Buckfast - Zerstörung der Natur-Bienen

  • Die Buckfast-Kunstrasse: bedeutet ihre Verbreitung das Ende der natürlichen Unterarten der Honigbiene? Video: https://www.youtube.com/watch?v=030SJW06OK4



    LG

    Kai

  • Das Thema ist doch durch seitdem die Carnica Heim ins Reich geholt wurde.

    Wer so drauf ist wie der Kommentator auf YouTube, der sich dafür feiert das er Carnica der Buckfast vorgezogen hat, zeigt doch das allgemeine Nichtverstehen der Lage prima auf.

    Dank der Varroa ist das natürliche Überleben der Honigbiene sehr eingeschränkt. Selbst die autochtone Biene Nord-Europas würde es somit in der freien Wildbahn nicht lange machen. Erhaltungszucht lässt sich doch mittels instrumenteller Besamung recht verlässlich durchführen. Die Bienenzeit lässt sich nun Mal nicht auf 1900 zurückdrehen.


    Gruß Thorsten

  • Mir kommt es auf Sanftmut und die Bearbeitbarkeit/Lenkungsmöglichkeit der Völker an. Die Rasse ist dafür nebensächlich.


    Nun die Krux,

    war die dunkle die "heimische" Bienenrasse, was natürlich bejaht werden kann.

    Gibt es stabile Populationen der dunkeln Biene noch in D, wohl eher nein.

    Die Gründe sind aber multikomplex.
    Historisch wurde sie bereits durch die Carnica verdrängt. Aber nicht auf natürliche Weise, sondern durch die Bienenhalter selbst. Wo sind denn die freilebenden Bienenvölker, die sich der natürlichen Auslese unterziehen - sie sind ja bereits verloren gegangenen, aus verschiedensten Gründen und an sich auch multikomplex.

    Gleichzeitig kann sich aber durch den die Bienenhaltung und die züchterischen Eingriffe der Imker auch nirgends in D eine stabile Population ausbilden, die allein durch natürliche Selektion, oder auch durch innerartliche Zucht entwickeln und anpassen kann. 99,x% der Bienenvölker sind nun Mal in auf die Jahre gesehen in imkerlicher Hand und Drohnen und Königinnen können halt fliegen.


    Wie kann also eine Arterhaltung für die dunkle Biene aussehen?
    Da sind sich ja selbst die Interessenverbände nicht einig.

    Eine reine Arterhaltungszucht wird aus meiner Sicht langfristig nicht zu einem breiteren Akzeptanz und damit zum Erfolg führen und ein Nischen-Produkt bleiben. Damit ist natürlich ausgeschlossen, dass sich eine stabile Population entwickelt.

    Aus meiner Sicht geht es nur mit den Imkern - also eine Zucht in Richtung Honigertrag, Sanftmut, usw., um die dunkle Biene auch für die Imkerschaft attraktiv zu machen. Doch wie viel von der ursprünglichen heimische Biene bleibt nach den züchterischen Eingriffen noch noch von der ursprünglichen Form der heimischen Biene übrig?


    Aus meiner Sicht "starb" die dunkle Biene in D bereits in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts. Das Rad lässt sich aber nun Mal nicht zurückdrehen und die natürliche Verbreitung der und Auslese der Honigbienen endete noch viel früher mit dem Wandel von der Zeidlerei zur Imkerei. Seit dem Punkt sind die Entwicklung der Bienenpopulation unabdingbar mit den imkerlichen Interessen und Eingriffen miteinander verknüpft.


    Um auf deine Abschlussfrage zu kommen.
    Nein, daher habe ich kein schlechtes Gewissen mir eine Buckfast, Carnica, Ligustica, ... an den Stand zu holen. Ich gefährde keine "heimische" Population, weil es sie seit Generationen eh nicht mehr gibt.

    Ja, das mag naiv sein, doch ich habe auch Ansprüche an die Bienenhaltung. Königinnen/Völker, die diesen genügen sind gerne willkommen - egal ob Carnica, Buckfast, Apis mellifera mellifera, Ligustica,...

