Warum es keine Varroaresistenz / Varroatoleranz geben wird


  • Jo, danke schön.


    Liest sich alles sehr schön, tolle Projekte, in denen sich viele wiederfinden oder selbstverwirklichen können. Handfeste Ergebnisse sind leider nicht zu finden.


    Die Darstellungen bestätigen meine Vermutung: hier wird der Bienenmarkt von morgen kreiert, nicht aber eine varroatolerante- oder -resistente Biene.


    Aber auf jeden Fall interessante Links. Wir werden es weiter verfolgen. Auf jedenfall wert für ein intensiveres, kritisches Video dazu.
    LG
    Kai

  • Die Darstellungen bestätigen meine Vermutung: hier wird der Bienenmarkt von morgen kreiert, nicht aber eine varroatolerante- oder -resistente Biene.


    Nun ja, einigen geht es wohl kaum darum "eine goldene Kuh melken" zu wollen...
    Zitat: " 1. Zucht von Buckfast- und Carnicalinien, die dem Zuchtziel der jeweiligen Rasse entsprechen und einen hohen VSH-Wert haben (mind. 75%). Die Selektion erfolgt durch die Ein-Drohn-Besamung
    2. Bereitstellung dieser Linien als Drohnenspender für die instrumentelle Besamung und Belegstellen
    3. Einbringen der sog. "Resistenzgene" durch die Drohnen der besamten oder belegstellenbegatteten Königinnen in die Landbienenpopulation"


    Ich freue mich schon sehr auf dein nächstes interessantes, intensives und kritisches Filmchen.
    Das ist schon OK was du da machst! Es muss möglichst offen darüber diskutiert werden dürfen!
    Mit besten imkerlichen Grüßen
    Michael

  • Moin,
    ich habe da ein Verständnisproblem mit der 1 Drohnbesamung. Ich habe gelernt das der Drohn keinen Vater, sondern nur einen Großvater hat, also eine Kopie der Mutter ist. Da man aber davon ausgeht das die Königin , zum Erhalt der Vielfalt, von mehreren Drohnen begattet werden muß, ist bei der 1 Drohnbesamung die Gefahr der genetischen Verarmung doch sehr groß? Oder habe ich da einen Denkfehler?
    LG Dieter

  • Hallo Dieter,


    die Ein-Drohnbesamung ist auch nur ein lästiger Zwischenschritt, um eine bestimmte Hürde zu meistern. Es wird in der aktuellen Forschung davon ausgegangen, dass die VSH-Eigenschaften rezessiv vererbt werden. Das bedeutet, um ein Volk mit reproduzierbar zu bewertenden VSH-Eigenschaften zu haben, müssen zunächst Mutter und Vater der späteren Arbeitsbienen über dieses rezessive Merkmal verfügen. Nun verfügt man in der Anfangsphase nur über wenige Völker mit dem vermuteten Potential. Erst eine Ein-Drohnbesamung lässt die Sache klar erkennbar werden. Solche Königinnen sind aber nicht vollwertig begattet und lassen sich auch nur einen Sommer nutzen. Diese Zeit muss leider genügen, um gezielte Anpaarungen mit mehreren Testvölkern durchzuführen. Sobald man einen Genpool hat, der über genügend VSH-Erbanlagen verfügt, kommt die Ein-Drohnbesamung logischerweise nicht mehr zum Einsatz, da sich damit niemals vollwertige Königinnen für Wirtschaftsvölker bereitstellen lassen.


    Diese Ganze Startphase ist mit sehr viel Buchführung und einer gründlichen Milbenzählung in der Brut verbunden.


    LG Johannes


    Zuchtkoordinator im Bundesverband Dunkle Biene Deutschland e.V.

    http://www.bv-dunkle-biene.de/
    Eine Mitgliedschaft in unserem Verein ist ein guter Beitrag zum Erhalt unserer einheimischen Dunklen Biene. Wir wollen die imkerlichen Kräfte bündeln und Interessenten und Züchter näher zusammenbringen.


    Infos zur mir und meinen Bestellmöglichkeiten gibt es auf meiner Webseite: https://www.dunkle-bienen.com/

  • Danke Johannes für die Erklärung.


