Aktuelle Bienenhaltung richtig?

  • Hallo,
    Bin gerade dabei mir Meine eigene Hobbyimkerei aufzubauen.
    Vielleicht sehe ich als Neuling der ganzen Sache etwas anders entgegen als erfahrene Imker, jedoch die Frage die sich mir immer wieder stellt ist ob das heutige Imkern wirklich die Richtige oder vielleicht doch die Falsche Herangehensweise ist?
    Habe mir zum Thema Bienensterben etliche Beiträge gelesen und Gespräche geführt.
    Als Ergebnis muß ich leider immer wieder feststellen, das Honigertrag, Sanftmut und Reinrassigkeit den Imkern an erster Stelle stehen. Wenn ich mir dann noch anhören muß, dass Drohnen und Weiselzellen herausgeschnitten werden um dann durch Austausch der Königin rein zu halten finde ich dies wiederum nicht nur aufwendig sondern nicht artgerecht.
    Wenn man sich andere Bienenrassen ansieht, die natürlich leben und dass in einem Ursprungsland der Varroa frage ich mich wieso dies dort funktioniert und hier nicht?! Einige Beiträge und Gespräche hierzu habe ich jedoch gehabt, die eine natürliche Bienenhaltung ganz klar rechtfertigen, da die Ergebnisse ganz klar für sich sprechen.
    Leider muß ich jedoch feststellen, dass Bienen die Fremdbienen abwehren und etwas stechfreudig sind unerwünscht sind.
    Ebenfalls Wird die dunkle Biene jeglicher Abstammung bei Imkern, die mit Honig Geld verdienen als unerwünscht oder sogar als Schädling angesehen, da diese meist mit Ihren Drohnen die eigenen Völker "schädigen"!
    Mein Bestreben wird sein ein paar Völker aufzubauen, die selbst entscheiden können, ob sie Drohnen benötigen oder Königinnen. Natürlich wird der Anfang mit Sicherheit nicht leicht werden, da allein die Varroa bei Beginn zu viel Schaden anrichtet, jedoch sollte bei 1-2 jährigem Völkern eine Varroaressitenz durch eigenes Ausräumen der befallenen Brutzellen angestrebt werden ganz ohne AS.
    Als Bemerkenswert finde ich, dass in der Nähe bei einem 14 jährigem Imker nach absterben des Carnikavolkes plötzlich wieder Bertrieb in der Beute war, da ein Schwarm großer dunkler eingezogen war ( August 2014 ). Dieser ist augenscheinlich sehr fit, jedoch auch stechlustig und flog auch im Dezember bei 5-7 Grad noch aus.
    Finde die dunkle Biene als sehr erhaltenswert und werde versuchen diese durch eine natürliche Anzahl von Drohnen rein zu halten. Über meine Erkenntnisse werde ich dann berichten.

  • Hallo Jörn,


    viele deiner Überlegungen kann ich voll nachvollziehen.


    Die Annahme, dass du nach 1-2 Jahren auf Varroabehandlung verzichten kannst, muss ich aber in jedem Fall als Fehleinschätzung einstufen.
    Unsere Honigbiene kann sich (wenn überhaupt jemals) nicht so rasch mit der Varroa arrangieren. Dein Vergleich mit den Bienen die schon immer mit der Varroa leben ist nur auf den ersten Blick schlüssig. Diese Apis cerana hat mit unserer Apis mellifera nichts zu tun.


    Natürlich kannst du nachdem du einmal Bienen hast, diese durch natürliche Vermehrung extensiv bewirtschaften. Ein rigoroser Austausch von Königinnen oder das Entfernen von Weiselzellen ist ja keine Pflicht. Aber du wirst recht bald feststellen, dass du nach einigen Jahren damit nicht mehr glücklich bist. Es sei denn du machst wirklich alles anders als andere Imker. :) Dann würde ich mich gerne eines besseren belehren lassen!


    Mal was persönliches zu den viel gepriesenen "Streichelbienen":
    Von Bienen die alles und jeden Eindringling in den Kasten lassen, halte ich auch gar nichts. Ein gesundes Maß an Verteidigungsbereitschaft (Fluglochwache :!: ) ich für mich ein MUSS. Nur muss man ganz klar die Grenze zur Aggressivität oder Stechlust im Auge behalten. Mit Bienen die einen schon meter weit vom Kasten entfernt angreifen und verfolgen ist niemandem geholfen. Am wenigsten den Bienen und ihrem Image selbst!


