Fragen zu Bienenkörben, die erste an den Administrator

  • Hallo Bienenfreunde, zu den Bienenkörben (Lüneburger Stülpern) würde ich wegen wachsenden Interesses gern ein paar Fragen stellen mit der Bitte um Antwort.


    Lieber Herr Engfer, in einem Ihrer Videos lobten Sie Ihre (alten) Bienenkörbe (Lüneburger Stülper), die viel besser seien als die heutigen Billigheimer aus China. Was ist an Ihren Bienenkörben besser/anders als an den heutigen Exemplaren? Dickere Wand? Besseres Material?


    Weiterhin zum Versiegeln der Oberfläche: Ist das wirklich nötig? Ein jeder Bienenkorb steht normalerweise regen- und windgeschützt. Muß er dennoch auf diese Weise vor dem Verrotten geschützt werden?


    Zuletzt: Das Versiegelungsmaterial. Muß es tatsächlich "Kauschiet" von der Wiese sein? Als Alternative schweben mir gar nicht mal Lehm, sondern Zement oder Mörtel vor. Es geht mir nicht mal um die Aversion gegen den Rinderdung (so etwas stört einen wahren Naturburschen nicht), sondern ich frage wegen seiner für einen Städter schwierigeren Beschaffbarkeit. Da mir aber Notwendigkeit und Aufgabe der Oberflächenversiegelung nicht ganz klar sind, bin ich über die Eignung alternativer Materialien unschlüssig.


    Danke und Gruß


    Freizeitimker

    Niemand hat die Absicht, das öffentliche Leben einzuschränken. Niemand hat die Absicht, eine Impfpflicht einzuführen.

  • Hallo, vielen Dank für die Fragen, die ich hiermit von meinem Mobiltelefon beantworte.


    Ich habe die alten origonalen Stülper und Kanitzkörbe aus der Lüneburger Heide. Diese sind ca. 80 Jahre alt. Das was aus China angeboten wird, hat mit den Stülpern nicht viel gemein. Sie sind industriell gefertigt und sehr dünnwandig.


    Ob die Oberflächenversiegelung unbedingt notwendig ist, weiss ich nicht. Ich habe sie aufgebracht, so wie es die Tradition vorsieht. Und demgemäß wird frischer Rinderdung verwendet.


    So sieht dann der traditionelle Lüneburger Stülper aus.


    LG

    Kai

  • Vielen lieben Dank, Herr Engfer!


    Das mit der Dünnwandigkeit habe ich nach längerer Recherche fast geahnt.


    Der getrocknete Rinderdung soll immer noch ein wenig atmungsaktiv sein, jedenfalls die Feuchtigkeit besser hindurch- (konkret nach außen) diffundieren lassen. Lehm vielleicht auch noch, Mörtel oder Zement sicher weniger.


    Egal, ob ich nun oberflächenversiegele oder nicht: Auf YouTube findet man ein schönes, lehrreiches, anschauliches Filmchen über das Flechten eines Bienenkorbes. Sollte mit ein wenig Geschick selbst zu schaffen sein, und dann natürlich - nicht geizig - gleich mehrere cm dick. Als Material werde ich es mit Schilf versuchen, von dem mir - im Gegensatz zur "Maibutter" - mehr als genug zur Verfügung steht. Das ist außerdem so herrlich lang.

    Niemand hat die Absicht, das öffentliche Leben einzuschränken. Niemand hat die Absicht, eine Impfpflicht einzuführen.

    Einmal editiert, zuletzt von Freizeitimker ()

  • Der getrocknete Rinderdung soll immer noch ein wenig atmungsaktiv sein, jedenfalls die Feuchtigkeit besser hindurch- (konkret nach außen) diffundieren lassen. Lehm vielleicht auch noch,

    Früher ist mit einer Mischung aus Lehm und Stroh geputzt und gebaut worden, vielleicht würde es sich lohnen, da nachzuforschen. Ist zwar wohl eher besser für trockene Gegenden, aber für eine Saison reicht es vielleicht?

