Ist das Schwärmenlassen der Bienen moralisch-ethisch abwegig, verwerflich, gar Tierquälerei?

  • Hallo Bienenfreunde!


    Wegen mehrerer hitziger Diskussionen, ja gereizter Streits auf Facebook zu diesem emotional aufgeladenen Thema wäre es nett, Eure Meinungen (vermutlich wohl mit Begründungen) dazu zu erfahren.


    Befürworter des Schwarmverhinderns fahren rhetorisch rasch ziemlich schweres, vorwurfsvolles, polemisches Geschütz auf: "verrecken" oder "krepieren" (lassen), oft noch garniert mit "elendig", und eben auch "Tierquälerei", womit diese gereizte Stimmung in Windeseile entsteht. Auch eine (nicht näher begründete) "Verantwortung" wird schnell als Berechtigung vorgeschoben.


    Auch wenn ich den Tod jeder einzelnen Biene genausowenig mag und mir bekannt ist, daß Schwärme ohne Zuhause keine allzulange Überlebenschance haben (im günstigsten Falle bis in den nächsten Herbst hinein), sehe ich das differenzierter und teilweise anders.


    Vielen Dank für Eure Beitrage im voraus und Gruß


    Freizeitimker

    Niemand hat die Absicht, das öffentliche Leben einzuschränken. Niemand hat die Absicht, eine Impfpflicht einzuführen.

    Einmal editiert, zuletzt von Freizeitimker ()

  • Hallo,


    danke für das Thema. Ich denke, es ist sehr vielschichtig, je nach Aspekt und Blickrichtung gar nicht so einfach zu beantworten. Folgende Widersprüchlichkeiten stellen sich auch mir:


    Als Imker sorgen wir uns um die Bienen, um die Pflege jedes Schwarmes, wohlwissend, dass keine dieser Schwarmbienen (bis auf die Königin) in 3 Monaten noch lebt. Es geht also um den Erhalt eines Volkes (?). Wohlwissend, dass damit eigentlich nur die Königin samt ihrer Gene gemeint ist (?).


    Ist ein toter Schwarm aus 4 kg Bienen "verloren"? Für die Imkerei ja, für die Natur nicht, denn es ist Biomasse, die in den Kreislauf geht. Wieviel % aller Völker überlebt dank der Imkerei den Winter? 90%, kann man sagen. Wieviel % aller Völker würde im mitteleuropäischen Urwald ohne den Menschen überleben? Vielleicht 20% jedes Jahr?


    Und doch blutet (zu Recht) das Imkerherz beim Anblick eines verstorbenen Bienenvolkes.


    Konkret negativ sehe ich die Schwärmerei wegen folgender Begleiterscheinungen:


    • zunehmende Bienenfeindlichkeit der Gesellschaft (Nachbarschaft)
    • Entstehung von potentiellen, unerkannten Faulbrutherden (in Hausdämmungen, hohlen Bäumen etc.)
    • Gefährdung der Imker beim Schwarmfang und vermehrte Inanspruchnahme der Feuerwehr etc.


    Von den betriebstechnischen Nachteilen einer Schwärmerei für die Imkerei will ich mal nicht reden. ;)


    Ich persönlich bin natürlich traurig bzw. verärgert über jeden Schwarm, der mir verloren geht, samt Königin.


    Die Diskussion ist eröffnet. :)


    LG

    Kai

  • Hallo,


    kann ich Dir nicht zustimmen.

    Ich finde Schwärme verhindern gut. Natürlich nicht alle Methoden, Flügel schneiden finde ich nicht gut (verhindert ja auch nicht wirklich das Schwärmen/die Schwarmstimmung). Aber ich finde, wenn es möglich ist, den Schwarm vorwegzunehmen und man konsequent alle Spielnäpfchen und Weiselzellen entfernt (von mir aus auch durch Ablegerbildung, was dann zwar die Genetik sogar auf's Schwärmen selektieren könnte), erspart man sich und den Bienen eine Menge Arbeit/Stress. Und ja, man verhindert auch unnötigerweise zu Tode kommende Schwärme damit.

