde der Dunklen Biene,


    ich habe heute erst die rege Diskussion in diesem Forum bemerkt. Mich freut das Interesse; schade finde ich, dass hier über manches indirekt spekuliert wurde, das man über direkte Fragen hätte besser klären können. Meine Kontaktdaten finden sich auf den bereits besprochenen Projektseiten (http://www.janegoodall.de und http://www.aurelia-stiftung.de). Leider fehlt mir aktuell die Zeit, um hier auf alle angesprochenen Aspekte ausführlich einzugehen; einiges will ich jedoch aufgreifen. Mein Name ist Frank Haß. Ich verdiene meine Brötchen auf dem Bildungssektor. Informationen zu meiner Person und zu meinen beruflichen Tätigkeiten finden sich unter http://www.wikipedia.de oder auf der Homepage meines Instituts (http://www.angewandte-didaktik.de). Imker bin ich seit über 20 Jahren. Begonnen habe ich mit der in unserer Region (Westsachsen) üblichen carnicabasierten Landrasse. „Landrasse“ sei hier im Golzschen Sinne verstanden (keine Wanderung, Standvermehrung, Auslese der jeweils schlechtesten Völker). Recht früh brachten mich die Publikationen von Ruttner und Cooper dazu, mich theoretisch mit der Apis mellifera mellifera zu beschäftigen. Seit mehreren Jahren gibt es Dunkle Bienen (besonders schwedische Linien) auf meinen Ständen. Über meine beruflichen Aktivitäten – ich entwickele unter anderem Lehr- und Lernmaterialien für Schüler - lernte ich dann zunächst Jane Goodall und das Jane Goodall Institut und dann Thomas Radetzki kennen, was dann zur Entstehung des Projektes führte.
    Warum dieses Projekt? Ich bin überzeugt, dass die Ursachen der vielen Probleme, die wir derzeit in der Imkerei haben, nur zum Teil durch die agrarindustrielle Produktion (Pestizide, grüne Monokulturwüsten, Gentechnik, etc.) verursacht sind. Andere Ursachen liegen in primär profitorientierten imkerlichen Betriebsweisen (Völkermassierungen, Turbovölker, falsche Völkerführung, etc.). An dieser Stellschraube kann / sollte man drehen, ohne sich dafür unbedingt den Demeterrichtlinien unterwerfen zu müssen. Defensive und extensive Imkerei (weniger Eingriffe, dafür Imkern mit mehr kleineren Volkseinheiten, Königinnen nicht jährlich tauschen, natürlichen Schwarmtrieb nicht mit allen Mitteln unterdrücken, etc.) wären schon erste Schritte. Aber darum soll es in dem Projekt nicht vordergründig gehen.
    Ein weiterer sensibler Punkt ist die Biene, mit der geimkert wird. Ich muss in diesem Forum nicht begründen, warum die Apis mellifera mellifera eine Alternative zu hochgezüchteten Carnicas / Buckfasts ist. Die Frage ist nur, wie überzeugen wir andere und schaffen uns damit Freiräume. Es ist mir durchaus bewusst, dass es bereits eine Reihe unterschiedlichster Aktivitäten in Deutschland gibt. Ich will kurz darstellen, wie sich mir die aktuelle Situation darstellt. Meines Erachtens gibt es da drei Typen von Imkern, die sich mit der Amm befassen: Typ 1 – der Halter und Vermehrer: Einige Imker kaufen Königinnen in den Ländern, in denen es noch stabile Mellifera-Populationen gibt. Diese Königinnen werden - mit unterschiedlichen guten Erfolgsquoten eingeweiselt, dann über Standbegattung vermehrt und wenn in der Fx keine melliferatypischen Eigenschaften mehr zu erkennen sind, werden neue Königinnen bezogen. Zu dieser Gruppe gehören Hobbyimker und Nebenerwerbsimker. Ein