    Ich würde aber auch im Umkreis von 50km keine Bezugsquelle kennen, um eine regionalangepasste und ursprüngliche Form der ursprüngliche heimischen Biene zu erhalten...sie gibt es de facto nicht mehr.

    Daher meine Gegenfrage: Ist eine aus anderen Regionen und noch nicht angepasste Apis mellifera mellifera nicht eine solche künstlich neu in das Habitat gebrachte Art, wo sich doch bereits Populationen etabliert haben, wenn auch unter menschlicher/züchterischer Kontrolle?


    Mensch und Biene leben in D spätestens seit der Varroa in einer Art Symbiose. Die Rückkehr zu einer ursprünglichen, heimischen und angepassten Honigbienenpopulation würde unweigerlich die Aufgabe der Imkerei, oder zumindest jedweder imkerlichen Zuchtbemühungen bedingen. Ich denke man ist sich einig, dass dies ein Luftschloss ist.


    Daher mein Fazit:

    Erhaltungszucht wo es möglich ist, auch mit ortsfremden Linien. Wer kann schon sagen, für was die der Genpool gut ist.


    Etablierung geht nur mit der Imkerschaft, was aber auch menschliche Selektion und züchterische Eingriffe voraussetzt.


    Verdrängen "Buckfast-Imker" die heimische Biene, nein, zumindest nicht außerhalb möglicher Schutzzonen um die Belegstellen, denn da gibt es sie eigentlich nicht.

  • Wie andere Regionen/Nationen ihre regionalen Arten schützen, ist mir bis auf Kärnten und Texel unklar. Offensichtlich gibt es anderswo ähnlich geringes Interesse daran wie in Deutschland.

  • Hallo, immerhin haben die deutschen Bieneninstituten vereinbart, keine (Carnika) Bienen zu exportieren in Gebiete, wo es noch autochthone Unterarten der Honigbienen gibt. Ja, Ja das ist eine schöne Abmachung.....Papier ist bekanntlich geduldig......

    Wie sieht es in der Praxis aus?. Wie wird das festgestellt? gerade bei großen Länder mit mehreren autochtonen Herkünfte? wie kann diese Abmachung unterlaufen werden?

    Ich bin von den hehren Absichten aus hinsichtlich der Instituten leider nicht so überzeugt.

    Aber immerhin ein Anfang

    Und es ist für die Dunklen Bienenzüchter ein gutes Argument ,durch Nachzuchten der Dunklen einen Überlebensbeitrag zu leisten.


    Grüße

  • Drei Dörfer weiter im Hunsrück wurden 1880 bereits Krainer-Bienenschwärme angeboten. Um 1900 hatten sie im Verein überlegt aufgrund von ein paar miserablen Jahren Krainer Königinnen und Schwärme von sonstwo zur Bestandserhaltung zu kaufen. in 1913 schreib einer dass die Biene wie sie mal im Hunsrück war nicht mehr vorhanden ist


    Wie das Rad 100 Jahre zurückdrehen?


    Lokale angepasste Auslese. Un das ist schon ambitioniert bei der Importiererei.

  • Hallo Bienenalex


    Da hast du genau recht Bienenalex

    Wie ich in der damaliger Imkerzeitung ,, Pfälzer Bienenzucht " gesehen habe ,

    wurden in den 1800ern schon Krainer,,Carnika" Bienen angeboten.

    Ob sie sich zu der Zeit hier durchgesetzt haben.

    Wer weiß ? ?

    und die Firma Carl Fritz war auch schon tätig


    Gruß Dirk






  • Wie ich in der damaliger Imkerzeitung ,, Pfälzer Bienenzucht " gesehen habe ,

    wurden in den 1800ern schon Krainer,,Carnika" Bienen angeboten.

    Ob sie sich zu der Zeit hier durchgesetzt haben.

    Wer weiß ? ?