    Mir kann niemand erzählen, dass man mit Sicherheit alle abgehenden Schwärme bekommt oder kein Schwarm verloren gehen könnte (aktuell prominentes Bsp. Kai, der das Schwärmen ja sogar verhindern wollte). Das Risiko besteht immer.

    Mit der Varroa und anderen nicht selbst durch die Bienen händelbaren Krankheiten, an deren Verbreitung sehr oft der Mensch Schuld hat, können die meisten Schwärme/Völker in der Natur dann auch nicht lange überleben, um von den wenigen Baumhöhlen in Wirtschaftswäldern gar nicht zu reden.


    Meine Erfahrung mit den Immen bisher ist auch, dass die sich oft nicht "intelligent" verhalten (dazu gab es diese Woche einen Beitrag im MoMa, da konnte ich nur lachen). Bsp.: Schwärmen vor einem Gewitter, Abstechen von Königinnen, Verhonigen des Brutnests trotz zusätzlicher aufgesetzter Zarge. Wegen der oben genannten durch den Menschen verursachten Probleme dann wohl auch das Argument der "Verantwortung", das ich auch nur unterstützen kann. Sollte man die Biene als Haustier und nicht als Wildtier, oder nur unter Obhut des Menschen stehend betrachten, hat man diese Verantwortung dann auch daher. Die Zeiten in denen man nur den Honigdieb bei Völkern in Baumhöhlen spielt sind leider bzw. zum Glück (je nach Sichtweise) vorbei. Ich bin dennoch der Meinung, dass die Honigbiene auch als Wildtier gelten sollte, auch wenn sie in Mitteleuropa auch wegen der erwähnten Krankheiten nur noch selten die Chance dazu bekommt. MMn ist sie momentan noch ein unter Obhut des Menschen stehendes Wildtier, das ohne vom Menschen verursachte Probleme bestens alleine klar käme (anders als Z.B. Stadttauben).


    Wegen der verusachten Probleme, ist es besser, die Bienen, die ja sowieso gezwungenermaßen zur Ausbeutung (Honig etc.) in unserer Obhut stehen, auch nicht absichtlich in die Natur zu entlassen. Man hat ja schließlich Wetterberichte und auch wenn die nicht immer zutreffen, kann man dann z.B. die Wettersituation langfristig doch besser einschätzen als die Bienen. Und ja, Imker machen auch Fehler, die die Bienen oft korrigieren können/müssen. Aber versuchen sollte man das bestmögliche für die Tiere, natürlich während man auch Honig etc. erwirtschaftet.


    Wie rechtfertigst du denn das Schwärmen lassen? Ist es moralisch wertvoller das natürliche Vermehren zuzulassen, mit höherem Risiko des Versterbens mancher Schwärme? Ist man zu faul die wöchentlichen bis zweiwöchentlichen Kontrollen durchzuführen? Letzteres denke ich nicht, Schwärme fangen, finde ich anstrengender. Über ersteres kann man debattieren. Hast du noch andere Vorschläge, warum Schwärme gut/besser wären?

  • Moin, um auf den Eingangsbeitrag zurück zu kommen, bei Fb ging es um den gleichgültigen Umgang mit Schwärmen, die kommen schon zurecht muss ich mich nicht um kümmern usw. Das ist eine schwache Ansicht, mMn aber das schwärmen lassen moralisch zu verurteilen ist es auch! Schwärmen ist Natur und so sollten wir es auch sehen und nicht mit aller Gewalt verhindern, natürlich ist es ärgerlich wenn das einzige Volk schwärmt aber lehrreich! Das 80% der Völker nicht lange überleben ist auch in unseren Breiten Auslese, in intakten Habitaten ist das Verhältnis wahrscheinlich ähnlich.

    Von daher, aus Sicht des Imkers Schwärme möglichst verhindern aber aus Gründen des oft zitierten Wesens🤣 der Bienen ist schwärmen zu unterstützen!