    Wenn das aber so ist, dann kann ich die "Befürchtung" von Kai durchaus verstehen.
    Das Ganze ist eine sehr zeitaufwändige, langwierige Arbeit mit ungewissen Ausgang. Aber wenn man was ändern will, muß man diesen Weg wohl gehen. Ich wünsche Euch allen die diese Arbeit machen viel Erfolg,
    LG Dieter

  • Hallo zusammen!


    Eine Resistenz gegen die Varroa wird es wohl nie geben, eine gewisse Toleranz aber vielleicht schon. Nichtsdestotroz kann auf eine Behandlung auch in Zukunft nicht verzichtet werden. Es gibt immer Völker mit weniger Milben als die anderen, obwohl diese gleich gehalten und behandelt werden. Genau diese Völker sollten genauer beobachtet und auch vermehrt werden. Bei der Zucht sollten die Eigenschaften der Bienen eher in Richtung Toleranz und Sanftmut gelenkt werden, der Honigertrag sollte eher eine untergeordnete Rolle spielen. Wer mit dem Honigertrag nicht auskommt, sollte halt mehr Völker halten. Mir ist die Gesundheit meiner Bienen wichtiger als ein Glas Honig mehr oder weniger. Festgestellt habe ich auch, dass die Milbenbelastung in Styroporbeuten höher ist als in Holzbeuten. Die Erklärung hirfür ist wahrscheinlich, dass die Völker früher anfangen Brut anzulegen und die Milben somit mehr Zeit haben sich zu vermehren. Auch hierbei läuft es wieder auf den Ertrag hinaus, die Völker sollen sich im Frühjahr (zu) zügig entwickeln und mit ihnen auch die Varroa. Ich züchte von Völker nach die Sanftmütig, über einen längeren Zeitraum wenig Milben haben und spät anfangen Brut anzulegen. Einfach mal darüber nachdenken und dann erst Kritik äussern.
    L.G.
    Marko

  • Hallo Marko,


    es ist aber keineswegs so, dass viel Honig = viele Milben bedeutet. Eher das Gegenteil ist richtig: Ist ein Volk gesund, sammelt es auch fleissig. Leidet es hingegen stark unter den von Milben verursachten Sekundaererkrankungen, verliert es zahlreiche Flugbienen und kann demzufolge nur noch wenige sammeln.

  • Moin,
    Völker müßen sich im Frühjahr rasant entwickeln. Denn die Trachtsituation hier im Norden ist nun mal so, auch ohne Landwirtschaft und auch ohne den Honigdieb Imker. Nach der Frühtracht kommt nicht mehr so sehr viel, Wenn man seine Völker aufmerksam beobachtet, sieht man das Spätentwickler früh gefüttert werden müßen und auch einen höheren Milbenfall haben. Das sind auch meistens die Völker die im Spätsommer plötzlich nicht mehr da sind. Dann heißt es oft:" Die bösen PSM"


    LG Dieter

  • Moin
    Mich interessiert in erster Linie, ob überhaupt noch eine Notwendigkeit für Behandlungen besteht.
    Heißt, was passiert konkret, wenn ich unter gewöhnlichen Umständen keinerlei Hilfestellung bzgl. Varroa mehr leiste.
    Diese Frage ist meines Erachtens nicht geklärt.
    Gruss, Elk

  • Diese Frage wird alljaehrlich von nicht eingefangenen Schwaermen beantwortet.


    In unserem Nachbarort hat sich 2018 ein solcher in der Hohlwand einer Garage eingerichtet. Der Besitzer (der Garage) findet es lustig und dabei ist es dann auch geblieben. Kein Einfangversuch, weil der bauliche Schaden viel zu gross ist. Keine Behandlung. Und in 10km Umkreis auch keine industrielle Landwirtschaft. Mitten im Gebirge.


    Ende Oktober gab es die Bienen dort noch.


    Ich denke, die koennen den Winter vielleicht ueberleben und sich im Fruehjahr durchaus entwickeln. Im Herst 2019 ist dann aber sicher Schluss. Hoechstens sie schwaermen und finden wieder einen netten Menschen mit einer Hohlwand. Dann geht das Spiel von vorn los.