    Durchgesetzt vielleicht noch nicht, aber auf jeden Fall den Genpool verändert.


    Gruß Thorsten

  • Das auf jeden Fall

    Der Genpool hat sich verändert.

    Und nicht unbedingt zum negativen

    Adam mischte die Rassen bzw. Unterarten nach seiner Vorstellungen.

    Die Natur macht es ähnlich--- wo es möglich ist.

    Halt viel viel langsamer.


    Leider, wo der Mensch in die Natur eingreift passiert selten was gutes !

    Siehe Australien ,,Aga Kröte- oder die eingeführten Kaninchen.

    Oder Deutschland ,,Borkenkäfer" durch Mono -Kulturen Fichten


    Gruß Dirk

  • Leider, wo der Mensch in die Natur eingreift passiert selten was gutes !

    Das würde ich nicht so pauschal gelten lassen. Bereits in der Neusteinzeit hat der Mensch durch Auslese die Getreidesorten so verändert das eine Landwirtschaft möglich wurde. Ohne diese Maßnahmen gäbe es nur Jäger und Sammler.


    Grüße Thomas

  • Aber durch diese Maßnahmen wurden auch Spritzmittel nötig, da das Getreide durch den höheren Ertrag etc weniger Resistenzen hat und anfälliger für Krankheiten ist. Emmer und Einkorn, das klassische urgetreide hat zwar weniger Ertrag ist aber resistenter gegen Kälte und Wind sowie gegen Pilze nur Mal als Beispiel. Aber, nur durch Zucht und Selektion kann man die Völker durch die vom Mensch eingeschleppte Varroa resistent zu machen. Und standhaft gegen die asiatische Hornisse oder den Beutenkäfer.

  • Ohne Frage beschleunigt der Mensch die Evolution und viele Schandtaten sind auf den Mensch zurückzuführen.

    Siehe Australien ,,Aga Kröte- oder die eingeführten Kaninchen.

    Doch so manches lässt sich nicht unbedingt auf den Einfluss des Menschens herunterbrechen.

    Emmer und Einkorn sind bereits die ersten Ergebnisse der Domestikation und Selektionsergebnisse.

    Aber durch diese Maßnahmen wurden auch Spritzmittel nötig,

    Weniger durch die Zucht, als durch die veränderten Anbau- und Wirtschaftsstrukturen. Wirklich nötig wurde der Einsatz erst mit der Intensivierung der LW und der Spezialisierung der Betriebe auf einige wenige LW-Produkte. Bis dahin ging es einige Generationen auch ohne.


    Und standhaft gegen die asiatische Hornisse oder den Beutenkäfer.

    Eine ketzerische These: Sind/wären diese denn wirklich ein Problem für die Völker?

    Ich kenne nur wenige Aufnahmen aus Europa bei denen Bienenvölker wirklich von der asiatischen Hornisse zerlegt werden - die stammen aber fast alle aus einer Imkerei. Wo sind denn die Berichte/Videos aus Hamburg, Kassel, Hessen, wo es sie seit einigen Jahren immer wieder gesichtet wird? Ist die asiatische Hornisse hier vielleicht gar kein Thema?

    Ich sorge mich aktuell eher um die crabro.


    Ähnlich sieht es bei dem Beutenkäfer aus. Hier kenne ich noch weniger Belege über eine wirkliche Schadwirkung, wenn man das Wabenlager mal ausnimmt.

  • In den 12 Jahren zwischen 1900 und 1912 war die durchschnittliche Honigernte im deutschen Reich 5,7 Kg pro Volk.

    um 1920 gab einer in unser Gegend mal 6 kg im Jahr an


    Es ist immer verdammt schwer konkrete Zahlen zu finden auser wenns 100 kg Völker sind.


    Derzeit ist der durchschnitt bei so 30 bis 40 kg.


    Woran liegt diese Steigerung? An besseren Bienen? Ausgeräumten Landschandschaften? Spritzmitteln die gefährlicher wurden?

  • Das ist wohl korrekt

    Warum hat man die Carnika eingeführt. ?