    LG

    Dieter

  • Vielen Dank für die insgesamt doch sachlichen und substanziellen Antworten! Auf Facebook ist so ein Diskussion kaum möglich, und beim "anderen Imkerforum" probiere ich es gar nicht erst.

    Ist ein toter Schwarm aus 4 kg Bienen "verloren"? Für die Imkerei ja, für die Natur nicht, denn es ist Biomasse, die in den Kreislauf geht.

    Ich würde es gar nicht mal nur biochemisch sehen (der Kohlenstoff geht sicher nicht verloren), sondern biotisch: So ein Schwarm, der keine Behausung findet, ist auch als Lebewesen auch nicht gleich verloren, denn nach wenigen, spätestens einigen Tagen müssen die Immen sich wieder um die Nektarbeschaffung kümmen und bestäuben dann so ganz nebenbei auch wieder die Blüten.

    • zunehmende Bienenfeindlichkeit der Gesellschaft (Nachbarschaft)

    Das bringe ich mal ganz hart auf den Punkt: Spießer gibt es immer und überall, und die haben immer etwas zu meckern (inzwischen habe ich sogar das Gefühl, daß die das für ihr Wohlbefinden benötigen). Sogar bei solch netten, nützlichen und reinlichen Tieren wie den Bienen. Die stinken nicht, die lärmen nicht (nur leichter Summklang), und wenn man sich nicht allzu nah bei ihren Behausungen aufhält (sollte bei anderen, auch Nachbargrundstücken nicht gegeben sein), dann stechen die auch nicht. Klar, sie "kleckern" etwas, denn auch beim Pollen gibt es unverdauliche Reste.

    Hallo,


    kann ich Dir nicht zustimmen.

    Ich finde Schwärme verhindern gut. Natürlich nicht alle Methoden, Flügel schneiden finde ich nicht gut (verhindert ja auch nicht wirklich das Schwärmen/die Schwarmstimmung). Aber ich finde, wenn es möglich ist, den Schwarm vorwegzunehmen und man konsequent alle Spielnäpfchen und Weiselzellen entfernt (von mir aus auch durch Ablegerbildung, was dann zwar die Genetik sogar auf's Schwärmen selektieren könnte), erspart man sich und den Bienen eine Menge Arbeit/Stress. Und ja, man verhindert auch unnötigerweise zu Tode kommende Schwärme damit.

    Es ist ein Eingriff in das natürlich Verhalten der Bienen, und das dürfte die auch stressen.


    Ja, das Argument mit den verhinderten, nicht überlebenen Schwärmen ist der Knackpunkt schlechthin. Schwärme zu verhindern bedeutet, den Instinkt der Bienen abzuwürgen und sie letztlich vor sich selbst, vor ihrem instinktiven Verhalten zu schützen (!). Sich da einzumischen, ist letztlich die anthropozentrische (und m.E. anmaßende, ist jetzt aber kein persönlicher Angriff!) Gesinnung, daß wir Menschen unentbehrlich sind. Ich habe es auf Facebook wie folgt auf den Punkt gebracht: Wenn man sich nicht um die Schwarmvermeidung kümmert und dann in den Augen mancher ein Tierquäler ist, wie ist es dann bei Stabilbaubetriebsweisen, die Schwarmverhinderung fast verunmöglichen?! Wie ist es dann moralisch zu werten, die Bienen in naturnahe Behausungen (Körbe, Klotzbeuten, Schiffer-Trees) einzulogieren? Oder solche Behausungen auch nur zur Verfügung zu stellen (völlig freiwilliger Einzug ohne Einlogierung)? Dann sind solche Betriebsweisen per se Tierquälerei. Wie ist es dann zu werten, daß die Zeidler Bäume aushöhlten, um die Bienenansiedlung zu fördern? In letzter Konsequenz müßte man dann möglichst alle natürlichen Höhlen schließen, um die Bienen vor dieser Tierqual zu schützen. Spätestens hier sollte doch deutlich werden, daß die Moralisierung, Bienen ihr Vermehrungsgeschäft selbst zu belassen, in eine logische Sackgasse führt.