Berufsimker, der mit der Dunklen arbeitet, ist mir nicht bekannt. Das Problem hierbei ist, dass es immer schwerer wird, gute Königinnen aus den jeweiligen Regionen zu bekommen. Das Interesse an der Dunklen wächst in diesen Regionen auch gewaltig. Und die Gefahr der Hybridisierung nimmt auch dort zu. Typ 2 – der Linienzüchter: Es gibt eine ganze Reihe Imker, die sich Königinnen, Ableger, Zuchtstoff aus den europäischen Ländern besorgt haben, in denen es noch reine Mellifera-Populationen gibt. Wir dürften in Deutschland zumindest schwedische, norwegische, irische, schweizerische, österreichische, niederländische, belgische eventuell weitere Herkünfte haben. Über Grad und Feststellung der Reinheit will ich an dieser Stelle nicht sprechen. Zumindest bemühen sich diese Züchter – zumeist durch instrumentelle Besamung – diese Herkünfte rein zu vermehren. Wir haben also zumindest eine Reihe von Back-up-Populationen. Nicht alle diese Züchter wissen voneinander bzw. koordinieren ihre Aktivitäten. Typ 3 – der Kombinationszüchter: Diese Züchter versuchen durch Kombination verschiedener reiner europäischer Herkünfte eine reine Mellifera deutscher Prägung zu schaffen. Aber auch diese Züchter sind – aufgrund fehlender Belegstellen - gezwungen, instrumentell zu besamen. Auf die Dauer wird das nicht gutgehen. Spätestens an dieser Stelle muss erwähnt werden, dass es bekanntermaßen einen Zuchtverband Dunkle Biene Deutschland gibt, in dem ich ebenfalls Mitglied bin. Im Zuchtverband sind mittlerweile ca. 50 Züchter der Dunklen Biene organisiert. Das Interesse steigt, die Mitgliederzahl wächst. Jetzt gilt es, dort die vielfältigen züchterischen Aktivitäten zu bündeln, zu strukturieren und sich mit den europäischen Partnern zu vernetzen. Genau das geschieht dort jetzt auch. Der Vorsitzende, Ralf Ullrich, war übrigens einer der sehr wenigen (an einer Hand abzählbaren) deutschen Teilnehmer der letztjährigen SICAMM-Konferenz in Lunteren. Es gibt inzwischen z.B. wunderbare Kontakte in die Schweiz (Danke, Jürg!), nach Irland, nach Schottland, Norwegen, Schweden, Russland und in die Niederlande. Der Zuchtverband wird wachsen und in absehbarer Zeit eine Interessenvertretung für die Dunkle werden (müssen). Ohne Lobbyarbeit und ohne von den entsprechenden Imkerverbänden, Bieneninstituten und Universitäten als ernsthafter Partner wahrgenommen zu werden, werden wir unsere Interessen nicht vertreten können. Erste Kontakte sind geknüpft, die Haltung der dort Verantwortlichen ist in vielen Fällen – entgegen häufiger Darstellungen in einschlägigen Foren – positiv und offen. Mit der entsprechend starken Interessenvertretung wird es mittelfristig sicher gelingen, dass es in Deutschland eben nicht nur Carnica- oder Buckfast- sondern auch Mellifera-Belegstellen geben wird. Einzelkämpfer werden das nicht schaffen. Die aktuellen Probleme mit Nordstrandischmoor oder Vorderriss sind ja gelegentlich Thema in diesem Forum. Also, nehmt Kontakt mit dem Zuchtverband auf; die Kontaktdaten sind allen zugänglich.