    Sie war ruhiger , weniger stechlustig , und man erwartete einen höheren Honigertrag.

    Warum nicht ?


    Die Steigerungen des Ertrages haben aber doch auch mit dem Anbau zu tun !

    Was es früher nicht so, ein Acker Weizen, ein Acker Mais Kartoffeln usw.

    Heute. Ein großes Rapsfeld eins.

    Klar der Honigertrag wird gut ,die Bienen brauchen nur in dieses Feld fliegen, wenn die Bedingungen stimmen.

    Und Danach ?

    Trachtlücke - zt. füttern na super.

    Man sollte nicht alles am Honigertrag aufhängen. siehe 2021


    Gruß Dirk

  • Hallo

    Die Bedingungen in der Imkerei haben sich in den letzten 100 Jahren völlig verändert. Früher basierte die Völkervermehrung nur auf Schwärme. In verhältnismäßig kleinen Beuten oder teils Körben wurden Völker gehalten, die im Prinzip für ein Wirtschaftvolk zu klein waren. Das produzierte viele Schwärme und verringerte den Honigertrag. Diese Wirtschaftsweise kam aber den natürlichen Begebenheiten eines Volkes sehr entgegen. Es wurde viel weniger eingefüttert an Winterfutter. Sog Hünglervölker wurden bevorzugt. Wanderungen von Völker wurden mangels KFZ kaum durchgeführt.

    Selektion der Bienenvölker auf Sanftmut oder Honigertrag gab es nicht, da man die "künstliche" Aufzucht von Königinnen nicht kannte. Die Paarungsbiologie der Honigbiene war zum grösten Teil unbek.annt.

    Die Zucht der kohlartigen Pflanze "Raps" für den Verbraucher wurde erst mit der Züchtung erucasäure- armen Pflanzen in den 60 iger Jahren massiv ausgeweidet........

    Nur mal einige Aspekte , warum es damals weniger Ertrag an Honig gab, Ach Ja, es war auch durchschnittlich kälter zu Beginn des letzten Jahrhundert, da war ein Jahr wie letztes Jahr wohl normal gewesen....

    Deshalb bin ich immer Vorsichtig bei Leistungsvergleiche zwischen Bienenherkünfte, vor allem in der Abwertung der (wahrscheinlich schon damals hybidsisierten ) Dunklen Bienen.


    Grüße

  • Aber, nur durch Zucht und Selektion kann man die Völker durch die vom Mensch eingeschleppte Varroa resistent zu machen. Und standhaft gegen die asiatische Hornisse oder den Beutenkäfer.

    Der Beweis, ob diese Probleme sich durch Zucht lösen lassen, steht noch aus.


    Um Missverständnissen vorzubeugen: natürlich finde ich es eine gute Idee diesen Weg auszuprobieren. Aber ob das zum Erfolg führen wird, sehe ich noch nicht als gesichert an.

  • ...Um Missverständnissen vorzubeugen: natürlich finde ich es eine gute Idee diesen Weg auszuprobieren. Aber ob das zum Erfolg führen wird, sehe ich noch nicht als gesichert an.

    ... sehe ich auch so. :)

    LG

    Kai

  • Die alleinige "Zucht auf varroaresistente Bienen" sitzt einem Irrtum auf: Sie beachtet lediglich den Wirt.


    In der Evolution findet die Selektion jedoch stets auf beiden Seiten statt, also beim Wirt *und* beim Parasit. Praktisch laeuft dass dann so ab, dass beide Seiten mehrfach kurz vor dem Aussterben stehen und sich nur jene wieder vermehren, welche mit der Situation klar kommen. Also Milben, die sich nicht zu stark vermehren und Bienen, welche eine gewisse Milbenlast vertragen. Das Spielchen laeuft mehrfach ab, bis sich irgendwann ein Gleichgewicht einstellt (ein sich einschwingender Regelkreis). Oder auch nicht. Dann sterben beide, was in der Evolution auch schon oft passierte.