    Biotisch und juristisch sind die Bienen Wildtiere, auch und gerade, wenn ein Scharm herrenlos ist. Sie können allein überleben und tun das manchmal auch. Im Gegensatz dazu können das echte Haustiere hingegen kaum (unbeschadet mancher Dedomestikationen, aber die sind eher selten).

    Wie rechtfertigst du denn das Schwärmen lassen? Ist es moralisch wertvoller das natürliche Vermehren zuzulassen, mit höherem Risiko des Versterbens mancher Schwärme? Ist man zu faul die wöchentlichen bis zweiwöchentlichen Kontrollen durchzuführen? Letzteres denke ich nicht, Schwärme fangen, finde ich anstrengender. Über ersteres kann man debattieren. Hast du noch andere Vorschläge, warum Schwärme gut/besser wären?

    Rechtfertigen im engeren Sinne tue ich das nicht, weil es keine Pflicht zu einer bestimmten Betriebsweise gibt. Ich muß mich dafür nicht rechtfertigen, die Bienen soweit wie möglich in Ruhe zu lassen und das Vermehrungsgeschäft denen selbst vollständig zu überlassen. Allerdings, ich bin, wie die allermeisten Imker, "Honigräuber", ich bewirtschafte sie. Sie bekommen dafür aber auch eine Gegenleistung.


    Zweiwöchentliche Kontrollen sind "für die Katz'", und bei wöchentlichen Kontrollen bekäme meine Bienen und ich definitiv einen Rappel. Das sind jedesmal massive Störeingriffe in die Völker. Und fehlerträchtig genug sind diese Sichtungen auch.


    Schwärme zu fangen ist etwas, was ich definitiv als geringer aufwendig empfinde. Ich kenne natürlich auch Anbrüter, "Finisher" und Kunstschwärme sowie Ableger, macht alles auch erhebliche Arbeit, und das bei ersterem sogar über etliche Tage. Bei keiner Vermehrungsmethode ist die Volksneugründung so unproblematisch und dynamisch wie mit Naturschwärmen. Bei Stabilbaubetriebsweisen sind nur sie die realistisch möglichen Volksneugründungen. Hinzu kommt, das las ich imal m Deutschen Bienenjournal, daß die "natürlichen Weiseln" also die aus Spielnäpfchen, die größten bzw. "schwersten" (und leistungsfähigsten?!) sind, was schon mit den Eiern/Stiften losgeht. Wundert mich überhaupt nicht, ist doch die ganze Anbrüte- und Ablegerei doch letztlich nur ein Notprogramm, zu dem man die Bienen wegen Weisellosigkeit zwingt (und sie damit, so wirkt es jedenfalls, auch streßt). Außerdem überträgt die Ablegerei Brutkrankheiten, während jeder Schwarm (egal, ob Natur- oder Kunst-) ein Neustart ist und Brutkrankheiten zu übertragen zumindest erschwert und verzögert.

    Moin, um auf den Eingangsbeitrag zurück zu kommen, bei Fb ging es um den gleichgültigen Umgang mit Schwärmen, die kommen schon zurecht muss ich mich nicht um kümmern usw. Das ist eine schwache Ansicht, mMn aber das schwärmen lassen moralisch zu verurteilen ist es auch! Schwärmen ist Natur und so sollten wir es auch sehen und nicht mit aller Gewalt verhindern, natürlich ist es ärgerlich wenn das einzige Volk schwärmt aber lehrreich! Das 80% der Völker nicht lange überleben ist auch in unseren Breiten Auslese, in intakten Habitaten ist das Verhältnis wahrscheinlich ähnlich.

    Von daher, aus Sicht des Imkers Schwärme möglichst verhindern aber aus Gründen des oft zitierten Wesens🤣 der Bienen ist schwärmen zu unterstützen!