  • Das Problem bei Lehm auf Körben ist, das es austrocknet und bröselig wird.

    Bei Häusern nicht ganz so das Problem, die Schicht ist dicker und vor allem Ortsfest, einen trockenen Korb nimmste einmal hoch und setzt ihn wieder auf, weg ist der Lehm.

  • Die gutenalten Stülper sind sehr fest gebunden. Sie mußten so haltbar sein, dass ein Fuhrwerk darüber ohne Schaden am Korb darüberfahren konnte. Man kann sich auch wunderbar darauf setzen. - Die Außenseite und die unterste Windung von innen wurden nur mir reiner Maibutter, ohne Zugabe von Lehm oder anderen später störenden Beigaben bestrichen. Kuhschiet ist atmungsaktiv und zusammen mit dem Roggenstroh etwas elastisch, sofass die Körbe den Transport auf Fuhrwerken ins Alte Land problemlos überstanden. Falls Ihr eienme Korbimker nicht traut, so seht euch die FWF-Filme über die Imkerei Klindworth an. Wenn schon Körbe, dann so wie es in der Heide über Jahrhunderte üblich war, denn unsere Vorfahren hatten reichlich Erfahrung und waren nicht dumm!

    Es grüßt der Heideimker Wolfgang, derHeidjer.

  • Nein, dumm waren sie beileibe nicht, hatten aber nicht so viele Möglichkeiten wie wir heutzutage.


    Inzwischen sehe ich aber ein, daß "die Maibutter" wohl doch ein doppelter Glücksgriff war: Schon damals verfügbar und von kaum einem anderen, auch nicht erst heute verfügbaren Material zu übertreffen.


    Also, wenn schon Umhüllung, dann werde ich mich doch auf eine Kuhwiese begeben (müssen).

    Niemand hat die Absicht, das öffentliche Leben einzuschränken. Niemand hat die Absicht, eine Impfpflicht einzuführen.

  • Bei Arte (?) gab es im Sommer eine Reihe "Die Bienenflüsterer".

    Dabei war auch eine Sendung, in der der dortige Imker seine Beuten auch mit Kuhschiete behandelte. Ich meine mich zu erinnern, daß der genannte Vorteil irgendwie in Richtung Parasiten oder Mäusen etc ging. Und das in einem völlig anderen regionalen Gebiet als der Lüneburger Heide.

    Es wird also seinen Grund haben, daß die Heideimker seit Jahrhunderten ihre Körbe mit Kuhschiete imprägniert haben.

  • Bei Arte (?) ..., daß der genannte Vorteil irgendwie in Richtung Parasiten oder Mäusen etc ging. ...


    Es wird also seinen Grund haben, daß die Heideimker seit Jahrhunderten ihre Körbe mit Kuhschiete imprägniert haben.

    Hallo,


    das ist das Problem unserer Allgemeinmedien: selten berichten diese wirklich fachlich qualifiziert. ;)


    Der Hauptgrund der dünnen Kuhschicht von außen ist in einem elastischen Schutz zu sehen, der dem Stroh und der Wicklung mehr Widerstand gegen äußere Einwirkungen bietet, zum Beispiel beim Hantieren während der Wanderungen.


    Lehzen spricht zwar 1880 auch davon, dass ebenfalls oft die unteren drei Ringe INNEN eingeschmiert werden, um der kleinen Wachsmotte keinen Unterschlupf zu bieten. Dies halte ich jedoch für wenig wirkungsvoll, da Ritzen ohnehin von Bienen verkittet werden.


    LG

    Kai

  • Ich legte mir drei Körbe mit Erweiterungsringen aus einem Dachbodenfund aus dem Norden zu. Wie lange diese nicht mehr in Gebrauch und warum die Imkerei aufgegeben wurde wusste derjunge Verkäufer auch nicht mehr.

    Ich kann diese Körbe dekorativ hinstellen.

    Wenn ich sie besiedele, wie war es in Körben damals mit Faulbrut? Bei Schwarmimkerei war das eigenlich kein Thema. Man weis aber nie.

    lg