Arbeitstagung Varroaresistenz 2033 - die Diskussion ist eröffnet

  • Am 11.-12. März 2023 fand die erste Arbeitstagung "Varroaresistenz 2033" in Veitshöchheim statt.



    Unter Führung von 6 Dachorganisationen, darunter


    • Bundesverband Dunkle Biene Deutschland e. v.
    • Gemeinschaft der europäischen Buckfastimker (GdeB)
    • Deutscher Imkerbund


    soll die Züchtung einer Bienen angestoßen und koordiniert werden, die innerhalb der nächsten 10 Jahre varroaresistent ist und ohne Medikament, möglicherweise ohne jegliche Behandlung der Varroa widersteht.


    Ist dies möglich? Auf Eure Meinungen bin ich gespannt.


    Link zum Bundesverband: https://www.bv-dunkle-biene.de…iel-varroaresistenz-2033/


    Link zum Projekt: https://varroaresistenzprojekt.eu


    LG

    Kai


  • Moin, Hut ab vor den Züchtern die das versuchen! Ist eine Sysiphusarbeit aber ich glaube auch nicht das in den nächsten 10 Jahren das gelingt. Evolution ist eine auf Jahrhunderte angelegte " Erfindung". Ich persönlich glaube das es nur auf dem harten Weg gelingen kann aber das wäre der Supergau für Imker.

    Gruss Dieter

  • Ist dies möglich?

    Kaum, weil das schon zu oft prognostiziert, aber nicht gehalten wurde. Und 10 Jahre sind beileibe wenig Zeit, gerade einmal 10 Generationen.


    Zur Zeit stöbere ich in alten Deutschen Bienenjournalen, so um 2010. Ich kann mich an ein Exemplar erinnern, in dem beschrieben wird, wie jemand der Varroa freien Lauf läßt und nach dem großen Einbruch (auf immerhin nur rund einem Drittel, er rechnete mit noch mehr Verlusten) seine Völker anzahlig allmählich wieder wachsen. Und, was ist daraus geworden? Eben!

    Niemand hat die Absicht, das öffentliche Leben einzuschränken. Niemand hat die Absicht, eine Impfpflicht einzuführen.

  • Diese Auslesearbeit ist super wertvoll und eine hervorragende Initiative. Aber man sollte bloß nicht erwarten, dass die Varroaresistenz sich von heute auf morgen entwickelt. Es ist ein langwieriger natürlicher Prozess, der Jahrzehnte dauern könnte.

  • Hallo

    schon komisch.

    vom Bundesverband Dunkle Biene war letztes Jahr zu vernehmen, dass für die Dunkle Biene nur eine Erhaltungszucht (also nur Vermehrung) vorgesehen ist. Wurde so gegenüber auch im geposteten Gespräch zwischen Johannes und DIB Präsident Thorsten Ellmann so vermittelt.

    Ich war jetzt 4 Jahre beim SetBie Projekt dabei.

    Mit reiner Erhaltungszucht, denke ich, wird der Zuchtfortschritt zu gering sein, um in den nächsten 10 Jahren eine irgendwelche geartete Varroatoleranz gefunden werden kann.

    Ich finde , die Zeit von 10 Jahren ist schon sportlich.....irgendwie eine Art von Durchhalteparole


    Wenn die Wissenschaft tatsächlich dahingehende Toleranzgene finden kann, die dann auch noch im aktivierten Zustand erhalten bleiben über Bienengenerationen. Dann, ja dann, kann es etwas werden !

  • Hallo Kai,

    ich habe mir gestern den Live Stream von Ralf auch angesehen und fand das auch recht sportlich.

    Besonders, da in den fast 4 Jahrzehnten seit der Verbreitung der Varroa in D nur Säuren zu Behandlung gefunden/empfohlen wurden.

    Was Toleranzgene betrifft, bin ich zu wenig im Thema, um das auch nur ansatzweise beurteilen zu können.

    Die asiatische Biene hat ja eine Strategie gegen die Varroa - wenn der Befall zu hoch wird, Koffer packen und neue Wohnung suchen.

    Und die europäischen Bienen scheinen das nach meinen Erfahrungen und was ich erlebt/gesehen habe, auch in den Genen zu haben. Nur ist das nicht das, was wir Imker möchten - schwärmen und in eine neue Wohnung umziehen.

    Aus eigener Erfahrung kann ich auch sagen, dass meine Völker besser über den Winter gekommen sind, bei denen im Vorjahr eine Teilung erfolgte - ein Königinableger und der Rest hat sich eine neue Königin gezogen.