    LG

    Dieter

    Didi, Du befürwortest letztlich beides. Macht mich nicht so ganz schlau. Die 80% mögen stimmen, aber wenn ca. 50 % der Schwärme geborgen werden (nach meiner Wahrnehmung dürften es bei meinem Bienenstand eher noch etwas mehr sein, ja, ich weiß, was man gar nicht bemerkt, kann nicht mit einfließen) und die meisten davon in menschlicher Obhut überleben, dann ist die Überlebensquote dank unserer menschlichen Betreuung doch deutlich besser als die Natur.


    Inzwischen bin ich überzeugt, daß ein erheblicher Teil der in imkerlicher Hege und Pflege gestorbenen Völker der Ameisensäure(behandlung) geschuldet ist. Insofern gibt es auch deshalb ständig Bedarf an neuen Völkern. Naturschwärme tragen dazu bei.


    Zusammengefaßt, mich grämt jeder entwischte Schwarm auch und ich finde es schade um ihn, doch die Alternative ist weniger artgerecht und m.E. mit deutlich mehr und für alle Seiten auf die Dauer doch recht stressiger Arbeit verbunden.

    Niemand hat die Absicht, das öffentliche Leben einzuschränken. Niemand hat die Absicht, eine Impfpflicht einzuführen.

  • Warum ist dieses Thema wohl so emotional aufgeladen?
    Ob Du es nun offen aussprichst oder nicht… mit deinen Äußerungen zu „was Du für artgerecht hältst“, zur Ameisäurebehandlung und zu wöchentlichen Schwarmkontrollen unterstellst Du der „konventionellen“ Imkerei letztendlich das gleiche gegen dass Du Dich zur Wehr setzt… Tierquälerei.

    Eventuell sind es einfach 2 Seiten der gleichen Medaille… warum grämt Dich jeder entwischte Schwarm wenn Du nicht auch die Argumente der Gegenseite ein wenig nachvollziehen kannst?

  • Nun gut, wenn die vielen toten Bienen vor der Beute nach von Menschen eingebrachter Ameisensäure keine Tierquälerei ist, was dann?

    … warum grämt Dich jeder entwischte Schwarm wenn Du nicht auch die Argumente der Gegenseite ein wenig nachvollziehen kannst?

    Was redest du denn da?


    Wenn mich entgangene Schwärme grämen, dann habe ich implizit durchaus auch ein gewisses Verständnis dafür, Schwärme zu verhindern, denn das verhindert derlei Gram.


    Logisch, nicht wahr?

    Niemand hat die Absicht, das öffentliche Leben einzuschränken. Niemand hat die Absicht, eine Impfpflicht einzuführen.

  • Nun gut, wenn die vielen toten Bienen vor der Beute nach von Menschen eingebrachter Ameisensäure keine Tierquälerei ist, was dann?

    Lass uns hier keine Diskussion über Behandlungsmethoden starten.
    Das Ziel ist das Überleben des Volkes sicherzustellen mittels einer Art „Chemotherapie“ auf die so ziemlich jeder Imker gerne verzichten würde, da es wie Du auch sagst, ganz offensichtlich eine Qual ist.

    Experimentelle Behandlungen oder nicht zugelassene Behandlungen sind halt nicht für jeden Imker akzeptabel.


    Was redest du denn da?


    Wenn mich entgangene Schwärme grämen, dann habe ich implizit durchaus auch ein gewisses Verständnis dafür, Schwärme zu verhindern, denn das verhindert derlei Gram.


    Logisch, nicht wahr?

    Genau das habe ich doch gesagt… dass Du ein gewisses Verständnis für die Argumente der Gegenseite in Bezug auf Schwärme hast…


    Du gewichtest Deine Argumente und die Argumente der Gegenseite halt nur anders…


    Ich werte z.B. Deine Argumente in Bezug auf Stress und wöchentliche Kontrollen anders als Du.