    LG Johannes


    Zuchtkoordinator im Bundesverband Dunkle Biene Deutschland e.V.

    http://www.bv-dunkle-biene.de/
    Eine Mitgliedschaft in unserem Verein ist ein guter Beitrag zum Erhalt unserer einheimischen Dunklen Biene. Wir wollen die imkerlichen Kräfte bündeln und Interessenten und Züchter näher zusammenbringen.


    Infos zur mir und meinen Bestellmöglichkeiten gibt es auf meiner Webseite: https://www.dunkle-bienen.com/

  • Ja genau,


    wir alle warten noch darauf, dass es einer mal so wirklich richtich macht.


    Das kann auch eigentlich nur jemand sein, der völlig ohne Ballast an die Sache rangeht.


    Viele Grüße aus Oberbayern
    Philipp

  • Lieber Jörn!


    Bevor Du Deine kleine Imkerei aufs Spiel setzt mit dem Versuch, der gnadenlosen Varroa eine Nase zu drehen, möchte ich Dich bitten, sich im Netz über die bereits erfolgten Versuche zu informieren.


    1) Die Resultate des Gotland- und des Skopje-Experiments


    2) Die Versuche eines Schweizer Imkers mit der dunklen Biene, über die er in der Schweizerischen Bienenzeitung berichtet.
    Die alten Ausgaben sind im Archiv dort nachzulesen. Dort zu stöbern kann jedem Neuling nur empfohlen werden. Die Berichte sind gediegen und Du kannst dort viel lernen.
    Der Bericht müsste so um 2010 bis 2012 gewesen sein.
    Das Resultat war: Nur Hüngler-Völker der Nigra schafften es mit langen Brutpausen in einem langen Winter. Honig war von ihnen nicht zu erwarten, sie überlebten
    so lala.


    Link werde ich keinen heraus suchen. Wenn Du wirklich Interesse hast, schaffst Du es auch ohne Link, diesen Artikel zu finden.


    Herzliche Grüße


    Andreas

  • Zitat von Jörn

    Hallo,
    Bin gerade dabei mir Meine eigene Hobbyimkerei aufzubauen.
    ...
    Als Ergebnis muß ich leider immer wieder feststellen, das Honigertrag, Sanftmut und Reinrassigkeit den Imkern an erster Stelle stehen. Wenn ich mir dann noch anhören muß, dass Drohnen und Weiselzellen herausgeschnitten werden um dann durch Austausch der Königin rein zu halten finde ich dies wiederum nicht nur aufwendig sondern nicht artgerecht.
    Wenn man sich andere Bienenrassen ansieht, die natürlich leben und dass in einem Ursprungsland der Varroa frage ich mich wieso dies dort funktioniert und hier nicht?!.



    HAllo Jörn,


    vielen DAnk für Deinen Beitrag; dem Inhalt muss ich jedoch in weiten Teilen widersprechen.


    Zur "Reinrassigkeit": diese ist bei der Honigbiene Standard, und nur durch eine "isolierte Reinrassigkeit" über Hundertausende bis vlt. Millionen von Jahren konnten sich erst die heutigen "Rassen" (besser Unterarten) bilden. Die Isolierung war Voraussetzung für die Ausdifferenzierung. Hybridbienen kommen bei der Honigbiene in den seltensten Fällen von Natur aus vor; und dann auch nur dort, wo die eine Unterart in einer Mischzone in die andere übergeht.


    Hybridbienen (Mischlinge) und Kunstrassen sind somit menschengemacht.


    Die Frage der Reinrassigkeit hat auch keinen Einfluss auf die Varroabelastung. In keinem Einzelfall konnte ein signifikanter Zusammenhang zwischen Reinrassigkeit bzw. Mischerbigkeit und Varroabefall nachgewiesen werden.


    Und die von Dir aufgeworfene Theorie, andere Bienenrassen kommen mit der Varroa zurecht, so ist auch dies eine nicht belegte Annahme. Bislang wurde keine einzige Rasse der Westlichen Honigbiene in Europa als varroaresistent eingestuft.


    Zuguterletzt: für uns Freunde der Nordbiene ist natürlich die Reinerhaltungszucht der einzige Weg, die Dunkle Biene vor Verkreuzung und somit dem Untergang zu bewahren. Dies ist unser oberstes Ziel.


    LG
    Kai