Aggressives Volk - was ist aktuell möglich?

  • Moin :)


    ich lese hier schon einige Zeit still mit und schreibe jetzt mal meinen ersten Beitrag. Aber vorab etwas zu mir: Ich komme aus dem hohen Norden und bin seit letztem Jahr mit drei Bienenvölkern in Dadant am Imkern - also noch ziemlicher Anfänger.


    Dieses Jahr habe ich ein weiteres Wirtschaftsvolk dazu gekauft welches sich auch gut entwickelt und mit Abstand das stärkste Volk geworden ist. Leider ist es aber so, dass mit zunehmender Volksstärke sich auch das Verhalten der Bienen geändert hat. Arbeiten am Volk geht nur mit Schleier und mittlerweile werde ich erst hektisch umflogen und dann auch direkt in die Haare und Gesicht angeflogen und im Garten verfolgt. Haben sie sich erstmal auf mich eingeschossen, finden sie mich auch wenn ich nicht neben der Beute stehe. Bisher haben sich meine Nachbarn noch nicht beschwert aber dem würde ich gerne vorbeugen.

    Meine anderen Völker sind sonst absolut friedlich.

    Nun stellt sich mir die Frage, was ich mit dem Volk machen kann. Umweiseln klappt zu dieser Jahreszeit ja nicht sonderlich gut und bis die neuen Bienen schlüpfen ändert sich ja nichts am Verhalten der anderen Bienen oder?


    Vielen Dank schonmal vorab!


    Hatte die Suchfunktion bemüht, aber nichts dazu gefunden. Vllt bin ich aber auch blind..

  • Genug Futter?

    Mein stärkstes Volk war auch eine zeitlang so. Nachdem die nachgefüttert waren, war es besser. Wenn ich die unter 15 Grad aufmache, sind die auch pissig.


    Gruß Thorsten

  • Geduld ist eine Tugend der Imker.

    Kontrolliere mal den Varroa Befall. Dieses Jahr dazu gekauft. Stärkstes Volk. Das kommt mir bekannt vor. Leider war mein stärkstes Volk ever dann am Ende des Jahres ade.

    Als Anfänger habe ich damals nicht kapiert, was los war.


    Ansonsten warten bis es wärmer wird.

    Sollte das Volk immer noch agro sein, dann solltest du die Regentin eliminieren.

  • Genug Futter?

    Mein stärkstes Volk war auch eine zeitlang so. Nachdem die nachgefüttert waren, war es besser. Wenn ich die unter 15 Grad aufmache, sind die auch pissig.


    Gruß Thorsten

    Futter sollte genug da sein, die Temperatur könnte sein Faktor sein. Wobei sie mich ja auch anfliegen wenn ich nichts am Volk mache.



    Mache mir halt nur Sorgen um die positive Einstellung meiner Nachbar :D muss ich wohl aushalten und geduldig sein.

    Den Varroa-Befall werde ich auf jeden Fall kontrollieren und hoffen, dass es nicht so verläuft.

  • Wie ist das Volk im Moment aufgestellt, sprich schon Honigräume drauf? Tragen sie Nektar ein? Wie ist die Trachtsituation?

    Kannst Du einige weitere Infos geben, das könnte weiterhelfen?


    VG

    Tom

  • ein zweiter, etwas abgelegener Standort ist für solche Fälle echt hilfreich - und auch ansonsten praktisch.

    Habe ich mir schon auf meine Liste gesetzt und werde mich mal umschauen. Langfristig möchte ich den Garten auch nur noch für Ableger und vllt. ein WV nutzen.

    Wie ist das Volk im Moment aufgestellt, sprich schon Honigräume drauf? Tragen sie Nektar ein? Wie ist die Trachtsituation?

    Kannst Du einige weitere Infos geben, das könnte weiterhelfen?


    VG

    Tom

    Na klar kann ich das machen.

    Der Honigraum ist drauf und Nektar wird eingetragen. Eine Massentracht habe ich nicht im Siedlungsgebiet aber vor allem in den letzten ein bis zwei Wochen ist kontinuierlich eingetragen worden trotz des kalten und nassen Wetters.