  • Wenn ich das Thema mal rein praktisch und aus persönlicher Sicht beleuchte sehe ist es so, dass ich nicht gerne einen Schwarm fangen will. Von daher bin ich eher für Schwarmverhinderung aber mir ist wohl klar das es unnatürlich ist. Wir zwingen unsere Bienen das aufzugeben worauf die Natur sie programmiert hat. In der Natur ist alles auf Vermehrung und Arterhalt ausgelegt und genau das versuchen wir zu verhindern und das macht mir an der Sache Bauchweh.

  • Lass uns hier keine Diskussion über Behandlungsmethoden starten.

    OK, stimme ich gern zu.


    Mir ging und geht es nicht darum, die Ameisensäurebehandlung/-behandler anzugreifen, zumal diese sich an die Rechtslage halten. Ich behandelte selber so und war von den Kurz- und Langzeitfolgen "ernüchtert". Es ist allerdings ein Unterschied, ob man die Bienen aktiv mit diesem Medikament konfrontiert oder ob man sie zur Schwarmzeit in Ruhe läßt und ihr eigen Brutding machen läßt (aktiv/passiv). Wenigstens in diesem Forum gibt es für die Entscheidung, ob Schwärmenlassen oder Schwarmverhinderung, eine differenzierte, nüchterne, sachliche Sichtweise und Diskussion.

    Genau das habe ich doch gesagt… dass Du ein gewisses Verständnis für die Argumente der Gegenseite in Bezug auf Schwärme hast…

    Mir ist auch klar, warum Erwerbsimker bevorzugt oder gar ausschließlich die schwarmträgen Buckfastbienen halten. Auf wöchentliche Schwarmkontrollen können die sich genausowenig wie erst recht nicht auf die tägliche Schwarmjagd einlassen.

    Niemand hat die Absicht, das öffentliche Leben einzuschränken. Niemand hat die Absicht, eine Impfpflicht einzuführen.

  • Hallo allerseits,


    um aber nochmal auf die Ausgangsfrage zurückzukommen: nein, ich finde nicht, dass das Schwärmenlassen moralisch-ethisch abwegig oder gar Tierquälerei ist.


    Ob es verwerflich im wahrsten Sinne des Wortes ist, muss jeder an seinen Gegebenheiten und seiner Betriebsweise selber entscheiden. Bei mir hier am Stand wäre es sicher verwerflich, allein schon wegen der feindlichen Nachbarn. Und auch wegen der Höhe der unmittelbaren Bäume.


    Für einen Korb-Heideimker, ohne große Bäume in der Nähe, mit ständiger Überwachung der Völker, ist es natürlich nicht verwerflich, sondern hier gehört das Schwärmen zwingend zur Betriebsweise dazu.


    LG

    Kai

  • Ein weiterer Vorteil des Schwärmenlassens ist der, daß alle Völker, von denen schwärmte (außer den wenigen, die sich leerschwärmen, das hatte ich aber noch nie) gleich eine frische Weisel haben, und das ohne jegliche imkerliche Arbeit.

    Niemand hat die Absicht, das öffentliche Leben einzuschränken. Niemand hat die Absicht, eine Impfpflicht einzuführen.

  • In einer varroafreien Natur überleben angeblich 20% aller Schwärme den ersten Winter. Mit Varroa wahrscheinlich deutlich weniger. Dennoch halte ich es nicht für moralisch bedenklich Bienen schwärmen zu lassen. Die Natur hat es so eingerichtet.


    Gründe, warum ich Maßnahmen zur Schwarmverhinderung ergreife:


    -Wirtschaftlichkeit: Frühtracht-Ernte ist an meinem Standort immer mehr Glücksspiel. Zuverlässig ernte ich nur im Sommer, aus der Tracht nach Ende der Schwarmzeit (Ende Juni bis Mitte Juli).