    Also muss da was dran sein und deswegen werde ich Anfang Juni die TBE mit Fangwabe machen. Diese Methode soll 96% der Varroen reduzieren und ich erspare dadurch die Ameisensäurebehandlung bei den Mädels, die mein Bauch noch nie so wirklich mochte.

    Danach können die Mädels im Juli Honig im Brut- und in einem Honigraum einlagern zur Überwinterung.


    Ich glaube, es ist ein Puzzle aus mehreren Teilen mit dem Hauptblick darauf - die Mädels wissen am besten, was für sie gut ist.

    Oder an uns Imker...manchmal ist sicherlich weniger mehr.

    Deswegen bin ich auch eine Freundin der 1,5 DNM Segeberger mit angepassten Brutraum - Platz vorhanden und dadurch keine sichtbare Störung bei den Mädels bei der Durchsicht. Meine Landrasse (Mix wohl aus allem) tütteln bei der Durchsicht einfach ohne Rauch weiter.


    Auch eine Kennzeichnung der Oberträger an einer Seite hilft, dass man die Wabe wieder so einhängt, wie sie drin war. Und wenn man die Mädels so wenig wie möglich stört durch solche Maßnahmen, haben sie auch Zeit zum gegenseitigen Putzen und entfernen von Varroen.


    Und wenn ich dann das natürliche Schwärmen durch eine TBE immitieren kann und damit gleichzeitig den Varroadruck im Volk reduziert kann, so wie bei einem Schwarm - dann sollte das den Mädels gefallen.


    P.S.: Ein Schelm, wer nun böses denkt - aber seit 4 Jahrzehnten gibt es immer nur die gleichen Mittel, die die Varroa in Schacht halten - nichts für Ungut, aber wir reden da um eine Menge Geld!

    Wer sollte also ein Interesse daran haben, dass die Varroa in D durch ein wirksames Verfahren verschwindet? Die Vertreiber der zugelassenen Mittel sicherlich nicht.

  • Ja Klaus,


    der Bundesverband ist kein statischer Verband, sondern ein sehr aktiver. Das Ziel, die Bienen und auch die Imker von chemischen Behandlungsmethoden zu befreien und der "Genbiene" der Industrie zuvorzukommen, ist uns ein ausreichend lohnendes Ziel gewesen, diese Initiative der Imker Deutschlands mit zu unterstützen. Die Zuchtordnung hat sich ansonsten nicht verändert, nur dass das Merkmal "Varroatolleranz" in Zukunft mit berücksichtigt werden wird. Das ist alles auf unserer Webseite zu lesen, die Kai oben bereits verlinkt hat (https://www.bv-dunkle-biene.de…iel-varroaresistenz-2033/). Natürlich stellt es die (Erhaltungs-)zucht vor enorme Mehraufwendungen, dennoch tragen wir dieses Ziel mit voller Überzeugung mit.
    Dass es möglich ist, dieses Ziel zu erreichen, haben Paul Jungels und sein Team in Luxemburg bereits erfolgreich bewiesen. Auch sind 10 Jahre nicht mit 10 Generationen gleichzusetzen. Ich lese in den Beiträgen oben eine große Unwissenheit in der Imkerschaft heraus, der es für uns als Verbände nun zu begegnen gilt. Es wird in den nächsten Monaten und Jahren eine Vielzahl Veranstaltungen zu diesem Thema geben und ich kann nur alle motivieren, sich an dieser Mammutaufgabe im Interesse der Bienen, der Imker und der Honigkonsumenten zu beteiligen. Natürlich stehen die Verbände für Fragen stets zur gern Verfügung.

    Auf ein erfolgreiches Bienenjahr!

    Beste Grüße


    Jan



    1. Vorsitzender im Bundesverband Dunkle Biene Deutschland e.V.

    http://www.bv-dunkle-biene.de/

    Eine Mitgliedschaft in unserem Verein ist ein guter Beitrag zum Erhalt unserer einheimischen Dunklen Biene. Wir wollen die imkerlichen Kräfte bündeln und Interessenten und Züchter näher zusammenbringen.

  • Danke Jan!


    Ich will deinen Beitrag mal zum Anlass nehmen.


    Ich weiß, es ist für den Verband - und auch für alle Bienenhalter - und auch im Besonderen für mich - ein Spagat.

    So hat es auch Johannes gesagt!

    Aber:

    Alle reinrassigen Dunklen - die nicht "varroatollerante Eigenschaften" zeigen, werden von der Vermehrung (der Dunklen) ausgeschlossen!

