Hallo,
seit ein paar Monaten habe ich hier neben Warré-Beuten auch eine besiedelte Klotzbeute (vorerst sind es noch Carnicas). Da mir die Klotzbeute viele Freude bereitet, habe ich mal einen Text dazu geschrieben, vielleicht bekommt jemand Lust auf diese Beutenform:
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Eine den Anfängen der Imkerei sehr nahe kommende Beutenform ist die der ruche tronc, eine Klotzbeute wie sie in Frankreich noch heute zu finden ist - http://www.ruchetronc.fr Sehr zu empfehlen ist dazu der Dokumetarfilm "L'Arbre aux Abeilles", der im Internet erhältlich ist.
Die hier abgebildete Klotzbeute wurde aus einem hohlen Weidenstamm gebaut. Aus praktischen Gründen ergaben sich folgende Änderungen gegenüber dem französischem Vorbild:
(1) Da keine große, flache Steinplatte zur Verfügung stand, bildet hier die große Holzscheibe einer Kabeltrommel, die mit Dachpappe belegt ist, das Dach. Kostet nix, ist schön massiv, schützt weiträumig vor Regen und läßt sich von einer einzelnen Person noch hochheben. Eine Steinplatte, wie beim Original hätte den Vorteil, dass sie Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht besser ausgleicht.
(2) Den Innenraum schliessen aneinander gelegten Leisten ab, welche sich zur Ernte einzeln herausgehebeln lassen sollten. Im französischen Original besteht die Decke aus einer dreigeteilten Platte, welche direkt unter der Oberkante der Beute platziert ist.
(3) Die Deckleisten liegen einige Zentimeter unterhalb der Oberkante, so dass ein Stroh- oder Sägespan"kissen" zur Dämmung eingelegt werden kann.
(4) Die Speile zum Abstützen der Waben sind in kleine, mit Nägeln befestigten Klötzchen eingehängt und nicht durch Löcher im Klotz befestigt, um zusätzliche Löcher, die die Klotzbeute schneller verrotten lassen könnten, zu vermeiden.
(5) Aus Gründen der Optik und zur hoffentlich besseren Isolierung blieb die Rinde am Klotz. Sollte sich herausstellen, dass diese trotz des weiten Daches oft durchnäßt, dann wird sie zu einem späteren Zeitpunkt noch entfernt.
Die Klotzbeute steht auf Steinplatten, so dass Mäuse nicht so leicht eindringen können und der Klotz nicht direkt auf dem feuchten Boden steht. Als Fluglöcher dienen drei kleine Löcher von ca. 10 mm Durchmesser, die überraschenderweise ausreichten. Nur sehr selten war zu beobachten, dass die Bienen sich stauten. Interessanterweise bildete sich selbst an sehr heißen Sommertagen kein Bart von sich abkühlenden Bienen, wie er an der Front der in der Nähe stehenden Warrèbeuten zu beobachten war.
Der im Juni eingeschlagende Schwarm entwickelte sich prächtig, die Bienen flogen sehr fleißig und die große Wolke der sich einfliegenden Jungbienen ließ auf eine starke Volksentwicklung schließen.
Es ist ein herrlicher Anblick, die Bienen in der Rinde verschwinden und wieder auftauchen zu sehen, ein Zustand wie er für Jahrtausende normal war. Die Harmonie, die sich an der Klotzbeute eingestellt hat, läßt mich daran zweifeln, ob ich je die Oberträger zur Honigernte entfernen werden. Klassischerweise wird hierbei die Hälfte der Waben bis zur halben Höhe herausgeschnitten, in einen Eimer gepackt und später ausgepresst.
Zur Fütterung kann eine mit Stroh o.ä. gefüllte Schüssel untergeschoben werden.
Eine schonende Varroabehandlung ist mittels Thymolprodukten denkbar, die sich nach leichtem Ankippen der Beute in den Innenraum schieben lassen sollten.
Die Beute steht nun seit einem halben Jahr und wie sie sich langfristig bewährt, wird sich zeigen. Sie ist ein Experiment, um zu einer einfachen und natürlichen Betriebsweise zurückzufinden.
Beorn
Meine gebaute Klotzbeute besitzt noch eine Aussparung am inneren Rand, wie ich sie dann aber doch nicht benötigt habe. Das Schnittbild zeigt die Klotzbeute ohne diese Aussparung, die ursprünglich für einen Deckel der originalen rouches troncs gedacht war.