    -Ärger mit Nachbarn vermeiden

  • Ärger mit Nachbarn vermeiden

    Wenn mir jemand dumm kommt, was ich zum Glück noch nicht hatte, gibt es erstmal kein sonst obligates Glas Honig, weiterhin mache ich demjenigen klar, daß der Schwarm nicht nachgewiesenermaßen von mir stammt, daß es natürliches, instinktives, nicht wirklich unterdrückbares Bienenverhalten ist und zuguterletzt, daß ich nicht verpflichtet bin, den Schwarm zu bergen (dazu jedoch sogar eigenmächtig berechtigt). Dann bleibt die Bienentraube eben da, wo sie ist. Kann er als Laie ja versuchen, sie zu beseitigen (oder sich mit ihr zu arrangieren). Bin ja mal gespannt, ob spätestens bei dem letzten Argument auch ein Bienenhasser einknickt und klein beigibt.

    Niemand hat die Absicht, das öffentliche Leben einzuschränken. Niemand hat die Absicht, eine Impfpflicht einzuführen.

    2 Mal editiert, zuletzt von Freizeitimker ()

  • Wenn mir jemand dumm kommt, ...

    Habe ich ja alles schon mitgemacht, spreche daher aus reicher Erfahrung. ;) Von wild keifenden Nachbarsgattinnen auf Imkers Grundstück über Androhung Anzeige, Einschaltung Ordnungsamt bis hin zum Gang zum Schiedsmann, Anwalt und Gericht.


    All das passierte in den letzten 4 Jahren. Braucht man nicht wirklich.


    Theoretisch möglich sind dann noch Frevel, Vergiftung von Bienen, körperliche Auseinandersetzung. Soll es auch alles geben zwischen Nachbarn. ;)


    LG

    Kai

  • Ab und zu Mal ein Schwarm hat mir bisher auch noch keiner übel genommen. Ganz im Gegenteil, das war für alle bisher eher ein Spektakel (ist ja auch toll anzuschauen).


    Ich möchte halt keinen Ärger provozieren. Hätte ich ständig einen Schwarm im Garten - und dann auch noch als nicht-Imker - irgendwann wäre es mir auch zu blöd.

  • Weil's auch hier passt - verwerflich oder nicht verwerflich?:


    Bienenalarm in der Kita - riesiger Schwarm vertreibt Eltern und Kinder:



    LG

    Kai

  • Verwerflich ist, wie die Verwaltung gehandelt hat. Von den 10 Imkern im Ort sind viele garantiert auch Nichtimkern bekannt. Die Verwaltung hat sich überhaupt keine Mühe gegeben, eine bienenfreundliche Lösung zu suchen bzw. zu finden, und zudem noch frech gelogen, denn die Imker sind bekannt und mindestens die meisten von denen auch mit ihrer Haltung behördlich angemeldet. Nutztiere getötet, wirklich eine Bravourleistung (auch in pädagogischer Hinsicht gegenüber den Kindern).

    Niemand hat die Absicht, das öffentliche Leben einzuschränken. Niemand hat die Absicht, eine Impfpflicht einzuführen.

  • Moin, ich kann die Angst der Eltern nachvollziehen. Vor 4 Jahren fragte mich eine Kita Leiterin ob ich event Bienen im Kiga aufstellen möchte. Sehr gerne, nur was ist mit den Eltern? Antwort: die werden nicht gefragt! Also ein Volk da hin gestellt und auf Reaktionen gewartet und es kamen natürlich die allgemeinen Bedenken wie, und wenn mein Kind gestochen wird oder es ist allergisch? Nach mehreren aufklärenden Gesprächen und der Tatsache das kein Kind gestochen wurde waren sogar die ängstlichsten Mütter beruhigt. Mittlerweile wird es sogar als naturgegeben aktzeptiert wenn ein Kind barfuss in eine tote Biene tritt und gestochen wird.

    Und die Kinder warten schon ungeduldig das sie wieder Honig aus bienenbesetzten Honigwaben kratzen dürfen. Was ich damit sagen wollte ist, das heute das Verhältnis zur Natur sehr gestört ist und man nicht oft genug aufklärende Gespräche führen sollte.

    LG Dieter