    Nun aber zum eigentlichen Projekt. Ein Problem, dass sich bei Bienenprojekten immer wieder zeigt, ist, dass die Honigbiene sowohl Nutz- als auch Wildtier ist. Die Verantwortlichkeiten liegen also bei unterschiedlichen Ministerien. Dieses Problem gibt es aber in anderen Ländern auch. Ich habe mich zum Beispiel lange mit Andrew Abrahams ausgetauscht. Er hat aus diesem Grunde 10 Jahre harter Arbeit benötigt, bis Colonsay zum Schutzgebiet erklärt wurde. Deshalb will das „Arterhaltungsprojekt Dunkle Biene“ zunächst die Amm als Wildtier ins Auge fassen. Die Amm ist unstrittig die einzige in Deutschland heimische Honigbiene. Sie lebte in dieser Region jahrtausendlang als Wildtier, bevor der Mensch sie erst zu nutzen und dann auszurotten begann. Sie gehört also zu unserer heimischen Fauna und sollte deshalb als Wildtier wieder eine Chance erhalten. Wir sind in Deutschland nun in der unglücklichen Situation – anders als in anderen europäischen Ländern – keine autochthonen Populationen mehr zu haben. Deshalb muss ein Schutzgebiet neu geschaffen werden. Ich weiß, dass Deutschland sehr dicht besiedelt ist. Trotzdem gibt es Flächen, die geeignet (Größe, Grad der Besiedelung) sind. Es wird ganz sicher nicht leicht, für ein oder mehrere solcher Gebiete einen Schutzstatus zu erhalten, aber daran arbeiten wir gerade. Unterstützung in diesem Bereich ist sehr willkommen. Dann gilt es herauszufinden, welche Herkünfte der Dunklen Biene bzw. welche Kombination unterschiedlicher Herkünfte (natürlich nur reine, morphometrisch und genanalytisch geprüfte Populationen) sich an unsere deutschen Klimata am besten anpassen können. Deshalb die Idee, hier die natürliche Auslese wirken zu lassen. Natürlich werden diese Bienen extensiv und defensiv imkerlich betreut. Aber sie werden eben z.B. nicht gegen Parasiten behandelt. Ich bin dabei durchaus mit Projekten vertraut, in denen das schief gegangen ist. Es gibt aber auch Beispiele, wo es funktioniert hat. Vielen wird das von Tom Seeley beschriebene Projekt in Arnot Forest bekannt sein: Eine Population von 12 wildlebenden Völkern brach nach Ankunft der Varroa zusammen. Ein einziges Volk überlebte. Nach mehreren Jahren baute sich – von selbst – wieder eine stabile wildlebende Population von 12 Völkern auf; und das Ganze ohne Inzuchtdepressionen. Weitere ähnliche, ermutigende Projekte gibt es in den Niederlanden und in Irland. Also: Ziel des Projektes ist es, eine oder mehrere robuste, gesunde, angepasste Populationen der Amm in Deutschland zu etablieren. Natürlich ist vorgesehen, später dann aus diesem Pool zu schöpfen und in Zusammenarbeit z.B. mit dem Zuchtverband diese Bienen züchterisch zu bearbeiten. Wir sind sicher, dass, wenn diese Bienen durch ihre melliferatypischen Eigenschaften überzeugen, auch wieder mehr Imker mit dieser Biene arbeiten werden. Dabei liegt es uns fern, andere Rassen verdrängen zu wollen. Stichwort: Biodiversität. Auch dafür, dass ein (friedliches) Nebeneinander verschiedener Bienenrassen und ihrer Imker in einem Land funktionieren kann, gibt es Beispiele: Die schweizerischen und die irischen Imker zeigen, wie es geht.
    Ein Wort zum Schluss: Dass wir hier über ein Projekt reden, dass Jahre, wenn nicht Jahrzehnte brauchen wird, ist allen Beteiligten bewusst. Dass es keine Erfolgsgarantie gibt, auch. Aber ich denke trotzdem, dass der Versuch sich lohnt. Deshalb auch an dieser Stelle noch einmal die Einladung: Wer Ideen hat und mittun will, einfach melden. Nicht sauer sein, wenn die Antwort etwas länger dauert; das Interesse am Projekt ist derzeit groß …