    Die Königin habe ich gesehen und das Brutnest ist kompakt und groß, sprich auf sieben Waben Dadant US.

  • Jetzt haben wir viele Informationen die einen nicht weiter bringen.


    Einfach mal darüber nachdenken was an diesem Volk Anders ist.

    Ich hatte das mal bei einer Trogbeute. Das Volk war plötzlich aggressiv ohne Ende. Die Temperatur ging über 30 Grad und ich hatte den Bodenschieber im Volk vergessen.


    Meistens aber liegt es aber an der Genetik und dann muss die Königin ausgetauscht werden.

  • Das könnte auch am Standort liegen. Ich habe schon zweimal erlebt das sich ein aggressives Volk beruhigt hat nach dem es umstellt wurde - und das obwohl ich erst ein Jahr dabei bin. Eines war das Volk eines Kollegen das vom Lehrbienenstand weggestellt wurde und dann plötzlich umgänglich war obwohl es am Lehrbienenstand das aggressivste Volk von allen war. Das andere ist mein eigenes Volk. Das stand bisher im Wald und ich konnte auch nicht ohne Schleier mit ihnen arbeiten. Sie sind direkte Angriffe auf mein Gesicht geflogen. Ich dachte das liegt an mir, an meiner Unerfahrenheit, aber seit sie auf einer Streuobstwiese stehen sind sie lieb und harmlos. Vergessen sind die Zeiten wo ich Schleier und Handschuhe für sie gebraucht habe. Inzwischen sind sie mehr als doppelt so stark wie letztes Jahr und ich habe noch keinen einzigen Stich abbekommen seit sie umgestellt sind.

  • Hallo,


    danke für die Frage. :) Da es anscheinend nur das eine Volk betrifft (?), tippe ich auch auf die Genetik. Umweiseln ist also angesagt. Erfahrungsgemäß geht dies gerade bei solchen Völkern regelmäßig schief.


    Ich bin dazu übergegangen, gar keine Königinnen mehr in Vollvölker zuzusetzen, weder direkt, noch über Vereinigung. Es kann gutgehen, das Risiko ist mir dennoch zu groß. Ich würde ein neues Volk aufbauen mit neuer Königin (Kunstschwarm) und das aggressive wohl peu a peu auflösen. Erster Schritt dazu wäre Entweiselung, nach 9 Tagen Königinnenzellen alle brechen. Eventuell könntest Du in das Volk ein paar Edelmaden geben, oder aber das Volk nach 3 Wochen ins Gras abfegen. Oftmals lohnt es sich vom Aufwand her nicht, solche Völker umweiseln zu wollen. Man investiert viel Zeit und Arbeit, und nachher geht es doch schief.


    LG

    Kai

  • Ich bin dazu übergegangen, gar keine Königinnen mehr in Vollvölker zuzusetzen, weder direkt, noch über Vereinigung. Es kann gutgehen, das Risiko ist mir dennoch zu groß. Ich würde ein neues Volk aufbauen mit neuer Königin (Kunstschwarm) und das aggressive wohl peu a peu auflösen. Erster Schritt dazu wäre Entweiselung, nach 9 Tagen Königinnenzellen alle brechen. Eventuell könntest Du in das Volk ein paar Edelmaden geben, oder aber das Volk nach 3 Wochen ins Gras abfegen. Oftmals lohnt es sich vom Aufwand her nicht, solche Völker umweiseln zu wollen. Man investiert viel Zeit und Arbeit, und nachher geht es doch schief.


    LG

    Kai


    Darauf wird es wohl hinaus laufen. Die anderen Völker sind kein Vergleich dazu. Es betrifft nur dieses eine Volk.

    Ich könnte das Volk dann über Kunstschwärme peu a peu auflösen oder habe ich da einen Denkfehler? Die andere Frage die sich mir stellt ist folgende: wenn ich das Volk in kleine Einheiten aufteile, nimmt dann auch die Aggressivität schon gleich ab oder merke ich das erst, wenn die alten Bienen sich nach und nach "verabschieden". Geht mir vor allem um die Wächterinnen.


    Vielen Dank schonmal für eure Hilfe!

  • ...wenn ich das Volk in kleine Einheiten aufteile, nimmt dann auch die Aggressivität schon gleich ab....