    Und da stellt der Verband eigentlich - nach meiner bescheidenen Meinung - die Varroatolleranz über die Erhaltungszucht der Dunklen.


    Sehr grob und pessimistisch gesagt. Was wird der Verband - WIR - machen bei:

    Eine Carnica- oder Buckfast-Linie ist "V-Tollerant".

    Was geschiet dann mit den reinen dunklen KÖ's?

    Werden die alle abgedrückt? Was wird dann aus unserer Vereinsarbeit?


    Ich will nicht gegen den BV und schon gar nicht jemand kritisieren, es ist einfach nur meine Meinung, meine Fragen,

    Wichtig wäre mir, solche Dinge erst mal im Verband zu "besprechen" - vor den Aktivitäten.

    Ich bin ein "altes Eisen", trotzdem erst seit 2019 Bienenhalter - also ein sogenannter "Jungimker". Habe mir aber einen Bienenpaten gesucht, der halb so alt ist wie ich ... weil ich zu ihm Vertrauen habe - nicht nur als Bienenhalter!

    Ich bestehe auch darauf, dass unser "junger" Vorstand, das weiter in der Hand behält. Ich bin aber etwas skeptisch gegen das ganze "Moderne", manche bezeichnen es fälschlich als "zukünftig" oder gar "wissenschaftlich". Wir befinden uns in einer "speziellen Zeitsituation.

    Mancher wird es als befremdlich befinden, das ICH alles so hier - öffentlich - schreibe. Mir ist aber die Wahrheit - eines jeden Einzelnen - sehr wichtig.

    Vielleicht möchte Kai dazu einen neuen Bereich machen - mich würde es freuen!


    Ich wünsche euch allen einen guten Frühling - Rolf

  • Lieber Rolf,


    hab vielen Dank für Deine offenen Worte und die Gedanken, die Du Dir machst und uns daran teilhaben lässt. Nur im Austausch, im Dialog lassen sich solche großen Herausforderungen und die damit verschiedenen Sichtweisen gemeinsam bewältigen.


    Ich sehe, dass wir hierzu unbedingt noch einmal eine Veranstaltung (oder mehrere) organisieren müssen. Diesen Freitag 20 Uhr werden wir dazu auch noch etwas sagen. Ich möchte versuchen, auf einige Deiner Fragen kurz zu antworten (bin gerade kurz angebunden).


    Die Varroamilbe ist in Europa nicht heimisch und auch nicht auf natürlichem Wege hier hergekommen. So hat die Mellifera, wie alle anderen Westlichen Honigbienen, keine Möglichkeit zur Anpassung an diesen Parasiten bekommen. Die medikamentellen Behandlungsstrategien der letzten Jahrzehnte haben zu keinerlei Verbesserung der Situation geführt. Im Gegenteil, sie haben die weitere Anpassung der Varroamilbe an die für sie neue Situation erst ermöglicht. Sicher haben einige Völker dank dieser Behandlungen überlebt, aber immer nur mit erheblichem Aufwand und entsprechenden Nebenwirkungen. Nun gibt es von Beginn an Imker, die einen anderen Ansatz verfolgt haben. Diese wurden verlacht oder schlimmstenfalls angefeindet. Jetzt haben sie aber vorzeigbare Erfolge erzielt und diese haben nach weiteren Jahren der Auseinandersetzung langsam zu einer Einsicht geführt. So kann es nicht weiter gehen. Die Zusammenarbeit mit den anderen Imkerverbänden hat inzwischen zu dieser (durch die Buckfastimker initiierten) Initiative geführt. Wir haben im Vorstand darüber diskutiert und waren uns nach längerem Hin und Her sicher, dass es wichtig ist, die Medikamente aus der Imkerei verbannen zu können und damit die Bienen zu ermächtigen, mit ihrem Parasiten selbst klarzukommen. In der Natur hätte es eine solche Selektion auch geben müssen. Eine Dunkle Biene, die ohne äußere Hilfe nicht mit der Varroatose überleben kann, wird keine Zukunft haben, nirgends. Aus diesem Grund haben wir uns schweren Herzens dazu entschieden, unsere sehr konsequente Zuchtordnung, um diese essenzielle Eigenschaft zu erweitern. Die komplexen Hintergründe und auch die sehr umfangreichen Methoden, die dazu zum Einsatz kommen, gilt es jedoch zu kommunizieren. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass wir im Austausch bleiben.