    Will sagen, mit etwas Glueck kann man mit so einer Schwarminkerei Voelker auch ohne TAM durchbringen. Die jaehrliche Verlustrate wird sich vermutlich um die 50% bewegen, wenn man die Altvoelker bereits Mitte Sommer aufloest, Brutwaben einschmilzt, und nicht in die Verluste einrechnet. Der Honigertrag duerfte sich dabei etwa auf dem Niveau der Zeitlerei vergangener Jahrhunderte bewegen. Ob das bewusste Sterbenlassen der Altvoelker aus dem Blickwinkel des Tierwohls vertretbar ist, darueber kann man streiten. Auf jeden Fall zuechtet eine solche Betriebsweise auf Dauer keine Supermilben.

  • Moin
    Freie Schwärme haben an sich ein geringe Überlebenschance.
    Zumeist werden wir auch nicht die Ursache ihres Ablebens erfahren.


    Ich möchte nur auf einen Punkt aufmerksam machen, der mal geklärt werden sollte.
    Alles, was wir haben, sind Vermutungen, nach denen wir (be)handeln.


  • Hier kann man bissl querlesen...


    http://www.toleranzzucht.de/zu…amm/toleranzbelegstellen/


    L. G.


    Danke Rene, ja, liest sich interessant und verheißungsvoll, sehr professionell gemacht.


    Bei mehrfachem Lesen fällt aber auf, so meine Meinung, dass dies natürlich zunächst erstmal theoretische Überlegungen sind, wie eine "solche Toleranzbeschickung" in die Praxis umgesetzt werden kann.


    Hinweise, welche Gene und Eigenschaften nun wirklich für eine "Toleranz" verantwortlich sind, fehlen. Erst recht Hinweise auf bereits erzielte Erfolge.


    Trotzdem bin auch ich gespannt, wie es mit der Toleranzzucht weitergeht, die jetzt schon 10 Jahre besteht (seit 2009).


    LG
    Kai

  • Einiges ging ja schon voran. Wenn sich auch nicht alle Hoffnungen erfüllt haben. So dachte man ja auch mit der Primorski die Lösung aller Probleme gefunden zu haben und holte sie hier her. Leider sahen die Ergebnisse anders aus. So ganz ohne Behandlung geht's halt noch nicht. Auch mit 5,1 Zellmaß nicht. Im Vergleich zum Beutenkäfer ist die Milbe aber das weit geringere Übel. Ich freue mich, dass es Leute gibt, die sich dieser enormen Fleißarbeit hingeben...


    Hat jemand hier schon mit der Primorski gearbeitet?

  • Im Jahresbericht 2018 der Uni Hohenheim findet man etwas zum kuerzlich vorgenommenen Ringtest "varroaresistenter" Herkuenfte. Zitat:

    "In drei Populationen europäischer Honigbienen in Norwegen, Frankreich und Schweden überleben Bienenvölker durch natürliche Selektion seit über 10 Jahren ohne Varroabehandlung. Durch die

    schweizer Ricola Foundation gefördert, wurden seit Sommer 2016 in 7 EU-Ländern Nachkommen der drei vorselektierten Herkünfte untersucht, darunter auch in Hohenheim. Es sollte geklärt werden, ob die Völker auch bei uns ohne Varroabehandlung überleben können, und welche Eigenschaften des Bienenvolkes dafür verantwortlich sind. Wie im Jahresbericht 2017 beschrieben, brachen nahezu alle der im Sommer 2016 als Kunstschwarm erstellten 39 Völker bereits bis Ende 2017 – also innerhalb von knapp 1,5 Jahren – aufgrund des hohen Varroabefalls zusammen. Die restlichen 4 Völker wurden im Januar 2018 abgeräumt. Bei den Kooperationspartnern war die Mortalitätsrate teilweise etwas geringer, doch ebenfalls mit sehr hohen Verlusten aufgrund des starken Anstiegs des Varroabefalls.

    Fazit: Ohne Varroabehandlung überleben zumindest unter unseren Bedingungen in Hohenheim Bienenvölker – selbst wenn sie „vorselektiert“ sind - keine 2 Jahre!"

  • Fazit: Ohne Varroabehandlung überleben zumindest unter unseren Bedingungen in Hohenheim Bienenvölker – selbst wenn sie „vorselektiert“ sind - keine 2 Jahre!"

    Wenn man Kö s von irgendwo 1000 km weiter in eine andere Gegend bringt, wird das nichts. Ist schon lange bekannt.


    Varratolerante Eigenschaften entstehen aus lokalen Bedingungen aus lokal angepassten Bienenvölkern. Die Vorgänge dabei und Eigenschaften der Toleranz können jeweils von Standoort zu Standort verschieden sein und sind schlecht der gar nicht übertragbar.


    lg

  • ...Varratolerante Eigenschaften entstehen aus lokalen Bedingungen aus lokal angepassten Bienenvölkern. ...