    Hallo, leider wird dies nicht der Fall sein. Dennoch ist es natürlich schwierig, alles bis ins Detail genau vorauszusagen.


    LG

    Kai

  • Aggressivität kann ein problem. Der Genetik sein, vielleicht wurde es deshal verkauft, mein. Erster Gedanke bei auffãllig starken aggressivsn Völlern ist allerdings durchgebrütet und deshalb hohe Varroabelastung. Macht i. d. R. unruhig und aggressiver

  • Hi,

    falls du doch eine neue Königin zusetzen willst, habe ich ein Video auf Youtube gefunden wo zwei Methoden vorgestellt werden wie es auch jetzt klappt.



    Gruß

    Andreas

  • Hallo,


    na ich weiß nicht, ob der Autor das wirklich vielfach gemacht hat. Es ist eben nicht so, dass die Flugbienen "oben" alle wieder zum Ursprungsort zurückfliegen. Im Gegenteil: Ca. 80% von ihnen werden bei der Brutmasse oben bleiben.


    Sie stellen somit weiterhin eine aggressive Gefahr für eine neue Königin dar!


    Mir ist es seit 2011 nie gelungen, ein Sicula-Volk umzuweiseln. Von daher Vorsicht bei solchen, angepriesenen Methoden.


    LG

    Kai

  • Hallo,

    ich wäre auch eher für die Methode mit dem Zusetzkäfig auf der Wabe. Also Königin unter den Käfig über verdeckelter Brut + Futterkranz. Nach 4 bis 5 Tagen schauen das keine anderen Eier da sind und Käfig weg.

    Selbst wenn sie die Königin abstechen können sie nur aus der Brut der neuen Königin nachziehen, was dann zwar eine Schwächung des Volkes ist, aber besser als sich ständig mit so stechern rumschlagen.

    Gruß

    Andreas

  • Ich kenne das Verfahren etwas anders. Oben in die Zarge eine Wabe mit schlupfreifer Brut ohne Bienen hängen. Neue Königin dazu ohne Käfig. Die ganz jungen Bienen akzeptieren die Königin. Nach paar Tagen die nächste Wabe hoch hängen, wieder ohne Bienen. So weiter verfahren, bis das obere Volk stark ist. Dann unten die Königin abdrücken und vereinen. Ist bei so einem Stecher aber nur mit Vollschutz zu empfehlen.8o

  • Hallo, leider wird dies nicht der Fall sein. Dennoch ist es natürlich schwierig, alles bis ins Detail genau vorauszusagen.

    Dachte ich mir.. naja schade aber dann muss ich da wohl durch.


    Vielen Dank für all die hilfreichen Beiträge.

    Ich denke ich werde es machen wie Kai vorgeschlagen hat.


    Was mir noch aufgefallen ist: Die Weisel ist eine F2 von einer Carnica-Königin. Wenn ich mir jetzt die Bienen anschaue, bin ich mir ziemlich sicher, dass da Buckfast mit drin ist. Habe dazu unterschiedliche Meinungen gelesen. Manche meinen, dass die Hybridisierung selten zur Stechlust führt, andere sagen, dass es häufiger vorkommt. Wie seht ihr das?

  • Frage fünf Imker und du wirst 10 Meinungen dazu hören.

    Viele Reinrasseimker predigen ja, dass nur ihre Reinzuchtköniginnen das non plus Ultra sind und keine Stechlust haben. Das Einzige was bei denen gefüllt wird ist deren Geldbörse.

    Ich habe schon Völkern mit Reinzuchtköniginnen gestanden, wo ich lauffen gegangen bin.

    Natürlich ist aber die Gefahr der verirrten Genetik bei Standbegattung relativ höher.

    Als Buckfast Anhänger wäre ich generell mit solchen Aussagen sehr sehr vorsichtig.

    Buckfast ist halt eine Mischrasse.

    Letztendlich hängt es am Bienenhalter selbst, ob er mit der stechlustigen Völkern weiter arbeitet oder nicht und welchen Weg er wählt.

    Da ist es wiederrum sinnvoll einen Züchter des Vertrauens zu haben, wenn man die arbeit selbst nicht leisten will oder kann.