    Königinnen, die nicht zur Zucht herangezogen werden, werden nicht abgedrückt, das steht auch so in unserer Zuchtordnung, das verbietet die Erhaltungszucht. Wir bleiben natürlich unseren Werten treu, nur die absolut unvermeidliche Selektion auf Varroatoleranz musste in die Erhaltungszucht Einzug halten.


    Neben den Medikamenten gibt es eine durchaus weitreichendere Bedrohung. Diese stellt die Industrie für uns Imker dar. Es laufen bereits konkrete Maßnahmen, eine gentechnisch veränderte Einheitsbiene zu schaffen und damit die Imkerei vollkommen in die Hände der Konzerne zu geben, ganz zu schweigen von den möglichen Risiken durch einen solchen Freilandversuch. Ich habe dazu gerade erst einen sehr interessanten Vortrag in Kirchberg hören dürfen. All diese Fakten haben uns zu dieser Entscheidung bewogen und wir stehen alle nach wie vor dazu. Uns ist jedoch ebenso bewusst, um was für eine Mammutaufgabe es sich handelt.

    Ich hoffe, ich konnte Dir einen kleinen Einblick in die Beweggründe geben. Wenn Du weitere Fragen hast, lass es mich gern wissen. Sicher kann auch Johannes noch mehr dazu sagen. Ich bin hierzu gar nicht der beste Ansprechpartner.

    Beste Grüße


    Jan



    1. Vorsitzender im Bundesverband Dunkle Biene Deutschland e.V.

    http://www.bv-dunkle-biene.de/

    Eine Mitgliedschaft in unserem Verein ist ein guter Beitrag zum Erhalt unserer einheimischen Dunklen Biene. Wir wollen die imkerlichen Kräfte bündeln und Interessenten und Züchter näher zusammenbringen.

  • Alle reinrassigen Dunklen - die nicht "varroatollerante Eigenschaften" zeigen, werden von der Vermehrung (der Dunklen) ausgeschlossen!

    Und da stellt der Verband eigentlich - nach meiner bescheidenen Meinung - die Varroatolleranz über die Erhaltungszucht der Dunklen.

    Für die Erhaltung einer Bienenrasse ist auch und gerade deren Varroatoleranz evident, zumindest dann, wenn man als Mensch nicht mehr behandelnd einzugreifen gedenkt.

    Niemand hat die Absicht, das öffentliche Leben einzuschränken. Niemand hat die Absicht, eine Impfpflicht einzuführen.

  • Vielleicht habe ich mich auch nicht richtig ausgedrückt oder es wurde falsch aufgefasst.

    Ich hatte ja schon geschrieben:

    „Ich will nicht gegen den BV meckern und schon gar nicht jemand kritisieren, es ist einfach nur meine Meinung, meine Fragen.“

    Mit meinem „Abdrücken“ habe ich nicht den Verein oder Mitglieder gemeint sondern die allgemeine Praxis für eventuell zukünftige Aktionen, zur Einweiselung von sogenannten „resistenten“ KÖ’s – egal welcher Rasse.

    Das wird dann vom Gesetzgeber – wie so oft - einfach vorgegeben. Da hat der eigentliche Souverän kein Mitspracherecht.


    Nur die Biene retten funktioniert nicht – es ist ein globales Menschenproblem – eine Frage der Evolution.

    Auch vertrete ich die Meinung, dass man mit den menschlichen Zuchtmethoden kein dauerhaftes und nachhaltiges Ergebnis in dieser Frage erzielen kann. Das könnte man nur mit Hilfe der Natur erreichen. Beispiele sind ja weltweit bekannt.

    Wo sind wir denn bei unseren Zuchtbemühungen mit unseren Tierarten hingekommen?

    Wir haben manches erreicht, haben uns aber immer größere Probleme auf lange Sicht geschaffen.

    Der Mensch kann die ganzen Bestandteile (noch) nicht allumfassend überblicken.

    Bei Fukuoka kann man das auch anchlesen.

    Man kann das aber alles schriftlich oder online nicht tief genug darlegen und ausdiskutieren.


    Nun aber genug des „Geraderückens“!

    Ich stehe zum Bundesverband und der dunklen Biene!

    Ich werde aber auch in Zukunft versuchen – manchmal – meine Meinung zu sagen.

    Vielleicht dient das auch etwas zum dauerhaften Fortbestand des Verbandes.


    Alles Gute vom Rolf

  • Guten Morgen,


    bei dieser Gelegenheit möchte ich Euch folgendes Video und den Kanal nicht vorenthalten:



    LG

    Kai