    Hallo Bienenalex,


    danke für Deinen Hinweis. Es klingt gut, nur dafür gibt es leider keinen einzigen seriösen Nachweis, der Überprüfungen standhält. Selbst das immer wieder zitierte "Gotland-Projekt" hat doch letztendlich gezeigt, was "angepassten Bienen" in einer natürlichen Umgebung ohne Einfluss des Menschen passiert:


    Die Varroa-Milbe rottet unsere Apis mellifera aus.


    Aus einer ehemals großen Population sind nur wenige Krüppel übrig geblieben, die der Mensch letztendlich eingesammelt hat. Es wäre schön, wenn Du Recht hättest, aber aus allen Beobachtungen und Literaturhinweisen weltweit glaube ich nach wie vor an folgenden evolutionären Vorgang:


    Die Varroa rottet unsere Apis mellifera aus.


    Und ich glaube weiterhin: weder "naturbelassene" noch züchterische Prozesse werden diesen Vorgang ändern.

    LG

    Kai

  • Vielleicht liegt das Problem ja im Ansatz: Sollte man sich vielleicht nicht nur auf die Zucht varroaresistenter Bienen konzentrieren sondern zusaetzlich auf die Zucht bienenvertraeglicher Milben? Ueberleben die Bienenvoelker an manchen Standorten vielleicht deshalb, weil der Parasit dort weniger aggressiv ist? Weil dort die besonders aggressiven Milben bereits mit ihren Wirten verstorben sind? Und andernorts viel gefaehrlichere Milben existieren, welche erst durch permanentes Behandeln herausselektiert wurden unnd denen die "resistenten" Bienen nicht gewachsen sind?


    Ich will jetzt nicht auf den "Zug" der Nichtbehandler aufspringen. Das ist Unfug. Aber ich denke, es wird bei der ganzen Behandlerei einfach zu kurzfristig gedacht. Das ist uebrigens einer der Gruende, warum bei meinem Konzept der Varroabekaempfung Fangwaben einen festen Platz haben: Ich schoepfe damit die besonders vermehrungsfreudigen Milben ab.

  • Vielleicht liegt das Problem ja im Ansatz: Sollte man sich vielleicht nicht nur auf die Zucht varroaresistenter Bienen konzentrieren sondern zusaetzlich auf die Zucht bienenvertraeglicher Milben? Ueberleben die Bienenvoelker an manchen Standorten vielleicht deshalb, weil der Parasit dort weniger aggressiv ist? Weil dort die besonders aggressiven Milben bereits mit ihren Wirten verstorben sind? Und andernorts viel gefaehrlichere Milben existieren, welche erst durch permanentes Behandeln herausselektiert wurden unnd denen die "resistenten" Bienen nicht gewachsen sind?

    Diese Milben sind Ektoparasiten und damit per se für ihren Wirt schädlich, aber nicht im eigentlichen Sinne "aggressiv". Das sind eher Beutegreifer gegenüber ihren Beutetieren, aber auch das nicht im strengen Sinne.


    Ich gebe Ihnen aber insofern recht, als daß die Evolution tatsächlich manchmal Parasiten hervorbringt, die es gelernt haben, im eigenen langfristigen Interesse Maß zu halten. "Verträglich" ist aber arg euphemisiert, denn die Schadens-Nutzens-Bilanz ist bei Parasitentum immer einseitig. Die Regel ist eine Zurückhaltung aber nicht, vielmehr ist die Versuchung allermeistens viel zu groß, bei den wehrlosen Ressourcen maßlos gierig zuzuschlagen (gilt auch für unsere Art), auch wenn das irgendwann den eigenen Untergang bedeutet, als daß man ihr widerstehen könnte. Die Evolution ist nicht intelligent, und planen tut sie erst recht nicht. Bei den Varroae ist derlei Maß-/Zurückhaltung noch nicht bekanntgeworden. Im Gegensatz, läßt man die Bienen mit den Biestern allein, ist das Endresultat (fast) immer das gleiche, nämlich ein jämmerliches!

    Niemand hat die Absicht, das öffentliche Leben einzuschränken. Niemand hat die Absicht, eine Impfpflicht einzuführen.