    Viele Grüße in die Runde,
    Frank Haß

  • Hallo Frank,


    Vielen Dank, dass du so ausführlich auf die vielen Fragen und den Projektstand eingegangen bist.


    Dein Beitrag erklärt einiges und ich bin nun deutlich positiver und zuversichtlicher dem Projekt gegenüber. Ich persönlich finde die - sehr allgemeinen - Informationen auf dem Flyer und der Webseite zu wenig, um Imker zu informieren und Herr Radetzki und seine "wesensgemäße" Bienenhaltung sind nicht unumstritten ... So kamen die Spekulationen zustande.


    Ich würde mich freuen, wenn du ab und an Neuigkeiten hier im Forum posten könntest, dann muss ich dich nicht mit Mails beschäftigen. Und wenn du Hilfe benötigst, bspw. bei Vereinsarbeit, Marketing, Messen o.ä. schreib mich an (du hast am 05.02. eine Mail von mir bekommen, mit den Kontaktdaten) - ich würde mich freuen, das Projekt zu unterstützen.


    VG Christian

  • Hallo Christian,


    vielen Dank für Deine nette Antwort. Gerne melde ich mich noch einmal per PM bei Dir. Deine Mail vom 05.02. muss aber in´s Nirwana gegangen sein; ich kann in meinem Posteingang nichts finden. Kannst Du sie bitte noch einmal schicken?


    Gerne berichte ich hier künftig in loser Folge vom Projektfortgang. Momentan bin ich einfach nur überwältigt vom riesigen Interesse und versuche, möglichst schnell meine Mails zu beantworten...


    Viele Grüße,
    Frank

  • Zitat von fha

    ...Gerne berichte ich hier künftig in loser Folge vom Projektfortgang. Momentan bin ich einfach nur überwältigt vom riesigen Interesse und versuche, möglichst schnell meine Mails zu beantworten...


    Viele Grüße,
    Frank


    Hallo Frank,


    auch wenn ich momentan wenig Zeit finde, mich mit dem Projekt zu befassen, möchte ich es nicht versäumen, dich ganz herzlich hier im Forum begrüßen zu dürfen! :D Dein erster Beitrag lässt schon viel mehr erahnen als der Flyer. Von daher wünsche ich dir und deinen Mitstreitern einen guten Start für den vermutlich langen Weg.


    Wie du schon richtig erkannt hast, ist das Interesse an der Dunklen Biene tatsächlich groß! ... Und es könnte noch größer sein, wenn mehr Imker von ihr wüssten. Ich komme gelegentlich mit anderen Imkern ins Gespräch und einige wissen gar nichts von dieser Biene und ihrer Geschichte.


    LG Johannes


    Zuchtkoordinator im Bundesverband Dunkle Biene Deutschland e.V.

    http://www.bv-dunkle-biene.de/
    Eine Mitgliedschaft in unserem Verein ist ein guter Beitrag zum Erhalt unserer einheimischen Dunklen Biene. Wir wollen die imkerlichen Kräfte bündeln und Interessenten und Züchter näher zusammenbringen.


    Infos zur mir und meinen Bestellmöglichkeiten gibt es auf meiner Webseite: https://www.dunkle-bienen.com/

  • Hallo Frank,
    Finde die Grundidee einer Bündelungen mehr als positiv.
    Auf Grund der Erfahrungen, dass es sehr viele "menschlich unterschiedliche " Imker gibt, jedoch als schwierige Herausforderung.
    Wie bereits genannt gilt bei den meisten Imker der Honigertrag an erster Stelle und halten daher an den Mastbienen fest.
    Ich selbst bin im ortsansässigen Imkerverein, nach zwei Jahren sogar nun im Vorstand, schaffe es jedoch nicht die Feindseligkeit gegen die Dunkle Biene zu minimieren. Ich habe mich öffentlich für die heimische Biene ausgesprochen und kann sehr gut verstehen, dass sich Imker mit Apis Melliferra Melliferra Bienen lieber nicht outen wollen.
    MfG
    Jörn